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Love can face everything

von Eilan

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=/\= Deck 3 =/\=

»B'Elanna, was soll das?«, schrie Tom Paris den Korridor entlang. Er war noch ziemlich außer Atem, da er versuchte, mit B'Elanna Schritt zu halten, die schon beinahe die Gänge der Voyager entlang rannte. Er griff nach ihren Handgelenken und zwang sie so, stehenzubleiben. Wütend fuhr diese herum, man konnte an dem Funkeln in ihren Augen sehen, dass es ihr nicht gefiel, dass er sie überhaupt anfasste.

»Was soll was?« fuhr sie ihn an. Ein Crewman ging an ihnen vorbei und schaute sie sehr neugierig an, doch als er B'Elannas zornigen Blick sah ging er schnell weiter, schließlich hing er an seinem Leben.

»Du weißt genau, was ich meine. Du gehst mir seit 3 Tagen aus dem Weg, wenn ich versuche, mit dir zu reden, weichst du mir aus und schiebst eine fadenscheinige Entschuldigung vor. Was verdammt nochmal habe ich dir getan?«

»Denk nach, dann bemerkst du es vielleicht. Das heißt, wenn du die Fähigkeit zu denken noch besitzt«, erwiderte sie giftig, wandte sich um und rannte genau in Captain Janeway hinein, die sich gerade auf dem Weg zum Turbolift befand um ihre Schicht auf der Brücke zu beginnen. B'Elanna stammelte noch schnell ein »Entschuldigung« und ging dann schnell weiter in Richtung ihres Quartiers. Verwirrt starrte der Captain ihr hinterher, schüttelte kurz ihren Kopf und wandte sich dann an Tom Paris, der genau wie sie jetzt auf die Brücke musste.

»Guten Morgen, Captain«, sagte Tom und versuchte dabei ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, was ihm aber gründlich misslang. Natürlich entging das Kathryn Janeway nicht.

»Guten Morgen, Tom. Ähm, ich will ja nicht neugierig erscheinen, aber kann es ein, dass Sie und B'Elanna sich gestritten haben?«, fragte sie ihren Piloten.

»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Tom seufzend während sie in Richtung Turbolift gingen.

»Aber anscheinend habe ich irgendetwas falsch gemacht, denn seit drei Tagen spricht sie nicht mehr mit mir. Nun ja, sie spricht schon mit mir, aber leider kann ich kein klingonisch. Aber ich vermute, dass es sich bei den Worten, die sie vermisst, um Schimpfworte handelt.«

»Hmmm, ihre klingonische Hälfte kommt wohl mal wieder zum Vorschein«, murmelte Kathryn. Inzwischen waren sie beim Turbolift angekommen und stiegen ein. »Brücke«, befahl sie kurz und der Turbolift setzte sich in Bewegung. »Und Sie haben keine Ahnung, warum?«, sie wandte sich wieder an Tom.

»Nicht die Geringste«, antwortete dieser. Kathryn sah ihm an, dass er sich diesen Streit sehr zu Herzen nahm. Er, der damals aus einer Strafkolonie auf ihr Schiff gekommen war nachdem er kurzzeitig bei den Maquis gewesen war, liebte B'Elanna aufrichtig. Sie hätte nie vermutet, dass ausgerechnet die beiden einmal zusammenkommen würden, B'Elanna hatte ihn am Anfang gehaßt, aber es war so gekommen. Und deswegen empfand sie Mitleid mit Tom, der im Turbolift stand, als wäre er gerade zu 20 Jahren Arrest verurteilt worden.

»Kann ich irgendetwas für Sie tun, Tom? Sie wissen, ich versuche alles, um die Moral auf diesem Schiff aufrecht zu erhalten. Vielleicht könnte Chakotay sie ja mal vorsichtig fragen, was los ist. Immerhin kennt er sie schon länger als jeder andere auf diesem Schiff«, schlug sie vor.

»Würden Sie das für mich tun, Captain? Sie wissen ja, ich und Chakotay sind nicht gerade die besten Freunde«, erwiderte Tom mit einem etwas glücklicherem Tonfall. Unwillkürlich musste Kathryn lachen. Auch das Tom und Chakotay sich nicht so gut leiden konnten lag schließlich an seiner Vergangenheit. Das Verhältnis der beiden hatte sich in den letzten Jahren zwar entspannt, aber es würde nie so gut werden wie zum Beispiel bei Chakotay und ihr, die ja eigentlich den Auftrag hatte, ihn gefangenzunehmen.

»Natürlich.« Inzwischen hatte der Turbolift sein Ziel erreicht und sie und Tom verließen ihn. Sie begrüßten Tuvok und Harry sowie den Crewman, der an der Navigation saß. Tom übernahm seine Station und Harry stand auf und überließ Captain Janeway ihren Kommandosessel. Chakotay war noch nicht zum Dienst erschienen, aber sie war auch ein paar Minuten zu früh. Unauffällig beobachtete sie Tom, der gerade auf seiner Konsole herumtippte ohne wahrscheinlich damit irgendetwas zu erreichen, sondern das einfach nur zum Zeitvertreib tat, um sich auf andere Gedanken zu bringen.

Nach zwei weiteren Minuten hörte Tom das Geräusch des Turboliftes und drehte sich um. Er sah wie Commander Chakotay die Brücke betrat, er schien sehr gute Laune zu haben. »Guten Morgen«, begrüßte er die anwesenden Senioroffiziere. Tom lächelte ihm kurz zu und nickte, während Captain Janeway seinen Gruß erwiderte. Er fragte sich, wann sie mit ihm reden würde. Sein Streit mit B'Elanna berührte ihn mehr, als er je gedacht hätte. Auf einmal erblickte er auf seiner Konsole eine Nachricht von Harry. Er und Harry schrieben sich oft während ihrer Dienstzeiten Nachrichten, auch wenn Tuvok das überhaupt nicht gerne sah. Aber mehr als rügen konnte er sie dafür nicht, schließlich gefährdete es nicht die Sicherheit des Schiffes. Er drückte ein paar Tasten und las Harrys Nachricht:Von Harry an Tom: Was ist jetzt mit B'Elanna, hast du mit ihr gesprochen?

