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STAR TREK - ROOSEVELT: Double Trouble with Tribbles

von TrekMan

Kapitel 1: Vorboten der Apokalypse

 

Computerlogbuch der U.S.S.-Roosevelt, Sternzeit 4545.1, Captain David Hollister

 

Wir befinden uns auf dem Rückweg von Goren-Prime und kommen in einer Stunde die Sensorreichweite der Archanis-Kolonie, der wir auf Dauer zugeteilt wurden. Wieder einmal gibt es Berichte, über Gefechte zwischen unseren Patrouillen und klingonischen Einheiten entlang der klingonischen Grenze. Man möchte glauben, dass die Klingonen aus den letzten Monaten gelernt haben sollten. Der halbe Quadrant lacht inzwischen über sie. Besonders darüber, wie James Kirk mit ihnen auf der Raumstation K7 umgegangen ist. Nicht nur, dass er verhindern konnte, dass die Klingonen ein wichtiges Kolonisierungsprojekt auf dem Sherman-Planeten unterwanderten. Nein, er konnte auch einen ihrer besten Spione, der in den höchsten Regierungskreisen arbeitete, entlarven. Und als ob das Ganze nicht schon genug Schmach gewesen wäre, hatte sein Chefingenieur dem klingonischen Schiff eine Wagenladung Tribbles vermacht, als sie sich bei der Raumstation K7 trafen. Ich kann mir vorstellen, das Captain Kang, der Kommandant des Klingonenkreuzers darüber nicht sehr erfreut war. Ich wäre gerne dabei gewesen nur um Captain Kangs Gesicht sehen zu können, als er bemerkte, welche Fracht er da an Bord hatte. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wann die Klingonen reagieren werden. Das Ob und Wie erübrigt sich freilich, da die Klingonen bislang immer mit einer entsprechend harten Antwort aufgewartet haben.

Das einzige unbekannte Element in der Gleichung bleiben die Organier. Ein seltsames Volk, jenseits unserer Vorstellungskraft. Seit mehr als einem Jahr wurden sie nicht mehr gesichtet, obwohl es in letzter Zeit eine zunehmende Anzahl an Gefechten gab. Ihr Verhalten gibt Vielen ein Rätsel auf.

Daher hat sich die Sternenflotte diesbezüglich entschlossen, angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Trotz der positiven Bilanz zieht es das Oberkommando vor, zum Schutz der exponierten Außenposten und Basen mehrere Schiffe entlang der klingonischen Grenze zusammen zu ziehen. Die Roosevelt wird daher zusammen mit der U.S.S. Denver und der U.S.S. Berlin für die Sicherheit der Archanis-Kolonie, Ajilon und des Sherman-Planeten zuständig sein.

Unser Auftrag lautet: Entlang der Grenze Präsenz zuzeigen.

 

David Hollisterlag auf seinem Bett und schaute einen uralten Film über den Zweiten Weltkrieg. Der Film lief auf dem Wandmonitor, den er sonst zur Analyse von Kartenmaterial nutze. Mit seinen neunundvierzig Jahren gehörte Hollisterzu der Riege der erfahrenen Kommandeure und zur gleichen Generation wie Christopher Pike, William Bexter, Matt Decker oder Rory McClure. Fremde hielten ihn für einen bescheidenen Mann. Jedoch wussten seine Freunde, dass einige Schatten auf seinem Leben lagen, die ihn hatten stiller werden lassen. Bevor Hollister das Kommando auf der Roosevelt bekam, war er beim Sternenflottengeheimdienst. Eine Zeit, über die er nie sprach.

Hollister nippte an einem Glas saurianischen Brandy und genoss die wenige Freizeit, die er hatte. Nur wenig interessiert folgte er der Geschichte des Films, die den Auftrag einer kleinen Spezialeinheit beschrieb, auf einer kleinen strategisch wichtigen ägäischen Insel, feindliche Kanone zu zerstören. Vieles im Film fand er übertrieben und heroisch dargestellt. Kaum etwas kam der Wirklichkeit nah. Oft fragte er sich, wenn er diese alten Filme sah, wie viele Leute, diese Art von Fiktion überhaupt glaubten. Dennoch gab es dinge, die Hollister an längst vergangene Ereignisse erinnerte. Dinge, die er lieber verdrängen würde, und doch gehörten sie seiner Vergangenheit an. Für einen Augenblick wandte er sich ab und blickte zum Nachtisch. Dort stand ein kleines Hologramm seiner Frau. Hollister hatte es selbst geschossen, bei ihrem ersten gemeinsamen Urlaub, auf Deneva. Das Bild, ein alter Brief, ein paar persönliche Gegenstände, das war alles, was ihm von seiner Frau noch geblieben, und doch gehörte sie zu ihm, wie seine Uniform.

