Kapitel 2
Zehn Mal ertönte der Schlag der Glocke.
Kirk wandte sich Spock zu, der, korrekt und ungerührt wie immer, neben ihm stand. „Lassen Sie die gesamte Besatzung zum Appell antreten.“
Der Vulkanier nickte und gab den Befehl: „Gesamte Besatzung zum Appell antreten!“
Nur wenige Minuten später erhielt er die Meldung der einzelnen Seniorkadetten, dass sich alle Crewmitglieder zusammengefunden hätten. Kirk schmunzelte, während er seinen Blick über die teilweise noch kindlichen Gesichter schweifen lies. Da standen sie nun in ihren Leinenhosen, den blau-weißen Hemden, darüber eine rote Weste und eine blaue Jacke, starr geradeaus blickend, in Habachthaltung, darum bemüht nicht einen Muskel zu bewegen.
„Rühren!“, tönte seine kraftvolle Stimme über das Deck. Er trat an die Reling des Achterdeckes, aufrecht, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. „Mir ist bewusst, ...“, begann er, „dass es unter Ihnen einige gibt, die diese Bildungsmaßnahme als unsinnig empfinden – nun, das ist mir egal. Ich habe meine Gründe dafür. Erstens: Sie sollen lernen, auf engstem Raum miteinander auszukommen. Zweitens: Sie sollen ihre Fähigkeiten in der Navigation verbessern, und glauben Sie mir, wenn Sie hier nach den Sternen navigieren können, werden Sie dort oben...“, er wies mit dem rechten Zeigefinger gen Himmel, „...keine Probleme haben. Drittens: Sie sollen erkennen, was Kameradschaft ist und was es bedeutet aufeinander angewiesen zu sein. Loyalität, Mut, Vertrauen – Eigenschaften, auf die Sie bei Ihren späteren Aufgaben nicht verzichten können.
Wie Sie sicher wissen, stehen Sie hier auf den Planken eines Schiffes mit jahrhundertealter Tradition. Ein Schiff, nach dem eine ganze Klasse von Sternenflottenkreuzern benannt wurde. Am 19. August 1812, also heute vor genau 479 Jahren, kam es zu einem Gefecht zwischen der U.S.S. Constitution und der britischen 49-Geschütz-Fregatte Guerrière. Trotz der, wenn auch geringfügig, überlegenen Feuerkraft der Guerrière ging die Constitution aus diesem Gefecht als Sieger hervor. Seit diesem Tag trägt sie den Beinamen ‚Old Ironsides’. Oliver Wendell Holmes verfasste im Jahre 1830 ein Gedicht gleichen Namens zu Ehren der U.S.S. Constitution und ihrer Crew.
Damit Sie sich diesem Schiff und seiner Tradition als würdig erweisen können, ist es notwendig, dass Sie die Föderationsdirektiven verstehen. Dazu müssen Sie sie zuallererst einmal kennen. Kommen wir also zur Verlesung der Direktiven“, Kirk machte eine bedeutungsschwere Pause, in der Spock ihm ein in rotes Leder gebundenes Dokument reichte. Dann begann er:
„Zur Aufrechterhaltung von Disziplin und Pflichtbewusstsein in der Sternenflotte, auf ihren Raumschiffen und in den militärischen Streitkräften, auf welchen die Sicherheit und die Stärke hauptsächlich beruhen, wird kraft allerhöchster Souveränität des Präsidenten der Föderation der Planeten, mit dem Rat und der Zustimmung aller Vertreter, der in der Planetenvereinigung zusammengeschlossen Völker, versammelt in diesem gegenwärtigen Parlament und von ihm dazu ermächtigt, hiermit verfügt, dass ab elften Juni der Jahres 2161 irdischer Zeitrechnung die nachstehenden Paragraphen und Befehle sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten gehorsam zu befolgen und, mittels der anschließend aufgeführten, Maßnahmen durchzusetzen sind:
Direktive 1: untersagt jegliche Einmischung in Kultur, Lebensweise und Religion von Fremdvölkern. Jede Zuwiderhandlung zieht eine Verurteilung zu einer, von einem Kriegsgericht bestimmten, Strafe nach sich.
