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Wahre Freundschaft

von Emony

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Ich war schon lange nicht mehr so aufgeregt. Schon wirklich lange nicht mehr. Seit dem Ende des Dominionkriegs hat sich zwar einiges auf der Station geändert; Kira Nerys hat jetzt das Kommando, wir haben einen weiblichen Sicherheitschef namens Ro Laren bekommen und mein medizinischer Stab wurde inzwischen fast gänzlich ausgewechselt. Siskos Frau hat nach der Geburt ihres Babys DS9 verlassen, um in das Haus auf Bajor zu ziehen, dass Ben vor seinem Verschwinden entworfen hatte. Jake ist geblieben – vorerst. Ich spüre jedoch, dass es ihn zur Erde zurückzieht, so wie Miles und dessen Familie.

Fast ein Jahr ist vergangen, seit ich Miles zuletzt gesehen habe. Ich kann es kaum erwarten. Die Miracle, ein Schiff der Intrepid Klasse, bringt mich zur Erde. Ich hatte Glück, dass man mir einen Platz auf dem Schiff gab, das eigentlich kein Personentransportschiff ist. Ich bot als Zeichen meiner Dankbarkeit an, während der Reise auf dem Schiff Dienst zu leisten und da es – wie bei vielen anderen Sternenflotten Schiffen seit dem Krieg – auch auf der Miracle an medizinischem Personal mangelte – viele Ärzte waren an den Fronten gefallen – nahm man meinen Vorschlag dankend an. Zudem machte die Miracle keinen Umweg, sie flog ohnehin zur Erde.

Ezri wollte mich nicht begleiten. Sie fühlt sich zurzeit nicht besonders. Das Baby sollte zwar erst in drei Monaten kommen, aber sie leidet schon jetzt stark unter den typischen Veränderungen. Wasserablagerungen in den Beinen, Schmerzen im Rücken, ein überdehnter Bauch und selbst jetzt noch leidet sie unter Morgenübelkeit. Ich hab sie schon vor Wochen vom Dienst befreit, was dazu führte, dass ihre Laune täglich schlechter wurde. Sie machte mir den Vorschlag, DS9 für einige Tage zu verlassen und zu Miles und Keiko zu fliegen. Und obwohl ich ursprünglich nicht gehen wollte, bin ich nun froh darüber, dass sie mich überreden konnte.

„Dr. Bashir.“

Ich sehe von dem Terminal auf, das vor mir auf dem Schreibtisch steht und in die Augen des Captains. Er lächelt mich an.

„Captain“, erwiderte ich schlicht und erhebe mich angemessen.

„Ich wollte mich bei Ihnen für die Unterstützung bedanken. Sie sind ein ausgezeichneter Arzt und ich wünschte, Sie könnten an Bord bleiben.“ Der noch relativ junge Captain fährt sich durch das dunkelblonde Haar und setzt sich schließlich auf die Kante des Tisches. „Sie sollten es sich überlegen.“

„Das habe ich, Sir. Und Ihr Angebot ist sehr reizvoll. Jedoch habe ich eine schwangere Verlobte auf DS9 und die Station ist mein Zuhause. Ich glaube, dass ich mich niemals wieder woanders derart wohlfühlen würde. Dazu verbindet mich zu viel mit DS9.“

Langsam nickt der Captain. „Ich kann Sie gut verstehen.“ Als er wieder aufsteht, sagt er im Ausatmen: „Wir sind bald da. Sie sollten packen.“

„Das werde ich tun, danke.“

Der Captain verlässt ohne ein weiteres Wort die Krankenstation. Mein Blick bleibt noch eine Weile auf der geschlossenen Tür haften, ehe ich mich wieder hinsetze, um meinen Abschlussbericht fertig zu schreiben.

Nur eine Stunde später befinde ich mich im Hauptquartier der Sternenflotte. Genauer gesagt stehe ich im Arboretum, wo sich mir ein wahres Paradies offenbart. Unzählige blühende Blumen, in allen Farben und Schattierungen, verbreiten ihren herrlichen Duft. Bäume wiegen sich geschmeidig im sanften Wind und für einen Moment weiß ich wieder, was mir auf DS9 immer gefehlt hat, die Natur. Bis auf Anblicke wie diesen vermisse ich auf der Station nichts. Nun ja, fast nichts. Mein bester Freund wird mir immer fehlen. Selbstverständlich habe ich neue Freundschaften schließen können, aber diese sind nicht vergleichbar mit der Freundschaft, die mich mit Miles verbindet.

„Sie leistet hervorragende Arbeit, nicht wahr?“

Die Stimme erklingt von hinter mir und obwohl ich den Mann nicht sehen kann, weiß ich genau, wer mich angesprochen hat. Ein Lächeln formt meine Lippen und ich drehe mich um. Ein Vollbart verhüllt einen Teil seines Gesichts, doch ansonsten hat er sich praktisch nicht verändert. Mit wenigen Schritten schließe ich die Lücke zwischen uns und nehme ihn ohne ein Wort zu erwidern in die Arme, drücke ihn ganz fest an mich. Sofort erwidert er die Umarmung, klopft mir brüderlich auf den Rücken und sagt beinahe lautlos: „Es tut gut dich zu sehen, Jules.“

„Das geht mir genauso, alter Freund.“ Nur ungern löse ich mich von ihm, dann sehe ich ihm in die Augen. Kleine Fältchen haben sich um seine Augen gebildet, doch sie stehen ihm gut. „Geht mir genauso“, wiederhole ich und drücke ihn abermals für einige Sekunden an mich.

Als ich mich wieder von Miles löse und den Blick erneut über das kleine Paradies schweifen lasse, kommt mir seine Frage wieder in den Sinn. „Keiko leitet hier alles?“

„Ja.“ Ein kleiner Schatten huscht über Miles Gesicht. „Man hat sie gefragt, nachdem Boothby starb. Es ist eine große Verantwortung für sie, aber sie hat viel Spaß und engagiert sich sehr.“

„Das kann man sehen“, sage ich lächelnd. „Es sieht umwerfend aus.“

„Lass uns gehen. Wenn du das hier schon toll findest, solltest du mal den Garten hinter unserem Haus sehen. Keiko ist die Woche über Zuhause, da hat sie es sich natürlich nicht nehmen lassen ein opulentes Dinner vorzubereiten.“ Miles Lächeln wächst in die Breite, als er an das Essen denkt. Essen war schon seit jeher eine seiner Leidenschaften gewesen. „Und ich habe eine eigene kleine Holosuite in meinem Haus. Und rate mal…“

„Du hast das Alamo Programm?“

„Ganz genau, mein Freund. Das wird eine sagenhafte Woche.“ Mit diesen Worten zieht Miles mich etwas näher zu sich, legt mir den Arm über die Schultern und führt mich zu einem Transporter, der nicht allzu weit entfernt steht.

Wahre Freundschaft kann selbst durch eine große räumliche Trennung nicht erschüttert werden. Miles und ich sind das beste Beispiel dafür.

~fin
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