TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

memento mori

von SusanQ

1/1

Prolog

Die Starfleet-Akademie unterhält, wie es bei den einzelnen Seestreitkräften der früheren Nationalstaaten üblich war, mehrere Schulschiffe älteren Bautyps, die der Ausbildung der Kadetten dienen. Im Curriculum war vorgesehen, daß jeder Kadett in seinem letzten Jahr, gemäß seinem Ausbildungsstand und seinen Fähigkeiten an einer Übungsmission auf einem dieser Schiffe teilnahm.

Seiner ausgezeichneten akademischen Leistungen wegen war Spock schon in seinem zweiten Jahr in einen Spezialkurs versetzt worden. Normalerweise konnte man frühestens im dritten Ausbildungsjahr Mitglied der Kadetten-Eliteeinheit der Akademie werden. Als solches genoß man besondere Privilegien, wie mehr Ausgang, mehr Kapazität bei der Nutzung des Akademiehauptcomputers und besondere Trainingseinheiten im Nahkampf sowie bei Navigation und Steuerung eines Raumschiffes, aber hatten auch mehr Pflichten als andere Kadetten, so mußten sie zum Beispiel Tutorien für jüngere Kadetten abhalten. Sie wurden besonders gefördert und gefordert.

Jedes Mitglied der *Silver Wings* wurde schon zu Beginn seines letzten Akademiejahres Cadet Commander, falls er oder sie es bis dahin geschafft hatten, denn so mancher, in den man zu Beginn hohe Erwartungen gesetzt hatte, war diesen dann doch nicht gewachsen.

Spock fühlte sich geehrt dieser Gruppe anzugehören, zumal er hier nicht mit Vorurteilen konfrontiert wurde, wie überall sonst, auch wenn es da immer nur einige wenige waren, die ihm Arroganz, Überheblichkeit, Strebertum, Bevorzugung oder ähnliches unterstellten. Wenn er ehrlich zu sich war, mußte der junge Vulkanier, der mittlerweile zum Mann gereift war, sich selbst eingestehen, daß er es manchmal genoß sich mit ebenbürtigen zu messen und dabei nicht immer den Sieg davon zu tragen. Niemand, auch kein Vulkanier, konnte immer und überall der beste sein. Spock war froh über die Chance diese Tatsache in friedlichen und freundschaftlich geprägten Auseinandersetzungen erfahren zu haben. Ihm war klar, daß ihn dies mehr als alles andere auf das Leben vorbereitete.

Ein weiteres Privileg, daß Mitglieder der *Silver Wings* genossen war, daß sie öfter als andere an Übungsmissionen teilnehmen durften. Dies brachte Spock seinem erklärten Ziel neue Welten zu erforschen und den Weltraum im wahrsten Sinne des Wortes selbst zu entdecken erheblich näher.

Es war Spocks zweiter Einsatz auf der Gorch Fogg. Diesmal war er bereits zum Leiter der wissenschaftlichen Abteilung aufgestiegen. Nicht das es bei einem regulären Patrouillenflug innerhalb der Förderation viel neues zu erforschen gegeben hätte, aber es mußten eine Menge Standardmessungen durchgeführt werden und die Erhebung dieser Daten oblag der alleinigen Verantwortung Spocks.

Teil 1

Die Gorch Fogg war ein kleines Schiff. Sie hatte nur 40 Mann Besatzung, von denen nur drei Posten, der des Kommandanten, seines Erster Offizier und der des Bordarztes, von erfahrenem Starfleetpersonal besetzt worden waren. Der Rest der Crew setzte sich ausschließlich aus Kadetten zusammen.

Commander Carol Lingher und Lieutenant Commander Ranga Manghaniyar befanden sich zusammen mit Spock und den beiden Kadetten die Navigation und Steuerung übernommen hatten auf der kleinen Brücke.

Sie durchflogen gerade einen Sektor am Rand der Förderation der nicht sehr dicht besiedelt war. Einige Welten an der Peripherie des Förderationsterritoriums hatten ihre Aufnahme in den interstellaren Völkerbund beantragt.

