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Zwei Seelen wohnen auch in meiner Brust

von SusanQ

Kapitel 2

Kapitel 1

Einen Vrekasht hatte er ihn genannt, sein eigener Vater hatte ihn zu einem Ausgestoßenen, einem Außenseiter erklärt. Als ob das etwas neues für den jungen Halbvulkanier-Halbmenschen gewesen wäre. Als ob er jemals irgendwo dazugehört hätte. Nur seine Familie, sein Vater und seine Mutter, da konnte er sich immer sicher sein, bis jetzt.

Wenn er darüber nachdachte – und er hatte viel Zeit über alles nachzudenken, denn die Lehrveranstaltungen an der Akademie forderten seinen Intellekt nicht wirklich und außerhalb des Unterrichts sprach niemand mit ihm – tat es weh, noch mehr als damals in der Schule auf Vulkan, als ihn seine Mitschüler ständig hänselten. Das waren Kinder, sie wußten es nicht besser und seine Mutter war da um seine Tränen zu trocknen, bevor sein Vater sie sah. Doch jetzt waren es Studenten, Kadetten der Sternenflotte, die ihn mieden *wie der Teufel das Weihwasser*. Spock war sich der Ironie, die dieser menschlichen Redewendung immanent war, durchaus bewußt.

Er würde seine mentale Selbstbeherrschung weiter trainieren und verstärken müssen. Irgendwann würde er das Kohlinar ablegen und dann, wenn all seine Emotionen aus seinem Geist verbannt worden waren, dann könnte er diese offene Ablehnung vielleicht ertragen und mit den Menschen zusammenarbeiten als habe er nie einen ihrer verächtlichen Kommentare gehört.

Plötzlich dachte er an einen Rat seiner Mutter: *Nimm nicht alles was die Menschen tun oder sagen zu ernst*. Er hatte ihr sein Wort gegeben diesen Rat zu beherzigen, aber das war leichter gesagt als getan, wenn man alles hörte, was diese Menschen oder zumindest einige der Kadetten über ihn sagten.

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Spock saß wie immer alleine an einem Tisch in der Messe der Akademie und fragte sich, ob sich die anderen Kadetten aus seinem Jahrgang absichtlich an einen Tisch in seiner Nähe setzten, damit er sie hören konnte, aber andererseits, vermutlich wußten sie gar nicht, daß er jedes ihrer Worte verstand.

„Kuckt mal, da drüben sitzt wieder die Falafelfraktion.“ Der Kadett, der sich anscheinend zum Wortführer der Gruppe gemausert hatte, deutete mit der Gabel an der ein Stück synthetisiertes Steak hing in Richtung Spock. „Wie kann man sich nur ausschließlich von Pflanzen ernähren. Ohne Tierische Proteine muß dem doch was fehlen…“ Er deutete mit dem Kopf ein spastisches Zucken nach rechts an und die meisten seiner Begleiter lachten, manche herzhaft, manche etwas zurückhaltender.

*Offenbar ist ihm nicht klar, daß dieses Steak auf seinem Teller ausschließlich aus pflanzlichen Komponenten synthetisiert wurde – vorzugsweise Soja und Weizen*, dachte Spock, sah sich aber nicht dazu veranlaßt ihn auf seinen Fehler hinzuweisen. Immerhin hätten sie ihn beschuldigen können gelauscht zu haben, was er natürlich nicht nötig hatte. Für sein Empfinden sprachen sie laut und deutlich, sogar etwas zu laut und deutlich, die etwas dichtere Atmosphäre der Erde leitete den Schall weitaus besser als die Vulkans.

„Du bist ja bescheuert, Vincent! Dein Steak hat eine Kuh noch nicht mal von weitem gesehen und sämtliche tierische Proteine in deiner Nahrung sind synthetisch. Und das weißt du auch. Die Menschheit ist im Durchschnitt nicht mehr so barbarisch wie du.“

„Ach, Leila, du sympathisierst wohl mit diesem Mephistoverschnitt, was?“, wollte Vincent nun wissen, der eigentlich schon in der ersten Woche ein Auge auf die attraktive Blondine geworfen hatte, die sich jedoch von seinen primitiven Anmachen nicht hatte beeindrucken lassen.