Hollister bemerkte nicht, dass er langsam in einen Dämmerzustand abdriftete und schließlich einschlief.

Er fand sich plötzlich auf einer Wiese liegend. Über ihm ein mit Honigduft erfüllter weisblauer Himmel. Neben ihm lag seine Frau Deborah. Sie trug ein leichtes Top, eine dunkle Hose und ihre langen braunen Haare legten sich wie ein Schleier über ihre entblößten Schultern. Er beobachtete sie liebevoll. Wie immer wenn sie auf dem Bauch schlief, schnarchte sie leise. Hollister musste grinsen, denn sie behauptete immer, dass er schnarche. Er legte sich wieder zurück auf die Decke und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

"Was geht dir im Kopf herum?", frage seine Frau plötzlich.

Als Hollister seinen Kopf drehte, sah er ihr direkt in ihre braunen Augen.

"Nichts!"

"Lügner!" zischte sie gespielt.

"Doch!", bekräftigte er und schmunzelte verstohlen.

"Du bist der Überzeugung, wir sollten diese Mission nicht machen!"

"Wir sollten den Dienst dort lassen, wohin er gehört!", bemerkte er und versuchte das Thema zu wechseln, "wohin gehen wir heute Abend zum Essen?"

"Lenk jetzt nicht ab, David Hollister!", sagte sie scharf, "Du bist der Meinung ich sollte nicht auf diese Mission gehen."

Hollister ahnte schon, wie sich das Gespräch entwickeln würde, also versuchte er, die Wogen zu glätten.

"Das ist nicht wahr, Deborah. Du weist, dass ich dich für diese Mission sogar vorgeschlagen habe. Aber dennoch bleibt mir ein mulmiges Gefühl. Diese Operationen bringen nichts, wenn du mich fragst. Wie oft hat der Geheimdienst schon versucht, die Tarnvorrichtung der Romulaner zu entwenden. Drei Mal? Zwei tote Crews! Und auch wir hätten es beim letzten Mal kaum geschafft, wenn wir nicht so einen Dusel gehabt hätten. Nun wollen sie euch dort hinschicken. Ich habe dieses elende Spiel langsam satt!"

Seine Frau drehte sich um und stütze sich auf ihrem Ellenbogen ab: "Hör auf damit! Wenn man dich so reden hört, könnte jemand auf die Idee kommen, dass du Wehrzersetzung betreibst. Deine Frustration nützt uns allen wenig. Aber ich bin froh, dass das Oberkommando wenigstens dich zu unserem Berater gemacht hat. Deine Hinweise in den letzten Trainingswochen haben uns sehr geholfen. Mein Captain ist voller Zuversicht."

Hollister stand auf und zog seine Frau mit sich. Er war groß gewachsen. Über ein Meter achtzig. Er hatte hellbraunes Haar und grüne Augen. Sie war einen guten Kopf kleiner als er.

"Ach verdammt. Ich hatte gehofft, dass dies alles vorbei wäre, wenn ich mich versetzen lasse. Aber es war wohl nur ein Trugschluss. – Lass uns gehen. Ich muss mich wieder bewegen.", sagte Hollister und hob ihre Sachen vom Boden auf.

Die Frau lächelte hämisch: "Es gab eine Zeit, in der du dich für jeden Einsatz freiwillig gemeldet hattest. Damals hätte ich dich dafür umbringen können. Jetzt weißt du, wie es mir damals erging."

Hollister schmunzelte und blickte verlegen zu Boden. Damit hatte sie ihn entwaffnet. Wieder einmal! Hollister hasste es, wenn sie das tat, denn er wusste, dass sie es genoss.