Spock untersuchte die Eigenschaften einiger Protosternsysteme in unmittelbarer Nähe während Navigator und Steuermann einige Übungsmanöver absolvierten.

Die letzte Aktion der beiden Kadetten hatte sie bereits bedrohlich nahe an eines dieser Systeme herangebracht und Commander Lingher konnte sich den gutgemeinten Kommentar: „Uns möglichst nahe rann bringen bedeutet nicht, daß Sie beide uns direkt hineinfliegen sollen. – Achten Sie beim nächsten Manöver etwas mehr auf Ihre Berechnungen.“

Lieutenant Commander Manghaniyar grinste sie an und seine Augen schienen zu sagen: Ist doch jedesmal das selbe.

Dann kam eine Meldung von der Steuerkonsole: „Soltransfer wird beendet. Eintritt in Normalraum… jetzt.“

Die Anzeigen auf Spocks Konsole, die direkt mit den Außenbordsensoren gekoppelt war, reagierten sofort und er benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde um die neuen Daten zu interpretieren. „Wir befinden uns innerhalb eines Asteroidenfeldes.“

Im selben Moment erklang von der Navigation her der Ruf: „Kollision!“

Eine Erschütterung durchlief den Rumpf des Schiffes und der Steuermann meldete: „Die Schilde kollabieren!“

Spock hatte inzwischen die internen Sensoren zugeschaltet um über den Zustand des Schiffes besser informiert zu sein. „Die Brückenkonsolen überladen sich“, meldete er während er sich einen Schritt von seiner Station entfernte.

Die beiden Kadetten an Steuerungs- und Navigationskonsole reagierten nicht so schnell, doch Lingher und Manghaniyar stießen die beiden Kadetten von ihren Sitzen, was dazu führte, daß sie selbst die energetischen Entladungen abbekamen.

Spock sprang über die niedrige Brüstung zum Sessel des Captains und aktivierte eine Interkommverbindung: „Spock an Maschinenraum, sofort voller Stop!“ Dann betätigte er einen anderen Knopf: „Spock an Krankenstation, medizinischer Notfall auf der Brücke.“

Und plötzlich war es still auf der Brücke. Irgend etwas klopfte leise unregelmäßig gegen die Außenhaut des Schiffes. Vermutlich kleinere Objekte aus dem Asteroidenfeld, welche die Hülle aber nicht ernsthaft beschädigen würden. Wirklich Sorgen machten Spock die größeren Brocken, die der Gorch Fogg ernsthaften Schaden zufügen könnten, träfen sie mit ihr zusammen, was auf Grund ihrer Masse früher oder später passieren würde, nun da sie antriebslos dahintreibend sich wie ein Teil des Asteroidenfeldes verhielt.

Das medizinische Notfallteam, bestehend aus Dr. Scofield und zwei Kadetten der Starfleet Medical School, traf auf der Brücke ein. Die beiden Verletzten wurden sofort nach einem kurzen medizinischen Scann mit Hilfe zweier Antigravtragen zur Krankenstation gebracht.

„Cadet Lieutenant Aldrin, melden Sie sich umgehend auf der Brücke!“

Spock wußte das Aldrin der beste Pilot an Bord war, immerhin war auch er ein *Silver Wing*. Um die beiden anderen nicht zu sehr zu entmutigen wies er den Steuermann an die Kommstation zu besetzen und ihn über die eingehenden Schadensmeldungen zu unterrichten und den Navigator wieder an seine Station zu gehen.

Alle Brückeninstrumente brachten nur noch die halbe Leistung, aber sie funktionierten.

Gerade als Spock sich zögernd auf den Platz des Kommandanten setzte, betrat Aldrin die Brücke.

Der junge Vulkanier hoffte das niemand sein zögern bemerkt hätte als er Aldrin anwies: „Bringen Sie uns aus diesem Asteroidenfeld, nur Manövriertriebwerke.“

Es dauerte fast eine halbe Stunde bis die Gorch Fogg aus dem Gefahrenbereich heraus war.

