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Zeuge der Anklage

von SusanQ

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An viel von dem, was in der letzten Nacht geschehen war, konnte er sich nicht erinnern. Er wußte auch nicht mehr so recht, wie er in diese Lage gekommen war, doch er fühlte den kahlen, harten, kalten Boden der Zelle in der er gerade seinen Rausch ausschlief.

Hatte er wirklich zu viel getrunken, hatte er überhaupt irgend eine berauschende Substanz zu sich genommen?

Er konnte sich nicht erinnern.

Alles was er im Moment mit Sicherheit wußte war, daß denken Schmerzen verursachte, also ließ er es fürs erste und schlief lieber. Sicherlich würde alles klarer für ihn, wenn er erst mal wieder nüchtern war, wovon auch immer er berauscht sein mochte.

Schlüssel klimperten in einem hellen Ton, Glocken gleich, ein Scharnier quietschte und eine Tür fiel geräuschvoll wieder in ihr Schloß.

Er registrierte nur eines – all diese Geräusche taten weh – in seinen Ohren und besonders in seinem Hirn.

Dann donnerte eine Stimme durch die Stille der steinernen Mauern: „Kirk, Ihr Anwalt will Sie sprechen.“

*Mein Anwalt?*, dachte er und die Stimme in seinem Kopf klang wie die eines Fremden.

„Mein Anwalt?“, hörte er sich nun selbst sagen und fragte sich gleichzeitig, ob er es war, der diese beiden Worte aussprach.

„Ja, Sie haben das Recht auf eine Unterredung mit Ihrem Verteidiger, bevor die Verhandlung beginnt“, erklärte ihm der grobschlächtige Mann, der offensichtlich einer der Wächter dieses Kerkers war.

„Was für eine Verhandlung?“, wollte Kirk nun wissen.

„Der Prozeß, in dem entschieden werden soll, wie hoch die Strafe für Ihr Vergehen ausfallen wird. Es sei denn, Sie erklären sich selbst für schuldig, was das ganze Verfahren erheblich abkürzen würde.“

Der Wächter legte ihm so etwas wie Handschellen an, nur das sie schwerer und unbequemer waren als es nötig erschien, und führte ihn durch die vergitterte, hölzerne Tür hinaus in einen ebenso vorsintflutlichen Gang.

„Außerdem könnten Sie dann auf ein milderes Urteil hoffen“, fügte er dem noch hinzu.

**************

Kirk wurde in eine Art Besuchszimmer geschubst, in dem sich nichts weiter an Mobiliar befand, als ein Tisch und zwei Stühle.

Ihm wurde bedeutet sich auf den Stuhl zu setzen, welcher auf der der Tür abgewandten Seite des Tisches stand.

Der Wächter, der Kirk aus seiner Zelle hierher gebracht hatte, verlies nun den Raum und ein anderer blieb neben der Tür stehen.

Einige Augenblicke später klopfte es, der Wachmann öffnete die Tür einen Spalt breit, sah hinaus und ergriff eine braune Papiertüte, die ihm von einer Hand, die aus einem roten Uniformärmel hervorlugte, übergeben wurde. Wie beiläufig warf er einen Blick hinein und überprüfte so kurz deren Inhalt. Dann nickte er und öffnete die Tür ganz.

Als Scott eintrat, wurde er vom Captain leicht ungläubig angestarrt, der ihn dann mit den Worten begrüßte: „Nichts für ungut, Scotty, daß soll jetzt nicht gegen Sie persönlich gehen, aber ich hoffe doch stark, daß nicht Sie mein Anwalt sind.“

„Aye, Sir. Keine Bange, Mr. Spock wird Ihre Verteidigung übernehmen, ich habe mich nur als sein Assistent ausgegeben. Er ist gerade bei dem zuständigen Untersuchungsrichter und versucht eine Vertagung Ihrer Hauptverhandlung zu erreichen.“

Der Schotte nahm Kirk gegenüber Platz und fuhr fort: „Dr. McCoy hat mir etwas für Sie mitgegeben.“

Er holte ein Hypospray hervor und als er es in Kirks Oberarm entladen wollte, deutete dieser zur Tür.