"Ich habe mich damals wohl geirrt, was das betrifft."

Seine Frau nahm ihn in den Arm und bemerkte: "Späte reue mein Guter, dennoch bist und bleibst du mein alter Brummbär."

Sie knuddelte seine Backe. Auch etwas, was er gerade in der Öffentlichkeit nicht ausstehen konnte.

"Lass das, ich hasse es!", sagte er knapp und blickte sie scharf an. Aber sie konterte ihn mit einem provozierenden und gleichzeitig entwaffnenden Lächeln.

Deborah Hollister merkte, dass kurz davor war eine Schwelle zu überschreiten also versuchte sie ihrerseits das Thema zu wechseln. Sie hob die Decke vom Boden auf und faltete sie sorgfältig.

"Du hast recht, wir sollten meinen Auftrag heute beiseite lassen. Du meintest du hättest eine Überraschung für mich. – Wo ist sie?"

Er sah sie an und fühlte sich für einen Augenblick überrumpelt.

Verzweifelt suchte er nach den richtigen Worten und entschied sich dann für den geraden Weg.

"Meine Versetzung ist durch. Ich soll für mindestens zwei Jahre nach Antares gehen und die Leitung der Schiffswerften übernehmen."

Jetzt war es heraus und Hollister fühlte sich erleichtert.

"Das ist ja Klasse!", entgegnet Deborah fröhlich.

Hollister gelang es, endlich zu lächeln. "Nun ich dachte mir, sobald du zurück bist, kommt du nach. Ich habe bereits einige Häuser angeschaut. Es gibt für dich sogar dort die Möglichkeit wieder zu forschen. Ein guter Freund erzählte mir, dass ein Lehrstuhl an der technischen Akademie frei wird. Wie würde denn Professor Hollister-Lenning klingen?", sagte er und zog sie an sich heran.

In ihrem Gesichtsausdruck spiegelten sich plötzlich Zurückhaltung und Panik wider.

"Du möchtest, dass ich einfach so meine Karriere aufgebe? Jetzt wo ich es gerade erreicht habe Erster Offizier auf einem schweren Kreuzer der Constitution-Klasse zu werden?"

Hollister zog sich enttäuscht zurück und sagte: "Es tut mir leid. Ich ging davon aus, dass dir der Wechsel in die Kommandosektion nicht gefallen würde. Zumindest hast du das beim letzten Mal durchblicken lassen."

Seine Frau wandte sich abrupt von ihm ab.

"Ich weiß!", sagte sie, "Aber inzwischen ich habe bemerkt, dass ich für diese Aufgabe mehr Interesse hege, als für alle Forschungsarbeiten der vergangenen Jahre. Es ist spannend auf diese Art mit Menschen so zu arbeiten …", bemerkte sie leise und stockte kurz, "… und so wie diese Mission abgeschlossen ist, soll unser Schiff auf eine Fünfjahresmission gehen. Ich habe die Absicht dabei zu sein."

Für einen kurzen Augenblick schwiegen beide. Hollisters Gedanken kreisten so schnell in seinem Kopf herum, dass er nicht einmal das Singen der Vögel wahrnahm.

"Und wann wolltest du mir es sagen?", fragte Hollister enttäuscht und zog sich etwas zurück.

"Sobald die Zeit dafür reif wäre", erwiderte sie unsicher, "noch ist nichts entschieden!"

Hollister lächelte gequält und legte seine Hände auf ihre Schultern. Schließlich hob er seinen Kopf und bemerkte betont zuversichtlich: "Wenn das so ist, werde ich versuchen, dir einen Kapitänsposten zu besorgen."

Er küsste zärtlich ihren Nacken. Doch plötzlich hörte Hollister einen bekannten Pfeifton in den Bäumen. Er wandte sich um und suchte in dem Park nach der Quelle. In diesem Moment wachte er auf. Ein weiteres Mal ertönte das Pfeifen und eine bekannte Frauenstimme rief: "Brücke an den Captain. Wir erhalten eine Nachricht von der Archanis-Basis: Klingonische Kriegsschiffe beschießen die Kolonie."