Typisch Harry, neugierig bis zum Gehtnichtmehr. Er konnte es einfach nicht bis zum Schichtende aushalten, die neusten Nachrichten zu erfahren. Tom machte sich gleich daran, Harry zu antworten: Von Tom an Harry: Ja, aber sie antwortet mir nicht. Der Captain will gleich den Commander fragen, ob er mal mit ihr sprechen kann, vielleicht schafft er es ja, sie zum Reden zu bringen.

Sofort schickte er die Nachricht los und musste keine Minute auf die Antwort warten.Von Harry an Tom:Wieso der Captain? Wieso redet sie mit dem Commander? Kannst du dich vielleicht etwas klarer ausdrücken?

Tom verdrehte innerlich seine Augen. Harry kapierte auch gar nichts. Er wollte gerade eine Antwort schreiben, als Tuvok sie ermahnte.

»Fähnrich Kim, Fähnrich Paris, würden Sie bitte ihre privaten Unterhaltungen auf ihre Freizeit verlegen? Sie haben Dienst, und die interne Schiffskommunikation ist nicht für diesen Zweck gedacht.«

Dass Vulkanier auch keinen Spaß verstehen, dachte Tom, erwiderte aber ironisch, »Danke für diesen Hinweis, Tuvok. Wird nicht wieder vorkommen.«

»Das glaube ich Ihnen nicht«, war Tuvoks einziger Kommentar dazu, bevor er sich wieder seiner Aufgabe zuwandte.

Die beiden ranghöchsten Offiziere hatten dem Dialog amüsiert zugehört. Natürlich war ihnen klar, dass Tom und Harry spätestens am nächsten Tag wieder damit anfangen würden, sich Nachrichten zuzuschicken und zumindest Kathryn konnte sich denken, um was es gerade wahrscheinlich gegangen war. Das erinnerte sie wieder daran, dass sie noch mit dem Commander reden musste. Sie stand auf.

»Commander, ich muss etwas mit Ihnen in meinem Bereitschaftsraum bereden. Tuvok, Sie haben die Brücke.«

=/\= Bereitschaftsraum des Captains =/\=

Janeway bedeutete Chakotay, sich zu setzen, während sie zum Replikator ging und sich einen Kaffee holte. Den zweiten an diesem Morgen. Sie setzte sich Chakotay gegenüber.

»Chakotay, ich habe eine Bitte an Sie«, begann sie. Chakotay sah sie verwundert an und so fuhr sie schnell fort. »Es geht um B'Elanna und Tom. Ich habe vorhin mit Tom geredet und er war ziemlich am Boden zerstört. B'Elanna redet wohl seit mehreren Tagen nicht mit ihm und zieht sich zurück. Normalerweise mische ich mich bei so etwas nicht ein, aber der Streit zwischen den beiden fördert nicht gerade ihre Zusammenarbeit, die nunmal manchmal notwendig ist. Ich will nicht, dass es jemals soweit kommt, dass ich sie nicht mehr zusammen auf eine Aussenmission schicken kann. Ich dachte, vielleicht könnten Sie einmal mit ihr reden, Sie haben den besten Draht zu ihr, und wenn sie noch nicht einmal mit Tom spricht, dann erst recht nicht mit mir. Würden Sie das tun?«

Chakotay hatte ihr die ganze Zeit schweigend zugehört und dachte einen Moment nach. Es stimmte, dass er B'Elanna sehr gut kannte, er war schließlich einmal ihr Captain und bester Freund gewesen. Aber war es so eine gute Idee, sich in die Beziehung der beiden einzumischen? Vielleicht sollten sie es besser alleine regeln.

»Ich weiß nicht, Kathryn. Meinen Sie wirklich, dass sie es nicht alleine schaffen?«

»Chakotay, Sie kennen B'Elanna. Wenn Tom irgendetwas getan hat um sie zu verärgern, dann wird sie stur bleiben. Sie kann das sehr gut, das musste ich die ersten Jahre, die sie an Bord war, erfahren. Und ich glaube nicht, dass Tom es schafft, die Mauer, die sie aufgebaut hat, alleine zu durchbrechen.«

Chakotay nickte. Kathryn hatte es bei B'Elanna nicht leicht gehabt, genau wie Tom. Die Chefingeneurin hatte die Sternenflotte früher verabscheut und es gab eine Zeit, in der sie das offen zeigte. Er würde mit ihr reden, und zwar so schnell wie möglich.

»Okay, ich werde es versuchen«, sagte er und sofort zeigte sich ein Lächeln auf Janeways Gesicht. Allein dafür würde er alle Anstrengungen auf sich nehmen.

»Gut, dann haben Sie heute zwei Stunden früher Dienstschluss, damit Sie sie auf jeden Fall erwischen. Ich werde Sie benachrichtigen, sollte etwas passieren, dass ihre Anwesenheit erfordert.« Sie stand auf und gemeinsam verließen sie den Bereitschaftsraum.

Auf der Brücke beobachtete Tom Paris, wie die beiden den Bereitschaftsraum wieder verließen.

Allerdings konnte er an ihren Mienen nicht erkennen, wie das Gespräch gelaufen war. Doch eine Minute später erhielt er eine Nachricht. Von Captain Janeway an Tom: Commander Chakotay wird sich zwei Stunden vor Dienstschluss darum kümmern.

Dankbar drehte er sich zu Captain und Commander um. Er kriegte gerade noch mit, wie Captain Janeway Tuvok einen entschuldigenden Blick zuwarf, sich dann zu ihm umdrehte und ihn anlächelte.