Spock hatte das Kommando übernehmen müssen, da der einzige ranghöhere Offizier Dr. Scofield war und dieser war mit den beiden schwer verletzten Patienten bereits voll ausgelastet.

Der junge Vulkanier setzte eine Nachricht, in der er die jüngsten Ereignisse schilderte und nachfragte ob die Mission nun abgebrochen werden sollte, an Admiral Merow ab. In den letzten vier Jahren hatte dieser die Karriereleiter im Eiltempo erklommen und war mittlerweile Leiter der Starfleet-Akademie.

Seine Wache war bereits seit zwei Stunden beendet, aber Spock ging erst jetzt in sein Quartier. Kaum war er dort angekommen ertönte das Signal der schiffsinternen Kommunikation. „Spock hier.“

„Cadet Commander Spock, es kommt gerade eine Nachricht von Admiral Merow für Sie herein“, meldete der Kadett von der Kommstation.

„Legen Sie es in mein Quartier.“

Spock richtete kurz seine Uniform und aktivierte dann den Monitor auf seinem Schreibtisch.

„Mr. Spock, ich habe ihre Nachricht erhalten. Wie genau ist die Lage?“, erkundigte sich Merow.

„Commander Lingher und Lieutenant Commander Manghaniyar liegen schwer verletzt auf der Krankenstation. Sie schweben nicht mehr in Lebensgefahr, aber Dr. Scotfield sah sich veranlaßt sie vorerst in Stasis zu versetzen. Er kann sie erst operieren, wenn alle Systeme auf der Krankenstation wieder voll funktionsfähig sind, aber selbst dann werden sie voraussichtlich für mindestens zwei Wochen ihren Dienst nicht versehen können.“

„Wie groß sind die Schäden an der Gorch Fogg?“

„Minimal Sir. Nichts was wir nicht selbst behoben haben werden, bevor wir die nächste Starbase erreichen“, gab Spock rasch und professionell Auskunft.

„Gut, dann bleiben Sie bis auf Weiteres auf Patrouille. Mr. Spock, Sie haben so lange das Kommando bis Commander Lingher vollständig genesen ist. – Merow Ende.“ Der Admiral deaktivierte die Kommverbindung.

Es vergingen drei Tage in denen die gesamte Crew, die nun bis auf den Arzt ausschließlich aus Kadetten bestand, Routinearbeiten verrichtete. Die Technik bildete dabei die einzige Ausnahme, denn die Schäden, die durch den Eintritt in das Asteroidenfeld hervorgerufen worden waren, mußten repariert werden um einen reibungslosen Ablauf aller Messungen und einen ruhigen Heimflug zu gewährleisten.

Spock war noch immer mit den Analysen der Protosternsysteme beschäftigt und weitete seine Untersuchungen auf den Radiowellenbereich aus um mehr Informationen zu sammeln und die Sensorlücke in den Scannern, die noch nicht behoben werden konnte, zu überbrücken.

Neben jeder Menge Hintergrundgeräuschen und Interferenzen mischten sich auch hier und da Nachrichtenfetzen aus den nähergelegenen bewohnten Systemen, die von der Kommstation analysiert wurden.

Jetzt meldete sich von dort die junge Frau, die an dieser Station gerade ihren Dienst versah. „Sir, ich habe gerade eine Nachrichtensendung aufgefangen die auf dem Planeten Rabhin gesendet wurde. Ihr Inhalt läßt vermuten, daß auf Tagora, dem einzigen Mond dieses Planeten, eines ihrer Raumschiffe verunglückt ist und dringend Hilfe benötigt.“

„Kadett, dies ist kein direkt an uns gerichteter Hilferuf, oder?“, erkundigte sich Spock und ging in Gedanken nicht nur den Wortlaut der ersten Direktive durch, sondern auch die Liste der Sonnensysteme, die in diesem Sektor die Mitgliedschaft in der Förderation beantragt hatten. Das Drahnah-System, zu dem auch Rabhin gehörte, war eines davon.

