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'Stromausfall' auf der Voyager

von cibbi

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Es war schon ziemlich spät auf der Voyager. Mittlerweile 23:00 Uhr.
Die meisten Crewmitglieder lagen längst in ihren Betten und ruhten sich aus. Die Nachtschicht hingegen war mit den Schiffsdiagnosen beschäftigt sowie mit Reparaturen, da das Schiff beim Durchfliegen eines Nebels beschädigt worden war. Die Gänge waren also leer – es war Chakotays Chance. 'Sollte er es wagen? Sollte er denn ewig darauf warten müssen?'

***

Zehn Minuten später stand er vor der Tür und betätigte den Summer. Ein wohl vertrautes Piepen ertönte und die Tür öffnete sich schließlich vor ihm. Kathryn Janeway, Captain des Raumschiffes U.S.S. Voyager, stand in ihrem rosa Satinnachthemd vor ihm und sah ihn verschlafen an. Ihr Quartier war halbdunkel, jedoch hatte er das Gefühl, als würde der ganze Raum allein durch ihre Anwesenheit in hellem Licht erstrahlen. Gleich einer Supernova in einer Wolke aus dunklem Nebel.

"Commander? – Was ist los?", fragte sie und schaute ihn verwundert an. Sie errötete leicht, als sie bemerkte, wie er sie anstarrte und sie sich bewusst wurde, dass sie nur ein Nachthemd trug. Am liebsten wäre sie sofort zurück in ihr Quartier gegangen, um sich wenigstens einen Bademantel anzuziehen. Chakotay versuchte gleichzeitig, sich zusammenzureißen, was ihm bei ihrem Anblick sichtlich schwer zu fallen schien.

"Es tut mir leid, Sie stören zu müssen, Captain, aber meine Dusche ist leider defekt. Es war ein sehr anstrengender Tag und ich habe gehofft, vielleicht Ihre Dusche benutzen zu dürfen?!" Er lächelte sie etwas verlegen an. Kathryn zögerte.

"Ich könnte Ihnen auch B'Elanna vorbeischicken, damit sie sich das Problem ansieht. Zudem würde die Crew über uns reden, wenn Sie so spät in mein Quartier kommen würden, Commander." Kathryn spürte, wie nervös sie wurde und sie hoffte, dass er es nicht bemerken würde. Am liebsten hätte sie sofort alle Sternenflotten-Regeln über Bord geworfen und ihn hereingebeten. 'Aber durfte sie dies? Sie war doch der Captain und hatte somit eine Vorbildfunktion für die gesamte Crew.'

'Sie versucht sich rauszureden', dachte sich Chakotay, der Kathryn nur allzu gut kannte. 'Wenn ich jetzt locker lasse, dann schaffe ich es niemals…'
"Finden Sie nicht auch, dass B'Elanna schon genug mit dem Maschinenraum und der Reparatur der defekten Hülle zu tun hat? Sie wissen doch, wie sie reagiert, wenn man sie darum bittet, mehrere Dinge auf einmal zu erledigen. Um die Dusche wird sie sich doch auch noch morgen kümmern können. Und um die Uhrzeit befindet sich kein Crewmitglied mehr auf den Gängen", konterte er daher.

Janeway zögerte erneut.
Sie vergewisserte sich, dass auch wirklich niemand den Korridor entlang kam und bat ihn schließlich zögerlich herein. 'Schließlich wollte er nur kurz duschen und seine Argumente waren sehr einleuchtend. Was sollte schon passieren? Sie war der Captain und er der Erste Offizier. Auch wenn sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Es änderte doch nichts daran, dass eine Beziehung zu ihm untersagt war. Sie waren beide erwachsen und Senior-Offiziere. Und wussten somit, wie man mit den Regeln umgehen sollte. Er war schon so oft in ihrem Quartier gewesen und bis jetzt war doch nichts passiert.' Während der Captain nachdachte, verschwand ihr Erster Offizier in Richtung Bad.

