TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Fair Trade

von Aurea

Kapitel 1

Glaube, Liebe, Hoffnung



Vorspiel

Er nickte dem diensthabenden Offizier des Transporterraums noch einmal bestätigend zu, wandte sich dann zur Transporterplattform um und zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Man musste seinen Captain und besten Freund doch schließlich gebührend empfangen. Nach einer Woche anstrengenden Verhandlungen mit noch anstrengenderen Verhandlungspartner von einem nicht allzu freundlichen Planeten, war Kathryn mit Sicherheit für jede kleine Freundlichkeit dankbar.

So beschwor der Erste Offizier der U.S.S Voyager ein verschmitztes Lächeln um seine Mundwinkel.

Außerdem lächelte Chakotay gerne für sie. Er liebte es, wie sie ihn dann betrachtete. Sinnend, herausfordernd, glücklich. Für ihn ein Erfolg auf der ganzen Linie. Er wusste genau, welche Wirkung seine Grübchen auf Janeway hatten und genau deswegen lächelte der Erste Offizier der Voyager in der Nähe seines Captains mehr als gewöhnlich.

Aber nun wieder zurück zur Tagesordnung. Chakotay hatte sich in Gedankengängen verloren. Die sich langsam materialisierenden Partikelchen auf der Plattform vor ihm, bedeuteten ihm, dass der Transportvorgang sich schon in vollem Gange befand.

Also noch einmal Lächeln überprüfen. Sitzt. Grübchen ausfahren. Passen. Noch ein wenig Glitzern in die Augen hinzufügen. Perfekt. Ein beinahe tödlicher Cocktail, der so manche Frau schon außer Gefecht gesetzt hatte. Doch noch nicht diese. Noch nicht.

Kathryn konnte kommen.

Ein leises, so bekanntes Summen durchzog die Stille des Transporterraums. Gespannt betrachtete Chakotay die zierliche Gestalt auf der großen Plattform vor ihm, wie sie langsam aber sicher Konturen annahm und letztendlich deutlich vor ihm stand. Der Kopf war leicht gesenkt. Einzelne Strähnen der Kurzhaarfrisur fielen Kathryn ins Gesicht. Gegen ihr linkes Bein gelehnt, stand eine große Reisetasche.

Chakotay erwartete, dass sie langsam ihren Kopf anhob und das gleiche Funkeln, welches in seinen Augen lag, auch aus ihren strömte. Mit einer Ungeduld, mit einem Drang strömte, dass es dank Lieutenent Parson, welcher Dienst im Transporterraum hatte, zu Gerüchten und Wettpools kommen würde. Der Indianer wartete darauf, dass ein Knistern vom Transporterraum Besitz nehmen würde; dass die Luft schwer werden würde; dass man eine Stecknadel fallen hören würde. Er harrte darauf, dass Kathryn einen neckischen Kommentar abgab und ihm zu verstehen gab, dass er ihr Gepäck tragen sollte.

Doch nichts von all dem geschah.

Ja, sie hob ihren Kopf sachte an, griff aber gleichzeitig nach ihrer Reisetasche und schritt mit einem leisem „Guten Tag, Commander.“ von der Plattform, dann an ihm vorbei und schnurstracks aus dem Raum.

Chakotay war perplex, um nicht zu sagen erschüttert und das in seinen Grundfesten, in seinem ganzen Weltbild. Er stand immer noch in der Mitte des Transporterraums, Grübchen in Position. Doch langsam dämmerte die Erkenntnis, dass er diese im Moment wohl nicht mehr brauchen würde und so verschwand das Lächeln von seinen Gesichtszügen.

Verwundert drehte der hochgewachsene Indianer sich zu Lieutenant Parson um, schaut ihn verwirrt an und fragte: „Was war das denn?“

Ein ebenso verblüffter Transporterchief starrte ihn fassungslos an. „Keine Ahnung.“ Ein Schulterzucken und ein ebenso verwirrtes Gesicht, wie das seine, waren die einzige Antwort, die er bekam.

Ratlos runzelte Chakotay die Stirne, nickte dem jungen Offizier kurz zu und verließ dann Transporterraum 1 in Richtung Turbolift.

Die Wettpools fielen ins Bodenlose.

***

Sie hatte nicht einmal das Licht in ihrem Quartier angemacht. Gleich nachdem sie durch die zischende Tür zu ihrem Wohnbereich getreten war, hatte sie ihre Reisetasche achtlos neben der Couch fallen lassen und sich an das große Panoramafenster begeben.

Langsam schloss sie ihre Augen und lehnte ihre Stirn gegen die kalte Fensterfront. Sie wollte die glitzernden Sterne in diesem Moment einfach nicht sehen. Sie hatte keine Lust die Schönheit des Universums zu bewundern. Sie hatte die Schnauze voll. Sie hatte einfach keine Kraft mehr. Mit unvermuteter Wucht schlug sie ihre geballte Faust gegen die Querverstrebung neben dem Fenster. Schmerz durchströmte ihre Hand, doch sie schlug noch einmal und noch einmal. Letztendlich überbot der physische Schmerz ihren psychischen und so hörte sie auf, sich selbst und der Molekularstruktur der Voyager weh zu tun.