„Lieber sympathisiere ich mit ihm, als mit solchen Idioten wie euch rumzuhängen oder gar meine spärliche Freizeit zu teilen. Wir sind hier, um uns auf unsere Aufgaben in der Sternenflotte vorzubereiten und dort wollen wir eintreten um neues Leben zu entdecken und zu erforschen und dort sitzt es!“ Sie deutete auf Spock und fuhr fort: „Wenn ihr noch nicht einmal genügend Toleranz aufbringt um euch mit Individuen einer Rasse anzufreunden die Mitglied in der Förderation ist, wie soll es dann erst werden, wenn ihr wirklich auf unbekannte intelligente Wesen stoßt?“

Leila stand auf, nahm ihr Tablett und ging an den Tisch des jungen Vulkaniers.

„Entschuldige bitte! Ist hier noch Platz?“, wurde Spock von ihr seiner Ansicht nach völlig überflüssigerweise gefragt. Er war noch etwas überrascht, daß sie sich an seinen Tisch setzten wollte, so daß er gar nicht daran dachte sie auf dieses unlogische Verhalten hinzuweisen sondern nur entgegnete: „Selbstverständlich.“

Sie setzte sich ihm gegenüber und streckte ihm über den Tisch und ihre beiden Tabletts hinweg die Hand mit den Worten „Hi, mein Name ist Leila Kalomi“ entgegen.

Spock starrte die dargebotene Hand an und entgegnete zögernd: „Das ist mir bekannt. – Leider muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß es in meiner Kultur nicht üblich ist sich zur Begrüßung die Hand zu reichen. Bitte haben Sie Verständnis für meine Traditionen, sie sind begründet.“

Die Kadetten einige Tische weiter konnten ihr Gespräch nicht verfolgen und sahen nur, daß Spock die ihm dargebotene Hand zu ignorieren schien, woraufhin Vincent meinte: „Gott ist der arrogant!“

Leila lächelte verlegen und sagte: „Oh ja, selbstverständlich“, wobei sie ihre Hand zurückzog, mit der linken gegen die Finger ihrer rechten Hand kämpfte und einen leicht verkrampft wirkenden vulkanischen Gruß fabrizierte.

Spock hob mit einem leicht angedeuteten Nicken seine rechte Hand zum vulkanischen Gruß und sagte die traditionelle Begrüßungsformel: „Frieden und langes Leben“, woraufhin Leila kurz nickte und weiter aß.

Zwischen zwei Bissen fragte sie: „Dir war mein Name bekannt?“

Der Vulkanier war erstaunt, daß sie seine ersten Worte noch nicht vergessen und ihren Bezug erkannt hatte. Offenbar nahm sie weitaus konzentrierter an einem Gespräch teil, als die meisten ihrer Artgenossen. Nun antwortete er auf ihre Frage: „Ja.“

„Woher?“, wollte sie nun wissen.

„Wir besuchen die selbe Vorlesung in Xenobiologie.“

„Ach ja, stimmt. Das ist übrigens mein Hauptfach. Deines auch?“

Spock bemerkte, daß sie weiter fortfuhr ihn zu duzen, obwohl er nicht darauf eingegangen war. Offensichtlich wäre es auch unlogisch es nicht zu tun, schließlich waren sie im selben Alter und studierten zusammen. „Nein. – Beschränkt sich dein Interesse an mir auf den Aspekt, daß ich eine außerirdische Lebensform bin?“

Die junge Frau schien einen Augenblick lang zu überlegen und entgegnete dann schelmisch lächelnd: „Das weiß ich noch nicht.“

Die rechte Augenbraue Spocks wanderte etwas in die Höhe und als er die Doppeldeutigkeit in ihrer Antwort erkannte, erreichte die Braue den Pony und ein leichter Grünschimmer wanderte über seine Wangen, was Leila zu einem Lachen veranlaßte, welches Vincent und die anderen als einzigen Gesprächsfetzen mitbekamen.

„Flirtet die etwa mit dem?“, fragte er entgeistert mehr sich selbst als die anderen und fügte dem noch etwas leiser und verbitterter hinzu: „Und mich hat sie eiskalt abblitzen lassen.“

„Vielleicht hat er sie ja telepatisch beeinflußt“, meinte David, einer von Vincents Anhängern.

„Red’ nich’ so’n Schwachsinn!“, sagte Michael energisch, schnappte sein Tablett und verließ die Messe.

„Dem werd’ ich’s noch zeigen, diesem Außenweltler!“, sagte Vincent verbittert. „Hier her kommen und so tun als wär’ er was besseres als wir.“
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