„Keine Sorge, Sir. Ich habe ihm meine beste Flasche Whiskey und Uhuras schönste Kette gegeben, damit er mal kurz wegsieht und weghört.“

Es zischte und Kirk fühlte sofort, wie es seinem Kopf besser ging, aber er konnte sich noch immer an keines der Ereignisse der letzten Stunden erinnern.

„Danken Sie dem Doktor in meinem Namen“, bat er Scott.

„Aye, Sir“, entgegnete dieser mit einem Nicken.

Von der Tür her erklang nun zum ersten Mal die rauhe Stimme des Wächters: „Die fünf Minuten sind um.“

„Ich muß wieder, Sir“, sagte Scott und deutete mit dem Daumen auf die Tür hinter sich. „Halten Sie die Ohren steif. Spock wird sich bei Ihnen melden, sobald er etwas erreicht hat.“ Mit diesen Worten verlies Scott den Raum und Kirk wurde wieder in seine kalte, kahle Zelle gebracht.

**************

Das Gefängnisessen war schlimmer als es sich irgend jemand hätte vorstellen können und Kirk überlegte schon, ob der Koch ein ausgebildeter Folterknecht und das Essen Bestandteil der Strategie der Staatsanwaltschaft war, ihn mürbe zu machen und ihm ein Geständnis abzuringen. Vielleicht hätte er sogar gestanden, falls er gewußt hätte, was man ihm zur Last legte.

Kirk rührte das Essen nicht wirklich an und war daher um so froher, als sich gegen Mittag des zweiten Tages die Klappe an seiner Zellentür öffnete und der Wächter, den Scott zuvor bereits einmal bestochen hatte, ihm eine fettige Papiertüte hereinreichte.

Sie enthielt ein gebratenes Hühnchen und ein halbes Weisbrot.

Kirk war überglücklich und aß begierig, ohne wirklich zu wissen, wem er diesen Segen zu verdanken hatte. *Vermutlich war es wieder Scotty oder Pille, der es so gut mit mir meinte*, dachte er.

**************

Am späten Nachmittag wurde er wieder in das Besuchszimmer geführt.

Als er auf dem Stuhl gegenüber der Tür saß, wurde diese geöffnet und Spock betrat, in der schwarzen Robe ziviler Anwälte, den Raum.

Er sah den Wächter an und deutete nur schweigend mit dem Kopf zur Tür, woraufhin dieser den Raum verlies.

„Dem Himmel sei Dank, Spock. Wo waren Sie so lange?“, wollte Kirk wissen.

„In einer Bibliothek, Sir“, erhielt er prompt als Antwort.

„Spock, sagen Sie mal, haben Sie noch alle Maschen im Gewebe? Ich sitze hier im Knast und Sie studieren in einer Bibliothek die Kulturgeschichte des Planeten?“ Der Captain war sichtlich, doch für den Vulkanier völlig unverständlicherweise, aufgebracht.

Um die Situation etwas zu entschärfen erkundigte sich der Erste Offizier: „Hat Sie eine nahrhafte Mahlzeit erreicht?“

Kirk sah ihn überrascht an. „Die war von Ihnen, Spock?“

„Ja, Captain“, entgegnete er und fuhr etwas leiser fort: „Und mit Verlaub, vermutlich die kostspieligste Mahlzeit, die sie je hatten.“

Nachdem diese Worte des Wissenschaftsoffiziers in dem leeren Raum verklungen waren, fuhr sich dessen vorgesetzter Offizier mit den Händen durch die Haare und stützte seinen Kopf mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab.

Kirk stöhnte leise und schüttelte den Kopf etwas. „Entschuldigung! Die hiesigen Verhältnisse zehren etwas an den Nerven. Es tut mir leid. – Was haben sie für das Hühnchen bezahlt?“

„Ich habe nichts… bezahlt, ich habe dem Wächter etwas… gegeben.“

Der Tonfall des Vulkaniers machte mehr als deutlich, daß er nicht weiter über diese Angelegenheit reden wollte.

Kirk blickte zu ihm auf und sagte: „Danke, Spock – von ganzem Herzen.“

Nach kurzem Zögern fragte er: „Was haben Sie in der Bibliothek herausgefunden?“

Spock zog den zweiten Stuhl an den Tisch heran und lies sich auf diesem nieder, wobei er seine Hände faltete und seine Ellenbogen auf der Tischplatte vor sich abstützte.

