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285 Gründe, dich zu hassen

von EchoTracer

Regel 177: Kenne deine Feinde - und mache Geschäfte mit ihnen.

„Und sie sind ganz sicher? Die Artefakte sind authentisch?“

Wäre sein Gesicht nicht unter dem Kälteschutzhelm verborgen gewesen, Ghan hätte sicherlich recht skeptisch ausgesehen, als er durch den Lagerraum schritt. Er scannte hier und da eine Kiste, überflog die Daten auf dem Display und setzte seinen Weg dann fort, um ein paar Schritte weiter anzuhalten und erneut zu scannen.

„Ganz sicher. Zumindest das, was bereits hier ist.“ Threns Blick folgte Ghan durch die halbdunkle Halle. „Was heißt das? 'Das, was bereits hier ist'?“ Ghan blieb stehen und sah sich zu Thren um. „Es ist ein weiterer Frachter auf dem Weg“, erklärte der. „Und die Ausgrabungen sind noch nicht abgeschlossen. Möglich, dass wir unter den Stollen noch eine Kammer finden. Die letzten Scans lassen auf einen größeren Hohlraum schließen. Könnte natürlichen Ursprungs sein, muß aber nicht.“ Ghan nickte, möglich, dass er unter seinem Helm nun nachdenklich wirkte. „Also gut, gehen wir davon aus, dass diese Artefakte wirklich echt sind...“ Er schlenderte durch den Gang zurück, auf Thren zu. „Dann ist dies die lukatrivste Bergbauoperation aller Zeiten.“ Er erreichte das Tor, neben dem Thren mit einer vorläufigen Inventarliste wartete. „Das steht außer Frage“, bestätigte der. „Selbst wenn nur die Hälfte wirklich aus den Anfängen des klingonischen Reiches stammt, zahlt es sich aus.“

Ghan nahm ihm die Liste aus der Hand und überflog das Inventar. „Tohl soll sich 'das, was bereits hier ist' genau ansehen“, sagte er. „Ich will ganz sicher gehen. Schließlich ist auch ein gewisses Risiko mit diesem Fund verbunden.“ Er sah wieder zu Thren auf und gab ihm das Padd zurück. „Wie machen wir klingonische Kriegsbeute zu Latinum, ohne einen Krieg mit dem halben Quadranten anzufangen?“

Thren ließ das Padd in der Innentasche seiner Jacke verschwinden. „Ich schätze, wenn wir gewisse Gegenstände an die falschen Kunden veräußern, könnte es durchaus Probleme geben“, stimmte er nachdenklich zu. „Das Blut von Kahless dürfte den Klingonen einige Umstände wert sein.“ „Nicht nur das.“ Ghan schob das mit Frost überzogene Tor der Halle auf. „Wie viele Umstände die Bajoraner in Kauf nehmen, hat man ja während dieser sogenannten Besatzung gesehen. “ Er trat durch das Tor nach draußen, auf den schneebedeckten Hof des Einlagerungskomplexes. „Benachrichtigen sie mich, wenn Tohl mit den Untersuchungen fertig ist.“


Deep Space Nine, Promenadendeck, Quark's

„Brunt, FCA.“

Genervt sah Quark zur Tür. Seine Hoffnungen, an Halluzinationen zu leiden, wurden enttäuscht; der Liquidator der Ferengi-Finanzbehörde war echt und würde sich auch nicht mit einem andorianischen Ale wegspülen lassen. Quark probierte es trotzdem. Als er das leere Glas auf die Theke stellte, bequemte der ungebetene Gast sich, einzutreten und zahlenden Kunden nicht weiter den Weg zu versperren.

„Was wollen sie schon wieder hier?“ erkundigte Quark sich seufzend. „Hatten wir das Spielchen mit der 'neu verordneten Routinekontrolle' nicht schon vor zwei Monaten?“ Brunt kam näher und lehnte sich grinsend über die Theke. „Ein viel zu kurzer Besuch, wenn sie mich fragen. Viel zu kurz, um wirklich einen Einblick in ihre Aktivitäten zu bekommen.“ Er nahm Quark die Flasche Ale aus der Hand und fügte an: „Selbst für derart minimale Aktivitäten.“ „So minimal sind sie gar nicht!“ zischte Quark. „Ach?“ Brunt grinste erneut und deutete auf die Gläser im Regal. „Und sie können mich für keine dieser Aktivitäten belangen“, ergänzte Quark, ohne der Geste Aufmerksamkeit zu schenken.

