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Heroismus

von SusanQ

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„Sir, ich empfange einen Notruf im niederfrequenten Radiowellenbereich“, meldete Uhura, ohne ihren Blick von den Kontrollen an ihrer Konsole abzuwenden. Sie verfeinerte einige Einstellungen und konnte das Signal endlich klar genug empfangen, um es auf den Brückenlautsprecher zu legen, gerade rechtzeitig, um Kirks Befehl: „Lassen Sie hören!“ folge leisten zu können.

Ein kurzes Knacken, statisches Rauschen und dann vernahm man die deutliche, klar artikulierte Stimme eines Mannes: „Privates Handelsschiff Endurance erbittet dringend technische Unterstützung. Antrieb und künstliche Gravitation ausgefallen, Lebenserhaltungssysteme laufen mit Notenergie. Ich wiederhole – privates Handelsschiff Endurance erbittet dringend technische Unterstützung. Antrieb und…“

„Danke Lieutenant“, unterbrach Kirk die automatische Ansage. „Rufen Sie die Endurance und teilen Sie dem Captain mit, daß wir unterwegs sind.“

Chefingenieur Montgomery Scott war auf die Brücke gekommen, um sich mit den Sensoren schon mal einen Eindruck davon zu verschaffen, womit er es zu tun haben würde. Dieser erste Eindruck war ein bleibender. „Um Himmelswillen. Das grenzt ja schon an Weltraumverschmutzung. Das so ein Haufen Schrott überhaupt fliegen kann. – Na das nenne ich mal eine kreative Antriebskonfiguration...“ Er murmelte noch etwas weiter vor sich hin, aber das konnte niemand verstehen, vermutlich war es Gälisch.

„Endurance, hier spricht Captain Kirk vom Förderationsschiff Enterprise. Wir nähern uns Ihnen von Achtern.“

„Hallo Enterprise. Michael Harris ist mein Name, von der Endurance. Schön, daß ihr Jungs so schnell vorbeikommt. Hätte nicht gedacht, daß mir ausgerechnet ein Schiff der Constellation-Klasse zu Hilfe eilt.“

Kirk schmunzelte über diese, nicht gerade dem Protokoll entsprechende Antwort und erkundigte sich dann: „Benötigen Sie eventuell auch medizinische Hilfe?“

„Nicht wirklich dringend, danke. Ich habe durch die Schwerelosigkeit nur ein paar Kratzer und Beulen abbekommen und mir natürlich die Seele aus dem Leib gekotzt. – Vielleicht könnten Sie mir ja einen Sanitäter rüberschicken, der suchen hilft.“

Fähnrich Chekov hatte zu tun, sich ein Lachen zu verkneifen.

„Wo genau liegt Ihr technisches Problem?“, fragte Scott nach.

„Ich bin mir nicht ganz sicher“, entgegnete die Stimme aus dem Lautsprecher. „Vermutlich kommt die alte Schrottmühle langsam genauso in die Jahre, wie ihr Skipper. Ich denke, mir hat’s die Dilithiummatrix zerhauen und vermutlich auch die eine oder andere Phasenspule.“

„Ich denke, daß kriegen wir wieder hin, Sir“, meinte Scott und erhielt daraufhin prompt die Antwort: „Echt? Dann schulde ich Euch Jungs was.“

Kirk schüttelte lächelnd der Kopf und sagte: „Wir kommen mit vier Mann rüber. Halten Sie ihre Andockluke bereit.“

„Geht klar, Endurance Ende“, erklang ein letztes Mal die Stimme über den Brückenlautsprecher.

„Mr. Scott, Mr. Spock, zum Hangardeck“, befahl Kirk den beiden, drückte dann den in die Armlehne seines Sessels integrierten Interkommknopf und beorderte auch Dr. McCoy mit einem medizinischen Notfallkoffer zum Shuttle.