Direktive 2: verpflichtet jeden Flagofficer, Captain oder Commander intelligente Lebensformen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vor Schaden und Verletzungen zu bewahren und zu erhalten, ausgenommen es handelt sich um einen Akt der Verteidigung von einer Planetenbevölkerung beziehungsweise einer Crew und deren Schiff. Zuwiderhandlung wird mit oben genannter Bestrafung geahndet.
Direktive 3: verurteilt jeden Flagofficer, Captain oder Commander der angesichts eines Angriffs darin scheitert, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen und seine untergebenen Offiziere und Crewmitglieder zu tapferem Kampf zu ermutigen, und besagt, dass jede Person die verräterisch oder feige aufgibt oder nach Schutz sucht, mit Verurteilung durch ein Kriegsgericht bestraft wird.
Direktive 4: besagt, dass dem Befehl eines vorgesetzten Offiziers Folge zu leisten ist. Jede Befehlsverweigerung, die im Gegensatz zu den Sternenflottenbestimmungen geschieht, zieht die vorher genannte Strafe nach sich.
Direktive 5: verbietet jedem in der Flotte, das Hinauszögern oder Entmutigen einer Tat oder eines Auftrags unter dem Vorwand unzureichender Befehle oder einem sonstigen Vorwand.“`
...
Nachdem Kirk die Verlesung beendet hatte, entließ er die Kadetten mit den Worten: „Genießen Sie die nächsten drei Tage noch und versuchen Sie sich an das Schaukeln der Wellen zu gewöhnen! Dann beginnen wir mit dem harten Ausbildungsteil. Es wird ernst, sie werden – Segel setzen, Kurs setzen, Kanonen laden und abfeuern – all’ das, was in den alten Zeiten notwendig war, ein Schiff wie dieses zu führen. Schließlich sollen auch Ihre körperlichen Fähigkeiten gesteigert werden. Wegtreten!“
In den nächsten Tagen verlief alles wie bisher.
Der Alltag der Kadetten bestand aus Lektionen in Navigation, Kommunikation, Diplomatie, Waffenkunde und was sonst noch notwendig war, um ein Schiff, gleich welcher Art, zu führen, und Wachen.
Kirk genoss indes seinen Blick vom Achterdeck, von dem aus er seine Schützlinge beobachtete. *Die eifrigen jungen Offiziere von morgen*, dachte er lächelnd und seufzte schwer.
McCoy, dem es inzwischen besser ging, trat von hinten an ihn heran. „Einen Penny für Deine Gedanken.“
Kirk drehte sich um und mit gespielter Enttäuschung antwortete er ihm: „Na viel sind sie Dir ja nicht wert“, und grinste.
„Also, woran hast Du gedacht, Jim?“, hakte McCoy neugierig nach.
Kirk, der seinen Blick bereits wieder dem Treiben auf dem Schiff zugewandt hatte, die Ellbogen auf die Reling gestützt, neigte leicht den Kopf. „Wenn ich mir diese Jungspunde so ansehe, frage ich mich, wo all’ die Jahre geblieben sind. Es kommt mir gar nicht vor, als sei es so lange her, dass ich all’ diese Dinge lernte.“
„Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor“, entgegnete der Arzt, der sich nun neben dem Captain platziert hatte, seinen Blick ebenfalls den Kadetten zugewandt. „Waren wir wirklich auch mal so jung?“
Kirk verzog das Gesicht zu einer Grimasse, während er sich McCoy zuwandte. „Willst Du damit etwa andeuten wir seien alt? – Sprich’ nur für Dich selbst, Doktor.“
Die Nachdenklichkeit, die sich in McCoys Gesicht breit gemacht hatte, wich einem sanften Lächeln.
Schweigend standen die zwei Männer nebeneinander. Eine friedliche Stille herrschte zwischen ihnen, im Gegensatz zu dem Gewimmel an Deck.