Schon aus seinen Bewegungen und der Art wie er sich hinsetzte konnte Kirk ablesen, daß es keine guten Nachrichten waren, die ihm sein Erster Offizier, und nun auch Anwalt, zu überbringen gezwungen war.

„Ich war auf der Suche nach Präzedenzfällen,“ begann Spock mit seinen Ausführungen und zögerte etwas, bevor er fort fuhr: „Zu meinem größten Bedauern gibt es keine. Die hiesige Jurisprudenz scheint etwas derartiges nicht zu kennen. Meine Recherchen haben ergeben, daß die gesamte Rechtssprechung hier auf Dana Iota Zwei etwas… hm, nun ja, willkürlich erscheint, besonders bei Richtern mit Familie, und bei einigen Richtern ohne Familie regelhaft eher zu Gunsten jeweils eines der Bosse ausfällt.“

„Erpressung und Bestechung, nehme ich an.“

„Korrekt.“

Spock tippte mit dem rechten Zeigefinger an seine Nasenspitze und drückte sie etwas nach links, ein altes Zeichen, das vormals deutlich machte, wenn es sich um mafiöse Verbindungen handelte.

„Haben wir nicht noch was bei Bela Okmyx gut?“, erkundigte sich Kirk.

„Leider war ich gezwungen, diesen Trumpf bereits auszuspielen, um in Erfahrung zu bringen, in welchem Gefängnis Sie sind und was man Ihnen zur Last legt, Sir.“

Kirk sah den hochgewachsenen Vulkanier, der in seiner schwarzen Robe noch distinguierter wirkte als sonst, interessiert und gespannt an, doch dieser sagte nichts weiter, woraufhin er ihn mit der Frage: „Und?“ und einer entsprechenden Geste dazu bringen mußte mit der Sprache heraus zurücken.

„Verstoß gegen die Prohibition.“

Der Captain dachte angestrengt nach, konnte sich aber nicht daran erinnern, tatsächlich etwas alkoholisches zu sich genommen zu haben und das sagte er auch.

„Außerdem, fragen Sie doch McCoy. Der war die ganze Zeit bei mir und kann mich sicherlich entlasten“, fügte er seinen Ausführungen hinzu.

„Ich bedauere es zutiefst Ihnen mitteilen zu müssen, daß Dr. McCoy bereits Zeuge der Anklage ist“, wandte Spock ein und ergänzte seine Aussage noch mit den Worten: „Über dies hat er bereits eidesstattlich zu Protokoll gegeben, daß sie…“ Er warf einen Blick in eine Akte und zitierte: „… anscheinend einen zu viel im Tee hatten.“

„Was?“, rief Kirk entgeistert.

„Sir, wir müssen diese Aussage so im Raum stehen lassen. Dr. McCoy sah sich unglücklicherweise gezwungen diese Angabe zu machen, um überhaupt die Möglichkeit zu erhalten die Enterprise über diese Angelegenheit zu informieren. Wenn wir diese Aussage des Doktors anzweifeln, müßte ich ihn des Meineides bezichtigen und das würde ein weiteres Verfahren gegen Dr. McCoy nach sich ziehen.“

„Eine ziemlich verzwickte Angelegenheit, was?“

„Das kann man wohl sagen, Sir“, gab Spock dem Captain recht. „Dr. McCoy hat mir auch gesagt, daß er davon ausgeht, daß jemand Ihnen etwas in den Drink gemischt habe, vermutlich Rohypnohl. Zumindest würde das den Rest des Abends und Ihre Verhaftung erklären. Leider war es für einen entlastenden Alkoholtest bereits zu spät, als ich von Ihrer Verhaftung erfuhr.“

„Aber wer sollte das denn getan haben?“

„Ich habe einige Crewmitglieder Nachforschungen anstellen lassen“, erklärte Spock. „Es hat den Anschein, als seien einige der kleineren Bosse, wie zum Beispiel Tepo, nicht ganz so glücklich mit Ihrer Lösung des Problems, das die *Horizon* hier vor hundert Jahren mit dem Buch *Die Chicagoer Gangs der zwanziger Jahre* hinterlassen hat.“

Kirk atmete hörbar resigniert aus und fragte halbherzig: „Mich hier einfach rauszubeamen wäre kein sehr gutes Vorbild, oder?“

„Wohl kaum.“

„Andere Optionen?“, fragte Kirk.