**************

Das Schott wurde von innen geöffnet und die vier Männer von der Enterprise wurden von einem heranschwebenden Mann, der schon langsam in die Jahre gekommen war, begrüßt. „Kommen Sie rein, fühlen Sie sich wie zu Hause. – Na ja, dürfte schwer fallen, ohne künstliche Gravitation.“

Sein etwas zerzaustes langes graues Haar hatte er im Nacken, womit auch immer, zusammen gebunden, wohl nur, weil es ihn sonst, bei der hier herrschenden Schwerelosigkeit, ständig gestört hätte.

„Immer rein in die gute Stube“, forderte er sie auf, ihm tiefer ins Innere seines kleinen Frachters zu folgen. „Üben Sie Nachsicht mit einem alten Mann, was die Unordnung angeht. Ich konnte ja nicht damit rechnen, daß mein Grav-Generator ausgerechnet auf dieser Reise ausfällt. Früher oder später wäre das eh passiert, aber ich hatte gehofft, es wäre später.“

„Weist er irgendwelche Defekte auf?“, wollte Scott wissen.

„Na ja, was wollen Sie hören? Er ist alt, so wie ich und ich weise auch schon ein paar Defekte auf“, gab Harris grinsend zurück.

„Ich sehe ihn mir mal an, Sir“, wandte der Ingenieur sich an seinen Captain. „Vielleicht fehlt dem nur ein bißchen Energie.“

„Machen Sie das, Scotty“, wies Kirk ihn an.

Während dieser sich schon entfernte und sich langsam an der Wand entlang aus dem Frachtraum Richtung Maschinenraum hangelte, rief ihm Harris hinterher: „Aber warnen Sie mich bitte vor, damit ich mir nichts tue, wenn sie die Schwerkraft wieder einschalten.“

Auf seinem Weg zu den technischen Kontrollen bemerkte Scott, daß eigentlich so ziemlich jeder Winkel dieses Schiffes als Warenlager genutzt wurde. In den Gängen waren die meisten Gegenstände in Netzen an den Wänden verstaut und wenn ihm mal was in die Quere kam, dann steckte er es wahllos in eines davon, damit nichts kaputt ginge , wenn es zu Boden fällt, denn er glaubte nicht, daß er die Schwerkraft langsam würde erhöhen können. Bei diesen alten Maschinen war sie angeschaltet oder aus, dazwischen gab’s nichts.

„Könnten die Herren mir behilflich sein noch einige von meinen Waren einzufangen?“, bat Harris nun die drei verbliebenen, aber McCoy erhob sofort Einspruch: „Ich werde Sie mir erstmal ansehen. Wenn Sie wirklich so viel erbrochen haben, muß ich dringend Ihren Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt ausgleichen.“

Kirk hielt sich an einer am Boden verschraubten Konsole fest und fragte sich, wie Spock es schaffte nahezu regungslos mitten im Raum zu schweben.

„Gut, Pille. Du kümmerst Dich um Mr. Harris und Spock und ich kümmern uns um seine Fracht.“

Daraufhin stieß er sich vorsichtig, aber dennoch wohl zu kräftig, vom Boden ab, driftete Richtung Spock und nahm diesen, an dessen Arm packend mit sich, was glücklicherweise seine Geschwindigkeit genug verringerte, um nicht gegen irgend ein Schott zu prallen.

Minutenlang schwebten sie so durch das Schiff, sammelten ein, dessen sie habhaft werden konnten, und packten es hin, wo gerade Platz war.

Die Güter waren alle sehr exotisch, zuweilen antik und manchmal sogar einzigartig, wie Spock bemerken mußte.

Hier ein Ballen altairanische Seide, die ihre Farbe den jeweiligen Lichtverhältnissen und der Körpertemperatur der Trägerin anpaßte, dort ein Säckchen brasilianischer Kaffee von der Erde, ungemahlen, andernorts Steingefäße der Uru-Uru, zerbrechlich wie venezianisches Glas, und sogar eine ganze Kiste voller Flaschen romulansichen Ales, die einzig Ware an Bord, deren Handel und Besitz in der Förderation illegal war. Aber wem konnte Kirk das verdenken, hatte er doch selbst eine Flasche in seinem Quartier.