Zehn Mal ertönte der Schlag der Glocke.
Kirk wandte sich Spock zu, der, korrekt und ungerührt wie immer, neben ihm stand. „Lassen Sie die gesamte Besatzung zum Appell antreten.“
Der Vulkanier nickte und gab den Befehl: „Gesamte Besatzung zum Appell antreten!“
Nur wenige Minuten später erhielt er die Meldung der einzelnen Seniorkadetten, dass sich alle Crewmitglieder zusammengefunden hätten. Kirk schmunzelte, während er seinen Blick über die teilweise noch kindlichen Gesichter schweifen lies. Da standen sie nun in ihren Leinenhosen, den blau-weißen Hemden, darüber eine rote Weste und eine blaue Jacke, starr geradeaus blickend, in Habachthaltung, darum bemüht nicht einen Muskel zu bewegen.
„Rühren!“, tönte seine kraftvolle Stimme über das Deck. Er trat an die Reling des Achterdeckes, aufrecht, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. „Mir ist bewusst, ...“, begann er, „dass es unter Ihnen einige gibt, die diese Bildungsmaßnahme als unsinnig empfinden – nun, das ist mir egal. Ich habe meine Gründe dafür. Erstens: Sie sollen lernen, auf engstem Raum miteinander auszukommen. Zweitens: Sie sollen ihre Fähigkeiten in der Navigation verbessern, und glauben Sie mir, wenn Sie hier nach den Sternen navigieren können, werden Sie dort oben...“, er wies mit dem rechten Zeigefinger gen Himmel, „...keine Probleme haben. Drittens: Sie sollen erkennen, was Kameradschaft ist und was es bedeutet aufeinander angewiesen zu sein. Loyalität, Mut, Vertrauen – Eigenschaften, auf die Sie bei Ihren späteren Aufgaben nicht verzichten können.
Wie Sie sicher wissen, stehen Sie hier auf den Planken eines Schiffes mit jahrhundertealter Tradition. Ein Schiff, nach dem eine ganze Klasse von Sternenflottenkreuzern benannt wurde. Am 19. August 1812, also heute vor genau 479 Jahren, kam es zu einem Gefecht zwischen der U.S.S. Constitution und der britischen 49-Geschütz-Fregatte Guerrière. Trotz der, wenn auch geringfügig, überlegenen Feuerkraft der Guerrière ging die Constitution aus diesem Gefecht als Sieger hervor. Seit diesem Tag trägt sie den Beinamen ‚Old Ironsides’. Oliver Wendell Holmes verfasste im Jahre 1830 ein Gedicht gleichen Namens zu Ehren der U.S.S. Constitution und ihrer Crew.
Damit Sie sich diesem Schiff und seiner Tradition als würdig erweisen können, ist es notwendig, dass Sie die Föderationsdirektiven verstehen. Dazu müssen Sie sie zuallererst einmal kennen. Kommen wir also zur Verlesung der Direktiven“, Kirk machte eine bedeutungsschwere Pause, in der Spock ihm ein in rotes Leder gebundenes Dokument reichte. Dann begann er:
„Zur Aufrechterhaltung von Disziplin und Pflichtbewusstsein in der Sternenflotte, auf ihren Raumschiffen und in den militärischen Streitkräften, auf welchen die Sicherheit und die Stärke hauptsächlich beruhen, wird kraft allerhöchster Souveränität des Präsidenten der Föderation der Planeten, mit dem Rat und der Zustimmung aller Vertreter, der in der Planetenvereinigung zusammengeschlossen Völker, versammelt in diesem gegenwärtigen Parlament und von ihm dazu ermächtigt, hiermit verfügt, dass ab elften Juni der Jahres 2161 irdischer Zeitrechnung die nachstehenden Paragraphen und Befehle sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten gehorsam zu befolgen und, mittels der anschließend aufgeführten, Maßnahmen durchzusetzen sind:
Direktive 1: untersagt jegliche Einmischung in Kultur, Lebensweise und Religion von Fremdvölkern. Jede Zuwiderhandlung zieht eine Verurteilung zu einer, von einem Kriegsgericht bestimmten, Strafe nach sich.
