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Ein neues Leben

von Kerstin

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>Ist das wirklich eine uralte Legende?<

>Nein. Aber so war es leichter es zu sagen.<

Kathryn wischte die Träne beiseite, die ihr übers Gesicht lief. Seit einigen Tagen kamen die Erinnerungen von New Earth immer wieder, obwohl das schon einige Jahre zurück lag. Drei Jahre, um genau zu sein. Sie sah auf den leeren Platz neben sich. Sie spürte, wie Tom Paris sie besorgt ansah. Sie sah zu ihm und lächelte ein wenig. Auf der Brücke hielt sie nichts mehr, also stand sie auf und ging zum Turbolift. „Sie haben die Brücke, Mr Tuvok.“

Kathryn irrte durch die Korridore der Voyager. Müde lächelte sie zu den Crewmitgliedern, die sie im vorübergehen mit besorgten Blicken musterten. Sie begegnete auch Naomi, die kurz mit ihr redete. Doch sie war so in Gedanken über Chakotay vertieft, dass sie es kaum registrierte. Kathryn wusste nicht, wie lange sie schon durch dieses Schiff ging als sie vor der Krankenstation stehen blieb. Zögernd trat sie ein. Die Krankenstation war, genau wie die Korridore, nur minimal beleuchtet, damit B'Elanna genug Energie zur Verfügung stand, um die Voyager wieder vollkommen reparieren zu können. Kathryn sah den Doktor über einem Biobett mit einem Trikorder hantieren. Als er sie bemerkte klappte er den Trikorder zu und ging zu ihr. „Sein Zustand ist unverändert.“, meinte er nur und zog sich in sein Büro zurück. In den letzten zwei Wochen war ihm klar geworden, dass sein Captain lieber alleine war, wenn sie auf der Krankenstation war, um den Commander zu besuchen. Und es verging kein Tag an dem sie nicht mindestens drei mal kam, um sich nach ihm zu erkundigen. Durch die Glasscheibe, die den Behandlungsraum von seinem Büro trennte, beobachtete der Doktor seinen Captain.

Zögernd trat Kathryn zu dem Biobett und setzte sich auf den Stuhl neben diesem. Erst jetzt bemerkte sie das Papier in ihrer Hand, das ihr Naomi für Chakotay gegeben hatte. Mit der rechten Hand strich sie über Chakotays Kopf und wieder konnte sie nicht verhindern, dass sich Tränen in ihren Augen bildeten. Doch diesmal wischte sie die Tränen nicht weg. Mit ihren Fingerspitzen zeichnete sie das Tattoo auf seiner Stirn nach und beugte sich ein wenig nach vorne. „Ich bin es, Chakotay. Naomi hat dir ein Bild gemalt. Darauf spielst du mit ihr Cadescot." Kathryn schwieg wieder. Traurig sah sie den Mann, der vor ihr lag, an. Sie wollte es nicht, aber sie musste daran denken, was wäre wenn er nicht im Koma läge, wenn er den Angriff nicht überlebt hätte. „Ich will dich nicht verlieren, Chakotay. Es gibt noch so vieles, was ich dir sagen will. So vieles, was noch unausgesprochen ist. Bitte lass mich nicht allein. Ich brauch dich. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll.“

„Captain.“ Der Doktor trat langsam an sie heran. „Ich muss noch ein paar Scans durchführen. Ich werde sie über jede Veränderung informieren.“Müde nickend stand Kathryn auf. „Captain.“

„Ja?“

„In den meisten Fällen können die Komapatienten vertraute Stimmen hören. Und ich glaube der Commander kann Sie ganz genau hören.“

Kathryn lächelte leicht. „Danke, Doktor.“

„Sie wird nicht mit uns reden, Tom. Wir sollten wieder gehen.“

„Sie wird mit uns reden, B'Elanna. Ich bin mir ganz sicher. Der Captain braucht jetzt jemanden, mit dem sie reden kann.“

„Wird sie denn dann nicht eher mit Tuvok reden?“, fragte B'Elanna.

„Das werden wir ja sehen. Ich geh auf jeden Fall erst, wenn sie entweder mit uns oder mit Tuvok geredet hat.“

„Und worüber soll ich reden, Mr Paris?“, Kathryn ging an den beiden vorbei und öffnete die Tür zu ihrem Quartier, trat aber noch nicht ein, sondern drehte sich zu Tom und B'Elanna um. Da Tom noch nach den richtigen Worten suchte, ergriff B'Elanna das Wort. „Können wir rein kommen, Captain? Es geht um eine Sache, die man nicht zwischen Tür und Angel besprechen sollte.“ Kathryn nickte und betrat vor Tom und B'Elanna ihr Quartier. Sie deutete den beiden mit einem Handwink sich zu setzen. „Also. Worüber wollen Sie mit mir sprechen?“

„Wir möchten gerne wissen, wie es Ihnen geht.“, beantwortete B'Elanna Kathryns Frage, während sie sich setzte.

„Mir geht es gut.“ Kathryn lehnte sich zurück, versuchte aber Augenkontakt zu meiden und sah deswegen aus dem großen Panoramafenster und beobachtete die Sterne, die vorbei rasten.