„Nun, es bestünde die Möglichkeit entsprechend den hiesigen Gepflogenheiten zu reagieren“, schlug Spock vor, und obwohl Kirk seiner Stimme anhören konnte, daß er dies lieber nicht täte, hakte er nach: „Das hieße?“

„Wir könnten versuchen herauszufinden, welcher der kleineren Bosse am meisten bestrebt war Ihnen etwas anzuhängen, erkunden, ob er… *Dreck am Stecken hat* und ihn dann… *in die Pfanne hauen*.“

Bei diesen Worten hatte er die Brauen hochgezogen und wann immer er die umgangssprachlichen Redewendungen benutzte, zögerte er kurz, bevor er sie dann endgültig aussprach.

„Allerdings ist dies eine Vorgehensweise, die mit Sicherheit eine längere Zeit in Anspruch nehmen wird, falls dieser Plan überhaupt durchführbar ist,“ fügte er einschränkend hinzu.

Während Kirk seinem Ersten Offizier zuhörte, kniff er leicht die Augen zusammen und nun mutmaßte er: „Sie haben doch noch ein As im Ärmel. Nicht wahr, Spock?“

„Selbstverständlich, Sir. – Ich dachte, es sei vermutlich einfacher, Sie auf Grund eines Verfahrensfehlers frei zu bekommen.“

„Spock, Sie überraschen mich immer wieder“, gestand Kirk ein.

„Es war Mario Puzo, der in seinem erfolgreichsten Buch, *The Godfather*, seinem Protagonisten die Worte in den Mund legte, man solle immer darum bemüht sein, daß einen die eigenen Freunde unter- und die Feinde überschätzen“, entgegnete Spock.

„Was denn? Sie haben *Der Pate* gelesen?“

Spock sah sein Gegenüber mit einem Blick an, der zum Ausdruck brachte – *Sie etwa nicht?* – und erläuterte dann seine Verteidigungsstrategie: „Ihr Einverständnis vorausgesetzt würde ich gern die Fälle *Miranda gegen Arizona* und *Dickenson gegen die Vereinigten Staaten* nachvollziehen und damit unwiderlegbar beweisen, daß Sie als Verdächtiger das Recht haben zu schweigen.“

„Spock, ich habe geschwiegen, ich war ja nicht mal bei Bewußtsein.“

„Das ist irrelevant, Sir. Man hätte Sie bei Ihrer Festnahme über dieses Recht in Kenntnis setzten müssen. – Man tat es nicht, also sind Sie freizusprechen.“

„Sie wären ein ausgezeichneter Winkeladvokat.“

„Ich fasse diese Bemerkung als ein Kompliment auf“, entgegnete Spock, als Kirk eine kurze Pause machte.

„So war sie auch gemeint, Spock. Und ganz nebenbei führen Sie auch noch irdische Rechtsgrundsätze ein. Vermutlich wird mein Fall hier der erste Präzedenzfall. – Spock, damit gehen wir vermutlich in die Geschichte dieses Planeten ein.“

„Vermutlich – ja. Höchstwahrscheinlich sogar. Aber wie bereits Ihre erste Intervention wird auch diese den Iotanern lediglich dabei helfen zu einem konventionelleren und ethischeren System, als dem eines Gangstersyndikats, zurückzufinden.“

**************

Die Gerichtsverhandlung war beendet, die Beweisaufnahme war abgeschlossen und die Plädoyers der Anklage und Verteidigung waren gehalten worden.

Der ehrenwerte Richter hatte sich zur Urteilsfindung in sein Zimmer zurückgezogen und betrat gerade wieder den Verhandlungssaal.