Hollister wurde wach, als die Stimme den Satz erneut wiederholte. Er rieb sich seine Augen und warf seine Beine aus dem Bett.

Mit wenigen Schritten war er an der Kommunikationstafel und drückte den Antwortknopf.

"Brücke, hier Hollister. Kampfstationen für alle Decks! Steuermann gehen Sie auf Maximum Warp! Der Wachoffizier soll alle Führungsoffiziere in zehn Minuten auf der Brücke versammeln."

Φ

Als die Roosevelt über dem Planeten eintraf, waren die Klingonen gerade dabei einen erneuten Angriff zu starten. Das Bild des Planeten auf dem Hauptschirm zeugte inzwischen davon, dass die Klingonen bereits einen Teil ihrer grausamen Arbeit erledigt hatten. Einige Kornfelder und ein Waldgebiet in der Peripherie der Kolonie standen bereits in Flammen. Archanis war wegen seiner strategischen Lage lange umkämpft. Der Planet befand sich nahezu direkt auf der klingonische Grenze und war eine kleine Kornkammer. Der Föderation gelang es kurz vor dem Abschluss der organischen Verträge den Planeten zu besiedeln, was natürlich den Klingonen überhaupt nicht schmeckte. Seit mehr als einem Jahr versuchte der Hohe Rat durch Intrigen und Dessinformationen, die Föderation in Misskredit zubringen, sodass sie vielleicht einen Anspruch erheben konnten. Die Tatsache, dass die klingonische Administration, sicherlich unterstützt vom Militär, jetzt zu drastischeren Mitteln griff, sprach eine klare und eindeutige Sprache. Zum Schutz vor Übergriffen waren die Kolonie und der Stützpunkt in letzter Zeit stark befestigt worden. Planetare Phaserbatterien, ein satellitengestütztes Verteidigungssystem und doppelte Schutzschilde zeichneten die Archanis-Basis aus. Dennoch galt sie nicht als uneinnehmbar. Dennoch konnte die Archanis-Basis mit entsprechender Härte, auf jeden den klingonischen Angriff antworten.

Und das tat sie. Die Sensoren auf der Brücke zeigten deutlich, dass die Klingonen noch nicht die Anwesenheit der Roosevelt registriert hatten, und wenn doch, so zeigten sie keinerlei Interesse an dem Föderationsschiff. Die Archanis-Basis gab den Klingonen eine härtere Aufgabe, als sie wohl vermutet hatten. In einem niedrigen Orbit hatte sich ein Trümmerfeld ausgebildet. Anscheinend hatte die Basis bereits ein klingonisches Schiff zerstört. Einer anderes, ein Bird of Prey, hatte eine beschädigte Warpgondel und zog bereits eine deutliche Plasmaspur hinter sich her. Die Zusammensetzung der Trümmer in der Umlaufbahn zeigte allerdings auch, dass es den Klingonen gelungen war, die orbitalen Verteidigungssatelliten größtenteils zu zerstören oder unbrauchbar zu machen. Hollister nutzte die Situation und wählte einen Annäherungskurs, der den Planeten so lange wie möglich zwischen der Roosevelt und den Angreifern hielt. Da die Hauptsensoren drei klingonische Schiffe orteten, war Hollister gezwungen, das Überraschungsmoment für sich zu nutzen.

Marylin Colin, Hollisters Erster Offizier stand neben seinem Stuhl: "Es waren zwei Bird of Prey und ein schwerer Kreuzer der D-7 Klasse, Captain. So wie es aussieht, ist es ein Schiff neuester Generation. Vermutlich Typ VII-C. Der Geheimdienst wird sich über unsere Aufnahmen freuen."

Hollister hatte von diesen Schiffen bereits gehört. Der Typ VII-C der D-7 Klasse besaß zusätzliche Aufbauten und Geschütztürme, was den schweren Kreuzer zu einem Schlachtschiff avancieren ließ. Wie der Geheimdienst berichtete, waren die Klingonen dabei eine ganze Flotte von diesen Schiffen zu bauen, die als eine ultimative Antwort auf die Föderationsschiffe der Constitution-Klasse galten. Allein das klingonische Schlachtschiff war fast um ein Drittel länger als die Roosevelt. Es war sowohl besser gepanzert, als auch stärker bewaffnet, wie die Roosevelt, einem Schiff der Lancaster-Klasse, die als leichter Träger konzipiert war und nicht in der gleichen Liga spielte, wie die Constitution-Klasse oder dieser klingonische Schlachtkreuzer dort draußen.

