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Liebst du ihn?

von Eilan

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Es war an einem von diesen langweiligen Tagen, in denen selbst im Deltaquadranten nichts los war. Nichts, keine Borgschiffe, keine anderen feindlichen Rassen, noch nicht einmal die freundlichen Völker ließen sich blicken. Die Voyager flog einfach nur ruhig durchs All, als Captain Kathryn Janeway die Brücke betrat und die Crew noch nicht einmal durch ein Nicken begrüßte. Sie setze sich einfach nur kommentarlos neben Chakotay, der sofort den Grund für ihre schlechte Laune erkennen konnte: Sie war krank. Ihre Nase war rot und etwas angeschwollen, ihre Augen schienen zu tränen und glänzten fiebrig. Wieso geht sie nicht einfach zum Doktor, wenn sie krank ist?, dachte sich Chakotay, wagte es aber nicht es laut auszusprechen, da ihre Laune wohl gerade auf dem absoluten Nullpunkt war.

Schon nach fünf Minuten verabschiedete sich der Captain wieder und ging mit einem mürrischen »Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie mich ja nicht!« in ihren Bereitschaftsraum. Das war eigentlich gar nicht ihre Art, sonst versuchte sie immer wie der perfekte Captain zu wirken.

Als Chakotay ihr nach wenigen Minuten folgte und in ihren Bereitschaftsraum trat, schien sie ihn gar nicht zu hören. Sie hatte ihren Kopf unter einem großen Handtuch versteckt. Dampf stieg darunter hervor. »Captain, was tun Sie da? Inhalieren?« Chakotay war sichtlich verwirrt.

Kathryn schreckte auf als sie die Stimme ihres Ersten Offiziers hörte. »Wonach sieht es denn aus, Chakotay?«, erwiderte sie sarkastisch. Ihre Laune hatte gerade den absoluten Nullpunkt unterschritten, da ihr auf einmal einfiel, wie sie wahrscheinlich aussah. Ihr Gesicht musste total verquollen sein von den heißen Dämpfen.

»Wieso gehen Sie nicht zum Doktor, wenn Sie so erkältet sind?«

»Weil der Doktor mir angedroht hat, wenn ich das nächste Mal von ihm Medizin verlange, damit ich weiterarbeiten kann, wird er mich solange vom Dienst entheben, bis ich vollständig 'ausgeruht' bin. Als wenn so eine kleine Erkältung irgendetwas mit meinem Arbeitspensum zu tun hätte«, antwortete sie verächtlich. »Deswegen versuche ich es jetzt auf die 'altmodische' Art.«

»So viel Angst haben Sie vor dem Doktor?«, erwiderte er lächelnd. Natürlich hatte diese Erkältung etwas mit ihrem Arbeitspensum zu tun, aber sie würde das niemals einsehen.

»Chakotay, geben Sie mir bitte die Padds, die auf dem Tisch da vorne liegen?« Kathryn entschloss sich auf seinen Kommentar nicht einzugehen, es hätte auch keinen wirklichen Sinn gehabt.

»Kathryn, Sie haben Fieber, oder?« Als er darauf keine Antwort, sondern nur einen bösen Blick bekam fuhr er fort. »Sie sollten sofort zum Doktor gehen, so werden Sie jedenfalls nicht auf die Brücke zurückkehren.«

»Werde ich nicht! Seit wann können Sie mich dazu zwingen, Commander?« Im selben Moment, in dem sie die Worte aussprach, taten sie ihr auch schon wieder leid. Sie wollte ihn nicht verletzen, sondern einfach nur allein mit ihren Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen sein.

»Okay, wenn Sie unbedingt wollen, Kathryn, dann werde ich Sie eben weiterarbeiten lassen.« Und zwar bis Sie zusammenbrechen, vielleicht verstehst du es ja dann, fügte er in Gedanken hinzu, während er den Raum verließ.

Die Tür schloss sich hinter ihm und sie war allein. Allein mit dem Gedanken, dass sie ihn gerade mit ihrer verdammten Sturheit wohl ziemlich verletzt hatte. Seufzend setzte sie sich wieder hin und versuchte sich auf die Padds zu konzentrieren. Langweilige Berichte über das letzte Sicherheitstraining.

