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Für immer bei dir

von Kerstin

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Admiral Janeway saß auf einem Felsen am Strand von Florida und betrachtete den Sonnenuntergang. Es wehte ein starker Wind, der den Herbst ankündigte. Kathryn Janeway kam oft nach ihrer Arbeit hierher, um die Wellen zu beobachten, die am Strand ausliefen und dann verschwanden. Sie schlug den Kragen ihres Mantels hoch. Es wurde allmählich kühler und sie war zu einer Feier eingeladen. Der zweite Jahrestag der Rückkehr der Voyager in den Alpha-Quadranten. Doch ihr war nicht nach Feiern. Nicht nachdem ihr der Chefarzt der hiesigen Klinik die Ursache ihres Zusammenbruchs vor einem Monat geschildert hatte. Tom und B'Elanna hatten sie eingeladen. Sie haben erzählt, dass Chakotay schon zugesagt hätte. Und gerade ihm wollte Kathryn nicht gegenübertreten. Er würde sofort merken, dass etwas nicht stimmte.

„Es ist ziemlich kühl hier draußen, Kathryn. Sie sollten zu uns rein kommen.“

Kathryn zuckte zusammen als sie angesprochen wurde.

„Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“, sagte Chakotay sofort entschuldigend.

„Ist schon in Ordnung, Chakotay.“ Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Chakotay sich neben sie setzte. „Wie geht es Ihnen?“, fragte sie mit gespielter Freude.

„Gut. Wir kommen mit dem Aufbau von Dorvan V sehr gut voran und die Zusammenarbeit mit den Cardassianern läuft hervorragend.“, Chakotay hatte sofort gemerkt, dass sie nicht so froh zu sein schien, wie sie es ihm vormachte.

„Das Freut mich. Und wie ich gehört habe sind Sie zum Captain befördert worden.“, bis jetzt hatte Kathryn ihm noch keines Blickes gewürdigt und auch jetzt sah sie noch aufs Meer hinaus.

Chakotay bemerkte, dass Kathryn seine Anwesenheit nicht sonderlich freute. Er hatte sogar das Gefühl, dass er ihr auf die Nerven zu gehen schien. „Ganz recht.“

„Hat man Ihnen schon ein Kommando angeboten?“

„So weit ich weiß, soll ich die Voyager führen, sobald sie aus dem Trockendock raus ist.“ Es trat eine kurze Stille ein. „Und Sie? Wie geht es Ihnen?“

„Mir geht es gut.“, log sie.

„Was machen Sie so?“, fragte er neugierig aber darauf bedacht sie nicht all zu sehr zu nerven.

Wieder trat eine Stille ein. Kathryn stand auf. „Gehen wir ein wenig.“, meinte leise sie und ging zum Wasser. Chakotay folgte ihr. „Zurzeit bin ich für die Besatzungen einiger Schiffe zuständig.“

„Also haben Sie mir den Posten auf der Voyager gegeben.“ Jetzt war Chakotay sicher, dass sie ihn belogen hatte. Zu mal er auch jetzt erkannte wie blass sie war. Und auch viel ihm erst jetzt der Mantel auf, den sie trug, obwohl es noch lange nicht so kalt war um die Winteklamotten aus dem Schrank zu holen, vor allem nicht in Florida.

„Nein. Ich kümmere mich eigentlich hauptsächlich um die Enterprise und einige kleine Forschungsschiffe.“

Kathryn und Chakotay gingen am Wasser entlang. „Und sonst? Was machen sie in Ihrer Freizeit?“ Er wollte heraus bekommen, was mit ihr los ist. Aber trotzdem wollte er sie zu nichts drängen.

„In meiner Freizeit? Nichts Besonderes. Lesen, Fortbildungen, als Gast an der Akademie unterrichten. Aber das hab ich schon lange nicht mehr gemacht.“

„Warum nicht?“

„Zu wenig Zeit.“, antwortete sie knapp.

„Ich verstehe. Ich wurde vorhin von Barclay gefragt, ob ich Interesse hätte, einmal in seinem Kurs zu kommen. Offenbar waren alle schon mindestens einmal da. Nur ich nicht.“, Chakotay versuchte empört zu klingen, was ihm aber entweder nicht gelang oder Kathryn merkte es bloß nicht.

„Haben Sie angenommen?“

„Noch nicht.“

„Tun Sie's. Sie werden staunen, wie klug die Kadetten ihre Fragen stellen.“ Kathryn lächelte müde, was Chakotay nicht entging.

„Was ist los mit Ihnen. Kathryn?“

„Wieso, was soll los sein?“, Kathryn blieb stehen und drehte sich zu Chakotay.