„Nein Sir“, antwortete die junge Frau und fügte dem eine Frage hinzu: „Erlaubnis offen zu sprechen, Sir?“

„Selbstverständlich“, antwortete Spock, obwohl er ahnte was kam.

„Rabhin hat die Mitgliedschaft in der Förderation beantragt und wenn sie wüßten, daß sich derzeit ein Schiff in ihrer Nähe aushält, würden sie uns sicherlich direkt rufen.“ Sie zögerte kurz und fragte sich, ob sie mit dieser Äußerung jetzt zu weit gehen würde, fuhr aber dennoch fort: „Daß heißt, wir würden die erste Direktive nicht verletzen, wenn wir ihnen unsere Hilfe anbieten.“

Spock nickte und sagte: „Der Ansicht bin ich ebenfalls, dennoch müssen wir das Starfleet-Headquater über die Abweichung von unserem Flugplan unterrichten.“

„Das übernehme ich sofort, Sir“, entgegnete sie und machte sich umgehend eifrig an die Formulierung und Übermittlung einer entsprechenden Botschaft.

„Setzen Sie einen Kurs zum Drahnah-System“, befahl Spock dem Steuermann.

Teil 2

„Wir schwenken jetzt in einen hohen Standardorbit um Rabhin ein, Sir“, meldete Aldrin.

„Gut, rufen Sie den Planeten“, wies Spock die Kadettin an der Kommstation an.

„Und auf welcher Frequenz, Sir?“, wollte diese wissen.

Mit dieser Frage hatte sich Spock noch nicht auseinandergesetzt.

„Nun, haben Sie die Nachrichtensendungen weiterhin abgehört?“, erkundigte sich Spock.

„Ja, Sir“, sie zögerte kurz. „Allerdings sind sie teilweise recht… widersprüchlich.“

„Inwiefern?“

„In den meisten Fällen wird von einer Art Kernbruch in der internen Energieversorgung der Wontik, das ist der Name des verunglückten Schiffes, ausgegangen. Andere Stimmen sprechen von einer Kollision und machen ein geheimes experimentelles Raumfahrzeug der Panell, einem kleinen unabhängigen Nationalstaat in der südlichen Hemisphäre, für das Unglück verantwortlich.“

Spock runzelte leicht die Stirn.

„Und eine kleine Minderheit redet von Sabotage durch eine außerweltliche Intelligenz die so verhindern will das die Rabhindri in den Weltraum vordringen“, berichtete die Kommunikationskadettin weiter.

Jetzt wanderte eine Augenbraue Spocks langsam aber unaufhaltsam in die Höhe, woraufhin die junge Frau nur mit den Schultern zuckte.

„Wird bereits über geplante Rettungsmaßnahmen berichtet?“, erkundigte Spock sich bei ihr.

„Ja, Sir. Allerdings sind die Verantwortlichen noch nicht über die Planungsphase hinaus und die ganze Operation scheint sich auf die Bergung des Flugkörpers zu beschränken.“

„Und was falls es Überlebende gibt?“

„Auf Rabhin geht man wohl davon aus, daß alle Besatzungsmitglieder bei der Explosion getötet wurden.“

„Und wer ist verantwortlich für die Bergung der Wontik?“ Spock hatte den Eindruck er käme der Sache langsam näher.

„Die RBVV, die Raumfahrtbehörde der Vereinten Völker.“

„Ausgezeichnet Kadett. Verbinden Sie mich mit der RBVV“, forderte Spock sie auf.

„Das geht nur, wenn ich mich in das planetare Kommunikationsnetz einklinke.“

„Dann tun Sie das“, riet ihr Spock.

„Aye Sir.“ Die junge Frau änderte eine Reihe von Einstellungen und sagte dann: „Sie können sprechen, Sir.“

„Hier spricht Cadet Commander Spock vom Förderationsraumschiff Gorch Fogg.“

„Zentrale Kommunikationseinheit der Raumfahrtbehörde der Vereinten Völker, was kann ich für Sie tun?“

„Ich würde gern den Verantwortlichen für die Rettungsmission der Wontik sprechen.“

„Admiral Tené befindet sich derzeit in einer Lagebesprechung. Versuchen Sie es später noch mal. Auf Wiederhören!“ Danach war die Verbindung unterbrochen.

