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Unerwartetes Wiedersehen

von Emony

Kapitel 1

Kapitel 1

New Earth
Stardate 54753.1


Er legte die Säge beiseite und lauschte den Geräuschen seiner Umgebung. Hatte er eben einen Ruf vernommen, oder war es nur Einbildung gewesen? Er hörte für den Moment jedoch nichts weiter als das Plätschern des nahe liegenden Flusses, das Zwitschern einiger Vögel und das gelegentliche Kreischen der Primaten, die hier auf New Earth beheimatet waren. Keine außergewöhnlichen Geräusche, nichts was er nicht schon kannte.

Chakotay wischte sich den Schweiß von der Stirn und nahm seine Arbeit wieder auf. Wenn er den neuen Tisch in zwei Tagen fertig haben wollte, dann musste er sich beeilen.

„Dad!“, erklang eine kindliche Stimme. Sie kam aus dem Wald hinter ihm und er wandte sich danach um, nicht sicher, ob er sich nicht doch wieder verhört hatte.

„Hilfe! Dad!“

Achtlos warf er die Säge beiseite und folgte den Rufen. Er rannte durch den dichten Wald, knickte dabei Äste von Sträuchern um, sprang über die frisch gefällten Baumstämme, die er einen Tag zuvor dort zu fall gebracht hatte. Immer wieder erklang die kindliche Stimme und er folgte ihr, bis er schließlich den Wald durchquert und das südwestliche Flussufer erreicht hatte.

Dort schweifte sein Blick über das satte Grün, die kleinen Felsvorsprünge und blieb schließlich an dem Jungen hängen, der am Flussufer kniete.

So schnell ihn seine Beine tragen konnte rannte er auf den Jungen zu. „Was ist passiert?“, fragte er vollkommen außer Atem. Er starrte auf Kathryn hinab, deren Kleid klamm an ihrem Körper klebte und die reglos am Ufer lag.

„Sie ist mit dem Boot gekentert und hat sich gestoßen. Ich habe es gesehen. Irgendwas aus dem Fluss, hat das Boot auf dem Wasser hin und her geschleudert.“

„Kathryn?“ Chakotay ging neben ihr in die Knie und sah den Jungen vor sich an. „Lauf schnell zum Haus und bring mir den medizinischen Tricorder. Beeil dich!“

Der Junge nickte und hastete in Richtung Wald, von wo sein Vater nur kurz zuvor gekommen war.

„Kathryn, kannst du mich hören?“ Er beugte sich dicht zu ihr hinab, sodass sein Ohr nur Millimeter von ihrem Mund entfernt war. Sie atmete nicht.

Verzweiflung stieg in ihm auf, doch er schob diese Emotion beiseite und begann mit einer Herzmassage.

„Eins, zwei, drei…“ Sie regte sich nicht. Chakotay atmete tief ein und blies die Luft aus seinen Lungen in ihre.

Wieder positionierte er seine Hände über das Sternum und presste dreimal in kurzen Abständen darauf. Es folgte ein Knacken, das den Bruch mindestens einer Rippe ankündigte und er zuckte für einen Moment zusammen.

„Kathryn!“ Seine Stimme zitterte. „Das kannst du mir nicht antun!“

Ihr plötzliches Husten ließ ihn augenblicklich mit den Widerbelebungsmaßnahmen brechen. Erleichterung machte sich in ihm breit und er versuchte angestrengt ihr ein Lächeln zu entgegnen.

„Du hast mich und Cody furchtbar erschreckt.“

Sie versuchte sich aufzurichten, als ein stechender Schmerz in der Brust sie dazu zwang liegen zu bleiben. Sie stöhnte auf und sah Chakotay verwirrt an. „Was ist passiert?“, erkundigte sie sich schwer atmend.

„Er sagt, dass du mit dem Boot gekentert bist. Wurdest du angegriffen?“

„Ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich das Gefühlt hatte mit dem Boot irgendwo gegen zu stoßen und dann wurde alles dunkel“, erklärte sie.

„Du solltest liegen bleiben. Cody ist zum Haus gelaufen, um den medizinischen Tricorder zu holen.“ Sie nickte. „Tut dir sonst noch etwas weh, außer der Rippe?“

„Mein Kopf.“

„Cody meinte, dass er sah, wie du dich am Boot gestoßen hast, bevor du über Bord gingst.“

„Das Boot“, entfuhr es ihr reumütig und abermals scheiterte ihr Versuch sich aufzurichten.

„Es ist den Fluss hinab getrieben.“

„Verdammt.“ Sie schloss die Augen und hielt sich den schmerzenden Kopf. „Es tut mir leid, Chakotay.“

„Ich werde versuchen es wieder zu finden. Vielleicht ist es irgendwo ans Ufer getrieben worden. Und wenn nicht, dann kann ich uns ein neues bauen. – Wichtig ist nur, dass dir nichts Schlimmeres geschehen ist und dass Cody dich aus dem Wasser gezogen hat.“

„Gerettet von unserem fünfjährigen Sohn. – Ist das zu fassen?“ Kathryn sah Chakotay verblüfft an.

„Er ist zweifellos ein unglaubliches Kind und ich habe dir immer gesagt, dass du seine Fähigkeiten nicht unterschätzen solltest“, entgegnete Chakotay mit einem Lächeln.

„Ich hab ihn!“, erklang erneut Codys Stimme und kurz darauf tauchte der Junge auch schon wieder aus dem Wald auf.

Ohne sein Tempo zu verlangsamen ging er zu seinem Vater und seiner Mutter hinüber und neben ihr in die Knie. Er reichte Chakotay den Tricorder. „Hier.“

„Danke.“ Chakotay führte den aktivierten Scanner über Kathryn und sah sich die gesammelten Daten an.
„Du hast eine mittelschwere Gehirnerschütterung, eine gebrochene Rippe und einen Rest Wasser in der Lunge“, sagte er an sie gewandt. Dann packte er den Scanner wieder in den Tricorder und steckte ihn in die Weste. Vorsichtig hob er Kathryn auf seine Arme und stand auf. „Im Haus kann ich dich besser versorgen, als hier. Und es wird bald dunkel.“

Sie erwiderte nichts darauf, sondern ließ sich bereitwillig von ihm nachhause tragen, als er sich in Richtung Wald aufmachte.
Cody folgte ihm schweigend und sah immer wieder im Gehen zu seiner Mutter auf. Der Schreck saß ihm immer noch in den Gliedern.
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