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Friends

von SusanQ

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Prolog

Die Zeremonie hatte die ganze Nacht gedauert.

Nun stieg, zusammen mit der Morgendämmerung, eine Kälte auf, welche die letzten Spuren von Feuchtigkeit in der dünnen Atmosphäre Vulkans kondensieren ließ.

Am Fuße des Berges Seleya warteten sechs Menschen auf die Rückkehr ihres Freundes.

Sie standen schweigend beieinander und jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken und Erinnerungen nach.

Ein schwerer Gong erklang, gefolgt vom hellen Läuten kleiner Glocken.

Die Hohepriesterin wurde in einer Sänfte getragen.

Er wurde von einer Prozession von Mönchen begleitet.

Jetzt schritt er wortlos und ohne jegliche Regung in seinen Zügen die Reihe der erwartungsvoll dreinblickenden Menschen entlang.

Scott

Die Enterprise ist zerstört.

Auch er war tot geglaubt. Nun schreitet er an uns vorbei.

Kirk hat es geschafft. Er hat uns ALLE heil zurückgebracht.

Vielleicht war es besser so – ein spektakuläres Ende für ein spektakuläres Schiff.

Niemals hätte ich es ertragen, Fremde ihr die Eingeweide aus dem Leib reißen zu sehen und das ihre Einzelteile wiederverwerten werden. Womöglich in so einem häßlichen Kahn wie der Excelsior!

Die Enterprise war ein schönes Schiff. – Und jetzt ist sie tot.

Aber vielleicht ist das gar nicht so. Vielleicht ist das wahre Herz der Enterprise noch lebendig und schlägt in uns allen hier…

Uhura

Ich wünschte ich hätte mehr tun können um ihm zu helfen, als Kirk und die anderen nur an Bord der Enterprise zu beamen, damit sie diese stehlen und mit ihr nach Genesis fliegen konnten – wiedereinmal ohne mich.

Wenn ich mich schon kriminell verhalten habe, dann war Kirk’s Vergehen noch viel größer als meines. – Das dürfte das Ende meiner Karriere gewesen sein. – Hätte ohnehin nicht mehr lange gedauert.

Manchmal hatte ich in all den Jahren das Gefühl nicht wirklich dazuzugehören, doch jetzt stehen wir hier, alle zusammen, und ich denke, das war auf eine andere Art und Weise, schon immer so.

Chekov

Hier stehe ich nun, am vermutlich wenig spektakulären Ende meiner Karriere. Gerade in dem Moment, in dem ich alles erreicht habe, was ich je anstrebte.

Nein, daß ist nicht wahr. Am Anfang wollte ich taktischer Offizier werden und Weltraumgefechte führen, doch das änderte sich rapide, als ich an Bord der Enterprise kam und ihn kennenlernte.

Fortan wollte ich werden, was er war – wie er war – selbstsicher, bered, ein von allen anerkannter Wissenschaftsoffizier.

Ich wollte kein gefeierter Held mehr werden, sondern jemand, der seiner Crew, seinem Schiff, seinem Captain ergeben war, bis in den Tod – ohne nach persönlichem Ruhm zu verlangen.

Sulu

Erkennt er mich? – Sieht nicht so aus.

Er scheint niemanden von uns zu erkennen, sich an nichts zu erinnern.

Soll wirklich alles umsonst gewesen sein? Vergebens? Sinnlos?

Er hat uns alle gerettet, indem er sein Leben riskierte. Wir alle wollten ihn retten und setzten dafür nur unsere Karrieren auf’s Spiel. War der Einsatz nicht hoch genug? Bekommen wir deshalb nur den zweiten Preis? – Sein physisches Leben, aber nicht seinen lebenden atmenden Geist, ihn als die Person zurück, die er war.

Wohin wird uns unser Kurs nach all den Abenteuern führen?

Ob es überhaupt noch weitere Abenteuer für uns geben wird?

McCoy

Es ist gut, ihn wieder los zu sein.

Manchmal hatte ich Epiphanien, die ganz einfach über mein Fassungsvermögen gingen.

Tse, επιφανεια! – Ich meine natürlich Einfälle, Geistesblitze, Eingebungen, spontan auftretende Ideenfragmente…

Irgendwie fühlt es sich noch immer an, als ob mein Hirn Überdruck hätte. Ob wirklich alles von seinem Ich wieder aus meinem Kopf raus ist? Oder ist vielleicht doch etwas hängen geblieben?

Na ja, es gibt erheblich schlimmere Vorstellungen.

*All das vergiß bitte nie!* – Wie könnte ich?

Vielleicht kann ich später mit ihm über seine Erfahrungen reden: Leben, Tod – geboren werden, sterben…

Es ist gut, ihn wieder zurück zu haben.

Kirk

Wie konnte das alles passieren? Genesis, David…

Oh mein Gott, David! Mein Sohn, den ich kaum kannte. Wie soll ich das Carol erklären? Kann man das überhaupt erklären?

Was ist da bloß geschehen, auf Genesis? – Saavik spricht nicht darüber und Du weißt es wohl nicht mehr, mein Freund.

Was hab’ ich getan?

So viele Verluste, so viele Leben verloren – welch hoher Preis um nur eines zu retten, nur seines und meine Seele und die seine und vielleicht die von McCoy und den anderen…

Wert dafür zu sterben. – Wert dafür den Tod anderer zu riskieren?

Ich hatte nur diese eine Chance.

Spock

Da war… Schnee. – Kalt.

Fieber. – Heiß.

Da war… eine Frau und… Schmerz.

Ein Mann, ein Mensch.

Dann kamen andere, stritten sich, kämpften – töteten und brachten mich hier her.

Alles ist so verwirrend, neu.

Was tun all die Menschen hier? – Warum sehen sie mich so erwartungsvoll an? – Weshalb wirken sie auf mich so vertraut? – Woher kenne ich sie?

Haben diese Menschen mich hergebracht? – Nein, die Frau war nicht dabei, nicht DIESE Frau.

*Kirk war Dir ein Freund*, hat Vater gesagt.

Was ist ein Freund?

Welcher von denen ist Kirk?

Ich könnte mich an diese Menschen wenden und sie all das fragen…

Epilog

„Wie wir mit dem Tod fertig werden ist ebenso wichtig, wie die Bewältigung des Lebens.“ – Kirk

„Ich war es und werde es immer sein – Ihr Freund. Leben Sie lange und in Frieden.“ – Spock

„Er ist nicht wirklich tot, so lange wir an ihn denken.“ – McCoy

„Von allen Seelen, die mir auf meinen Reisen begegnet sind, war seine die… menschlichste.“ – Kirk.

„Ich muß gestehen, ich hätte niemals gedacht, daß ich so etwas mal zu jemandem sagen würde: Sie haben mir gefehlt und ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte Sie noch einmal zu verlieren.“ – McCoy

„All das vergiß bitte nie…“
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