=/\= Maschinenraum, 3 Stunden später =/\=

B'Elanna Torres kochte vor Wut. So viel Unfähigkeit auf einmal hatte sie noch nie erlebt. Dieser Fähnrich war wahrscheinlich sogar zu dumm zum Laufen, wenn er es noch nicht einmal schaffte, eine defekte Plasmaleitung alleine zu reparieren. Alles musste man selbst in die Hand nehmen. Schnell beauftragte sie einen anderen Fähnrich um dem Überforderten zu helfen und wandte sich dann wieder der Analyse des Warpkerns zu, an der sie gerade arbeitete. Noch immer war ihr nicht klar, wieso der Warpkern seit einigen Tagen konstant an Leistung verlor und eine Lösung war noch lange nicht in Sicht.

Als sie dachte, es könnte nicht noch mehr schief gehen, sah sie, wie Seven den Maschinenraum betrat. Das hatte ihr gerade noch gefehlt, jetzt wollte auch noch diese emotionslose Barbiepuppe etwas von ihr. Genervt verdrehte sie die Augen und versuchte gar nicht ihren Ärger zu verstecken. Die gesamte Crew war an ihre Wutausbrüche gewöhnt und verhielt sich dementsprechend, nur Seven war dreist genug, sie immer zu provozieren.

»Was gibt es Seven?«, fragte sie unfreundlich und wollte eigentlich gar keine Antwort erhalten. Natürlich bekam sie umgehend eine.

»Commander Tuvok trug mir auf, Ihnen bei Ihrer Arbeit zu helfen«, antwortete die Ex-Borg kühl. Sie bemerkte natürlich sofort, dass Lieutenant Torres von ihrer Anwesenheit nicht begeistert schien, aber das war sie von der Chefingenieurin schließlich schon fast gewöhnt. Sie waren genau gegensätzlich. Seven of Nine, die Exborg, die Schwierigkeiten hatte, Gefühle zu haben und diese auch auszudrücken, um ein Individuum zu werden. Und B'Elanna Torres, Halbklingonin und die beste Ingenieurin an Bord, allerdings aufgrund ihrer klingonischen Hälfte leicht zu reizen und temperamentvoll. Seven wägte bei einer Entscheidung immer pro und conta rational gegeneinander ab, während B'Elanna zwar auch überlegte, aber sehr oft nach ihrer Intuition ging. Nun standen die beiden Frauen sich wieder einmal gegenüber und die Stimmung war sichtbar gespannt. B'Elanna war froh, dass Seven normalerweise in der Astrometrie arbeitete und nicht im Maschinenraum. und nur kam, wenn etwas Wichtiges anlag. Dann konnte sie sich auch gut zusammenreißen, aber dass Tuvok wegen etwas, was sie gut auch alleine, oder mit ihrem Team schaffen konnte, Seven zur Verstärkung schickte, verbesserte ihre Stimmung nicht gerade. Dabei wusste der Sicherheitschef eigentlich, wassie von Seven hielt.

»Das schaffen wir hier auch alleine«, erwiderte B'Elanna mit zorniger Stimme. Ihre Stimme war im ganzen Maschinenraum gut vernehmbar, da anscheinend keiner es sich wagte, zu sprechen. Zudem versuchten auch alle so zu tun, als wären sie ungeheuer beschäftigt und würden gar nicht hören, dass sich zwischen B'Elanna und Seven ein Streit entwickelte.

»Commander Tuvok ist der Meinung, dass ich mir das Problem einmal ansehen sollte, Lieutenant Torres.«

»Dann liegt er leider falsch, meine Leute schaffen das.« B'Elannas Stimme wurde lauter und die Ex-Borg zog eine Augenbraue hoch. Sie hatte zwar noch nicht sehr viel eigene Erfahrung mit Emotionen wie Wut und Zorn gesammelt, merkte aber sehr wohl, dass die Halbklingonin an diesem Tag sehr extrem auf ihr Auftauchen reagierte. Sie verstand es ja noch, dass sie sich vielleicht durch ihre Hilfe etwas herabgesetzt fühlte, aber so offener Zorn schien ihr nicht angemessen in dieser Situation. Offensichtlich hatten sich noch andere unerfreuliche Dinge ereignet und sie projektierte diese jetzt auf Seven.

»Lieutenant, Sie wirken heute feindselig und zornig. Vielleicht sollten Sie sich einmal vom Doktor untersuchen lassen«, schlug Seven daher vor. B'Elannas Reaktion war heftiger, als sie erwartet hatte.

»Die Einzige, die hier einmal zum Doktor gehen sollte, sind Sie, denn anscheinend hören Sie schlecht. Ich sagte, Sie werden hier nicht gebraucht. Also gehen Sie endlich!« Die letzten Worte hatte B'Elanna mit wütender Stimme geschrien. Wahrscheinlich würde dieser Ausbruch für sie Konsequenzen haben, aber daran dachte sie in diesem Moment nicht.

Seven entschied sich dafür, dass es wohl keine gute Idee wäre, mit Lieutenant Torres in ihrer jetzigen Verfassung zu streiten, also drehte sie sich um und verließ den Maschinenraum. Jedoch würde sie über den Ausbruch Lieutenant Torres' Bericht erstatten. Dies war nämlich, wie sie gehört hatte, schon der dritte Zwischenfall dieser Art in den letzten zwei Tagen. Schnell ging sie in Richtung Turbolift um auf die Brücke zu gelangen.

=/\= Brücke =/\=

Tom Paris fühlte sich, als ob er auf glühenden Kohlen saß. Sein Dienstschluss rückte einfach nicht näher. Da öffneten sich die Turbolifttüren. Neugierig und auf der Suche nach Abwechslung drehte er sich um und sah Seven die Brücke betreten. Sie grüßte nicht, sondern ging direkt auf den Captain und den Commander zu. Anscheinend war etwas sehr dringendes passiert. Kathryn schreckte auf, als Seven sich vor ihr aufbaute, denn anders konnte man es nicht beschreiben. Seven kam auch ohne große Umstände sofort zur Sache.