"Und wieder wurde die Spirale der Aufrüstung um eine Umdrehung weiter gedreht!", stellte Hollister mürrisch fest.

"Sollen wir die Kampfgleiter starten?", fragte sein Erster Offizier.

Hollister schüttelte den Kopf: "Nein, die wären im Moment nur leichte Beute für die schnellen Bird of Prey. Gehen Sie dennoch in das Kommandozentrum und lassen Sie beide Staffeln bereit machen. Vielleicht müssen wir es doch noch tun."

"Aye. Viel Glück, Sir!", sagte Colins und verschwand durch einen der beiden Turbolifte an der Rückseite der Brücke.  

Auf dem Hauptschirm zeigten sich dramatische Szenen. Nachdem die Klingonen eine weite Schleife über den Planeten gezogen hatten, um sich in bessere Schusspositionen zu manövrieren, griffen sie wieder an. Die Bird of Preys stießen tiefer in die Atmosphäre vor, um die Stadt im Tiefflug anzugreifen. Indes prügelten rot-glühende Torpedos, des Schlachtkreuzers auf die Schilde er Kolonie ein. Goldgelbe Energielanzen der Sternenbasis stachen in den Himmel und hinterließen ein schaurig-schönes Feuerwerk, wenn sie ein Trümmerstück trafen. Die wendigen klingonischen Schiffe jagten über die Oberfläche. Ihre Disruptoren leckten an den Kraftfeldern entlang der Stadtmauer und verwüsteten noch mehr des Umlandes. Die stationären Phaserbatterien der Archanis-Basis tasteten nach ihren flinken Gegnern, die wie wilde Kaninchen Haken schlugen. Als die Roosevelt das Schlachtfeld betrat, hatte das Föderationsschiff die über der Planetenkrümmung aufgehende Sonne voll im Rücken. Die schnellen klingonischen Schiffe tauchten gerade wieder aus der Atmosphäre auf, als die Roosevelt das Gefecht eröffnete. Wie ein Falke stürzte sich das Föderationsschiff der Lancaster-Klasse auf seine Beute und mitten in die klingonische Angriffsformation hinein.

Hollisters hatte seinem taktischen Offizier, einer Frau, die mit einer ebenso scharfen Zunge, wie Figur gesegnet war, befohlen den Klingonen den Tag zu verderben. Lieutenant Hudson ließ sich es nicht zwei Mal sagen. Sie feuerte eine Torpedosalve ab, die der Roosevelt vorauseilte, während sie auf die klingonischen Schiffe herabstießen. Die Klingonen wurden jäh überraschten. Zwei Torpedos schlugen auf den Schlachtkreuzer ein und brachten ihn zum Schwanken. Die anderen Torpedos, die ihre direkten Ziele verfehlten, scheuchten die Bird of Prey auseinander, sodass das klingonische Schlachtschiff für einen ungedeckt blieb. Hollister zögerte nicht. Zwei phasensynchrone Phaserstrahlen der Roosevelt stachen auf das klingonische Schachtschiff nieder. Die Detonationen weiterer Torpedos schüttelten den Schlachtkreuzer schwer und auf der Brücke brandete Jubel auf, als eine Explosion am Heck des klingonischen Schiffes den Einsatz belohnte. Geschmeidig glitt die Roosevelt dicht an dem Klingonen vorbei und setzte weitere Treffer an dem lädierten Heck. Das Schlachtschiff drehte sich langsam um die eigene Achse und konterte mit einer heftigen Salve seiner Disruptoren, die über die Schutzschilde des Föderationsschiffes fegten. Es kam aber zu einer Plasmaexplosion am Heck des Klingonen, die den Schlachtkreuzer in eine unkontrollierte Rotation versetze.

Hollister nahm es mit Zufriedenheit auf, dass die Klingonen ihre Formation auflösten. Eines war sicher. Nach dem Angriff würden die Klingonen Notiz von der Roosevelt nehmen.