Spock drehte sich zur Kommstation um und fragte: „Gibt es irgendwelche technischen Störungen?“

„Nein, Sir. Die Verbindung wurde vom Planeten aus unterbrochen.“

„Stellen Sie die Verbindung wieder her“, forderte Spock die Kadettin auf. Als diese nach wenigen Augenblicken bestätigend nickte sagte er: „Cadet Commander Spock hier. Ich möchte mit Ihrem Vorgesetzten sprechen um…“

„Sie schon wieder!“, erklang dieselbe weibliche Stimme wie beim letzten mal, doch diesmal hörbar ungehalten. „Die Besprechung ist noch nicht zu Ende. Ich muß Sie eindringlich bitten diese Leitung nicht weiter zu blockieren.“ Und wieder wurde die Verbindung unterbrochen.

Spock senkte kurz den Blick und dachte nach. Während dieser wenigen Sekunden wurden die Kadetten auf der Brücke etwas unruhig. Als Spock das Haupt wieder erhob war alles still.

„Kadett, etablieren Sie eine Kommverbindung zum Starfleet-Headquater. Ich möchte mit Admiral O’Flarety sprechen.“ Bei diesen Worten stand er auf und ging zur Wissenschaftsstation.

Spock hatte sich für O’Flarety entschieden, weil er wußte, daß dieser ein Stimmrecht in der Kommission die über Aufnahmeanträge in die Förderation entschied, hatte.

Während er auf die Meldung von der Kommstation wartete, nahm er einige Messungen an Tagora vor.

Für einen Mond war der Planet eigentlich zu groß. Er bildete zusammen mit Rabhin eher ein Doppelplanetensystem. Seine Atmosphäre war hochtoxisch und ein überdurchschnittlich starkes Magnetfeld verursachte Stürme elektrisch geladener Partikel auf der Planetenoberfläche. Sie würden also nicht hinunter beamen können, aber es war möglich ein Shuttle in der Nähe der abgestürzten Wontik zu landen. Auf Grund der atmosphärischen Stürme konnten die Sensoren kein sehr detailliertes Bild von der Unglücksstelle und dem Raumschiff liefern.

„Cadet Commander?“, meldete sich die Kadettin von der Kommstation. „Admiral O’Flarety.“

„Auf den Schirm.“ Spock setzte sich wieder auf den Sessel des Kommandanten.

O’Flarety, ein älterer, distinguiert wirkender Mann erschien in Großformat auf dem Hauptschirm. Im Hintergrund erkannte Spock Admiral Merow.

„Mr. Spock“, wurde dieser von O’Flarety begrüßt. „Ich habe Ihren Bericht bereits von Admiral Merow erhalten und eingehend studiert. – Gibt es irgendwelche Probleme?“

„Ja, Admiral. Wir befinden uns derzeit im Drahnah-System…“

„Die Tagora-Sache“, der Admiral nickte sinnierend vor sich hin. „Unter keinen Umständen dürfen Sie einen Planeten des Drahnah-Systems ohne Autorisation der Rabhindri betreten. Wir befinden uns gerade in einem sehr heiklen Abschnitt der Beitrittsverhandlungen. Ich denke ich brauchen gerade Ihnen nicht zu erklären wie wichtig es für die Förderation ist ihre Grenzen in diesem Sektor, der an unbekannten Raum grenzt, zu sichern. – Ich hoffe Sie haben den Rabhindri bereits Ihre Hilfe angeboten.“

„Ich habe es versucht, Sir.“

Der Admiral sah Spock überrascht an und fragte: „Versucht?“

„Die Rabhindri oder genauer, die Raumfahrtbehörde, scheinen an einer Kommunikation nicht interessiert zu sein.“

„Dann bieten Sie Ihre Hilfe jemand anderem und etwas eindringlicher an. Leider ist derzeit kein anderes unserer Schiffe in diesem Sektor. Tun Sie alles in Ihrer Macht stehende, mit allen Ihnen zu Gebote stehenden Mitteln“, befahl der Admiral. „O’Flarety Ende!“