»Captain, kann ich kurz unter vier Augen mit Ihnen reden?«, fragte sie. Eigentlich hätte sie die Angelegenheit sofort auf der Brücke beredet, aber da Tom Paris anwesend war zog sie es vor, alleine mit dem Captain zu reden. Der Doktor hatte ihr gestern noch eine Lektion über Taktgefühl gehalten und sie versuchte, diese so in die Tat umzusetzen.

»Aber natürlich, Seven«, war das Einzige, was der Captain erwiderte. Langsam fing sie an, sich an ihre Unterredungen mit Seven zu gewöhnen, schließlich schien die Exborg noch nicht alle Probleme bedingt durch ihre Rettung aus dem Kollektiv bewältigt zu haben. Sehr oft kam Seven deswegen zu ihr, doch für gewöhnlich wartete Seven damit bis nach Dienstschluss. Es schien also wichtig zu sein.

Kathryn übergab Chakotay noch schnell die Brücke, um dann mit Seven in ihren Bereitschaftsraum zu gehen.

Dort angekommen bedeutete sie Seven Platz zu nehmen, was diese kommentarlos tat. Sie machte eine Handbewegung, um ihr zu signaliseren, dass sie anfangen sollte, zu erzählen.

»Captain, ich wurde von Commander Tuvok damit beauftragt, Lieutenant Torres bei der Analyse des Warpkernes und dem Finden einer Lösung zu helfen. Vor etwa zehn Minuten erschien ich im Maschinenraum und setzte Lieutenant Torres davon in Kenntnis. Doch anstatt mich arbeiten zu lassen, reagierte sie sehr ungehalten und sogar aggressiv. Sie erklärte mir, dass sie und ihr Team die Lösung alleine finden würden und ich gehen sollte. Als ich ihr aufgrund ihres offensichtlich schlechen gesundheitlichen und psychischen Zustandes empfiehl, den Doktor aufzusuchen, wurde sie noch agressiver und ich zog es vor zu gehen. Ich fand es angemessen, den Vorfall zu melden, da ich gehört habe, dass es in den letzten Tagen öfter zu solchen Ausbrüchen gekommen ist.«

Der Captain hatte Seven nachdenklich zugehört und entschloss, dass sie unbedingt noch einmal mit Chakotay und Tom reden musste.

»Gut Seven, ich werde mich weiter mit dem Problem beschäftigen. Begeben Sie sich wieder in die Astrometrie. Wegtreten.«

Sie wartete noch, bis Seven durch die Tür gegangen war und rief dann Chakotay und Paris zu sich. Als die beiden da waren, setzen sie sich zu einem Gespräch.

»Ich mache mir große Sorgen um B'Elanna. Sie ist unausgeglichen und hatte wohl gerade eine kleine ‚Meinungsverschiedenheit' mit Seven. Gestern hat sie ein Crewmitglied sogar tätlich angegriffen. Chakotay, ich halte es für besser, wenn Sie jetzt sofort mit ihr alleine sprechen.«

Chakotay nickte nur und stand auf. Als er den Raum verlassen hatte, fuhr Kathryn fort. »Tom, haben Sie wirklich keine Ahnung, was mit ihr los ist?«

»Nein, bis vor vier Tagen war sie noch völlig normal, aber dann ... Von da an redete sie nicht mehr mit mir.«

Kathryn nickte. »Vielleicht sollte sie sich einfach einmal ausruhen. Sie hat in letzter Zeit viel gearbeitet, weil wir ja leider nicht die Möglichkeit haben, die Voyager in einer Starbase reparieren zu lassen. In der letzten Woche hat sie auch viele Doppelschichten freiwillig übernommen. Sie ertränkt sich geradezu in Arbeit.«

»Genau wie Sie«, natürlich musste Tom noch einen Kommentar zu den Arbeitszeiten seines Captains hinzufügen, auch wenn ihm eigentlich gar nicht zum Scherzen zumute war.

»Was haben Sie gerade gesagt? Dass Sie die nächsten dreißig Jahre in einer Arrestzelle verbringen wollen? Ihr Wunsch sei mir Befehl«, konterte Kathryn und tat so als wolle sie gerade ihren Kommunikator aktivieren um Tuvok zu rufen. Doch als sie Toms Gesichtsausdruck sah musste sie laut auflachen, er schien das wirklich ernst zu nehmen, was sie gesagt hatte.

»Ich glaube, wir sollten wieder auf das Thema zurückkommen. Es tut mir leid, aber wenn Chakotays Gespräch mit B'Elanna nichts bringen sollte und sie ihr Verhalten nicht ändert, dann werde ich sie wohl vorrübergehend vom Dienst suspendieren müssen. Ich habe ihr Temperament und ihre Wutausbrüche bis jetzt toleriert, weil sie eine sehr fähige Ingenieurin ist, aber wenn sie anfängt, die Moral der Crew nach unten zu ziehen, dann muss sie auch die Konsequenzen tragen.«

Tom nickte. Natürlich war ihm klar, dass er nicht der einzige war, der unter B'Elannas Verhalten zu leiden hatte, und der Captain hatte die schwere Aufgabe zu entscheiden, was jetzt passieren sollte. Niemals würde er mit ihr tauschen wollte. Er war so in Gedanken versunken, dass er fast ihr »Wegtreten« überhört hätte.

Nachdenklich ging er wieder zurück auf die Brücke und hoffte, dass Chakotay etwas erreichen konnte.

