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Den Tod vor Augen

von Emony

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Der unsanfte und plötzliche Stopp des Turbolifts führte dazu, dass T’Pol das Gleichgewicht verlor und in Tuckers Arme taumelte. Er fing sie auf und hielt sie einen Augenblick fest, bevor sie sich von ihm löste und ihn mit erhobener Braue ansah.

„Es sieht so aus, als hätte der Lift einen Defekt, Commander“, stellte sie nüchtern fest.

„Offensichtlich.“ Trip betätigte die interne Kommunikation. „Tucker an Brücke.“

Nichts geschah. Alles was die Beiden zu hören bekamen war das statische Rauschen, der ebenfalls defekten internen Kommunikation.

„Dann wollen wir mal hoffen, dass wir hier bald entdeckt und rausgeholt werden“, meinte Trip mit einen schwachen Lächeln. Von hier drinnen blieb ihm jede Möglichkeit verwehrt den Defekt selbst zu reparieren.

Er wusste, dass T’Pol ebenso gut einschätzen konnte, wie er selbst, wie lange der Sauerstoff in diesem Turbolift noch ausreichen würde. Anscheinend war eine ganze Menge auf dem Schiff nicht mehr so wie es sein sollte.

„Für einen Menschen ist Ihnen recht schnell aufgefallen, dass offensichtlich auch die Lebenserhaltung ausgefallen ist.“

T’Pol stand vor Tucker und betätigte jede der Tasten, der Liftkonsole, in der Annahme, dass er eventuell den falschen betätigt hatte. Doch dem schien nicht so. Der Lift bewegte sich immer noch nicht.

„Wir werden hier drin keine Stunde überleben, wenn die anderen den Defekt nicht bald finden und beheben“, sagte Tucker nachdenklich und sah einen Moment zur Decke des Lifts hinauf und dann wieder in die Augen der Vulkanierin. „Dass ich jemals so in der Klemme stecken würde hätte ich nie gedacht.“

„Und ich habe niemals einen Gedanken daran verschwendet, dass das Letzte was ich vermutlich zu Gesicht bekomme, bevor ich sterbe, Sie sein werden“, entgegnete sie knapp, jedoch vollkommen gelassen.

„Geraten Sie wirklich niemals in Panik?“

„Nein.“ T’Pol sah Tucker ruhig an. „Sind Sie in Panik?“, erkundigte sie sich.

„Nein, ich doch nicht.“ Erneut hob die Vulkanierin eine Braue und musterte Trip eingehend. „Na ja, vielleicht etwas…“, gab er kleinlaut zu.

Was taten Menschen wohl, wenn sie glaubten sterben zu müssen? Wie drückte sich Panik bei Commander Tucker aus?, fragte sich die noch junge Vulkanierin.

„Sie hätten die Enterprise verlassen sollen, als Sie noch die Möglichkeit hatten. Jetzt werden wir hier sterben und…“

„Beruhigen Sie sich, Commander Tucker. Noch reicht der Sauerstoff für etwa eine halbe Stunde. Die Ingenieure sind kompetent, sie werden den Defekt bald repariert und uns hier herausgeholt haben“, versuchte T’Pol ihren Kollegen zu beruhigen.

„Wie schaffen Sie es nur in absolut jeder Lage so – cool zu bleiben?“

„Jahrelanges Training war dafür erforderlich. Und tägliche Meditation hilft mir dabei meine…“ Sie brach ihre kleine Erzählung ab, als sie bemerkte, dass sich kleine Schweißperlen auf Tuckers Stirn bildeten.

Er schluckte. „Zum ersten Mal beneide ich Sie dafür, dass Sie Ihre Gefühle unter Verschluss halten können.“

„Möchten Sie, dass ich es Ihnen beibringe?“, fragte T’Pol.

Trip zuckte mit den Schultern. „Jetzt ist es wohl zu spät, schätze ich.“

Sie schüttelte leicht den Kopf und trat noch näher an ihr Gegenüber heran. Dann platzierte sie ihre Daumen auf seinen Wangen und die übrigen Finger auf seiner Stirnpartie.

„Was haben Sie vor?“, fragte Tucker leicht nervös.

„Es wird nicht weh tun, Commander“, sagte sie leise. „Versuchen Sie sich zu entspannen und lauschen Sie meinen Worten.“

Commander Tucker nickte und schloss seine Augen, als auch T’Pol dies tat.

