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Zeit des Friedens

von Emony

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Seit drei Jahren zelebrierten sie dieses alte bajoranische Fest nun auf der Station und obgleich Kira Nerys es zu Beginn nicht sehr gemocht hatte – während der Besatzung der Cardassianer hatte niemand auf Bajor ein solches Fest zu feiern gewagt -, so allmählich gewöhnte sie sich daran.

Garak hatte zu dieser Zeit im Jahr immer alle Hände voll zu tun, denn schließlich wollte jeder Bajoraner ein ganz besonders schönes oder ausgefallenes Kostüm tragen. Kira selbst hatte bis zu diesem Jahr darauf verzichtet sich zu verkleiden und mit einer Maske das Gesicht zu verdecken, wie es Tradition war.

Dieses Jahr sollte es anders werden. Und so stand sie in Garaks Laden und sah sich um. Seine Auswahl war stattlich, aber es gab nichts, das Kira auf Anhieb so sehr gefiel, dass sie es kaufen und auch tatsächlich tragen wollte. Langsam und jedes Stück eingehend musternd, betrachtete sie die verschiedenen Modelle, die an Kleiderbügeln an Stangen hingen oder von gesichtslosen Ständern getragen wurden.

„Kann ich Ihnen behilflich sein, Major?“

Garaks Stimme erschreckte sie ein wenig, obwohl sie wusste, dass er irgendwo in der Nähe hatte sein müssen. Sie vermutete, dass er sich im hinteren Teil seines Ladens aufgehalten und gearbeitet hatte, bis er schließlich plötzlich hinter ihr stand.

Die Bajoranerin drehte sich abrupt zu dem grauhäutigen, einem Reptil ähnelnden Schneider um. Seine Rasse hatte schon seit jeher einen tief verwurzelten Hass in ihr ausgelöst, doch langsam aber sicher gewöhnte sie sich zumindest an Garak.

„In der Tat, Garak, das können Sie. Ich habe mich bereits umgesehen, aber nichts Passendes für mich gefunden, obwohl Sie ein sehr auserlesenes Sortiment an Kostümen anbieten.“ Sie bemühte sich zu lächeln und der Cardassianer erwiderte das Lächeln offen.

„Zunächst einmal vielen Dank für das Kompliment.“ Er verneigte sich leicht, während er sprach. „Möchten Sie, dass ich Ihnen ein Kleid anfertige?“

„Ich möchte Ihnen keine Umstände bereiten“, meinte Kira, als sie plötzlich ein schlechtes Gewissen bekam, ob der Tatsache, dass Garak extra etwas für sie schneidern müsste und das ausgerechnet zur Karnevalszeit, wo er ohnehin bis spät in die Nacht zu tun hatte, um alle Bajoraner an Bord der Station mit einem Kostüm auszustatten.

„Das sind keine Umstände für mich, Major Kira. Es ist mein Beruf und ich mache es wirklich gerne.“ Er machte eine kleine Pause und musterte die Bajoranerin sorgfältig. „Es ist schön, dass Sie den bajoranischen Karneval als Möglichkeit nutzen, endlich einmal etwas bei mir anfertigen zu lassen. Ich weiß, dass Sie nichts von uns Cardassianern halten. Es muss Sie sehr viel Überwindung gekostet haben mein bescheidenes Geschäft zu betreten.“

Sie lächelte verlegen und fühlte sich ertappt. Garak war ein sehr aufmerksamer Mann. „Da haben Sie nicht ganz Unrecht. Jedermann auf der Station hat Sie mir empfohlen, als ich auf der Suche nach einem speziellen Kostüm war.“ Kira holte kurz Luft und atmete sie nur Augenblicke später geräuschvoll aus. „Es war längst überfällig, dass ich mich mal hier blicken lasse.“

Abermals nickte Garak, was bei ihm meist wie eine kleine Verbeugung aussah. „Darf ich Maß nehmen?“

Kira verzog den Mund zu einer kleinen Grimasse und nickte. „Was muss ich dafür tun?“

„Nur stillstehen. Den Rest übernimmt dieses kleine aber effiziente Gerät, das Chief O’Brien mir erst kürzlich konstruiert hat.“ Er zeigte Kira den Scanner, ehe er ihn aktivierte und die Bajoranerin damit einmal umrundete. Dann nahm er noch Maß von ihrer Körper-, der Bein- und ihrer Armlänge.