Dann erklang Scotts Stimme über die Bordsprechanlage: „Achtung, ich schalte jetzt den Grav-Generator wieder ein.“

Alle versuchten möglichst nahe zum Boden zu schweben und machten sich darauf gefaßt, ihr eigenes Körpergewicht wieder zu spüren.

Wenige Sekunden später baute sich schlagartig das künstliche Schwerkraftfeld auf und alles, was die Männer bis dahin nicht eingefangen hatte, fiel, zum Teil lautstark, zu Boden.

„So, Sir, die Energieversorgung ist wieder hergestellt“, meldete Scott seinem Captain. „Ich habe die Dillithiummatrix nochmal rekonfigurieren können. Wird aber nicht lange halten, vielleicht einen Monat oder so, falls Mr. Harris seine Maschinen nicht überstrapaziert. Aber eine der Phasenspulen ist eine verlorene Sache. Ich muß zurück zur Enterprise und zusehen, ob ich auf die Schnelle so ein antikes Stück nachbauen kann.“

„Gut, Scotty“, entgegnete Kirk. „Nehmen Sie das Shuttle. Wir bleiben noch und helfen hier etwas aufzuräumen. Wenn Sie die Spule haben, beamen Sie sie rüber, Spock und ich können sie einsetzen und dann holen Sie uns hier raus.“

„Aye, Sir“, bestätigte Scott die Befehle und begab sich direkt zum Shuttle. Da er auf seinem Weg Harris nicht nochmal begegnete, hatte er keine Gelegenheit sich persönlich von diesem zu verabschieden.

Nach gut anderthalb Stunden traf die Erstatzspule von der Enterprise ein.

Kirk reichte sie an Spock weiter, der sich sofort an die Arbeit machte.

„Wie kann ich mich bei Euch Jungs nur für das, was ihr für mich getan habt, erkenntlich zeigen?“, fragte Harris. „Danke, für ALLES, wobei Ihr mit geholfen habt“, bei den letzten Worten sah er dankbar in McCoys Richtung, der den Blick mit einem angedeuteten aufmunternden Lächeln erwiderte.

„Ich würde Euch gern irgendwie entlohnen“, gestand der Händler ein.

„Tut mir leid, Sir, aber Starfleet hat keine Preisliste für nachgebaute Spulen und zwei Stunden Arbeitszeit von vier Offizieren“, grinste Kirk. „Derlei Gefälligkeiten sind bei uns gratis.“

„Dann suchen Sie sich wenigstens jeder eine Sache aus und nehmen Sie auch was für Ihren Techniker mit, er ist ein sehr fähiger Mann.“

„Danke für das Angebot, Mr. Harris, aber…“

Kirk wurde sofort unterbrochen: „Wie, erst kommen Sie mir zu Hilfe und dann wollen Sie mich zum Abschied beleidigen? – Ich könnte mich bei der Sternenflotte über Sie beschweren!“

„Oh, in diesem Fall müssen wir vielleicht eine Ausnahme machen“, räumte McCoy ein und zwinkerte seinem kommandierenden Offizier zu.

Kirk lachte kurz auf und sagte: „Na gut, überredet. Pille, geh doch bitte in den Maschinenraum zu Spock und sag ihm bescheid, daß er sich auch etwas aussuchen kann.“

„Schon unterwegs“, antwortete der Arzt und verschwand.

Nach kurzem Zögern wandte sich Kirk an den Händler: „Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, woher ich den Namen Ihres Schiffes kenne.“

Plötzlich sah Kirk in den Augen des älteren Mannes nicht mehr die herzliche Offenheit, sondern vorsichtige Zurückhaltung, als dieser langsam fragte: „Ja? Und?“

„Ich denke, mir ist es wieder eingefallen. Ihr Name ist nicht Michael Harris“, tat Kirk entschieden kund.