„Das hatte ich auch nicht vor. Sie nehmen sich, wie üblich, viel zu wichtig.“ Brunts Blick bohrte mit der Präzision eines Diamantschneiders Löcher in die Gläser. „Schön! Dann kann ich mich ja in Ruhe um meine Angelegenheiten kümmern. Sie kümmern sich um ihre - und bleiben fern von meiner Bar und mir.“ Quark ignorierte weiterhin die stumme Aufforderung, ein Glas auf die Theke zu stellen. „Ganz so einfach wird es wohl nicht sein.“ „Wie schwer kann es sein? Diese Station ist groß.“ Er nahm ein Glas aus dem Regal und angelte unter der Theke nach einer Flasche. „So groß nun auch wieder nicht.“ Brunt beobachtete jede Handbewegung, und sein Gesicht verzog sich säuerlich, als Quark das Glas füllte und vor Morn auf die Theke stellte. „Nicht einmal der ganze Quadrant ist groß genug für uns zwei“, wandte er sich wieder an Brunt. „Aber wenn sie ausnahmsweise nicht wegen mir hier sind, versuchen wir doch einfach, einander zu ignorieren und möglichst großen Abstand zu halten.“

„Der Quadrant ist dem Nagus nicht groß genug“, erklärte Brunt mit wichtiger Miene. „Weswegen ich auch hier bin, an der Schwelle zu neuen Geschäftsgelegenheiten.“ Quark lachte kurz, dann nahm er ein weiteres Glas und knallte es vor Brunt auf die Theke. „Der Nagus schickt sie, um die Beziehungen mit dem Gammaquadranten zu verbessern? Glauben sie das wirklich?“ „Was ist daran denn so unglaublich?“ Brunt schenkte ihm einen pikierten Blick und sich ein andorianisches Ale ein. „Der Nagus ist schon lange am Gammaquadranten interessiert, und abgesehen von ein paar winzigen Verträgen haben sie da auf ganzer Linie versagt.“ „Ich glaube gern, dass der Nagus mehr Profit von der anderen Seite des Wurmlochs will“, grinste Quark. „Und ich glaube auch, dass er sie hierher geschickt hat. Aber nicht der Verträge wegen.“ Er nahm dem nun etwas irritiert aussehenden Liquidator die Flasche aus der Hand. „Er hat sie hierher geschickt, um sie endlich nicht mehr um sich haben zu müssen.“ Fast spuckte Brunt das Ale aus.

„Unverschämt wie eh und je!“ zischte er, als er sich etwas gesammelt hatte. „Vielleicht hat er mich aber auch geschickt, damit sie sehen, was ein fähiger Mann im Gammaquadranten erreichen kann.“ „Und warum hat er dann ausgerechnet sie geschickt?“ Quark wandte sich ab und begann seelenruhig, einen Cocktail zu mixen. „Wir werden sehen!“ Brunt konnte seine Empörung noch schlechter verbergen, als Quark seine Belustigung über eben diese. „Das werden wir“, stimmte Quark zu. „Zum Glück sind sie ja ans Scheitern großer Pläne gewöhnt.“ Er griff nach einer weiteren Flasche und setzte die Arbeit an seinem Cocktail fort. „Wenn sie hier draußen, außerhalb ihres schicken Büros, auch nur 10 Barren Latinum verdienen, kriegen sie von mir einen Gratisdrink.“