Schon nach 3 Minuten gab sie es auf, ihr Kopf tat zu sehr weh, als das sie sich hätte konzentrieren können. Vielleicht sollte sie einige Zeit auf dem Holodeck verbringen oder einen Rundgang durch das Schiff machen, hauptsache eine Weile raus aus diesem Raum. Eigentlich hatte sie zwar zur Zeit Dienst, aber es würde schon nichts Besonderes passieren.

Völlig in Gedanken versunken - sie versuchte den Schmerz in ihrem Kopf zu ignorieren - lief sie durch die Schiffskorridore, die ihr so vertraut waren, und bemerkte erst, als es zu spät war, dass ihr jemand entgegen kam. Der Doktor streckte seine Hand aus und als Kathryn merkte, dass sie gegen ein Hindernis lief, hielt sie an.

»Oh, guten Morgen Doktor. Ähm, ich würde ja gerne mit Ihnen plaudern, aber ich muss ganz dringend auf die Brücke.«

»Captain, in Ihrem Zustand werden Sie erst einmal mit mir auf die Krankenstation gehen. Ich war zwar eigentlich gerade auf den Weg zu Lieutenant Torres, aber ich glaube, das hier geht vor.«

»Es geht mir gut, Doktor.«

Er nahm seinen Tricorder heraus und scannte den Captain damit einmal von oben bis unten durch. »Das tut es nicht. Und wagen Sie es nicht, mir zu widersprechen. Sie werden bis diese Grippe, die Sie haben, kuriert ist, nicht mehr arbeiten und sich ausruhen. Ach ja, und auf Ihren Kaffee werden Sie auch eine zeitlang verzichten müssen.«

Das ging zu weit! »Wieso zum Teufel sollte ich auf meinen Kaffee verzichten? Geben Sie mir etwas gegen die Grippe und ich werde davon absehen, Sie für die nächsten drei Wochen zu deaktivieren.« Kathryn war wütend. Was bildete er sich eigentlich ein? Dies war immer noch ihr Schiff!

»Der Kaffee lässt Sie denken, Sie würden sich gut fühlen, obwohl Sie noch nicht gesund und in der Lage zu arbeiten sind. Computer, fürs Protokoll: Wegen akuter Gefahr von bleibenden gesundheitlichen Schäden wird Captain Kathryn Janeway vorerst ihres Amtes enthoben und Commander Chakotay wird ihre Aufgaben übernehmen.«

»Bestätigt!«, erwiderte die Computerstimme.

»Das können Sie nicht tun, Doktor. Es ist nur eine kleine Erkältung!« Langsam wurde Kathryns Stimme lauter und einige vorübereilende Crewmitglieder drehten sich nach ihr um.

»Es ist keine kleine Erkältung, sondern eine ausgewachsene Grippe. Und Sie wissen genau, dass ich das tun kann, immerhin spielen Sie schon lange genug mit Ihrer Gesundheit, Captain. Sie werden sehen, in ein paar Tagen werden Sie sich wie neu geboren fühlen.« Und damit ließ er Kathryn einfach so stehen, die sowohl überrascht und verwirrt, aber auch wahnsinnig wütend war.

1 Stunde später

Nachdem sie sich etwa eine Stunde lang in ihr Quartier verzogen und dort versucht hatte, irgendwie an eine Tasse Kaffee zu kommen, ging Kathryn in Richtung Brücke. Die Kommandocodes für ihren Kaffee hatte der Doktor an Commander Chakotay übergeben und nun musste sie dringend mit ihm reden. Auch darüber, dass es das MHN gerade gewagt hatte, sie vom Dienst zu suspendieren.