„Sie sind nicht beim Fest. Sie haben sich nicht besonders darüber gefreut, dass ich zu Ihnen gekommen bin. Sie scheinen allen aus dem Weg zu gehen. Und dann sagen Sie mir, dass alles in Ordnung ist? Das kann ich ihnen nicht glauben. Was ist los mit Ihnen, Kathryn?“ Chakotay sah, wie Tränen in ihre Augen stiegen. „Sagen Sie es mir. Bitte.“ Kathryn schüttelte traurig den Kopf. Doch damit wollte Chakotay sich nicht zufrieden geben. „Ich weiß, dass Sie vor einem Monat zusammengebrochen sind. Woher ich das weiß tut jetzt nichts zur Sache. Aber das ist zweifelsfrei der Grund, warum es Ihnen nicht gut geht.“ Zu spät merkte er, dass er lauter geworden war als beabsichtigt. „Sagen Sie mir, warum Sie zusammengebrochen sind.“, fügte er nach einer kurzen Pause fast flüstern hinzu. Chakotay legte seine Hände auf ihre Schultern. „Ich mache mir große Sorgen um Sie.“

Kathryn senke ihren Blick, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Seine Hände auf den Schultern zu spüren, gab ihr das Gefühl von Geborgenheit, das sie so lange vermisst hatte. *Er wird es sowieso herausfinden. Dann kann ich es ihm auch schon jetzt sagen.*, dachte sie bei sich. Doch sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. „Es tut mir leid, dass Sie denken, dass ich mich nicht freue Sie zu sehen. Es ist nur so, dass ich von vornherein wusste, dass Sie sofort etwas merken würden.“, sagte sie leise, in der Hoffnung die richtigen Worte gefunden zu haben.

„Wenn Sie das wissen, warum sagen Sie mir dann nichts?“

Kathryn sah wieder auf. Direkt in seine Augen. „Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll. Den Grund für meinen Zusammenbruch hab ich selber erst vor einer Woche erfahren, nachdem eine Reihe Untersuchungen erfolgt waren. Außer mir und dem Neurologen weiß bis jetzt noch niemand, was ich habe.“ Sie merkte, dass er verwirrt war und schwieg deshalb.

„Warten Sie mal.“ Mit einer solchen Antwort hatte er nicht gerechnet. „Ein Neurologe beschäftigt sich doch ausschließlich mit dem zentralen Nervensystem von Humanoiden. Sprich sein Gebiet ist das Gehirn.“ Chakotay sah, wie Kathryn nickte. Ein Verdacht formte sich in ihm, doch er sprach ihn nicht aus, in der Hoffnung sich zu irren. „Sie waren also bei einem Neurologen.“

„Nicht nur bei einem. Es waren bestimmt zehn verschiedene aus allen Welten und auch nur die besten.“

„Und was ist deren Diagnose?“, fragte Chakotay jetzt doch ein wenig drängend.

„Die Diagnose...“, sie machte eine Pause und suchte nach den richtigen Worten. „ist, dass es Blutungen gibt. Sie sind nur schwach. Aufgrund der Lage der Blutungen wäre ein operativer Eingriff jedoch zu riskant.“ Tränen rannen Kathryns Wangen runter. Sie bemerkte, wie Chakotay völlig überrumpelt vor ihr stand und noch immer nicht den Sinn dieser Worte zu verstehen schien. „Sie geben mir noch höchstens ein halbes Jahr. Und sie meinen, dass ich in spätestens zwei Monaten bettlägerig bin.“

Erst jetzt hatte Chakotay sich wieder einiger maßen gefasst. Er trat einen Schritt nach vorne und schloss Kathryn in seine Arme. Er strich sanft über ihr Haar. Und auch er konnte die Tränen nicht zurückhalten und hielt sie deshalb einfach nur ohne ein Wort zu sagen. Dass sie sich nicht wehrte zeigte ihm, dass er das richtige tat. Langsam fand er seine Sprache wieder. Chakotay hielt es für falsch die Formalität zu waren und damit auch das 'Sie' beizubehalten. „Ich werde bei dir bleiben, Kathryn. Das verspreche ich dir. Ich werde für immer bei dir bleiben.“