=/\= Maschinenraum =/\=

Chakotay trat langsam ein. Er hatte überlegt, ob er B'Elanna über seinen Kommunikator in sein Quartier bitten sollte, aber er entschied sich dann doch dafür, sie persönlich zu sich zu bitten. Er sah sich im Maschinenraum um, der seltsam still war. Man hörte nur ein paar Crewmen, die sich leise über ihre Arbeit unterhielten und nicht wie sonst sich ihre Ergebnisse zuschrien. Und dann hörte er auch, warum alle so ruhig waren. Anscheinend war B'Elanna gerade damit beschäftigt gewesen einem Fähnrich zu erklären, wie unfähig er doch war und hatte nur kurz Luft geholt, um dann ein paar klingonische Schimpfwörter auf ihn loszulassen. Schnell ging er dorthin, wo er sie hörte und stellte sich zwischen sie und den Fähnrich. Er hatte zwar eigentlich ruhig mit ihr reden wollen, aber dazu sah er sich nicht mehr in der Lage, so wie sie sich aufführte.

»Fähnrich, gehen Sie wieder an ihre Arbeit«, befahl er und fuhr dann an B'Elanna gewandt fort. »Und Sie, Lieutenant kommen mit mir mit. Ihre Schicht ist fürs Erste beendet.«

»Commander, ich denke nicht, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, ich bin sehr beschäftigt.«

»Ja, das sehe ich«, erwiderte Chakotay schärfer, als er wollte. Noch immer wagte es niemand, etwas zu sagen und so hörte man ihre Stimmen im gesamtem Maschinenraum.

Das war natürlich auch B'Elanna bewusst und so beschloss sie, mit Chakotay mitzugehen und jemand anderem die Leitung zu überlassen.

=/\= Commander Chakotays Quartier, Deck 3 =/\=

Chakotay und B'Elanna hatten den gesamten Weg zu seinem Quartier über nicht miteinander geredet. Es herrschte eine unangenehme Spannung zwischen ihnen, wie sie sie noch nie erlebt hatten. Als Chakotay noch B'Elannas Captain beim Maquis gewesen war, waren sie trotz des schwierigen Charakters der Halbklingonin sehr gut befreundet gewesen. Und erst durch Chakotays Einsatz hatte Captain Janeway sich bereit erklärt, sie als Chefingenieurin einzusetzen, obwohl sie davon nicht begeistert war. Und jetzt schien es fast, als hätte die Tatsache, dass Chakotay B'Elanna fast vor ihrem Team zurechtgewiesen hätte, ihre Freundschaft merklich abkühlen lassen.

B'Elanna war in Gedanken versunken. Sie konnte sich natürlich denken, was jetzt kommen würde, wahrscheinlich hatte Seven nichts besseres zu tun gehabt, als direkt zum Captain zu rennen. Aber wieso rief dann nicht der Captain sie zu sich? Und wieso in Chakotays Quartier und nicht im Casino oder im Bereitschaftsraum des Captains?

»Setz' dich doch bitte«, forderte sie Chakotay auf. Er versuchte die Lage ein wenig zu entspannen, indem er sie duzte. Außerdem zog er seine Uniformjacke aus um zu verdeutlichen, dass dies ein privates und nicht offizielles Gespräch werden würde. Es würde schon so schwer genug für sie beide werden. Doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, fing B'Elanna an zu reden.

»Seven konnte mal wieder ihre Klappe nicht halten, oder?«, ging sie in die Offensive und verfluchte sich wie so oft innerlich dafür, dass sie selbst ihr Temperament nicht unter Kontrolle halten konnte.

Chakotay seufzte. B'Elanna war nicht dumm, natürlich wusste, sie worum es ging. Aber leider hatte sie die blöde Angewohnheit, immer direkt zur Sache zu kommen, und das würde ihr bei dem Gespräch mit dem Captain, was sicher noch notwendig war, auch nicht helfen. Er versuchte auch erst gar nicht, Ausflüchte zu suchen.

»Ja, Seven hat mit dem Captain gesprochen. Aber deswegen sind wir nicht hier. Das war nicht der erste Vorfall in den letzten Tagen.« B'Elanna wollte etwas sagen, doch er hielt sie davon ab. »Nein, lass mich ausreden. Du hattest schon immer ein ungezügeltes Temperament. Das war auch in manchen Situationen hilfreich und wenn etwas wirklich wichtiges anstand, dann hattest du dich auch unter Kontrolle. Nur deswegen bist du überhaupt Chefingenieurin. Aber jetzt erkenne ich dich kaum wieder. Dass du dich mit Seven nicht unbedingt verstehst, das verstehe ich, aber seit ein paar Tagen rennt Tom mit einer Trauermine herum. Er sagt, du wendest dich von ihm ab, aber er weiß nicht warum. B'Elanna, verdammt, was ist mit dir los?«

Aber B'Elanna antwortete ihm nicht, sondern sah ihn nur schweigend an.

Und dann brach sie auf einmal zusammen. Chakotay konnte sehen, wie ihr Körper zusammensackte.

»Oh mein Gott, B'Elanna! B'Elanna, kannst du mich hören? Computer, Nottransport auf die Krankenstation, 2 Personen.«

=/\= Krankenstation =/\=

»Nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls.« Durch den Nottransport wurde das Prgramm des Doktors aktiviert. Chakotay stand mitten auf der Krankenstation, eine bewusstlose B'Elanna im Arm, die er jetzt auf ein Biobett legte.

»Was ist passiert?«, fragte das MHN den Commander, während er B'Elanna scannte.

»Ich weiß es nicht. Ich habe mit ihr über ihr Verhalten in der letzten Zeit gesprochen, da ist sie einfach zusammengebrochen.«

Der Doktor nickte nur. Dann runzelte er seine Stirn.

»Was ist mit ihr?«

»Hmm, der Tricorder liefert mir sehr merkwürdige Daten.«

»Welcher Art?«

»Commander, wenn Sie mich weiterhin von der Arbeit abhalten wollen, dann können Sie nicht hierbleiben. Sie benehmen sich ja fast wie Tom Paris, der kann auch nicht ruhig sein, wenn ich arbeite. Verlassen Sie die Krankenstation, ich werde Sie dann rufen, wenn sich an ihrem Zustand etwas ändert«, erwiderte der Doktor schroff.