Als sie auf der Brücke erschien merkte sie sofort, wie alle sie ansahen. Sie hätte ihn einfach über den Communikator in ihr Quartier rufen sollen, wahrscheinlich wusste schon die gesamte Crew, dass der Doktor sie vorläufig ihres Amtes enthoben hatte. Sie glaubte zwar nicht, dass sie sich insgeheim darüber lustig machten, dafür war sie einfach zu gut mit ihnen befreundet, aber trotzdem fühlte sie sich unwohl. Sie nickte einmal kurz in die Runde und versuchte sogar zu lächeln, sie wollte ihren unhöflichen Auftritt von vorhin wenigstens etwas wieder gut machen. Ihre Kopfschmerzen waren weder stärker noch schwächer geworden und mit ihrer Laune war das Gleiche passiert, aber sie hatte sich vorgenommen, das nicht an ihrer Crew auszulassen, höchstens an dem Doktor.

»Chakotay, haben Sie kurz Zeit? Wir müssen reden.«

»Natürlich. Tuvok, Sie haben die Brücke.«

Chakotay folgte Kathryn in ihren Bereitschaftsraum ohne sie darauf anzusprechen, was sie von ihm wollte. Er konnte es sich denken. Natürlich war die Entscheidung des Doktors gerechtfertigt, aber er konnte auch sie verstehen. Kathryn war seit vielen Jahren der Captain dieses Schiffes ohne irgendeine Art von Kontakt mit der Förderation und sie hatte sich wirklich gut geschlagen. Im Moment flogen sie durch eine unbewohnte Gegend und eigentlich war dies die ideale Gelegenheit für sie, sich einmal zu erholen. Aber ohne ihren Kaffee ... er lächelte. Nein, ohne ihren Kaffee konnte sie sich nicht entspannen. Und trotzdem würde er darauf achten, dass sie keinen bekam bis der Doktor es wieder erlaubte.

Endlich erreichten sie ihren Bereitschaftsraum und sie gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er sich setzen solle. Sie fing an.

»Chakotay, es tut mir leid, dass ich vorhin so wütend war. Sie hatten ja Recht damit, dass ich krank bin.« Ihre Stimme wurde lauter. »Aber das gibt dem MHN noch lange nicht das Recht, mir das Kommando zu entziehen!«

»Kathryn, beruhige dich.« Irgendwie fand er das 'Du' in dieser Situation angebrachter und ein 'Captain' hätte sie nur verärgert. »Sieh' es doch mal so, im Moment ist hier sowieso nichts los und du hast jetzt etwas Zeit, dich um dich selbst zu kümmern. Lies ein gutes Buch oder sonst etwas. Du kannst nun mal nichts an der Entscheidung des Doktors ändern. In gewisser Weise ist er sogar ranghöher als du.«

»Chakotay, das alles weiß ich doch selbst, ich habe mir vielleicht in letzter Zeit etwas zuviel zugemutet, aber ...« Sie wandte sich von ihm ab und ging langsam zum Fenster. Einige Zeit lang sah sie sich die Sterne an, an denen sie vorbei flogen. Dieser Anblick hatte sie schon seit ihrer Kindheit fasziniert. »Aber ich will hier nicht untätig herumsitzen. Das letzte Mal, dass ich lange Zeit zum Nachdenken hatte bin ich fast wahnsinnig geworden.« Sie spürte wie er neben sie trat. »Als wir durch das Nichts geflogen sind. Ich habe dir damals etwas verschwiegen, Chakotay. Ich habe damals nicht nur darüber nachgedacht, ob ich vielleicht ein schlechter Captain bin. Ich habe auch über uns nachgedacht. Ich bin daran fast verzweifelt und ich habe Angst davor, dass das jetzt wieder passiert. Deswegen habe ich mich auch in den letzten Wochen so in die Arbeit gestürzt, damit ich nicht wieder darüber nachdenken muss, was zwischen uns hätte sein können.«

»Hätte sein können, Kathryn?«

»Ja, Chakotay, genau das. Es wird niemals so werden, wie du das wolltest«, fügte sie mit leiser Stimme hinzu.