Zwei Monate später

Es war früh morgens. Chakotay stand auf der Veranda eines kleinen Häuschens und beobachtete den Sonnenaufgang. Wie lang war es nun schon her, dass er einen so prächtigen Sonnenaufgang sehen konnte?? Einige Tage schon wie er sich entsann. Damals aber saß er mit Kathryn auf der Veranda, denn sie hatten die ganze Nacht über geredet und geredet. Ja, damals ging es ihr noch einiger maßen gut. Doch jetzt war sie nicht mal mehr fähig sich allein im Bett aufzusetzen. Sie redeten viel miteinander. Sehr viel. Er erfuhr viel über ihr Leben. Über das was sie alles schon in jungen Tagen erlebt hatte. Über Hoffnungen und Ängste. Genauso erfuhr sie aber auch viel über ihn. Vor allem über seine Kindheit, über die er sonst nie erzählt. Und wenn dann nur unter zwang. Doch dies war eine andere Situation. Sie saßen genau hier auf der Veranda und sie fragte, wie er aufgewachsen sei. Ohne groß zu überlegen fing er an zu erzählen. Kathryn hörte ihm aufmerksam zu, folgte jedem seiner Worte gespannt. Das war vor zwei Wochen. Die Sonne hatte schon die Baumkronen erreicht als Chakotay entschloss reinzugehen und essen zu machen. Er bereitete alles vor und stellte es auf ein Tablett, das er in Kathryns Zimmer trug. Sie schlief noch. Doch es war Zeit aufzustehen. Leise stellte er das Tablett auf das Nachtschränkchen. Dann beobachtete er sie noch kurz wie sie schlief. In seinen Augen war sie wunderschön wenn sie schlief. Nicht nur wenn sie schlief, eigentlich immer. Aber wenn sie schlief sah man ihr ihr Befinden nicht an. „Es ist zeit aufzustehen, Kathryn. Draußen scheint schon die Sonne.“, sagt er leise. Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie schien es zu spüren, denn sie wurde langsam wach. Chakotay stand auf und ging noch mal in die Küche um den pfeifenden Wasserkessel von der Herdplatte zu ziehen. Dann rief Kathryn nach ihm. “Ich bin gleich da.“, antwortete er ihr.

„Chakotay!“ Diesmal war es kein einfaches rufen mehr, es glich mehr einem Hilfeschrei. „Hilf mir Chakotay!! Es ist so dunkel.“ Ohne weiter nachzudenken ließ er den Kessel und die Kanne mit dem Kaffee stehen und lief zu Kathryn.

„Ich in hier Kathryn.“

„Wo? Ich sehe dich nicht. Ich sehe gar nichts mehr!“ Kathryns stimme war erfüllt von Angst.

Chakotay griff nach ihren Händen. “Ich bin hier, Kathryn. Ich bin hier bei dir.“ Kathryn fing an am ganzen Leib zu zittern. Chakotay zog sie zu sich und hielt sie in den Armen. “Ich bin bei dir, Kathryn.“

Sie fing an zu weinen. „Was kommt als nächstes?“

Chakotay war ratlos. „Ich weiß es nicht.“

Kathryn klammerte sich an ihm fest. „Ich hab Angst, Chakotay.“

„Ich weiß. Ich hab auch Angst.“

„Bitte lass mich nicht allein.“

Chakotay zog sie noch näher an sich. „Ich lass dich nicht allein. Ich bleib bei dir. Für immer. Das verspreche ich dir.“

Weitere drei Monate später

Durch die Schüsse der Ehrengarde aufgescheucht flogen alle Vögel aus den Bäumen des Friedhofs in Indiana. Man sah viele Personen den Friedhof verlassen. Leute in Galauniformen und Leute ohne Uniformen. Nur wenige Trauergäste blieben an einem weißen Sarg stehen, über dem das Banner der Föderation lag. Eine ältere Dame trat auf einen der noch anwesenden, uniformierten Gäste zu. „Ich möchte Ihnen meinen Dank aussprechen, Chakotay. Sie waren meiner Tochter eine sehr große Hilfe.“

Chakotay wandte sich der Dame zu. „Ich war ihr nicht Hilfe genug.“, war alles, was er erwiderte.

Sie umarmte Chakotay. „Sie wissen genauso gut wie ich, dass Sie nicht mehr für sie hätten tun können. Ich danke Ihnen für alles, was Sie für Kathryn getan haben.“ Chakotay nickte. Sie trat einen Schritt zurück, wandte sich noch einmal dem Sarg zu und ging.

„Sie war eine sehr große und starke Frau.“ Ein rundlicher Herr in einer Uniform eines Admirals trat auf Chakotay zu.

„Das war sie, Admiral Paris.“

Admiral Paris streckte ihm die Hand entgegen. „Mein herzlichstes Beileid.“

„Danke.“ Chakotay bemerkte wie nach und nach die Senioroffiziere der Voyager den Friedhof verließen. Er war der einzige der übrig blieb. Er trat einen Schritt auf den Sarg zu. „Ich werde immer bei dir sein, Kathryn. Das verspreche ich.“ Chakotay legte eine rote Rose auf den Sarg. „Ich werde der Voyager ein guter Captain sein, Kathryn.“ Dann wandte er sich zum Gehen. Er ließ ihr Grab hinter sich zurück. Aber nicht sie. Kathryn würde für immer in seinem Herzen weiter leben.

Auf dem marmornen Grabstein wurde folgendes für die Nachwelt hinterlassen: 'Hier ruht Kathryn Janeway, die stärkste Frau, die die Welt je gesehen hat. Sie hat uns verteidigt gegen die Borg und ihr Leben mehr als einmal für uns riskiert. Sie führte uns aus den Gefahren des Delta-Quadranten. Sie wird für immer in unseren Herzen weiter leben. In Liebe, die Crew der U.S.S. Voyager.'

Ende
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