„Dein Geist zu meinem Geist. Meine Gedanken zu deinen Gedanken.“

Sie wiederholte die beiden Sätze mit monotoner Stimme und kontinuierlich, bis Tucker plötzlich das Gefühl bekam, als befände er sich nicht mehr in seinem eigenen Körper.

Eine Frage nahm Form an, er sprach sie jedoch nicht aus.

*Was zum Teufel…?*

*Das ist eine vulkanische Gedankenverschmelzung, Commander. Ich kann Ihre Gedanken sehen und Sie meine. Wir fühlen das Selbe… - Spüren Sie meine Ruhe?*

*Ja*, antwortete Tucker in Gedanken. *Das ist unglaublich… - kann ich das auch lernen?*

*Dazu bräuchten Sie Jahre.*

Sie beide begannen zu schwitzen, als der Sauerstoff immer weiter abnahm und ihnen das Atmen allmählich immer schwerer fiel.

*Gibt es etwas, dass Sie schon immer tun wollten, bevor Sie sterben?*, fragte Tucker nach einer Weile.

*Vulkanier denken nicht an den Tod, und was Sie davor unbedingt noch tun wollten.* Selbst ihre Gedanken waren so ruhig, wie ihre Stimme das für gewöhnlich war. *Was ist mit Ihnen? Hatten Sie schon mal solche Gedanken?*

Trip öffnete die Augen. Über T’Pols Lippen hatte sich ein hauchdünner Schweißfilm gebildet und er konnte nicht anders, als sie anzustarren. Da gab es tatsächlich etwas, das er gerne getan hätte.

Sie öffnete ebenfalls die Augen, als sie sich dessen gewahr wurde, dass Tucker die Verschmelzung auflöste.

Diesmal war er es, der ihr Gesicht in seine Hände nahm. Entschlossen, jedoch behutsam zog er sie etwas näher zu sich und beugte sich zu ihr hinab. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, die sein Handeln nach sich ziehen könnten, berührte er ihre Lippen mit seinen.

Ihre Lippen fühlten sich warm und geschmeidig an. Es überraschte ihn etwas, dass sie ihn nicht sofort von sich stieß. Wenn man bedachte, dass sie ihn für ein stinkendes, unterentwickeltes Wesen hielt, dann war der Kuss wirklich außergewöhnlich lang.

Kurz lösten sich ihre Lippen und fanden Sekundenbruchteile danach wieder zueinander. Diesmal jedoch war es T’Pol, die ihn küsste und Trip erwiderte es. Ein schier unmenschliches Verlangen machte sich in ihm breit und er wollte wissen, wie sie schmeckt.

Trip öffnete seine Lippen und leckte ihre zögerlich, bis auch sie auf das Spiel einging.

Sie vergaßen völlig in welcher Situation sie sich befanden und vergessen war auch die Angst vorm Sterben. Jedenfalls solange, bis ihnen das Atmen kaum noch möglich schien.

Tucker löste sich aus dem letzten leidenschaftlichen Kuss und sah die Vulkanierin vor sich eingehend an. Doch so sehr er sich auch bemühte, ihr Bild verschwamm zusehends mehr vor seinen Augen.

„Trip?“, sprach sie ihn an und rüttelte seine Schultern unsanft. „Du musst wach bleiben, hörst du!“

Er nickte, schloss aber dennoch die Augen und ließ sich auf den Boden des Turbolifts sinken.

„Mir ist… schwarz vor Augen und… schwindelig. Ich kann nicht mehr… atmen.“ Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern und Schweiß rann ihm von der Stirn. „Du musst… mich für ein… Stinktier halten, hm?“

„Wir sollten ab jetzt nicht mehr reden“, entgegnete sie angestrengt. „Dann hält der Sauerstoff noch ein wenig länger.“

Trip nickte und T’Pol setzte sich zu ihm auf den Boden. Er nahm sie in die Arme, wollte, dass sie wusste, in diesem jähen Augenblick nicht allein zu sein und sie nahm diese Geste auf ihre Weise dankbar an.

=/\=

Dunkelheit.

Nichts.

Schwerelosigkeit.

Schwärze.

Stimmen, leise Stimmen.

Weit entfernt, aber näher kommend.

Wie geht es ihnen?

Besser, ich konnte sie stabilisieren.

Werden sie sich erholen?

Ja. Es kam zu keinen Hirnschäden. Sie werden wieder vollständig genesen.


ENDE
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