Plun V-II, Breen-Einlagerungskomplex
Lagerverwaltung


„Es wäre einfacher gewesen, wenn sie wie üblich Dilithium geliefert hätten“, begrüßte Inventarverwalter Tohl den eintretenden Ghan. „Es war nicht leicht, all diese Artefakte zu identifizieren, ohne Aufsehen zu erregen.“ „Dann kann ich davon ausgehen, dass sie authentisch sind? Und von... nicht geringem Wert?“ Ghan positionierte sich vor der Konsole, hinter der Tohl stand. „Pure Untertreibung“, erwiderte der. „Mit dem Gewinn aus den Verkäufen könnten wir eine Flotte finanzieren, die das Klingonische Reich vor Angst erzittern läßt.“ „Wenn wir Käufer finden.“ Ghan trat näher, um einen Blick auf die Anzeigen der Konsole zu werfen. „Toth Bona hat mich beauftragt, mich um die Abwicklung zu kümmern und ehrlich gesagt bin ich etwas ratlos. Ich leite eine Bergbauoperation, kein Museum.“ Tohl nickte knapp und tippte auf seiner Konsole herum. „Nun, ich bin selbst kein Experte...“ begann er, doch Ghan unterbrach sofort. „Das weiß ich selbst. Beraten sie mich trotzdem.“ Etwas irritiert hielt Tohl inne. „Ich bin Inventarverwalter, kein Archäologe. Erwarten sie keine Wunder.“ Er deaktivierte die Konsole und trat hinter ihr hervor. Im Vorbeigehen griff er eine Identifikationskarte vom Regal, dann deutete er zur Tür. „Nach ihnen.“

Lagerhalle K17-1XR

Die Lagerhalle unter dem Verwaltungsbüro war spärlich beleuchtet und schlecht isoliert. Dilithium war ein dankbares Material für Einlagerungsarbeiter. Ganz im Gegensatz zu antiken Artefakten bedurfte es keinerlei spezieller Vorkehrungen, um es vor der Witterung zu schützen. Dilithium war mit den großen würfelförmigen Metallkisten zufrieden, die die Gänge der Halle säumten. Mit dem Unterschied, dass auf vielen dieser Kisten nun violett schimmernde Kraftfelder von unterschiedlicher Form und Größe thronten, um die unerwarteten Gäste vor den eisigen Temparaturen auf Plun V-II zu schützen.

„Ich habe eine Archivierung nach Herkunft vorgenommen“, erklärte Tohl, als er die Halle betrat. „Das genaue Alter oder den Marktwert konnte ich nicht als Anhaltspunkt verwenden.“ Ghan nickte. „Was die Auswahl der Kunden betrifft, sollte ich wohl ähnlich vorgehen. Wir können nicht wählerisch sein, mit wem wir uns abgeben. Jedenfalls nicht, bevor wir eine Flotte haben, die das Klingonische Reich erzittern läßt.“

Tohl betrat den ersten Gang und blieb vor einem kleinen Kraftfeld stehen, das zwei metallische, sichelförmige Gegenstände beherbergte. Ghan trat neben ihn. „Über diesen Archivposten kann ich nur sagen, dass er andorianisch ist“, sagte Tohl. „Meine Kontakte zu Föderationswelten sind limitiert, und sie sind selbst keine Experten. Die Gravuren lassen darauf schließen, dass es irgendwas mit einem rituellen Kampf zu tun hat.“ „Hm.“ Ghan nickte knapp und wandte sich dem nächsten Kraftfeld auf der benachbarten Kiste zu.

„Bajoranisch.“ Tohl tippte auf seinem Padd herum, fand die Archivierungsnummer und wandte sich wieder an Ghan. „Ich habe reingeguckt, aber da gibt es nicht viel zu sehen. Offensichtlich wurden alle Inschriften auf der Hülle angebracht.“ „Hm“, machte Ghan. „Irgendeine Ahnung, wozu es gut ist?“ Tohl zog die Schultern hoch. „Mein Kontakt auf Cardassia sagte, es wäre sehr wertvoll. Aber was genau es ist, wußte er auch nicht.“ „Wie soll ich etwas verkaufen, von dem ich nicht einmal weiß, was man damit anfängt?“ Ghan inspizierte die Kiste von allen Seiten, Tohl zog erneut die Schultern hoch. „Mein bester Ansatz wäre eine Art Lampe. Es leuchtet, wenn man die Türen öffnet.“ „Das ist alles?“ Ghan hielt inne und sah zu Tohl herüber. Der nickte. „Ist nicht meine Schuld. Ich hab das Ding nicht ausgegraben.“ Er wandte sich dem nächsten, deutlich kleineren Kraftfeld, zu. „Und ich muß es auch nicht verkaufen“, fügte er an.

Ghan folgte ihm zur nächsten Kiste und beugte sich vor, um den Gegenstand im Kraftfeld genauer zu betrachten. „Das ist ein bajoranischer Ohrring“, informierte Tohl. „Man hängt ihn an ein Ohr.“ „Es geht doch!“ Ghan richtete sich wieder auf. „Das ist ein Artefakt nach meinem Geschmack. Einfach zu identifizieren, einfach zu verkaufen.“
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