Kira stand ein wenig unbehaglich in der Mitte des Ladens und starrte an einen Fleck an der Wand ihr gegenüber, den nur sie sehen konnte. Als Garak fertig war und die aufgezeichneten Daten ansah, fühlte er Kiras Blick auf sich ruhen. Sie sah verwirrt und neugierig zu gleich aus, als sich ihre Blicke trafen.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie schließlich.

„Aber sicher, alles ist bestens.“ Der Cardassianer lächelte sie freundlich an und sie schien erleichtert zu sein. „Lassen Sie mich Ihnen nun einige Stoffe zeigen, die farblich zu Ihrem Haar und dem Teint passen. Gerade erst gestern habe ich feinste Seide aus Andoria und edelstes Samt aus Betazet erhalten.“ Kira nickte nur stumm. „Wenn Sie jedoch lieber Stoff aus Bajor für Ihr Kostüm wollen, so kann ich Ihnen…“

„Samt aus Betazet hört sich gut an“, unterbrach Kira den Schneider und lächelte.

„Ein dunkles Grün oder Blau würde Ihnen sicherlich sehr gut stehen. Ich habe auch Spitze aus Denobula, die sicherlich sehr gut zu dem Samt passen würde, den ich Ihnen gleich zeige.“

„Ich verlasse mich da ganz auf Ihre Erfahrung und Ihren Geschmack, Garak.“ Sie hatte schon immer Schwierigkeit damit gehabt Kleider für sich zu replizieren. Obgleich das einfacher war, als einem Schneider seine Vorstellung zu verdeutlichen. Dem Replikator brauchte sie nur grobe Angaben zu machen und es wurden ihr sofort verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl gestellt, die sich auch leicht kombinieren ließen. Und wenn es ihr nicht gefiel, legte sie das Kleid zurück in das Gerät, recycelte es und versuchte ihr Glück erneut. Garak würde Stunden zubringen ihr ein Kleid zu nähen, aus Stoffen, die sie sich jetzt gleich ansehen und aussuchen musste. Was, wenn es ihr nicht zusagen würde?

„Vielleicht“, sagte sie, während sie Garak ins hintere Zimmer folgte, „ist es doch keine gute Idee gewesen.“

„Nicht doch, jetzt sind wir schon so weit. Sie müssen es nicht bezahlen, wenn es Ihnen nicht zusagt.“ Garak lächelte erneut, versuchte den Major aufzuheitern, doch Kira blieb unsicher. „Dies ist eine unheimlich große Chance für mich und die möchte ich ungern vertun.“

„Was denn für eine Chance?“, wollte Kira sofort wissen und blieb ruckartig stehen, den Cardassianer sorgfältig musternd.

„Nun, wie soll ich sagen? Ich habe drei Jahre darauf gewartet, dass Sie Ihren Groll gegen mich ablegen und einfach nur die Person in mir sehen, die ich bin, nicht den Cardassianer. Und dies ist meine Chance Ihnen zu zeigen, dass selbst jemand wie ich ein guter Bekannter oder vielleicht sogar ein Freund sein kann. Ich weiß, dass mein Volk dem Ihren schreckliches Leid angetan hat, aber ich denke, dass wir diese Zeiten hinter uns lassen und neu anfangen müssen. Und die Möglichkeit Ihnen etwas zu einem bajoranischen Fest zu nähen, ist meiner Ansicht nach eine sehr gute Basis für einen Neuanfang.“

Kira zögerte eine Weile, lächelte Garak dann jedoch an und sagte: „Ja, damit haben Sie völlig Recht, Garak. Es ist eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen lassen sollten. Zeigen Sie mir bitte die Stoffe.“

„Mit dem aller größten Vergnügen, meine Teuerste.“ Garak streckte den Arm zu einer Reihe von Tischen aus, auf welchen in großen Rollen die verschiedensten Stoffe lagen, praktisch darauf wartend ausgesucht und zu einem atemberaubenden Kleid verarbeitet zu werden.

Mit einer Begeisterung, die Garak so noch nie im Gesicht des Majors gesehen hatte, ließ sie sich sämtliche Stoffe zeigen, bis sie schließlich nach über einer Stunde und vielen Vorschlägen das Geschäft des Cardassianers verließ, um die letzten Vorbereitungen für den großen dreitägigen bajoranischen Karneval zu treffen, der in zwei Tagen auf DS9 stattfinden würde.

ENDE
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