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Unerwartetes Wiedersehen

von Emony

Kapitel 3

Kapitel 3

New Earth
Stardate 54753.1



Die Dämmerung legte sich allmählich über das Land. Eine kühle Brise trug den Duft von süßen Blumen in das selbst gebaute Holzhaus. Der kleine Cody stand angespannt neben seiner Mutter und beobachtete sorgfältig ihr Mienenspiel, während Chakotay ihre Verletzungen behandelte.

„Tut es sehr weh?“, erkundigte sich das Kind und nahm die Hand seiner Mutter in die eigenen kleinen Hände. Sie war noch niemals verletzt gewesen und es erschreckte ihn zutiefst, sie in diesem Zustand zu sehen. Cody erinnerte sich gut daran, wie sie ihm stets die aufgeschlagenen Knie, wunden Ellbogen und einmal sogar eine gebrochenes Handgelenk verarztet hatte. Um ihn abzulenken hatte Kathryn Janeway ihrem Kind dann stets eine abenteuerliche Geschichte von der Voyager erzählt. Cody wusste nicht, dass die USS Voyager tatsächlich existierte, oder dass seine Mutter und sein Vater dort die kommandierenden Offiziere gewesen waren. Kathryn und Chakotay hatten gemeinsam beschlossen so zu tun, als seien sie schon immer hier auf dieser Welt heimisch gewesen. Der Junge sollte sich nicht nach etwas sehnen, das er nicht kannte. Ihnen genügte die schlichte Tatsache, dass sie selbst Tag für Tag an die Voyager und ihre dortigen Freunde dachten. Und immer wieder ertappten sie sich, wie sie darüber spekulierten, ob sie es zurück zur Erde geschafft hatten, oder ob sie sich noch immer im Delta Quadranten befanden.

Kathryn seufzte und drückte leicht die Hand ihres Sohnes. „Ein bisschen“, sagte sie ehrlich. Sie wollte ihr Kind nicht belügen, oder ihm das Gefühl geben, sie hielte ihn für dumm. Ihr war bewusst, dass er an ihrem Gesichtsausdruck sehr wohl sehen konnte, dass sie Schmerzen hatte.

„So ein Mist“, schimpfte Chakotay und klopfte auf das kleine Stück Technologie in seinen Händen. „Das hab ich befürchtet.“ Seufzend legte er den Tricorder beiseite.

„Es war abzusehen, Chakotay.“ Kathryn legte ihre freie Hand auf den Unterarm des Indianers. „Wir werden auch ohne ihn zurechtkommen.“

Er nickte und seufzte neuerlich. „Du hast bestimmt Recht.“ Chakotay nahm ihre Hand von seinem Arm, führte sie hinauf zu seinem Mund und platzierte liebevoll einen Kuss auf Kathryns Handrücken.

„Ist er kaputt?“, fragte der kleine Junge und sah besorgt von seiner Mutter zu seinem Vater. „Wie sollen wir Mom jetzt heilen?“

„Die Energiezelle des Tricorders ist aufgebraucht, Cody“, erklärte Chakotay. „Und das war unsere letzte Reservezelle.“

„Das ist nicht weiter schlimm, Liebling“, schloss sich auch Kathryn an. „Menschen sind nicht zwangsläufig auf Technologie angewiesen, um zu überleben. Wir sind nur von ihr verwöhnt. Es geht auch ohne sie.“ Die ehemalige Kommandantin der Voyager lächelte gezwungen, doch der Junge erwiderte das Lächeln voller Zuversicht.

Kathryn erinnerte sich nur allzu gut an ihre ersten Tage und Wochen hier auf New Earth. Daran, wie Chakotay von vornherein bemüht war ohne die Technologie der Voyager seinen Platz in dieser fremden Welt zu finden. Daran, wie sie selbst lange Zeit gebraucht hatte, um sich von der Technologie zu lösen, die solange sie denken konnte Teil ihres Lebens war. Zu Beginn hatte sie es sich absolut nicht vorstellen können, dass sie einmal ohne all die nützlichen Gerätschaften klarkommen würde, doch sie hatten es geschafft. Stück für Stück hatten die Instrumente den Dienst versagt. Und schließlich hatten sie sich darauf geeinigt sämtliche Energiezellen für den medizinischen Tricorder aufzusparen, damit dieser so lange wie möglich benutzt werden konnte. Immerhin hatte keiner von ihnen eine medizinische Ausbildung und hier gab es reichliche Möglichkeiten sich zu verletzen. Und es gab auch auf dieser Welt Lebewesen, die einem Menschen durchaus gefährlich werden konnten.

Chakotay wusste, dass Kathryn es nicht wirklich auf die leichte Schulter nahm, dass nun auch das letzte bisschen Technik den Dienst eingestellt hatte. Sie bemühte sich zwar optimistisch zu sein, schon allein um den Jungen nicht zu beunruhigen, doch insgeheim machte sie sich Sorgen. Weniger deshalb, weil sie selbst zurzeit auf den medizinischen Tricorder angewiesen war, sondern wegen der Möglichkeit, dass Cody ihn irgendwann wieder einmal benötigen würde, wie schon so oft. Kathryn machte sich ständig Sorgen um ihren gemeinsamen Sohn. Und er konnte das nur viel zu gut nachvollziehen. Immerhin waren sie hier auf einer Welt gestrandet von der sie nicht weg konnten. Auf einer Welt, auf der außer ihnen keine Humanoiden lebten. Sie würden hier alt werden und eines Tages sterben. Und irgendwann war Cody dann vollkommen allein auf diesem Planeten.

„Wie geht es mit der Atmung?“, fragte Chakotay, als er die letzten Kratzer desinfiziert und versorgt hatte.

