TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

The Song of Wandering Angus

von SusanQ

1/1

Es war schon spät, fast zehn Uhr abends, um genau zu sein, eine Uhrzeit, zu der jeder andere fünfjährige längst hätte schlafen müssen, doch der kleine Jon konnte noch immer nicht einschlafen.

Er war aufgeregt von all den Eindrücken, die er heute gesammelt hatte, denn sein Vater hatte ihn endlich, wie schon so lange versprochen, mit zu seiner Arbeit genommen, dem Forschungszentrum des NX-Programmes, wo ein Raumschiff erfunden werden sollte – zumindest glaubte Jon das so richtig verstanden zu haben.

Sein Vater hatte ihn einer Menge alter Männer vorgestellt mit Namen wir Cochran und Tesaki, aber die sagten ihm alle nichts, viel beeindruckender fand er all die Computer und Diagramme auf den vielen Bildschirmen.

Die ganze Zeit über hatte er sich an der Hand seines Vaters festgehalten, denn dort fühlte er sich sicher. Nur einmal hatte er sich losgerissen und war zu einem Modell des geplanten Schiffes gelaufen. Mühsam entzifferte er die Buchstabenfolge – ENTERPRISE. Sie war wunderschön.

„Darf ich es haben“, hatte Jon seinen Vater gefragt, nicht ahnend, das nicht nur dieses Modell eines Tages *sein* Schiff sein würde.

„Nein, Jonny, das Modell war sehr teuer und wir brauchen es noch für verschiedene Strömungstests, denn es soll später auch in die flüssige Atmosphäre von Gasriesen fliegen können.“

Strömungstests, flüssige Atmosphäre, Gasriesen – Jon verstand kaum die Hälfte von dem, was sein Vater ihm erzählte, dennoch hörte er aufmerksam zu. Er wollte sich so viel wie möglich davon merken. Das klang alles so faszinierend.

Jetzt lag er, immer noch völlig aufgekratzt in seinem Bett und starrte das Mobile des Planetensystems an der Decke an. Er hatte es mit seiner Mutter zusammen gebastelt und dabei die Namen aller Planeten auswendig gelernt – Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto.

Der Vollmond schien herein und erleuchtete das Mobile zaghaft mit seinem kalten weißen Licht.

Einer der Wissenschaftler hatte Jon den Computerausdruck eines kleinen bunten Diagramms geschenkt. Er hatte es Herzsprung-Rusty genannt, oder so ähnlich, und ihm lächelnd etwas über die Farbe und Temperatur von Sternen und deren Leuchtkraftklassen erzählt, während Henry Archer mit Cochran sprach.

„Du kannst Dir die Abfolge der Spektraltypen ganz einfach mit einem Merksatz einprägen“, hatte der Wissenschaftler ihm gesagt. „Oh Be A Fine Girl, Kiss Me.“ Dabei hatte der junge Mann eine hübsche Frau in einem weißen Laborkittel angesehen und verschmitzt angelächelt.

Sie grinste zurück und erwiderte: „Offenbar Benutzen Astronomen Furchtbar Gern Komische Merksätze.“ Dann ging sie mit dem Ordner voller Unterlagen, den sie gerade Cochran abgenommen hatte wieder in eines der Büros.

Jon hatte gelacht, obwohl ihm noch nicht aufgefallen war, daß auch die Anfangsbuchstaben dieses Satzes die Abfolge der Spektraltypen wiedergaben.

Nun krabbelte er vorsichtig aus seinem Bett und holte das Diagramm hervor, um es sich noch einmal genauer anzusehen. Allerdings mußte er dazu dann doch das Licht seiner Nachtischlampe anmachen.

Es dauerte nicht lange und seine Mutter betrat leise das Zimmer und sagte in einem flüsternden, aber dennoch strengen Ton: „Jonny, es ist spät. Mach das Licht aus und schlaf endlich.“

„Ich kann nicht Mom.“

„Was hast Du denn da?“, erkundigte sie sich interessiert und setzte sich auf den Rand seines Bettes.

„Ein Herzsprung-Rusty-Diagramm“, verkündete ihr Sohn stolz.

„Das heißt Hertzsprung-Russell...“, korrigierte sie ihn vorsichtig.

„Hertzsprung-Russell, Hertzsprung-Russell...“, wiederholte Jon mehrmals mit geschlossenen Augen und leicht mit dem Kopf nickend, um es sich besser einzuprägen.

„Und was hast Du damit jetzt noch vor?“, wollte seine Mutter nun wissen.

„Ich wollte es mir ansehen.“

„Wenn Du damit in der Hand dann doch endlich einschläfst, wirst Du es ganz zerknittern. Komm, ich mache es Dir an die Wand, direkt neben Deinem Bett. Einverstanden?“

„Ehm“, stimmte Jon zu und nickte eifrig.

Seine Mutter stand auf, holte etwas Klebestreifen und befestigte das Diagramm neben seinem Kopf.

„So, jetzt ist aber Schluß für heute“, sagte sie mit gespieltem Ernst und einem leichten Lächeln auf ihren Lippen.

Jon rutschte in seinem Bett tiefer und als seine Mutter ihn zudeckte bat er: „Noch einmal das Gedicht.“

„Na gut“, gab sie sich geschlagen und knüpfte gleich noch eine Bedingung daran: „Aber die Augen machst Du schon zu.“

Wieder nickte Jon und schloß dabei bereits die Augen.

Sie streichelte ihm sanft beruhigend über die Stirn und während er schon langsam in die Welt der Träume hinüberglitt, begann sie in ruhigem Ton zu rezitieren:

„Ich ging hinaus in den Haselhain,

denn ein Feuer war in meinem Kopf

und schnitt und schälte einen Haselzweig

und spießte eine Beere auf einen Haken.

Und als weiße Motten herumflatterten

und mottenartige Sterne flackerten,

warf ich die Beere in den Strom

und fing eine kleine silberne Forelle.

Als ich sie auf den Boden gelegt hatte

ging ich, um das Feuer zu entfachen,

raschelte jedoch etwas auf dem boden

und jemand rief mich bei meinem Namen.

Sie war zu einem schimmernden Mädchen geworden,

mit Apfelblüten in ihrem Haar,

das mich bei meinem Namen nannte und rannte

und durch die sich erhellende Luft entschwand.

Jetzt bin ich alt beim wandern

Obwohl ich alt beim Wandern wurde

durch flaches Land und bergiges Land,

werde ich herausfinden, wohin sie ging

und küß’ ihre Lippen und nehm’ ihre Hand

und spaziere zwischen langem gesprenkeltem Gras

und pflücke bis zur Zeit und die Zeiten vergangenen sind,

die silbernen Äpfel des Mondes,

die goldenen Äpfel der Sonne.“

Ende

The Song of Wandering Angus

by William Butler Yates

I went out to the hazel wood,

Because a fire was in my head,

And cut and peeled a hazel wand,

And hooked a berry to a thread;

And when white moths were on the wing,

And moth-like stars were flickering out,

I dropped the berry in a stream

And caught a little silver trout.

When I had laid it on the floor

I went to blow the fire aflame,

But something rustled on the floor,

And someone called me by my name:

It has become a glimmering girl

With apple blossom in her hair

Who called me by my name and ran

And faded through the brightening air.

Though I am old with wandering

Through hollow lands and hilly lands,

I will find out were she has gone,

And kiss her lips and take her hands;

And walk among long dappled grass,

And pluck till time and times are done

The silver apples of the moon,

the golden apples of the sun.
Rezensionen