Alles erhob sich und erwartete mit Spannung das Urteil, als plötzlich die Tür aufflog und eine junge schwarze Frau in einem unangemessenen kurzen, roten Kleidchen hereingestürmt kam, aufgeregt mit einem Datenmodul herumfuchtelte und rief: „Ich habe wichtige Beweise!“

Alle Anwesenden drehten sich zu ihr um, ein Raunen ging durch die Reihen, woraufhin der Richter energisch mit seinem Hammer auf das dafür vorgesehene runde Plättchen aus Hartholz klopfte, und seine gebieterische Stimme durch den Raum hallen lies: „Ruhe im Gericht! Oder ich lasse den Saal zur Urteilsverkündung räumen!“

Ein Gerichtsdiener versuchte Uhura zu beruhigen, aber erst ein strenger Blick Spocks brachte sie dazu wieder Haltung anzunehmen.

Langsam kehrte auch im Rest des Saales Ruhe ein.

„Darf ich Sie fragen, was Sie dazu bewegt in dieser Aufmachung in meinem Gericht zu erschienen, junge Frau?“, erkundigte sich der Richter und machte eine vielsagende Geste mit seinem Hammer.

„Das, äh, das ist meine Uniform, Sir“, erklärte Uhura vorsichtig.

Jetzt deutet der Richter auf sein Namensschild vor ihm auf dem Tisch und sagte: „Das heißt *Herr Richter* oder *Euer Ehren*.“

„Ja, Sir“, antwortete Uhura und verbesserte sich sofort: „Euer Ehren.“

„Gut. Also, was haben Sie jetzt noch vorzubringen?“, wollte der Richter nun wissen.

„Ich habe unwiderlegbare Beiweise für die Unschuld des Captains, ähm, des Angeklagten“, erklärte Uhura.

Zeitgleich kamen Einwände von Seiten der Anklage und Verteidigung, doch während Spock nur recht beharrlich versuchte Uhura davon abzuhalten den Richter jetzt, nach der Urteilsfindung noch zu beeinflussen und damit einen weiteren Verfahrensfehler, allerdings diesmal eher zu ihren Ungunsten, heraufzubeschwören, begann der Staatsanwalt mit einer wortreichen Tirade darüber, daß die Beweisaufnahme längst abgeschlossen sei und daher diese Beweismittel nicht mehr zugelassen werden dürften und deren Herkunft sowieso zweifelhaft sei, da sie von einer Untergebenen des Angeklagten beigebracht worden seien.

Der Richter hämmerte wieder auf seinem Tisch herum, da nun auch die Prozeßbeobachter zunehmend lauter wurden.

„Aber das sind wichtige Beweise. Ich habe herausgefunden wer…“, versuchte Uhura einzuwenden und nur ein recht harsches *Lieutenant* des Captains war in der Lage sie zu unterbrechen.

Der Richter donnerte ein letztes lautes: „Ruhe!“ heraus und dann herrschte wieder Schweigen.

„Würden die beiden Herren Anwälte und auch Sie Miss bitte kurz an meinen Richtertisch herantreten?“

Die drei genannten entsprachen der Bitte und der Richter sah sie eindringlich an, während er fragte: „Sehen Sie das hier?“

Er hob seinen richterlichen Hammer und alle drei nickten bestätigend.

„Gut. Wenn ich hiermit, da drauf schlage, herrscht absolute Ruhe in meinem Gerichtssaal. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“

„Ja, Euer Ehren“, bestätigten alle drei.

„Meine Herren, Sie können jetzt zu ihren Tischen zurückehren.“

Spock sah Uhura kurz prüfend an und wand sich dann, ebenso wie der Staatsanwalt wieder seinem Tisch zu.

„Und Sie, junge Dame, können diese Beweise gern vorbringen, falls Sie mit dem von mir gefaßten Beschluß nicht einverstanden sein sollten – in einer Berufungsverhandlung“, sagte der Richter zu Uhura und hob sofort wieder seinen Hammer, als sie mit einem „Aber…“ einen weiteren Einwand hervorbringen wollte.

Sie schwieg augenblicklich.

„Und stellen Sie sich zur Urteilsverkündung bitte zu Ihren Freunden da drüben.“ Bei diesen Worten deutete der Richter mit dem Hammer in Richtung Spock und Kirk.

Uhura leistete dem umgehend Folge.

„Hiermit verkünde ich, daß in der Sache *der Staat gegen Captain Kirk* der Angeklagte auf Grund eines Verfahrensfehlers freizusprechen war.“

Ein Raunen ging durch den Saal, der Staatsanwalt schloß resigniert aber hörbar seinen Aktenkoffer und Uhura reichte ihrem Captain gratulierend die Hand.