„Es geht schon.“ Wenn Kathryn sagte, dass es ginge, ging es eigentlich nicht besonders. Er kannte sie inzwischen lange genug, um das beurteilen zu können. „In ein paar Tagen bin ich bestimmt wieder auf den Beinen.“ Sie versuchte ehrlich zu lächeln, was ihr nur mäßig gelang.

„Ich werde dir ein paar der Junasbeeren pflücken, Mom“, sagte Cody und nahm sich ein kleines Behältnis aus der Küchenzeile. „Vielleicht fühlst du dich dann besser.“ Cody drückte seiner Mutter ein Küsschen auf die Wange und verschwand eilig.

„Bleib nicht zu lange fort, es wird bald dunkel sein!“, rief Chakotay hinterher und der Junge hob winkend die Hand, zum Zeichen, dass er bescheid wusste. Natürlich wusste er bescheid, er lebte schließlich schon immer hier auf New Earth. Und er kannte sich bestens aus. Im Augenblick reichte es Chakotay jedoch sich um Kathryn zu sorgen. Dass Cody ebenfalls etwas zustieß fehlte ihm gerade noch.

„Du solltest dich allmählich um das Abendessen kümmern“, meinte Kathryn und versuchte Chakotays Gedanken abzulenken. Und auch ein wenig ihre eigenen. Sie war stets besorgt, wenn Cody allein unterwegs war.

„Aye Captain“, erwiderte der Indianer. So sprach er sie nur noch sehr selten an und vor allem immer nur dann, wenn Cody gerade nicht in Hörweite war. Für ihn war die Voyager nur eine Legende und so sollte es auch bleiben.


USS Voyager
Stardate 54710.95

Jadzia Dax fand sich schließlich in der Krankenstation des Intrepid Klasse Schiffes wieder. Sie hatte eine größere Krankenstation erwartet, doch ließ sie sich nichts anmerken. Vorsichtig betrat sie die leeren Räumlichkeiten. Offenbar war die Crew bei bester Gesundheit. Als sie einige Schritte getan hatte und sich die automatische Tür hinter ihr schloss, fiel ihr Blick ins Büro des leitenden Mediziners.

Der Doktor saß hinter seinem Tisch, während neben ihm eine Assistentin stand, die offenbar etwas erklärt bekam. Dax konnte nicht hören, um was es ging und da sie nicht stören wollte, war sie bereits im Begriff sich umzudrehen und zu gehen, als die Assistentin sie bemerkte.

„Guten Tag“, grüßte Kes den Neuankömmling. „Sie müssen einer der Wissenschaftler sein, die uns auf unserer Reise begleiten?“

Der Doktor erhob sich, als Kes zu Dax hinüberging und folgte seiner Assistentin. „Sie fühlen sich doch nicht unwohl?“, fragte der holografische Arzt und Dax schüttelte lächelnd den Kopf.

„Mir geht es bestens“, sagte sie. Dann sah sie zu Kes hinüber und bemerkte die Ohren, die so ganz anders aussahen, als alle, die ihr bekannt waren. „Ja, ich bin einer der Wissenschaftler. Jadzia Dax ist mein Name.“

„Sie sind der Erste Offizier“, stellte Kes ehrfürchtig fest.

„Nur vorübergehend, bis wir Kathryn Janeway und Chakotay wieder an Bord haben“, meinte Dax und legte die Hände hinter den Rücken. „Eine schöne Krankenstation haben Sie hier.“

„Sie ist viel kleiner als die auf der DS9 Station“, bemerkte der Doktor und Dax nickte. „Doch uns reicht sie, nicht wahr, Kes?“

Die Ocampa nickte zufrieden. Sie hatte während ihrer Reise zurück in den Alpha-Quadranten das Medizin Studium beendet und schließlich auf der Akademie in San Fransisco ihre Prüfung abgelegt, um offiziell ein Mitglied der Sternenflotte zu werden. Mit Stolz trug sie inzwischen den Rang eines Ensigns und führte gemeinsam mit dem Holodoc die Krankenstation der Voyager.

„Verzeihen Sie meine Frage, Ensign, welcher Spezies gehören Sie an?“

Kes lächelte. „Den Ocampa. Mein Ursprung liegt im Delta-Quadranten.“

„Sie müssen Ihre Heimatwelt sehr vermissen. Bestimmt waren Sie seit Sie an Bord kamen nicht mehr dort.“

„Ja, ich vermisse mein Zuhause. Doch vermutlich leben meine Eltern ohnehin nicht mehr.“ Dax sah die Ocampa mit ehrlichem Interesse an. „Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen gerne etwas über mein Volk. Wie wäre es mit einem Kaffee?“

„Wenn wir uns auf einen Raktajino einigen“, erwiderte Dax, „würde ich mich sehr freuen.“

Nickend wandte sich Kes an den Doktor. „Ist es in Ordnung, wenn ich in einer halben Stunde zurückkomme?“

„Selbstverständlich. Es ist im Moment ohnehin nichts los.“ Der Doktor ließ symbolisch den Blick über die leere Krankenstation schweifen. „Computer, MHN deaktivieren.“ Und damit verschwand der leitende Mediziner in der Datenbank der Voyager.

„Unglaublich!“, staunte Dax. „Ich hatte angenommen, dass man ihn inzwischen ersetzt hätte.“

„Das wollte die Sternenflotte auch, aber wir haben uns für ihn eingesetzt. Er ist überholt worden, die Datenbank wurde aktualisiert und wir durften ihn unter der Bedingung behalten, dass er nicht mehr als sechs Stunden am Tag aktiviert ist.“ Kes deutete zur Tür. „Nach Ihnen, Commander.“
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