Der Schlachtkreuzer zog sich wie erwartet vom Planeten zurück und nahm die Verfolgung der Roosevelt auf. Etwas was Hollister hatte erreichen wollen, um der Basis die Gelegenheit zu geben, ihre Kräfte auf die kleineren Schiffe zu bündeln. Mehrere klingonische Torpedos streiften erneut die Schutzschilde des Föderationsschiffes und brachten sie zum Aufleuchten. Jede Berührung wurde dabei als Kraftimpuls auf das Schiff übertragen. Auf der Brücke mussten sich alle jedes Mal an ihren Sitzen festhalten.

Auf dem Hauptbildschirm, der die rückwärtige Ansicht zeigte, wurde das klingonische Schlachtschiff größer. Plötzlich hob und senkte sich das Deck der Brücke, sodass es niemanden mehr auf den Stühlen hielt. Ein Torpedo der Klingonen hatte die Schilde durchschlagen und sich mit Wucht in eine Pylone hinein gebohrt. Ein Stück der Außenhülle in der Größe eines Frachtshuttles wurde weggesprengt und die Roosevelt wurde durch die Explosion fast hilflos aus dem Kurs gerissen.

Hollister war der Erste, der sich wieder aufrichten konnte. Er wusste, der Treffer und der unkontrollierte Flug, gaben dem Feind die Zeit weiter Boden gut zu machen.

"Steuermann fliegen sie Ausweichmanöver. Ingenieur der Schadensbericht!", forderte er, während er sich wieder hinsetze.

"Die Backbordplyone wurde schwer getroffen, Captain. Der Maschinenraum hat die Plasmazufuhr gestoppt. Noch ein Treffer und wir verlieren die Gondel. Der Warpantrieb ist von jetzt an keine Option mehr.", rief sein Chefingenieur, der technischen Station seinen Dienst versah. Überall auf seiner Konsole leuchteten und blinkten hauptsächlich rote und gelbe Lampen.

"Verdammt!", murmelte Hollister und registrierte, wie der Navigator abgelöst wurde. Der Mann hatte eine klaffende Wunde am Arm. Ein Sanitäter versorgte ihn noch auf der Brücke.

"Steuermann hart Steuerbord. Halten Sie dem Feind unsere andere Wange hin. Versuchen sie, den Klingonen davon abzuhalten, dass er noch einmal auf unsere beschädigte Pylone zielt!", befahl Hollister und wandte den Blick zurück zum Hauptschirm.

Weit im Hintergrund, sah der Captain, wie ein Bird of Prey über dem Planeten wendete und jetzt die Roosevelt anflog. Hollister war sich bewusst, wenn beide klingonischen Schiffe gemeinsam angriffen, würde die Roosevelt möglicherweise den kürzeren ziehen. Also setze Hollister alles auf eine Karte.

"Steuermann beschleunigen Sie und bringen uns unter das Schlachtschiff. Möglichst dicht heran. Wenn die anderen Schiffe auf uns feuern, werden sie vielleicht auch ihr eigenes Schiff treffen und schwächen."

Dann wandte er sich an seinen taktischen Offizier, "Lieutenant Hudson, sobald wir unter ihm sind, verwenden Sie die Phaser, um ein Interferenzfeld zu erzeugen. Zielen Sie mit Allem, was wir haben, auf den einen Punkt und jagen den Burschen zum Teufel!"

"Aye, Aye, Captain. Mit allem was wir haben.", erwiderte Sarah Hudson grimmig.

Die Roosevelt beschleunigte und raste auf das klingonische Schlachtschiff zu. Während sich die Distanz rapide abnahm, schüttelte sich die Roosevelt bei jedem Treffer, den sie einstecken musste, wie ein verwundetes Tier.

"Der dritte Bird of Prey hat sich hinter uns gesetzt und zielt auf unsere Gondeln!", meldete Hudson plötzlich.

Der beschädigte Bird of Prey hatte sich wohl abseits vom Geschehen hinter die Roosevelt geschlichen. In diesem Augenblick explodierte die Ingenieursstation und schleuderte den Chief zurück. Die Explosion beeinträchtigte auch eine angrenzende Konsole. Feuer brach aus.