Sachte ließ sie ihren Arm an der Wand nach unten rutschen und ahmte diese Bewegung auch mit ihrem restlichen Körper nach. Bis sie schließlich auf dem weichen Teppichboden saß.

Was hatte sie sich eigentlich von diesen diplomatischen Verhandlungen erhofft?

Dass alles glatt gehen würde und die Bretari der Voyager freie Passage durch ihr Territorium gewähren würden?
Dass sich die Bretari mit ein paar nichtigen Gelpacks als Gegenleistung zufrieden geben würden?
Dass man eventuell andere akzeptable Bezahlungsmethoden aushandeln könne?

Dass sie, Kathryn Janeway, die Bretari dazu bringen würde?

Weit gefehlt.

Die Bretari waren zwar nach langwierigen und anstrengenden Verhandlungen zu einem gewissen Kompromiss bereit, doch auf diese Bedingung konnte und wollte Kathryn nicht eingehen. Das Angebot war absolut inakzeptabel.

Doch was sollte sie sonst tun? Wenn es der Voyager nicht erlaubt würde durch den Bretari-Sektor zu fliegen, dann müssten sie einen Umweg von zehn Jahren in Kauf nehmen. Zehn Jahre! Was konnte in zehn Jahren nicht alles geschehen! Kriege konnten geführt werden, Menschen konnten sterben, Kinder konnten gezeugt, geboren und aufgezogen werden...

Konnte sie das ihrer Mannschaft antun? Konnte sie es ihnen antun, zehn Jahre ihres kostbaren Lebens zu opfern, ja vielleicht sogar ihr ganzes Leben zu opfern? Doch der Preis für die Abkürzung durch den Bretari-Sektor und ihren Schutz war hoch. Nun ja, nicht direkt hoch, überlegte Janeway, als sie sachte ihren Kopf gegen die Wand zu schlagen begann, um erneut ihren seelischen Schmerz durch körperlichen zu kompensieren. Nicht hoch, doch prekär.

Allerdings hatte sie keine andere Bezahlungsart aushandeln können. Die Bretari hatten sich schon am dritten Tag ihrer einwöchigen Konferenz auf dieses Entgelt festgefahren. Zum Glück hatte Tuvok – der zu diesem Zeitpunkt noch mit ihr auf dem Planeten anwesend war und mit ihr an den Verhandlungen teilnahm – nichts von alldem mitbekommen. Auch Vulkanier mussten ab und zu ihren natürlichen Bedürfnissen nachkommen und nach dem ausschweifenden Genuss von allzu viel bretarischem Tees von Seiten des Sicherheitsoffiziers, war der Captain der Voyager einige Minuten lang alleine mit den Hauptunterhändlern der Bretari im Raum gewesen.

In diesem Moment hatte dann ihr Verhandlungspartner die Bombe platzen lassen.

Keine zwei Sekunden später hatte sie ihren Sicherheitsoffizier zurück auf die Voyager beordert, ohne dass er von dieser schwierigen Lage erfahren hatte. Sie war sich nämlich weder zu jenem noch zum jetzigen Zeitpunkt sicher, ob sie dieses Angebot beziehungsweise diese Forderung der Bretari in Anbetracht ziehen sollte. Tuvok hätte Kathryn in diesem Fall, bei dieser Entscheidung zuviel mit seiner Logik vom wahren Kern der Verhandlungen, der Forderungen abgebracht. So entschied sie sich, alleine mit den Bretari weiterzuverhandeln.

Missmutig raffte Kathryn sich zusammen und stand wieder vom Boden auf. Es half jetzt auch nichts Trübsal zu blasen und in Apathie zu verfallen. Es musste eine Lösung für ihr Problem her und zwar schnell! Sie musste rasch arbeiten, um alle Informationen, die sie wollte, aus der Datenbank zu erlangen, ohne den Verdacht von ihrem Sicherheitsoffizier auf sich zu lenken. Es musste doch irgendwelche Crewmitglieder geben, die rein zufällig die Forderung der Bretari erfüllen würden.

Natürlich freiwillig.

Wenn Sie nicht das in der medizinischen und privaten Datenbank der Offiziere fand, wonach sie suchte, musste sie persönlich auf die Bedingung der Bretari eingehen. Nun gut, musste eigentlich nicht. Von wollen war eigentlich auch nicht die Rede. Doch sie war es ihrer Crew schuldig. Kathryn war bereit es für ihre Crew zu tun. Denn sie wollte ihre Mannschaftsmitglieder sicher und möglichst schnell nach Hause bringen.

Natürlich gezwungenermaßen freiwillig.

Die Bretari hatten ihr nur vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit gewährt.

Und sie hatte wahrlich keine Lust, einen Umweg von einer Dekade zu machen...
Rezensionen