„Doch, das ist er, jedenfalls jetzt, oder besser schon seit vielen Jahren“, gestand *Harris* ein.

„Dann habe ich also recht. Sie sind Robert Shackleton…“

„Ich habe es geahnt. Es lag am Namen des Schiffes, sonst nichts, stimmt’s? Ist schon komisch, diese Bürokratie, da läßt sich der Name eines Menschen leichter ändern, als die Kennung eines Schiffes. – Irgendwann mußte es ja mal rauskommen“, entgegnete der alte Mann resigniert. „Werden Sie es für sich behalten?“

„Aber wieso? Wieso verstecken Sie sich hier? Seit über dreißig Jahren gelten Sie als verschollen. Sie sind eine Legende. Sie waren ein Idol, ein Held – auch für mich.“

„Pah, Held“, stieß Shackleton verächtlich hervor. „Ich bin kein Held. Ich bin Kunsthistoriker. Das war ich schon damals.“

„Aber Sie haben…“, wollte Kirk etwas dagegen halten.

„Ich habe getan, was getan werden mußte, was jeder getan hätte, der dazu in der Lage war“, unterbrach ihn der Held seiner Jugend. „Ich habe eine Hand voll Kolonisten gerettet. Das war alles.“

„2863 Siedler sind wohl kaum eine Hand voll“, antwortete Kirk.

„Oh Mann. Sagen Sie bloß, Junge, Sie sind einer von denen, die auch sämtliche Namen der Überlebenden kennen. – Für mich war damals und ist heute immer noch viel wichtiger, daß ich über zehntausend nicht retten konnte.“

„Sie waren nur EIN Mann.“

„Ach, plötzlich bin ich nur noch ein MANN. Vorhin war ich noch ein Idol, ein Held“, erwiderte Shackleton zynisch. „Ich wollte nicht gefeiert werden, ich wollte nur meine Ruhe…“

„Und sich in Ihrem Selbstmitleid ertränken?“, hakte Kirk provozierend nach, woraufhin Shackleton nur lachte: „Ach, die Jugend von heute! Wie alt waren Sie damals, Captain Kirk? Zehn? Zwölf?“

„Ich war acht“, gab der Gefragte Auskunft.

„Ich war gerade 26 geworden, hatte mein Studium soeben erfolgreich abgeschlossen und ein Forschungsstipendium erhalten, um meine Doktorarbeit zu schreiben. Und dann geschah diese unsägliche Katastrophe auf diesem Planeten, Antarctica. Treffender hätte der Name nicht sein können. Ein gigantischer Schildvulkan erwachte plötzlich wieder zum Leben und spie Rauch und Feuer. Giftige Gase erfüllten die Luft.

Zehntausende starben in wenigen Stunden.

Dann heizte sich durch den Treibhauseffekt die Atmosphäre so schnell auf, daß das gesamte Eis zu tauen begann. Der Anstieg des Wasserspiegels war gar nicht das Problem, der war langsam genug, daß Raumschiffe der Förderation hätten zu Hilfe kommen können. Das eigentliche Problem war der tauende Permafrostboden. Er setzte Methan und andere Treibhausgase frei, welche die Atmosphäre weiter aufheizten und verpesteten. Und alles versank in den Schlammassen, Fahrzeuge, Gebäude, Raumschiffe und Menschen.

Wie ein Besessener flog ich Tag und Nacht mit DIESEM Schiff von der Planetenoberfläche zu der nahegelegenen Raumbasis und brachte hin, wen ich finden konnte.

Irgendwann war auf der kleinen Raumstation und auch in meinem Schiff einfach kein Platz mehr. Selbst wenn wir noch jemanden gefunden hätten, wir hätten niemanden mehr aufnehmen können, nicht mal mehr ein Kind. Also entschloß ich mich, an der Station angedockt zu bleiben, damit wir noch etwas Raum durch die geöffneten Luken gewannen.