Chakotay wollte zu einem Kommentar ansetzen, überlegte es sich dann aber anders. Er wollte den Doktor schließlich nicht von der Arbeit abhalten und außerdem sollte er so schnell wie möglich Tom informieren. Und zwar so, dass dieser sich nicht allzuviele Sorgen machte.

=/\= Krankenstation, 1 Stunde später =/\=

Tom, Chakotay und Captain Janeway standen um das Biobett, auf dem B'Elanna lag . Der Doktor hatte sie zu sich gerufen um ihnen zu erklären, was er herausgefunden hatte. Tom trat nervös von einem Bein aufs andere. Der Doktor befand sich noch im wissenschaftlichen Labor, das und die Tatsache, dass B'Elanna dort reglos auf einem Biobett lag, trug nicht gerade dazu bei, dass er sich besser fühlte.

Kathryn sah, wie schlecht es ihrem Piloten ging und legte ihm beruhigend eine Hand auf seinen Arm. Sie konnte sehr gut verstehen, was er jetzt durchmachte. Die Ungewissheit, die Ungewissheit war das Schlimmste. Und der Doktor verbesserte die Situation auch nicht gerade, indem er beschäftigt auf einen Monitor im Labor sah. Oh, wie sie es hasste, wenn eines ihrer Crewmitglieder hier lag und sie herkommen musste. Sie hasste die Krankenstation sowieso schon und jetzt die Angst in Toms Augen zu sehen war fast zuviel für sie. Schon das Gespräch, das Chakotay gerade mit Tom in ihrem Bereitschaftsraum geführt hatte war schlimm genug gewesen. Sie hatte daneben gesessen und Tom beobachtet, wie die Angst auf seinem Gesicht immer deutlicher wurde, während Chakotay ihm vorsichtig beibrachte, was passiert war. Er liebte B'Elanna wirklich sehr. Die Beziehung zwischen den beiden hatte sie beide verändert. Sie waren dadurch gewachsen. Tom und B'Elanna hatten ihre Vorurteile gegenüber dem jeweils Anderen abgelegt und nun lag sie reglos auf einem der Biobetten. Es musste schrecklich für ihn sein, wahrscheinlich machte er sich sogar Vorwürfe und dachte, es wäre seine Schuld, weil er nicht selbst mit ihr geredet hatte, oder weil er nicht bei ihr war. Sie kannte all diese Vorwürfe, sie hatte sie sich selbst gemacht, als ihr Vater und ihr Verlobter durch ihre Schuld starben. Ärgerlich wischte sie diesen Gedanken fort. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt um alte Wunden wieder aufzureißen.

Der Doktor hatte seine Suche in der medizinischen Datenbank beendet und trat jetzt aus dem Wissenschaftslabor, um die drei Anwesenden darüber aufzuklären, was mit Lieutenant Torres passiert war.

»Was ist los mit ihr?«, hörte er da schon Fähnrich Paris fragen, der sich natürlich mal wieder nicht zurückhalten konnte. Genervt verdrehte er die Augen.

»Könnten Sie vielleicht ihre Ungeduld etwas zügeln, Fähnrich Paris? Ich werde es Ihnen ja sofort erklären.« Er holte einmal tief Luft, und versuchte dann für Laien so verständlich wie möglich, fortzufahren.

»Lieutenant Paris hat sich anscheinend beim letzten Landurlaub eine Infektion geholt, die ihren Hormonhaushalt durcheinandergebracht hat. Die Hormone, die hauptsächlich für Reaktionen wie Zorn, Wut und Agressivität habe ich bei ihr in einer Konzentration festgestellt, die fünfmal über dem Normalen liegt. Da sie zur Hälfte klingonisch ist, wurden dadurch die Reaktionen ausgelöst, mit denen sie in letzter Zeit zu kämpfen hatten. Wutausbrüche, plötzliche Niedergeschlagenheit. Bis ihr Körper die Belastung nicht mehr aushielt und sozusagen die Notbremse zog. Laienhaft ausgedrückt.«

»Besteht die Gefahr, dass sich auch andere Crewmitglieder infiziert haben?«, fragte Kathryn, wie immer auf das Wohl ihrer Crew bedacht.

»Ich habe einige Tests mit dem Virus durchgeführt und habe Anzeichen dafür gefunden, dass er nur bei Klingonen diese Veränderungen hervorruft. Da sich außer Lieutenant Torres keine Klingonen an Bord befinden besteht keine direkte Gefahr«, antwortete der Doktor ihr sachlich, während er sah, dass aus Lieutenant Paris' Gesicht fast die gesamte Farbe gewichen war.

»Wird sie, ich meine ... Wird sie durchkommen?«, stammelte Tom. Die Angst um B'Elanna war ihm deutlich anzusehen.

»Nun, ich bin gerade dabei, eine Medizin gegen das Virus zu entwickeln. Wenn diese wirkt, wird sie sehr schnell wieder aufwachen und in wenigen Tagen auch einen normalen Hormonspiegel haben. Wenn ich es allerdings nicht schaffe, nun dann ... Aber ich werde das schaffen, immerhin bin ich einer der fähigsten Mediziner der Sternenflotte«, versuchte der Doktor Tom zu beruhigen.