»Ich verstehe. Du hast ja jetzt dein Holgramm.« Kathryn erwiderte nichts als er leise fortfuhr. »Beantworte mir nur eine Frage, Kathryn: Liebst du ihn?«

Kathryn wollte gerade zu einer Antwort ansetzen als auf einmal das Schiff erzitterte. Tuvoks Stimme war zu hören. »Roter Alarm, alle auf die Gefechtsstationen, wir werden angegriffen.«

Erschrocken sahen sich Chakotay und Kathryn an, vorhin hatten die Langstreckensensoren doch noch angezeigt, dass kein Schiff in der Nähe war! Doch es blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken, sie rannten Seite an Seite so schnell es ging zur Brücke.

Auf der Brücke wurde Kathryn wieder ganz zum Captain. »Bericht!«

»Auf den Sensoren ist immer noch nichts zu erkennen, da draußen ist nichts, aber wir werden trotzdem ganz klar beschossen«, berichtete Harry Kim.

Als Kathryn Anstalten machte sich auf ihren Platz zu setzen, meldete sich Tuvok zu Wort. »Captain, ich bedaure, aber Sie wurden vom Doktor vorübergehend vom Dienst suspendiert.«

»Das können wir noch besprechen, wenn wir nicht mehr beschossen werden. Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.« Ihre Kopfschmerzen meldeten sich wieder zurück. »Schilde?«

»Bei siebzig Prozent«, kam Harrys Antwort.

»Waffen?«

»Abschussbereit, aber wenn wir nicht wissen, wohin wir feuern sollen ...« Er wurde von einem erneuten Treffer unterbrochen.

»Schilde bei sechsundfünfzig Prozent, ich versuche die Sensoren neu zu kalibrieren«, ertönte Harrys Stimme.

»Gut. Tom, setzen Sie einen Ausweichkurs.«

»Und vor was soll ich ausweichen?« Doch bevor er einen giftigen Kommentar von Kathryn entgegen geschleudert kriegen konnte versuchte Commander Chakotay die Lage zu entspannen, sie konnten es sich nicht leisten, hier einen privaten Kleinkrieg zu führen, während sie angegriffen wurden. »Tom, bringen Sie uns einfach so schnell wie möglich hier weg!«

»Unsere Antriebssysteme sind leicht beschädigt, ich versuche es mit Warp 4.«

»Gut.«

»Janeway an Seven of Nine, fällt Ihnen irgend etwas ein?«, fragte Kathryn über Interkom, während sie auf den schwarzen, nur von ein paar Sternen erhellten Hauptschirm sah. Kein Schiff war zu sehen - und doch griff sie irgendetwas an. Die Sterne fingen an, sich schneller zu bewegen, als Tom auf Warp 4 schaltete. Nun, eigentlich waren es nicht die Sterne, die sich bewegten, sondern die Voyager versuchte vor dem Angreifer zu fliehen.

»Ich könnte versuchen, meine Cortikalimplantate zu manipulieren, vielleicht haben sie ein Tarnfeld, dass es unmöglich macht sie ohne Borgtechnologie zu entdecken, aber ...«

»Wir werden es versuchen. Seven, kommen Sie und der Doktor sofort auf die Brücke, anscheinend können unsere Angreifer nur alle paar Minuten auf uns schießen. Janeway Ende.« Erschöpft lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, erinnerte sich aber dann daran, dass sie jetzt keine Schwäche zeigen durfte. Ein Captain hatte immer zu funktionieren. Also stand sie auf und wanderte unruhig auf und ab.

In dem Augenblick, in dem Seven und der Doktor auf der Brücke erschienen, wurde die Voyager wieder getroffen.

»Schilde bei vierzig Prozent«, meldete Harry Kim.

»Der Warpantrieb ist ausgefallen«, führte Tom Paris den Schreckensbericht weiter.

»Captain, ich versuche jetzt Sevens Kortikalimplantate zu rekalibrien, wenn wir Erfolg haben, können wir das Gleiche vielleicht mit den Schiffssensoren versuchen«, erklärte der Doktor, während er schon mit seiner Aufgabe anfing. Kathryn bestätigte nur mit einem Nicken. Sie war viel zu erledigt, um noch mehr dazu zu sagen.