Ich hatte damals keine Idee und habe bis heute keine Lösung für das Problem gefunden, wie ich noch mehr Menschen hätte retten können, aber dennoch schlummert irgendwo in meinem Unterbewußten die Gewißheit, daß ich Tausende habe sterben lassen und das ist fast so schlimm, als hätte ich sie eigenhändig getötet.“

Kirk sah Shackleton schweigend an, denn er ahnte, daß dieser seine Geschichte noch nicht beendet hatte.

„Und dann kam ein findiger Journalist drauf, daß ein Onkel von mir ja auch schon so heldisch gewesen sei. – Ich bitte Sie! – Das war sogar schlecht recherchiert. Edward Shackleton sen. war ein Großonkel von mir. Seit frühester Jugend wurde mir immer wieder vorgehalten, wie toll er und natürlich auch mein Großvater gewesen seien, die beiden Heldenbrüder der Raumfahrt, und das ich so vollkommen aus der Art geschlagen sei.

Und jetzt das. Ich sollte gefeiert werden, und das meine ich wörtlich. Das wollte ich einfach nicht. Ich wollte doch nur meine Doktorarbeit über vergleichende Ikonographie fertigstellen.

Aber das schlimmste war, daß mein Vater sich bei mir meldete und nur sagte, daß er zum ersten mal in seinem Leben auf seinen Sohn stolz seinen könnte, denn bisher hätte ich ihm ja nie Anlaß dazu gegeben… Zum ersten mal wollte er allen sagen *Das ist mein Sohn*.“

Kirk versuchte sich gerade vorzustellen, wie sein Leben gewesen wäre, ohne den ständigen liebevollen Zuspruch seines Vaters, der ihn ermutigte, Niederlagen immer wieder zu nutzen, um daraus zu lernen und an seinen Fehlschlägen zu wachsen. – Nein, daß wollte er sich lieber nicht vorstellen.

„Irgendwie wollte ich ihm diesen Triumph nicht gönnen, also bin ich abgehauen. Ich habe es nicht eine Sekunde in meinem Leben bereut.

Wenn ich jetzt zurückkäme, würde doch das gleiche Theater von vorn losgehen, vermutlich gerade, weil ich so lange als verschollen galt. – Heldentum ist nichts wert. Es macht dich nicht satt, es wärmt dich nicht in der Nacht und es bewahrt dich nicht vor dem Verlust eines geliebten Menschen.“

Die beiden Männer sahen einander schweigend an, bis Kirk bedächtig zustimmend nickte.

In diesem Moment kam McCoy aufgeregt hereingestürmt. „Mr. Harris, ist es wirklich vollkommen egal, was wir uns aussuchen?“

„Ja“, antwortete dieser und lies dabei seinen Blick nicht eine Sekunde von Kirks Augen abschweifen, dessen Lippen daraufhin der leichte Anflug eines konspirativen Lächelns umspielte.

„Ich habe da ein altes Lichtmikroskop von Carl Zeiss entdeckt…“

„Nehmen Sie’s. Es gehört Ihnen.“ Nun endlich sah der Händler den Arzt an und sagte: „Sie haben es sich verdient.“ In Gedanken fügte er dem hinzu, *mit zehn Jahren meines Lebens*.

Der Arzt wußte, worauf der vorzeitig gealterte Mann anspielte und nickte nur dankbar.

Shackleton litt am trillianischen Syndrom, was McCoy vorhin natürlich sofort entdeckt hatte. Er konnte ihn nicht heilen, aber er hatte ihm etwas gegeben, womit der krankheitsbedingte Alterungsprozeß verzögert werden konnte.

Dann kam Spock. Er hielt etwas hinter seinem Rücken versteckt, aber diese Tatsache blieb Kirk verborgen, da sein Erster Offizier des öfteren die Hände hinter dem Rücken verschränkte.