„Bei allem Respekt, Captain. Aber das stimmt nicht. Seitdem Chakotay im Koma liegt, lassen Sie einen Großteil der Arbeit Tuvok machen. Verstehen Sie mich nicht falsch, Captain. Tuvok ist durchaus fähig diese Arbeit zu machen. Aber das ist nur ein Beweis dafür, dass Sie etwas bedrückt.“ B'Elanna versuchte ruhig zu klingen, doch im Inneren schäumte sie vor Wut darüber, dass Kathryn immer noch den starken Captain spielte, obwohl man ihr ansah, dass sie mit den Nerven vollkommen am Ende war.

Kathryn lehnte sich nach vorne. „Natürlich bedrückt mich etwas, B'Elanna. Chakotay liegt im Koma. Das ist es, was mich bedrückt.“

„Sicherlich bedrückt Sie das.", bestätigte B'Elanna Kathryns Aussage. "Aber da ist noch etwas. Der Doktor hat mir erzählt, wie oft Sie auf die Krankenstation kommen. Er hat Sie beobachtet.“

„Meine persönlichen Probleme gehen Sie beide nichts an.“

„Das sehen wir aber anders, Captain.“, warf Tom ein. „Wenn Sie durch diese „Probleme“, wie Sie es nennen, abgelenkt sind und sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren können, geht es die gesamte Crew etwas an. Ins besondere die Führungsoffiziere.“ Erwartungsvoll beobachtete er, was Kathryn als nächstes machen würde. Erstaunt registrierte er, dass Kathryn lediglich aufstand und zum Fenster ging. „Die gesamte Crew geht davon aus, dass etwas zwischen Ihnen und Chakotay auf New Earth passiert ist. Wir wissen nicht was, aber wir wissen, dass sie es geheim halten wollen. Aber dafür ist jetzt verdammt noch mal nicht der richtige Augenblick.“, Tom war bei diesen Worten lauter geworden. Aber er hatte das Gefühl, dass es nur so an seinen Captain heran kam, obwohl B'Elanna ihn kurz vorwurfsvoll ansah. Und tatsächlich drehte Kathryn sich zu ihnen um. B'Elanna sah, dass sich Tränen in Kathryns Augen bildeten. Sie stand auf und stellte sich vor sie. „Wir mögen nicht immer die besten Freunde gewesen sein, Captain......Kathryn. Aber wenn Sie mit niemanden darüber reden wird Sie das noch eines Tages umbringen. Ich weiß wovon ich rede. Und wenn Chakotay sterben sollte, wird es nur noch schlimmer.“ B'Elanna fiel noch einiges ein, was sie Kathryn sagen könnte. Doch sie hielt den Mund, als sie sah, dass sich immer mehr Tränen ihren Weg über Kathryns Gesicht bahnten. Schließlich ergriff B'Elanna die Initiative, ging einen Schritt vor und schloss Kathryn in ihre Arme, in der Hoffnung, dass diese sich nicht abwenden würde. Als Tom diese Szene sah, hielt es ihn nicht länger auf seinem Platz. Er stand auf und ging zu B'Elanna und Kathryn. „Chakotay wird es schaffen, Kathryn. Davon bin ich überzeugt, denn Chakotay ist ein Kämpfer und er wird nicht so schnell klein bei geben.“ Kaum hatte B'Elanna den Satz beendet ertönte die Stimme des Doktors: „Krankenstation an Janeway. Captain Sie sollten sofort zu mir kommen.“ „Ich bin unterwegs.“ Kathryn löste sich aus B'Elannas Umarmung. „Danke, B'Elanna, Tom.“

„Nichts zu Danken, Captain. Jetzt sollten wir aber wirklich zur Krankenstation gehen.“,B'Elanna lächelte.

Kathryn rannte, gefolgt von Tom und B'Elanna, zur Krankenstation. Da es schon spät war kamen ihnen keine Crewmitglieder entgegen. Kathryn betrat die Krankenstation und blieb wie angewurzelt stehen. Beinahe wären Tom und B'Elanna in sie rein gerannt. Der Doktor winkte Tom und B'Elanna zu sich in sein Büro. „Chakotay?“, nur langsam fand Kathryn ihre Stimme wieder. Erst jetzt bemerkte Chakotay, dass er nicht mehr allein war und drehte sich um. Er wollte gerade etwas sagen, als Kathryn sich in seine Arme warf und anfing zu weinen. „Es ist alles wieder in Ordnung, Kathryn. Alles in Ordnung.“ Chakotay schloss sie in die Arme. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. „Ich hatte Angst.“

„Ich weiß, Kathryn.“

„Woher?“

„Ich hab dich gehört.“

„Lass mich nie mehr allein. Verstanden?“

Ich lass dich nie mehr allein.“

Kathryn ging einen Schritt zurück und sah Chakotay in die Augen. Sie versank in seinen unendlich tiefen Augen. Ganz langsam näherten sich seine Lippen denen von Kathryn. Sie versanken in einen langen Kuss, mit dem, ohne dass es jetzt schon wussten, ein völlig neues Leben für sie begann.

Ende
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