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Waiting for T'Pol

von SusanQ

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Während T’Pol so da saß, angespannt in ihrer Meditationshaltung, die schlanken Finger ihre schmalen Hände elegant zum Symbol des zentralen Prinzips ihrer Philosophie geformt, UMUK – unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination, starrte sie, vergebens nach ihrem inneren Fokus suchend, in die Kerzenflamme vor ihr.

Ohne die, für die Meditation unabdingbare Konzentration, zogen unwillkürlich seltsame Assoziationen durch ihren all zu wachen Geist. Plötzlich fühlte sie sich so einzigartig wie diese winzige Flamme auf diesem Raumschiff, das einzige offene Feuer an Bord der Enterprise – wärmespendend und dabei doch zerstörerisch; sie, der einzige Vulkanier an Bord – selbst vorangetrieben von ihrem Forscherdrang und zugleich dienstbeflissen die Menschen in deren Bestreben hemmend.

Captain Archer hatte es jedem einzelnen freigestellt, sich für oder gegen eine Teilnahme an dieser wenig erfolgversprechenden Mission zu entscheiden. Bisher hatten sich fast ausnahmslos alle Menschen und auch Phlox bereits entschieden an Bord zu bleiben.

Wie hielten es die Menschen nur aus ständig solche Entscheidungen zu treffen. Sie selbst sah sich erst zum zweiten Mal in ihrem Leben dem gegenüber. Sonst war es nie ihre eigene Wahl gewesen. Sie hatte sich immer dem unerbittlichen Gesetz der Logik gebeugt, auch gegen ihren eigenen Willen – das Wohl vieler wiegt schwerer, als das Wohl weniger, oder eines einzelnen, so lehrte es Surak schon vor Jahrtausenden.

Nun erschien es T’Pol, als läge das Wohl einer ganzen Zivilisation, das Wohl oder Wehe der Menschheit, auf ihren schmalen Schultern.

Was hatte sie schon groß zu verlieren? – Ihre Heirat mit Kosz war auf unbestimmte Zeit verschoben worden, falls er sie überhaupt noch wollte, nach all ihren Eskapaden. Ihre Laufbahn im diplomatischen Korps, war ohnehin durch die Mission der Enterprise unterbrochen worden und nach ihrem Aufenthalt an Bord erschien ihr ein ruhiger Posten in einer Botschaft nicht mehr ganz so erstrebenswert.

Archer würde ihre wissenschaftliche Kompetenz zweifelsohne mehr als zu schätzen wissen und sie selbst war der Überzeugung, daß er auch ihren umsichtigen Einfluß und ihre distanzierte Betrachtungsweise nötig haben würde, denn all zu oft handelte er noch impulsiv und emotional. Sie hatte sich vorgenommen ihn vor sich selbst zu beschützen, damit er nicht überstürzt handelte, was er bei dem Versuch seinen Heimatplaneten zu retten keinesfalls durfte. War es demnach nicht unumgänglich, daß sie Archer gerade in dieser Situation hilfreich zur Seite stand?

Nein, nicht Archer! – Der Menschheit.

Es ging um das Wohl vieler, nicht das Wohl eines einzelnen, sonst wäre der Entschluß nicht logisch, sondern emotional und das hätte sie sich nicht eingestehen können – noch nicht.

Archer starrte fassungslos aus dem Fenster seines Bereitschaftsraumes auf die Erde. Sogar aus dieser Höhe konnte man die häßliche Narbe, welche die Waffe hinterlassen hatte, sehen. – Vier Millionen Menschenleben, ausgelöscht in einem einzigen Moment.

Trip war gerade irgendwo dort unten. Er hatte seine Schwester verloren und seit er um diesen Verlust wußte anscheinend auch irgendwie sich selbst. – Sein bester Freund war ein anderer geworden.

Eigentlich hätte Archer bereits vor einer guten Stunde mit einem Shuttle zum Starfleet Headquarter fliegen müssen, um die endgültige Besatzungsliste abzuliefern und Major Hays und seine MACOS zu inspizieren, doch er wartete noch auf die letzte Entscheidung eines seiner Crewmitglieder. – T’Pol hatte sich noch nicht gemeldet.

Ob sie bleiben würde? Oder entschied sie sich womöglich gegen ihn?

Nein, gegen eine Teilnahme an dieser Mission, der Mission die Erde vor der totalen Zerstörung und somit die Menschheit vor ihrer Vernichtung zu retten.

Für einen kurzen Moment hatte Archer mit dem Gedanken gespielt, sie daraufhin anzusprechen, sie zu beeinflussen, doch dann wurde ihm klar, daß er ihr das Privileg, welches er jedem anderen Crewmitglied uneingeschränkt zugestanden hatte, nämlich diese schwere persönliche Entscheidung eigenständig zu treffen, nicht absprechen durfte.

Sie war sicherlich eine Bereicherung, besonders hinsichtlich ihres umfangreichen Wissens und ihrer hohen Moral und Ethik. Doch mußte er sich eingestehen, daß er ihre Autorität auf wissenschaftlichem Gebiet und ihre anregenden Streitgespräche vermissen würde, daß er sie vermissen würde.

Nein, diese Gedanken drifteten eindeutig in die völlig falsche Richtung. Er mußte sich wieder darüber klar werden, daß er sie nicht dabei haben wollte, damit er sie in seiner Nähe wußte, sondern damit ihre Chancen die Erde zu retten stiegen. Selbstverständlich war letzteres der weitaus wichtigere Aspekt, doch kam er nicht umhin zuzugeben, daß er es genießen würde, sie wieder an Bord zu haben, trotz der bedrückenden Stimmung, die über allem und jedem zu schweben schien wie das Schwert des Damokles.

Zum wiederholten Male blickte er ungeduldig auf das Chronometer und wußte, daß Admiral Foster sich sicherlich bald wieder melden würde, um sich nach seiner Ankunft zu erkundigen.

Offensichtlich war Archer’s Warten auf T’Pol vergebens gewesen. Höchstwahrscheinlich hatte sie sich dagegen entschieden und würde die Enterprise umgehend verlassen. Ein undefinierbarer stumpfer Schmerz durchzog seinen Geist und seinen Körper bei dieser Erkenntnis.

Er schüttelte leicht abwesend den Kopf und dachte darüber nach, daß sie ohnehin schon viel länger hier geblieben war und ihn unterstützt hatte, als es ursprünglich geplant gewesen war und verließ betrübt seinen Bereitschaftsraum Richtung Shuttlehangar.

Archer nahm den Turbolift um auf Deck E zu kommen, wo sich der Hangar befand und war nicht wenig überacht, als die Kabine nach kurzer Fahrt auf besagtem Deck hielt und T’Pol direkt vor ihm stand. Scheinbar wollte sie mit dem Lift gerade nach oben fahren, um ihm ihre Entscheidung mitzuteilen.

Der Captain verließ den Turbolift und deutete fragend Richtung Hangar, als wolle er sie zu einer Tür hinausgeleiten. T’Pol schüttelte fast unmerklich den Kopf und Archer’s erwartungsvoller Blick bohrte sich nahezu in ihre Augen. Er schein zu fragen *Du bleibst?*

Sie senkte zustimmend leicht ihr Haupt und dabei auch kurz die Augenlieder.

Er nickte bestätigend zurück und lächelte sie stumm an.

T’Pol hob entschieden und stolz ihren Kopf, machte auf dem Absatz kehrt und begab sich wieder in ihr Quartier.

Archer sah ihr versonnen hinterher.
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