Direktive 2: verpflichtet jeden Flagofficer, Captain oder Commander intelligente Lebensformen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vor Schaden und Verletzungen zu bewahren und zu erhalten, ausgenommen es handelt sich um einen Akt der Verteidigung von einer Planetenbevölkerung beziehungsweise einer Crew und deren Schiff. Zuwiderhandlung wird mit oben genannter Bestrafung geahndet.
Direktive 3: verurteilt jeden Flagofficer, Captain oder Commander der angesichts eines Angriffs darin scheitert, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen und seine untergebenen Offiziere und Crewmitglieder zu tapferem Kampf zu ermutigen, und besagt, dass jede Person die verräterisch oder feige aufgibt oder nach Schutz sucht, mit Verurteilung durch ein Kriegsgericht bestraft wird.
Direktive 4: besagt, dass dem Befehl eines vorgesetzten Offiziers Folge zu leisten ist. Jede Befehlsverweigerung, die im Gegensatz zu den Sternenflottenbestimmungen geschieht, zieht die vorher genannte Strafe nach sich.
Direktive 5: verbietet jedem in der Flotte, das Hinauszögern oder Entmutigen einer Tat oder eines Auftrags unter dem Vorwand unzureichender Befehle oder einem sonstigen Vorwand.“`
...
Nachdem Kirk die Verlesung beendet hatte, entließ er die Kadetten mit den Worten: „Genießen Sie die nächsten drei Tage noch und versuchen Sie sich an das Schaukeln der Wellen zu gewöhnen! Dann beginnen wir mit dem harten Ausbildungsteil. Es wird ernst, sie werden – Segel setzen, Kurs setzen, Kanonen laden und abfeuern – all’ das, was in den alten Zeiten notwendig war, ein Schiff wie dieses zu führen. Schließlich sollen auch Ihre körperlichen Fähigkeiten gesteigert werden. Wegtreten!“
In den nächsten Tagen verlief alles wie bisher.
Der Alltag der Kadetten bestand aus Lektionen in Navigation, Kommunikation, Diplomatie, Waffenkunde und was sonst noch notwendig war, um ein Schiff, gleich welcher Art, zu führen, und Wachen.
Kirk genoss indes seinen Blick vom Achterdeck, von dem aus er seine Schützlinge beobachtete. *Die eifrigen jungen Offiziere von morgen*, dachte er lächelnd und seufzte schwer.
McCoy, dem es inzwischen besser ging, trat von hinten an ihn heran. „Einen Penny für Deine Gedanken.“
Kirk drehte sich um und mit gespielter Enttäuschung antwortete er ihm: „Na viel sind sie Dir ja nicht wert“, und grinste.
„Also, woran hast Du gedacht, Jim?“, hakte McCoy neugierig nach.
Kirk, der seinen Blick bereits wieder dem Treiben auf dem Schiff zugewandt hatte, die Ellbogen auf die Reling gestützt, neigte leicht den Kopf. „Wenn ich mir diese Jungspunde so ansehe, frage ich mich, wo all’ die Jahre geblieben sind. Es kommt mir gar nicht vor, als sei es so lange her, dass ich all’ diese Dinge lernte.“
„Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor“, entgegnete der Arzt, der sich nun neben dem Captain platziert hatte, seinen Blick ebenfalls den Kadetten zugewandt. „Waren wir wirklich auch mal so jung?“
Kirk verzog das Gesicht zu einer Grimasse, während er sich McCoy zuwandte. „Willst Du damit etwa andeuten wir seien alt? – Sprich’ nur für Dich selbst, Doktor.“
Die Nachdenklichkeit, die sich in McCoys Gesicht breit gemacht hatte, wich einem sanften Lächeln.
Schweigend standen die zwei Männer nebeneinander. Eine friedliche Stille herrschte zwischen ihnen, im Gegensatz zu dem Gewimmel an Deck.
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