***

Eine Viertelstunde später blieb Kathryn fast der Atem stehen. Chakotay, der gerade wieder aus dem Bad herausgekommen war, stand vor ihr und trug nichts anderes als ein weißes Badetuch um seine Hüften. Sein Oberkörper war noch leicht nass und die Wasserperlen auf seinem gut trainierten Oberkörper schimmerten sanft im Licht. Er hatte die Hände in die Hüfte gestützt, wie er es so oft tat und sie bemerkte, wie viele Muskeln er in Wirklichkeit unter der Uniform besaß. 'Nicht zu viel und nicht zu wenig', dachte Kathryn sehr nachdenklich. Sie wusste, dass sie es jetzt war, die ihn anstarrte, aber sie konnte ihren Blick nicht mehr von ihm wenden. Sie versuchte, sich zusammenzureißen, doch ihm Gegensatz zu sonst gelang es ihr diesmal nicht.

"Commander…", ihre ohnehin schon brüchig klingende Stimme versagte.

Chakotay lächelte sie mit diesem Lächeln an, dem sie noch nie richtig widerstehen konnte. 'Anscheinend habe ich es endlich geschafft', dachte er. Immerhin hatte sie ihn nicht sofort aus ihrem Quartier geworfen. Und dafür, dass sie seit einer ganzen Weile sprachlos war, schien er ja wenigstens etwas erreicht zu haben – ihre volle Aufmerksamkeit!

"Chakotay…", startete Kathryn einen zweiten Versuch, doch auch diesmal versagte ihre Stimme. Sie versuchte es erneut: "Chakotay, ich …"

Er sah sie verliebt an, denn er ahnte, was nun kommen würde. Er wusste, dass er seine Chance genutzt hatte.
"Kathryn, ich bitte dich, sag es doch endlich!", bat er sie. Sie senkte verlegen den Blick. Sie versuchte sich zu sammeln und sah ihn an.

'Er hatte Recht, Starfleet hin oder her, sie waren doch Milliarden von Lichtjahren von der Förderation entfernt. Und ihre immer stärker werdenden Gefühle für diesen Mann konnte sie nun auch nicht mehr so einfach leugnen.' Vor allem, da sie wusste, dass er nun vollständig über ihr Gefühlsleben Bescheid wusste. Kathryn gab sich einen inneren Stoß.
"Chakotay … Ich liebe dich!", brachte sie hervor und holte danach tief Luft.
'Jetzt war es draußen.'

Sie schaute ihm tief in seine braunen Augen, die auf einmal richtig zu glänzen schienen – fast wie die eines kleinen Kindes, das endlich seine Weihnachtsüberraschung bekam. Sie musste ein Lächeln unterdrücken. Kathryn ging auf ihn zu, hob ihre Hand zu seinem Gesicht, fuhr sanft mit den Fingern die Linien seines Tattoos nach, während er sie immer noch mit diesem Blick ansah. Sie sah zu ihm auf und küsste ihn sanft auf die Lippen.

Nervös wartete sie seine Reaktion ab und hatte Angst, dass er es war, der diesmal einen Rückzieher machen würde. 'Seine Lippen waren so samtig und weich gewesen. Aber war es richtig, was sie getan hatte? Sie würde sich dadurch nicht nur ziemlichen Ärger mit der Sternenflotte einhandeln, falls die Voyager jemals in den Alphaquadranten zurückkehren würde. Sie gefährdete hiermit auch ihre freundschaftliche Beziehung zu Chakotay, oder?', begann Kathryn Janeway wieder zu grübeln. Es schien ewig zu dauern, bis Chakotay reagierte, auch wenn in Wirklichkeit nur einige Sekunden vergingen. Er beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen Kuss, der alle Zweifel in ihr für immer beseitigte.

***

"Kathryn, da gibt es noch etwas, was ich dir unbedingt sagen muss", sprach er und schaute sie etwas verlegen an. Kathryn wunderte sich. "Meine Dusche ist in Wirklichkeit gar nicht defekt. Es war bloß ein Vorwand, um in dein Quartier zu gelangen und dich dazu zu bringen, dir endlich die Wahrheit über unsere Gefühle einzugestehen. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen…"

"Chakotay, du hast mich belogen?!", fragte sie ernst und entrüstet. Chakotay spürte, dass sein Plan nur zur Hälfte aufzugehen schien. 'Nun würde wahrscheinlich wieder der Teil mit den Sternenflotten-Regeln kommen und danach würde sie ihn höflich bitten, ihr Quartier wieder zu verlassen.' Doch nichts dergleichen geschah.

"Hättest du es mir nicht einfach sagen können, du Dummkopf?", sprach sie leise und lächelte ihn dabei an. Die Antwort darauf war ein leidenschaftlicher Kuss seinerseits, denn sie ohne zu zögern erwiderte.

ENDE
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