"Feueralarm!", rief jemand übers Deck.

Hollister brüllte Befehle, während er als Erster zu einem Feuerlöscher griff.

"Steuermann fliegen sie weiter Ausweichmanöver und bringen Sie uns näher an das Schlachtschiff heran. Schnell!"

Der Captain fluchte innerlich. Er hatte es zugelassen, dass sie ein gegnerisches Schiff aus den Augen verloren. Die Roosevelt beschleunigte, aber ein Disruptorschuss durchschlug den Schild hinter dem Brückenmodul und hinterließ eine lange Brandspur auf der elfenbeinfarbenen Außenhaut. Eine Explosion vernichtete die Andockschleuse am Heck des Brückenmoduls und riss ein Loch in die Außenhülle.

"Dekompressionsalarm auf Deck 2!", rief einer seiner Offiziere.

"Ruhig bleiben und konzentrieren sie sich auf ihre Arbeit!", befahl Hollister und hoffte leise, das die Roosevelt das Gefecht überstand.

Der Captain stand nun hinter seinem Navigator und hielt sich bei jeder Erschütterung an dessen Stuhl fest. Angespannt beobachtete er die Anzeigen. Schweiß rann ihm inzwischen von der Stirn. Auf der Brücke wurde es wegen eines Schwelbrandes heiß und stickig.

Die Roosevelt schlug einen weiteren Haken, um einem Angriff des verfolgenden Bird of Prey auszuweichen. Nach zwei weiteren Haken näherten sie sich endlich dem klingonischen Schlachtschiff. Sowohl das Föderationsschiff als auch der klingonische Schlachtkreuzer feuerten aus kurzer Entfernung aufeinander. Ein Verfehlen war bei dieser Distanz kaum möglich.

Der Bugschild der Roosevelt wurde mehrfach getroffen und kollabierte. Ein klingonischer Torpedo durchbrach das Diskussegment und hinter ließ ein klaffendes Loch. Wieder donnerten die Phaser der Roosevelt ihre ungezähmte Energie auf die Schilde des klingonischen Schiffes. Dieses Mal jedoch trafen sie auf einem Punkt zusammen. Der Schutzschild des Gegners flackerte und geriet in Schwingungen. In diesem Moment donnerte ein Torpedo hinein. Er riss es für einen kurzen Augenblick auf. Lange genug, dass die drei nachfolgenden Torpedos nur noch die gepanzerte Unterseite des Schlachtschiffes vor sich hatten. Mit einem heftigen Schlag rissen sie den Bauch des Schlachtschiffes auf und durchbohrten eine der mächtigen Schwingen. Aber auch die Roosevelt bezahlte weiter für ihren Erfolg. Die klingonischen Disruptoren schnitten durch den geschwächten Schutzschild des Föderationsschiffes, wie durch warme Butter und durchbohrten einen der beiden sekundären Rümpfe. Eine Explosion erfolgte und das Schiff verlor Atmosphäre. Hollister ahnte, dass er in diesem Moment gute Leute verlor, als er die Meldung vernahm.

"Steuermann, nach dem Durchgang wenden Sie für einen erneuten Angriff!", befahl Hollister mit einem kritischen Blick zum Hauptschirm, der nun alle drei klingonischen Schiffe erfasste, "wir dürfen den Gegner nicht zur Ruhe kommen lassen."

Er ging zu seinem Sessel und betätigte die Interkom-Taste: "Brücke an Kommandozentrum. Startfreigabe für unsere die Kampfgleiter. Ihr Angriffsziel ist das klingonische Schlachtschiff. Halten sie sich möglichst dich an die Aufbauten des feindlichen Schiffes!"

"Captain, ich messe einen Anstieg der Triebwerksenergie bei unseren Gegnern. Sie starten ihre Maschinen", meldete Hudson plötzlich.

"Was?", rief Hollister überrascht und sagte dann, "Kommandozentrum bitte warten!"