»Ach ja, was ich sie noch fragen wollte«, wandte sich der Doktor an die drei. »Ist Ihnen außer den Wutausbrüchen noch etwas in der letzten Zeit merkwürdig an Lieutenant Torres vorgekommen? Hat sie halluziniert zum Beispiel?«

Tom dachte kurz nach und antwortete dann, »Nicht, dass ich wüsste, aber das würde vielleicht ihr Verhalten mir gegenüber erklären. Vielleicht hat sie geglaubt, etwas zu sehen, weswegen sie dann nicht mehr mit mir reden wollte ...«

»Das wäre gut möglich. Aber jetzt bitte ich Sie die Krankenstation zu verlassen, ich muss versuchen, ein Heilmittel zu finden«, sagte der Doktor und der Captain, Chakotay und Tom verließen den Raum.

=/\= Tom Paris' Quartier 1:54 Uhr =/\=

Er wachte schweißgebadet auf - und das schon zum dritten Mal in dieser Nacht. Wieder war es der gleiche Traum gewesen, B'Elanna starb in seinen Armen, während der Doktor und der Captain daneben standen. Sie gaben ihm die Schuld. Dann tauchte sein Vater, Admiral Paris, auf und nannte ihn einen Versager, der noch nicht einmal die, die er liebte, schützen konnte. Währenddessen hörte B'Elanna auf zu atmen. Und dann wachte er auf.

Mit aller Kraft versucht er den Traum zu vergessen, doch es gelang ihm nicht. Im Gegenteil, immer mehr Selbstzweifel wurden in ihm wach. Er konnte nicht untätig herumliegen und darauf warten, dass der Doktor endlich ein Gegenmittel fand. Denn dann würde er genau das tun, was ihm sein Vater immer vorgehalten hatte.

Aber wo sollte er jetzt hingehen, um etwas Sinnvolles zu tun? Auf die Krankenstation? Nein, der Doktor würde ihn nur wieder wegschicken, selbst wenn er noch so sehr bettelte und darauf hinwies, dass er Ahnung von Medizin hatte. Er beschloss, wenigstens mal kurz einen Abstecher ins Kasino zu machen, um nicht weiter nachdenken zu müssen. Dann würde er zwar immer noch nichts wirklich Sinnvolles tun, aber das war schon mal ein Anfang.

=/\= Krankenstation, zur gleichen Zeit =/\=

Zum dritten Mal ging der Doktor die Daten durch, doch das Ergebnis blieb dasselbe. Also, entweder stimmte etwas mit seinen Instrumenten nicht, oder es sah schlimmer aus, als er gedacht hätte. Er musste dringend mit dem Captain sprechen.

»Krankenstation an Captain Janeway.«

Er bekam keine Antwort. Wahrscheinlich schlief sie noch, also versuchte er es erneut.

»Krankenstation an Captain Janeway, melden Sie sich.«

=/\= Quartier des Captains =/\=

Schlaftrunken griff Kathryn zu ihrem Kommunikator und versuchte wenigstens, ein bisschen wach zu werden, bevor sie antwortete.

»Janeway hier. Ich hoffe, sie haben einen guten Grund mich aufzuwecken, Doktor, sonst werde ich Sie in die Arrestzelle schmeißen lassen müssen«, murmelte sie.

»Es ist wichtig, dass Sie sofort auf die Krankenstation kommen, Captain«, sagte der Doktor, Janeways Kommentar ignorierend.

»Solange es nicht um meinen Zustand geht«, sagte Kathryn mehr zu sich selbst und meldete dann dem Doktor: »Ich bin auf dem Weg. Janeway Ende«.

Seufzend setzte sie sich auf und zog sich schnell ihre Uniform an.

=/\= Korridor Deck 5 =/\=

Tom Paris befand sich auf dem Weg zum Casino, als der Doktor ihn zu sich rief.

=/\= Commander Chakotays Quartier =/\=

Der Kommunikator von Chakotay meldete sich, als dieser gerade meditierte, weil er nicht schlafen konnte. Auch Chakotay machte sich gleich auf dem Weg zur Krankenstation.

=/\= Krankenstation =/\=

Als der Doktor aus dem wissenschaftlichen Labor trat, stellte er erfreut fest, dass Captain Janeway, Commander Chakotay und Fähnrich Paris schon anwesend waren und ihn abwartend ansahen.

»Bevor Sie fragen, Fähnrich, Lieutenant Torres' Zustand hat sich verschlechtert. Ich war bis jetzt nicht in der Lage, ein Heilmittel herzustellen, da der Aufbau des Virus sich sehr von dem aller anderen Bekannten unterscheidet. Deswegen benötige ich ihre Hilfe. Ich muss von jedem Crewmitglied eine Blutprobe nehmen, vor allem von denen, die näheren Kontakt mit Lieutenant Torres hatten. Vielleicht hat jemand Antikörper gegen das Virus entwickelt, die bei ihr anschlagen könnten. Ich will Ihnen aber sofort sagen, dass die Chancen, dass das der Fall ist, sehr gering sind, da die Physiologie der Klingonen, auch wenn Lieutenant Torres eine Halbklingonin ist, sich doch sehr von der der Menschen, Vulkanier und den meisten anderen Rassen unterscheidet«, erklärte er ihnen schnell, weswegen er sie gerufen hatte. Von Janeway und Chakotay benötigte er die Erlaubnis, von allen Crewmigliedern Proben nehmen zu dürfen, Tom musste ihm dabei helfen.

Tom schluckte einmal hart. B'Elannas Zustand hatte sich verschlechtert. Und die Chancen standen schlecht, dass sie ein Gegenmittel fanden. Als er das hörte, stützte er sich schnell auf das nächststehende Biobett, als seine Beine unter ihm nachzugeben drohten. Das Captain Janeway gerade dem Doktor die Erlaubnis für sein Vorhaben gab, bekam er schon gar nicht mehr mit. Langsam ging er zu B'Elanna, die genauso auf dem Biobett lag, wie schon Stunden vorher. Er kniete sich daneben und nahm B'Elannas Hand in seine.