Spock dachte kurz über die Worte des Admirals nach und traf eine Entscheidung. „Stellen Sie ein Verbindung zum Präsidenten von Rabhin her – und zwar nicht über die zentrale Kommunikationseinheit der Regierung, sondern direkt!“

Seit sie die erste Nachricht über den Absturz der Wontik gehört hatten waren bereits drei Tage vergangen und die Hoffnung noch jemanden lebend zu bergen wurde von Tag zu Tag, nein, von Stunde zu Stunde geringer.

„Der Präsident, Sir.“

Aus dem Lautsprecher ertönte eine mehr als verärgert, ja schon fast wütend klingende Stimme: „Wer sind Sie? Und wie kommen Sie auf diese abgeschirmte Leitung?“

„Cadet Commander Spock vom Förderationsraumschiff Gorch Fogg. Ich hatte bereits versucht der Raumfahrtbehörde die Hilfe der Förderation der Vereinten Planeten, in deren Namen ich hier spreche, anzubieten, um die Besatzung der Wontik zu evakuieren, jedoch ohne Erfolg. Nun appelliere ich an Sie uns die Möglichkeit einzuräumen eventuell Überlebende zu bergen.“

„Ich danke Ihnen im Namen meines Volkes und insbesondere im Namen der Angehörigen der Wontik-Besatzung für Ihr Angebot, aber ich muß zuvor mit meinem Stabschef und dem Leiter der RBVV reden.“

Mit Ausnahme Spocks schüttelten alle Kadetten auf der Brücke fassungslos ihre Köpfe. Was waren das für Leute, die ihren eigenen Soldaten eine Rettung verweigerten? Zumindest schien diese Hinhaltetaktik genau das zu bezwecken.

„Lassen Sie mich Ihre Entscheidung wissen“, antwortete Spock. „Sie erreichen mich jederzeit auf diesem Kanal. Spock Ende.“

Es dauerte fast 18 Stunden, bis eine Nachricht vom Planeten eintraf.

„Wir danken Ihnen wirklich sehr für Ihr Engagement, Cadet Commander Spock, aber wir haben bereits selbst einen Bergungstrupp losgeschickt.“

„Bergung?“, hakte Spock nach. „Das bedeutet Sie versuchen das Raumschiff zu bergen, aber nicht eventuell Überlebende der Crew zu retten?“

„Auch ein Rettungsteam ist bereits entsandt worden, auch wenn wir davon ausgehen, daß alle bei der Explosion ums Leben kamen“, antwortete der Leiter der RBVV.

„Gestatten Sie uns auf Tagora zu landen, nach Überlebenden zu suchen und diese an Bord zu nehmen“, forderte Spock die Rabhindri auf.

„Was Sie vielleicht nicht wissen, Mr. Spock. Die Atmosphäre des Planeten ist hochtoxisch.“

„Dieser Fakt ist mir durchaus bekannt.“

„Sicherlich hat niemand die Detonation überlebt, und selbst wenn, dann hat ihn die Atmosphäre innerhalb weniger Minuten getötet. – Wir alle hier unten auf Rabhin hoffen, daß die Besatzungsmitglieder nicht all zu lange gelitten haben. Wir beten für sie, mehr können wir nicht tun, da die atmosphärischen Stürme auf Tagora eine Rettung ohnedies unmöglich gemacht hätte“, sagte eine weitere Stimme.

„Sir, alles was wir wollen ist Ihnen zu helfen“, sagte Spock eindringlich und formulierte bereits in Gedanke den nächsten Satz, bei dem er sich sehr diplomatisch auszudrücken versuchte: „Mitglieder der Förderation, der Sie ja bald angehören wollen, tun dies für gewöhnlich untereinander.“ Wenn man wollte oder sich schuldig fühlte, konnte man diese Äußerung durchaus als Drohung auffassen. Spock war sich dessen bewußt und spekulierte sogar mit diesem Trugschluß.