Hollister schaute zum Schirm. Im Hintergrund sah er, wie der beschädigte Bird of Prey bereits in den Warptransit floh. Nun aktivierte auch der beschädigte D7 Kreuzer seinen Warpantrieb. Das Schlachtschiff beschleunigte und verschwand schließlich in einem Lichtblitz. Der letzte Bird of Prey feuerte noch einen Torpedo in Richtung der Roosevelt und verschwand dann ebenfalls. Der Torpedo brachte die Roosevelt zum letzten Mal zum Erzittern und auf der Brücke kehrte Ruhe ein. Es dauerte einen kleinen Moment, bevor sich alle von der überraschenden Wendung des Kampfes erholt hatten.

Hollister war der Erste.

"Alarmstufe Rot beenden! Steuermann bringen Sie uns zur Archanis-Basis!"

Der Captain trat einen Schritt zurück und prüfte kritisch den leeren Hauptbildschirm.

"Gratuliere, Sir!", rief Hollister Wissenschaftsoffizier, ein junger und ehrgeiziger Andorianer, dabei strahlte er über das ganze Gesicht und zeigte einen offensichtlichen Stolz über diesen Sieg.

"Glauben, Sie das wirklich Commander Rixx?, fragte Hollister nachdenklich und näherte sich dem Andorianer, "Es gibt nichts zu feiern, Mr.! Sehen Sie sich doch unsere Schäden an und stellen sich dann die Frage, warum die Klingonen jetzt so schnell verschwanden. Sie waren zu dritt. Auch wenn wir jetzt hart zugeschlagen haben, wären sie letztendlich die Sieger geblieben. Die Feuerkraft lag gänzlich auf ihrer Seite. Ich hätte mich schließlich in den Orbit zurückziehen müssen, denn nur so wären wir dem Untergang vielleicht entkommen."

Wenige Minuten später erschien auch Commander Collin auf der Brücke. Sie hatte an ihrer Wange eine kleine Schnittwunde. Hollister hatte wieder auf seinem Stuhl platz genommen und brütete vor sich hin.

"Da hatten wir noch einmal Glück, Captain.", bemerkte Collin leise, die den letzten Teil von Hollisters Antwort an seinen Wissenschaftsoffizier mitbekommen hatte, "Wir haben Verluste im Diskussegment und im Backbordrumpf. Fünfundzwanzig Männer allein aus Gleiterwerft 2. Die Klingonen haben uns schwer erwischt. Wir müssen in ein Dock."

Hollister schüttelte den Kopf. "Das müssen unsere Jungs im Orbit machen. Ich traue den Klingonen nicht. Diese Brüder sind nicht ohne Grund mitten in der Schlacht verschwunden. Sie werden wieder kommen."

Master Chief Kyle Grim, der trotz seiner Verwundung am Hals, an der noch funktionierenden zweiten Ingenieursstation arbeitete, drehte seinen Stuhl und schaute zu dem Trio herüber.

"Captain, ich glaube ich kann zumindest einen Teil des Rätsels lösen!"

Hollister stand auf und stieg die zwei Stufen, die den zentralen Bereich der Brücke, mit Navigation und Steuerung von dem Rest trennte, hinauf und blickte auf die Anzeigen des Ingenieurs.

"Was gibt es, Chief!"

"Die Klingonen haben mit ihrem Transporter etwas abgesetzt, bevor wir kamen!", erklärte der Unteroffizier und deutete auf einige Sensoranzeigen, "Ihnen ist es gelungen, während des Dauerfeuers den Schild der Basis zu schwächen und zu durchdringen."

"Was haben sie abgesetzt?", fragte Hollister neugierig. In seiner Magengrube krampfte sich etwas zusammen. Der Chief blickte zweimal auf die Anzeigen, bevor er sich wieder an Hollister wandte.

"Sie werde es nicht glauben, Captain.", sagte der Chief ohne den Blick von seinen Anzeigen zu nehmen, "Es sind Tribbles!"

"Tribbles?"

Hollister schaute den Chefingenieur irritiert an, als hätte er ihn gerade auf den Arm nehmen wollen.

"Ist das ein Witz?" fragte Hollister und sah den Chief dabei prüfend an.

Der Chief schaute zu ihm hinauf und schüttelte den Kopf.

"Nein, Sir. Kein Witz! Wenn die Sensoren richtig arbeiten, dann sind es Tribbles, etwa fünfhundert Tiere, quer über die Stadt verteilt."

 

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