»B'Elanna?«, flüsterte er. »B'Elanna, kannst du mich hören? Ich werde bei dir bleiben, okay? Ich lasse dich nicht im Stich. Wir werden schon noch eine Möglichkeit finden, dich zu heilen. Du wirst sehen, in wenigen Tagen werden wir uns schon wieder streiten können.« Er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten und versuchte dennoch zu lächeln.

Kathryn stiegen auch fast die Tränen ins Gesicht, als sie ihren Piloten dort so hilflos neben seiner Freundin knien sah. Dass ihr der Doktor gerade Blut abnahm, merkte sie kaum. Als der Doktor ihr mit einem Blick zu verstehen gab, dass sie fertig war und nun die Nachricht an alle Crewmitglieder übermitteln konnte, bedeutete sie schnell Chakotay ebenfalls die Krankenstation zu verlassen, um Tom mit B'Elanna alleine zu lassen. Es würde in den nächsten Stunden schon genug Betrieb auf der Krankenstation herrschen, da musste man ihm noch ein paar Minuten mit B'Elanna gönnen.

=/\= 3 Stunden später =/\=

Die Krankenstation hatte in den letzten Stunden mehr einem Taubenschlag geglichen als sonst irgendetwas. Dauernd waren neue Crewmitglieder zum Blutabnehmen gekommen, dabei war es eigentlich mitten in der Nacht. Doch anscheinend hatte die Nachricht des Captains alle geweckt und jeder wollte versuchen, B'Elanna zu helfen. Tom wusste nicht, wieviele mitleidige Blicke er an diesem Tag schon gesehen hatte, wieviele Mitleidsbekundigungen und tröstende Wort er gehört hatte. Jetzt machten er, der Doktor und Seven sich an die Auswertung der Blutproben. Der Doktor hatte Tom erklärt, dass er B'Elanna künstlich in dem Koma ließ, da sich ihr Gesundheitszustand verschlechtern würde, würde er sie aufwecken. Aber auch so nahmen ihre inneren Organe langsam Schaden und deswegen mussten sie schnell arbeiten. Er versuchte, sich voll und ganz auf seine Arbeit zu konzentrieren und nach einiger Zeit gelang es ihm sogar.

»Ich glaube, ich habe etwas gefunden«, unterbrach der Doktor auf einmal die Stille im Wissenschaftslabor. »In den Proben von Commander Tuvok befinden sich Antikörper, die das Virus angreifen.« Sofort besserte sich Toms Laune. Der Doktor und Seven fingen währenddessen an, die Antikörper in Tuvoks Blut nocheinmal zu testen und als der Test positiv ausfiel, stellten sie ein Serum her, dass sie B'Elanna verabreichen würden.

Tom kriegte davon nicht sehr viel mit. Er hatte sich neben das Biobett, auf dem B'Elanna lag, gesetzt und sprach mit ihr. »Siehst du, B'Elanna, ich habe dir doch gesagt, dass wir etwas finden werden, um dich zu heilen. Ich halte meine Versprechen. Na ja, jedenfalls fast immer. Du musst nur noch ein bisschen durchhalten, okay?«, flüsterte er ihr zu, bevor der Doktor ihm zu verstehen gab, dass er sich ein Stück von B'Elanna entfernen sollte.

Er entlud das Serum an ihrer Halsschlagader und prüfte dann mit dem Tricorder ihre Vitalfunktionen. Es zeigte sich noch keine Veränderung, aber die Heilung würde auch einige Zeit dauern. »Mister Paris, ich muss im Labor noch einige Messungen durchführen, überwachen Sie bitte solange ihre Vitalfunktionen und informieren Sie mich, wenn sich etwas verändert.« Tom nickte nur.

Nachdem er dreißig Minuten lang ihre Hand gehalten und auf den Tricorder gestarrt hatte, hielt er es nicht mehr aus. Nichts, absolut nichts hatte sich verändert. Ungeduldig stand er auf und wollte am liebsten irgendetwas durch die Gegend werfen. Das war genau das Verhalten, das B'Elanna in dieser Situation gezeigt hätte. So sehr hatte sie schon auf ihn abgefärbt ...

Da hörte er hinter sich ein Flüstern. »Tom?« Oh nein, das musste er sich einbilden. Der Tricorder hatte keine Veränderung angezeigt. Sie konnte nicht wach sein.

Doch als er sich umdrehte, hatte sie ihre Augen geöffnet. Sofort stürmte er auf sie zu und ließ dabei den Tricorder fallen. Er brauchte ihn nicht mehr. Ein Blick in B'Elannas Augen zeigte ihm, dass es ihr gut ging. Schnell umarmte er sie und setzte sich neben sie. »B'Elanna ...«, war das Einzige, was er zuerst stammeln konnte. »Ich hatte solche Angst um dich.«

»Was ist denn überhaupt passiert? Wieso bin ich auf der Krankenstation?«, fragte sie ihn. »Das Letzte woran ich mich erinnern kann ist, wie wir beide vom Landurlaub zurückkamen.« Sie schien keine Erinnerungen an die letzten vier Tage zu haben.

»Du warst sehr krank, B'Elanna. Du hattest dich mit irgendetwas infiziert. Dann bist du zusammengebrochen. Ich hatte solche Angst um dich. Tu mir das nie wieder an, okay?« Er lächelte.

»Werde ich nicht«, erwiderte B'Elanna und lächelte zurück.

»B'Elanna, ich liebe dich so sehr. Willst du mich heiraten?« traute sich Tom endlich, ihr die Frage zu stellen, die er schon seit Monaten hatte stellen wollen.

»Natürlich, Tom. Ich dachte schon, du traust dich nie«, antwortete B'Elanna und die beiden versanken in einem Kuss, der nicht zu enden schien.

Keiner der beiden hatte bemerkt, wie Janeway eingetreten war, sie hatte nicht schlafen können. Und den Doktor, der gerade dazu ansetzte, sich zu beschweren, weil Tom ihn nicht gerufen hatte, überhörten sie auch.

-Ende-
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