„Weiterhin verfüge ich, daß das sogenannte Kirk-Recht, das Recht auf Schweigen, ab sofort, jedoch erst vorläufig, in Kraft tritt. Eine entsprechende Gesetzesvorlage wird dem Obersten Gerichtshof zur Prüfung vorgelegt werden. Da es sich um ein minderschweres Vergehen handelte und Captain Kirk ein Außenweltler ist, wird das Rechtsmittel der Berufung in diesem Fall außer Kraft gesetzt.“

Noch einmal erklang der Hammer.

„Hiermit ist die Verhandlung geschlossen.“

**************

Zurück auf der Enterprise und seiner Brücke, nahm Captain Kirk in seinem Kommandosessel Platz und nach den Tagen im Gefängnis erschien er ihm wie das bequemste Sitzmöbel im gesamten bekannten Universum.

McCoy betrat zusammen mit Uhura die Brücke und begann sofort: „Jim, es tut mir so furchtbar leid, daß ich gegen Dich habe aussagen müssen.“

„Schon gut, schon gut, Pille. Spock hat es mir erklärt“, beruhigte Kirk seinen langjährigen Freund. „Wer weiß, wenn Du das nicht getan hättest, hätte man vermutlich mit uns beiden kurzen Prozeß gemacht. Und nach den Zuständen während der Untersuchungshaft zu urteilen, wäre jedwede Gefängnisstrafe, mehr als unangenehme geworden, ganz zu schweigen von den Konsequenzen, die wir von Starfleet zu erwarten gehabt hätten, wenn wir auf unbestimmte Zeit in einem vorsintflutlichen Kerker verschwunden wären.“

Nun wand sich der Captain zur Wissenschaftsstation, an der Spock bereits wieder seinen Dienst aufgenommen hatte, und meinte leicht süffisant lächelnd: „Und glücklicherweise hat mich unser neuer Staranwalt ja bravourös herausgeboxt.“

Spock hob leicht eine Braue und sagte: „Eine angemessene Erwiderung wäre wohl… Gern geschehen, Sir.“

„Na, Uhura, jetzt rücken Sie doch mal damit raus“, sprach Kirk nun den Kommunikationsoffizier an. „Wie und vor allem was haben Sie denn herausgefunden?“

„Auf Anweisung von Mr. Spock habe ich Teile der planetaren Kommunikation abgehört“, begann Uhura.

Kirk sah Spock mit einem Blick der zu gleichen Teilen Verwunderung und Stränge in sich barg, da daß Abhören privater Gespräche ohne richterliche Verfügung gemäß Förderationsrecht strafbar war, an und fragte sich gleichzeitig, ob er deshalb Uhura vor Gericht so energisch versucht hatte sie zum Schweigen zubringen. Doch diese fuhr unbeirrt fort: „Dabei habe ich herausgefunden, daß Bela Okmyx, der doch augenscheinlich bestrebt war uns bei Ihrer Verteidigung zu helfen, es selbst war, der die Anweisung gegeben hatte Ihnen dieses Zeug in den Kaffee zu kippen, weil er mit ansehen mußte, daß seine Macht durch die gesellschaftlichen Veränderungen, für die er Sie persönlich verantwortlich machte, zusehends im Schwinden begriffen war.“

„Soll das heißen der Kerl wollte mit einer Verurteilung Jims lediglich seine eigene Machtposition stärken?“, wollte McCoy entgeistert wissen.

„Pille, Du übersiehst die Tragweite des ganzen“, erklärte Kirk. „Wenn ich, als offizieller Vertreter der Föderation hier verurteilt worden wäre, hätte das dem Ansehen der gesamten Planetenvereinigung geschadet und eine ganze Gesellschaft sprichwörtlich in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zurückkatapultiert.“

„Nur wegen eines einzelnen machtbesessenen Mannes?“ McCoy konnte es kaum fassen.

Es war Spock, der den Arzt aufklärte: „Ein irdischer Philosoph des 19. Jahrhunderts, Immanuel Kant, wenn ich mich recht entsinne, hat bereits richtig erkannt: *Das Wesen der Welt, ist der Wille zur Macht.*“
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