»Noch viel mehr Treffer halten wir nicht aus«, murmelte sie und fing wieder an, rastlos auf und ab zu wandern, bis sie schließlich Sevens Stimme hörte.

»Captain, ich glaube, ich habe eine Möglichkeit gefunden.«

»Dann fangen Sie an«, erwiderte sie und sah, wie Harry Seven seine Station überließ.

Schon ein paar Sekunden später meldete sich Seven wieder. »Ich brauche mehr Energie, Captain.«

»Dann leiten Sie Energie aus den nicht lebenswichtigen Systemen um«, erwiderte sie. Verdammt, machte denn hier keiner irgendetwas ohne, dass sie es ausdrücklich sagte? Sie setzte sich wieder in ihren Sessel.

»Captain«, meldete sich jetzt Chakotay leise zu Wort. »Sie wissen, dass dazu auch das Holodeck gehört?«

»Commander, das ist mir vollkommen be...«, fing sie an, beendete den Satz aber nicht. Auf Holodeck 2 lief gerade Fair Haven und wenn jetzt die gesamte Holodeckenergie umgeleitet werden würde, dann könnte es sein, dass alles gelöscht würde. Alles, auch Michael! Einen kleinen Moment dachte sie, sie würde auf der Stelle zusammenbrechen. Michael! Doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie, wenn sie tot war, weil dieses Schiff explodierte, sowieso nichts mehr mit ihm unternehmen konnte. Und sie würde nicht das Leben von 150 Personen riskieren, nur weil sie sich rein zufällig in ein Holgramm verliebt hatte. Kathryn, man kann ihn wieder neu programmieren, versuchte sie sich selbst zu beruhigen und es gelang ihr.

»Das weiß ich«, flüsterte sie und sah Chakotay an, der wusste, woran sie gerade gedacht hatte.

30 Minuten später

Sie hatten gesiegt. Nachdem das fremde Schiff auf den Sensoren zu erkennen war hatten zwei Treffer genügt und es explodierte. Wie Seven gerade sagte, hatte sich diese fremde Rasse wohl völlig auf die Effizienz ihrer Tarnvorrichtung verlassen und keine Schilde oder Ähnliches besessen.

Kathryn hatte sofort diese 'Konferenz' angesetzt, um mit den Führungsoffizieren darüber zu sprechen, wie sie vorgehen sollten, um das Schiff wieder vollständig auf Vordermann zu bringen. Doch jetzt hörte sie kaum zu, sie war in Gedanken voll und ganz bei der Meldung, die Tom gerade ausgesprochen hatte. Er war so rücksichtsvoll wie möglich gewesen, doch das machte es für sie nicht leichter.

»Das Programm Fair Haven und alle dazugehörigen Dateien wurden gelöscht«, hatte er sachlich gesagt und sie dabei voller Mitleid angesehen. Doch sie wollte kein Mitleid! Sie wollte alleine sein, aber das war wohl erstmal nicht möglich.

B'Elanna beendete gerade ihren Bericht, dem Kathryn nur halb zugehört hatte. Es ging dabei darum, wie lange sie noch brauchen würde, um die Warpspulen wieder voll funktionstüchtig zu machen. Es interessierte sie nicht. Sie war jahrelang darauf getrimmt worden, die Bedürfnisse der Crew über ihre zu stellen, doch gerade in so einer Situation versagte sie und konnte sich nicht konzentrieren. Nun ja, wenn jemand sie fragen würde, würde sie es auf ihre offensichtliche Krankheit schieben. Aber jetzt wollte sie nichts mehr als diese Konferenz zu beenden.

»Ich glaube, damit wäre alles geklärt. Bevor jemand etwas zu meiner Verletzung der Sternenflottenprotokolle heute sagt: Wer will, kann mich ja im Alphaquadranten vor ein Kriegsgericht stellen. Wegtreten.«

Tuvok reagierte auf ihre Worte mit einem Augenbrauenhochziehen, wahrscheinlich hätte er dieses Thema als nächstes angesprochen, verließ dann aber wie die anderen Offiziere kommentarlos den Raum.

Nur Chakotay blieb zurück.