„Und?“, wollte Shackleton nun wissen. „Haben Sie auch etwas für Ihren begabten Ingenieur gefunden?“

„Wenn Sie nichts dagegen haben“, begann Kirk, „nehmen wir ihm eine Flasche des Romulanischen Ales mit.“

„Ähm, Sir“, wand Spock, begleitet von einem Räuspern des Arztes, ein, „Doktor McCoy hat dort hinten eine Flasche 30jährigen saurianischen Brandys entdeckt. Vielleicht wäre diese angebrachter.“

Kirk sah Shackleton, um den Wert einer solchen Flasche wissend, fragend an, doch der nickte nur entschlossen, nicht ohne sich den Kommentar verkneifen zu können: „DAS tut weh. Aber Ihr Mr. Scott hat es sich durchaus verdient.“

„Und, Jim? Wann willst Du Dir was aussuchen?“, erkundigte sich McCoy, der freudestrahlend sein neues, altes Mikroskop umklammert hielt, als wolle es ihm irgend jemand wieder wegnehmen.

„Ich habe mein Andenken schon“, antwortete der Captain und fügte dem hinzu: „Wir müssen uns jetzt wieder auf den Weg machen. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennengelernt zu haben… Mr. Harris.“

Er schüttelte dem alten Mann zum Abschied die Hand, dann griff er nach seinem Kommunikator und lies sie alle drei wieder an Bord der Enterprise beamen.

**************

Einige Tage, die sich in der üblichen Routine zu einer undefinierbaren Zeitspanne ausgedehnt hatten, waren seit den Reparaturarbeiten an Bord der Endurance vergangen, als am Abend des 21. Oktobers, das Türsignal zu Kirks Kabine erklang.

„Ja bitte“, hörte Spock den Captain von drinnen sagen und betrat dessen Quartier.

„Was gibt’s, Spock?“, erkundigte sich Kirk ohne großes Interesse, denn wäre etwas schwerwiegendes oder wichtiges vorgefallen, hätte sich die Brücke per Interkom gemeldet.

„Ich dachte mir, daß Ihnen das Gespräch mit Robert Shackleton auf Dauer vielleicht doch kein adäquates Andenken sein könnte“, entgegnete Spock ungerührt und ignorierte die überraschte Miene Kirks völlig.

„Sie wußten…?“

„Selbstverständlich. Die Geschichte der Endurance und das mysteriöse Verschwinden des Retters von Antarctica ist mir durchaus bekann. Ich habe Mr. Shackleton an Hand einer Videoaufzeichnung identifizieren können“, erklärte Spock seinem Captain bereitwillig.

„Warum haben Sie nichts gesagt?“, wollte Kirk nun wissen.

„Bei jemandem, der sich seit über dreißig Jahren in cognito als Händler exotischer Güter mehr recht als schlecht durchschlägt, ist davon auszugehen, daß er dies nicht wünscht.“

„Sie haben, wie immer, absolut recht Spock“, gab Kirk mit leicht resignierendem Unterton in der Stimme zu. Dann erinnerte er sich an die ersten Worte des Vulkaniers: „Und, wie war das jetzt mit dem adäquaten Andenken?“

Spock brachte das in feinstes Hirschleder gebundene Buch von 1805 hinter seinem Rücken hervor und überreichte es Kirk.

„Sie hätten sich keinen passenderen Tag als diesen, Trafalgar Day, aussuchen können, um mir das zu geben.“ Kirk grinste, als er das Buch betrachtete. „Eine Biographie über Admiral Lord Nelson, Spock?“

„War er nicht ein weiterer Held Ihrer Kindheit, Jim?“

„Ja, das ist richtig. – Aber was bringt einem Heroismus schon?“, fragte der Captain sinnierend. „Außer die Anerkennung der Öffentlichkeit und vielleicht die flüchtige Verehrung einiger kleiner Jungen?“

„Nichts, wenn man sogenannte Heldentaten nur um derentwillen vollbringt. – Alles, wenn man sich selbstlos seinen eigenen Ängsten stellt, die Furcht überwindet und sein Leben riskiert, um das anderer zu retten.“
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