„Wir müssen über Ihr Angebot nochmals debattieren“, erklang nach kurzem Zögern eine der Stimmen.

Auf diesen Moment hatte Spock gewartet und sich vorbereitet. Manchmal kam man mit Logik und Diplomatie nicht mehr weiter und dieser Punkt schien jetzt und hier erreicht zu sein. Er konzentrierte nun all seine menschlichen Emotionen in einem winzigen Punkt und ließ sie dann hochkomprimiert ausbrechen indem er mit der Hand auf die Lehne schlug, was zweifellos auch im Konferenzraum auf dem Planeten zu hören war, und entgegnete aufgebracht: „Schluß jetzt mit diesen infantilen Verzögerungstaktiken! Die Förderation duldet in ihren Reihen niemanden, der seine eigenen Leute auf Grund zweifelhaften Dünkels sterben läßt.“

In der Leitung herrschte für einige Zeit Schweigen und Spock ließ ihnen die Zeit etwas nachzudenken. Dann sagte er so harsch wie möglich: „Was ist nun? Erhalten wir eine Landegenehmigung für Tagora?“

Nach weiteren Sekunden des Schweigens erklang die Stimme des Präsidenten: „Selbstverständlich.“

Epilog

Spock betrat, geschützt durch einen Raumanzug, als erster die Sektion 9, direkt hinter der Luftschleuse. Er erkannte sofort, daß sämtliche organischen Materialien von der aggressiven Atmosphäre des Mondes Tagora zerfressen und völlig aufgelöst worden waren.

Ein Datenpad lag einsam auf dem Boden. Spock hob es auf und laß:

13:15 Lieutenant-Captain Dimitri Kolesnikov. – Die gesamte Crew der sechsten, siebten und achten Sektion hat sich hier, in der neunten, versammelt. Wir entschieden uns auf Grund des Unfalls dafür. Keinem von uns war es möglich rauszukommen.

Wir sind jetzt hier 23.

13

5

Ich schreibe in absoluter Dunkelheit.

Spock war zutiefst erschüttert. Er legte bedächtig das Datenpad an seinen Platz zurück und sagte in einem ruhigen, beherrschten Tonfall: „Wir ziehen uns zurück. – Da dies die einzig intakt erscheinende Sektion war, können wir die Rettungsaktion abbrechen.“

Die Kadetten durchschritten wortlos die Luftschleuse zu ihrem Shuttle.

In dem Moment, als Spock den letzten Satz der letzten Logbucheintragung der Wontik las, faßte er zwei Entschlüsse. Niemals wieder würde er in humanitären Angelegenheiten auf die Entscheidung eines Vorgesetzten warten. Er wollte nie wieder auf Grund einer seiner Unterlassungen für den Tod anderer verantwortlich sein. Und er würde so lange er konnte vermeiden wieder ein eigenes Kommando übernehmen zu müssen. Spock hatte verloren, bei seinem ersten Kommando, gegen den unerbittlichsten Gegner den es gibt – die Zeit.

Kaum war das Außenteam zurück an Bord der Gorch Fogg erhielt Spock von der Kommstation eine Meldung: „Cadet Commander, das Starfleet-Headquater.“

„Auf den Schirm.“

Admiral Merow erschien auf dem Hauptmonitor der Brücke. „Cadet Commander Spock, machen Sie Meldung.“

„Admiral, es gab keine Überlebenden an Bord der Wontik. Meinen ausführlichen Bericht erhalten Sie zusammen mit meinen Logbucheintragungen in wenigen Stunden.“

Merow nickte nur und nach kurzer Überlegung sagte er: „Gut gemacht Cadet Commander Spock. Sie haben Ihr erstes Kommando, daß sie so unverhofft übernehmen mußten, ausgezeichnet gemeistert. Das kann ich sagen, trotz des tragischen Ausgangs der Ereignisse auf Tagora. Sie werden auf Grund der Geschehnisse während dieser Mission vom Kobayashi Maru Test freigestellt. Merow – Ende!“
Rezensionen