»Commander, haben Sie mich nicht gehört? Ich habe 'Wegtreten' gesagt. Das war keine Bitte, sondern ein Befehl.« Sie drehte sich weg, stellte sich ans Fenster und hoffte darauf, dass er endlich gehen würde.

»Kathryn, ich weiß, es ist schwer für Sie, aber Sie sollten mit jemandem darüber reden.«

»Wieso glauben Sie, dass ich darüber reden möchte?«, fragte sie ihn.

»Sie wissen, dass Tom oder Harry ihn wieder neu programmieren können, wenn Sie es wollen.«

In diesem Moment wurde es Kathryn bewusst. »Das will ich nicht, es wäre nicht dasselbe«, flüsterte sie kaum hörbar. »Diese Beziehung hatte sowieso keine Zukunft«, fuhr sie fort, während sich langsam Tränen in ihren Augen sammelten, ohne, dass sie es irgendwie versuchte zu verhindern.

Chakotay spürte, dass sie mehr mit sich selbst als mit ihm sprach und unterbrach sie deswegen nicht. Es war sehr wichtig für Kathryn, dass sie einmal ihre Gefühle herausließ und sie nicht unterdrückte wie sonst.

»Vielleicht hattest du ja Recht, Chakotay, und ich habe ihn gar nicht wirklich geliebt, sondern nur das, wofür er stand. Eine Welt ohne irgendwelche Sternenflottenprotokolle, eine Person, die mich niemals als ihren Captain ansehen würde und die mich liebte, ohne jemals etwas als Gegenleistung zu erwarten. Und eine Beziehung für die ich mich niemals vor einem Gericht verantworten müsste.« Kathryn versuchte zu lächeln. »Dafür habe ich mich wahrscheinlich vor der ganzen Crew lächerlich gemacht. Ein Captain, der mit einem Hologramm zusammen ist, eine noch lächerlichere Kombination gibt es wohl nicht.«

»Und was ist mit der Kombination Captain und Erster Offizier?« Chakotay konnte einfach nicht verhindern, dass diese Frage über seine Lippen kam, auch wenn sie vielleicht etwas fehl am Platz war und er riskierte, wieder von ihr verletzt zu werden. Er erwartete auch gar keine Antwort.

Doch er bekam sie. »Das ist eine Beziehung für die der Captain vor ein Kriegsgericht kommen kann,vor allem, wenn der Erste Offizier ein ehemaliger Maquis ist. Aber diese Beziehung würde von der Crew wohl toleriert werden, wenn sie auf wirklicher Liebe basiert«, antwortete sie. Immer noch guckte sie ihn nicht an, sondern betrachtete die Sterne, die vorüberzogen.

»Würde Sie das denn tun?«, fragte er die alles entscheidende Frage. Wahrscheinlich würde sie sich spätestens jetzt wieder zurückziehen und ihn damit mehr verletzen, als sie wollte, aber er musste es einfach versuchen. Er hatte einfach zu lange gewartet.

Und diesmal antwortete sie ihm sogar auf eine solche Frage. Sie war es einfach leid, das Thema zu wechseln oder irgendwelche Ausreden vorzuschieben. »Von Seiten des Captains schon«, lautete ihre schlichte Antwort, während sie sich langsam zu ihm umdrehte.

»Von Seiten des Commanders auch«, erwiderte er, während sich ihre Lippen langsam näher kamen.

»Wieso sind die beiden dann nicht schon lange zusammen?« Kathryns Kopfschmerzen waren vergessen, vielleicht war die Ursache davon ja auch nur ihre psychische Situation gewesen.

»Weil es ja sein könnte, dass die beste Crew des gesamten Quadranten es nicht akzeptieren würde.«

»Nun, ich glaube, dieses Risiko kann der Captain eingehen, schließlich wird sie ja sowieso vors Kriegsgericht kommen. Ein Anklagepunkt mehr oder weniger ...«

Und weiter kam sie nicht, denn ihre Lippen, die sich die ganze Zeit einander genähert hatten, trafen sich. Das würde mindestens ein paar Jahre Gefängnis geben ...

Ende
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