***
Erster Akt
Alles wirkliche Leben ist Begegnung.
Martin Buber
Der Raum lag in absoluter Dunkelheit. Kein Geräusch drang bis in diese Abgeschiedenheit, nur das leise Summen der Schiffsmotoren. Eine vom Glimmen des Nebels, den die Voyager gerade durchflog, erhellte Gestalt stand vor dem großen Panoramafenster und blickte in die unendlichen Weiten des Universums. Nachdenklich starrte der hochgewachsene Indianer auf das rot-gelbe Pochen des Nebelschleiers, der sich vor seinen Augen ausbreitete.
Erst durch ein leises, flirrendes Geräusch wurde er aus seiner Erstarrung gerissen. Jemand hatte in seinem Quartier ohne Erlaubnis materialisiert und diese Person konnte nur eine ganz bestimmte sein.
Chakotay senkte seinen Kopf und stützte sich mit seinen Händen auf das Fenstersims. „Sie sind also gekommen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. Dennoch erhielt er eine kurze, geflüsterte, kaum hörbare Antwort. „Ja.“
Nach einigen Momenten der Stille hob Chakotay seinen Kopf wieder und drehte sich zu der anderen Person im Raum um.
Einige Meter vor ihm stand Kathryn Janeway. Hoch erhobenen Hauptes, jedoch mit einem Blick, den er bei ihr noch nie gesehen hatte. Ein Blick des Entsetzens. Ein Blick, der Ängstlichkeit und Beklemmung ausdrückte. Doch zugleich zeigte sich auch eine ungewohnte Offenheit in ihren Augen, die den dunkelhäutigen Mann überraschte.
Während er auf sie zuging, betrachtete er eindringlich ihr äußeres Erscheinungsbild. Sie war nicht legere gekleidet, wie er es erwartet hatte. Allerdings hatte sie auch kein Negligé an, wie er es sich erträumt hatte. Sie trug ihre Uniform, wie er es befürchtet hatte. Kleidung, als würde sie zur Arbeit gehen, als würde sie dies alles unter Zwang tun. Nun ja, in einem gewissen Sinne stimmte dies sogar. Auf Schmuck jeglicher Art hatte sie verzichtet, doch der rötlich-gelbe Schimmer des Nebels verlieh ihr ein geheimnisvolles Äußeres, was auf Chakotay trotz der recht formellen Kleidung attraktiv wirkte.
Als der Indianer vor ihr stehen blieb, trennte ihn kaum noch eine Handbreit von Kathryn. Bedächtig kämmte er mit seinen Fingern die Strähnen aus ihrem Gesicht, welche sich aus ihrem hochgesteckten Haar gelöst hatten, und verharrte mit seiner Hand an ihrem Hinterkopf.
„Bist du dir sicher?“ Er verzichtete auf sämtliche Höflichkeitsfloskeln, schien es ihm in der gegenwärtigen Situation unangebracht.
„Nein. Überhaupt nicht.“ Das erste Mal seit seiner Dienstzeit und Freundschaft mit der Frau vor ihm, spürte er, wie sie leicht zitterte. Diese Frau, die die Borg zum Frühstück, die Hirogen zum Abendessen und die Kazon als kleinen Snack zwischendurch auf ihre Menü stehen hatte, zitterte. Was ihn jedoch am meisten überraschte, war, dass sie es ihm erlaubte, dies zu sehen. Er nahm ihre zierliche Hand in die seine, um sie zu festigen, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war – obgleich er selbst leicht zitterte und sich der ganzen Situation unsicher war.
Chakotay nickte. „Wir riskieren viel. Vor allem unsere Freundschaft.“
Kathryn lehnte ihren Kopf sachte in Chakotays Hand zurück und ergriff seine andere Hand fester. „Ja. Wir riskieren viel. Doch denk an die Crew. Denk an die Sicherheit. Denk daran, dass wir dieses Kind lieben werden. Egal unter welchen Umständen es gezeugt wird. Und jetzt...“, sie legte ihm einen Finger auf die Lippen, „...sei still.“
Mit diesen Worten führte sie seine linke Hand an ihre Hüfte, verharrte einen Augenblick und begann mit erlaubnisfragendem Blick sein Hemd aufzuknöpfen. Währenddessen neigte Chakotay seinen Kopf dem ihren entgegen und versuchte sie zu küssen, doch rasch wandte sie ihr Gesicht zur Seite und verwehrte ihm diese Chance. Sanft, wie als ob sie ihn hierdurch physisch verletzen könnte, schüttelte sie ihren Kopf. Er verstand. Es war alles in diesem, dem folgenden Akt erlaubt, nur keine offen gezeigte Liebe. Auch wenn er es nur zu gerne tun würde. Also überspielte der Indianer seine begonnene Handlung, indem er seinen Mund dem ihm dargebotenen Hals zuwendete und ihre Haut langsam mit Küssen bis hinab zur Schulter bedeckte. Ihrer beider Bewegungen waren effizient und effektiv. Jedoch geprägt von einer unterdrückten Leidenschaft.
Mit der gleichen langsamen, bedächtigen Geschwindigkeit in welcher sie sich gegenseitig ihrer Kleidung entledigten, bewegten sie sich in Richtung Schlafzimmer.
***
Kathryn saß am Rande des Bettes und zog gerade wieder ihr Uniformoberteil an. Hinter ihr, auf der anderen Seite, am äußersten Rand lag Chakotay und schlief. Sie blickte über ihre Schulter hinweg auf ihn herab und wanderte seinen Körper, der zur Hälfte von dem leichten Betttuch verhüllt war, mit ihren Augen ab. Sie bedauerte es, dass sie ihrem Verlangen nicht freien Lauf hatte lassen können und ihm nicht die Zärtlichkeit hatte schenken können, die er verdient hatte. Doch es war ihr nicht erlaubt. Es war ihr nicht gewährt Emotionen zu zeigen. Es könnte Leben kosten.
Allerdings war sie hier, um Leben zu zeugen. War das überhaupt miteinander vereinbar? Sie wusste es nicht, konnte diese Frage nicht beantworten.
Jedoch musste sie sich eingestehen, dass ihr der Mann, welcher nun vor ihr lag, in dieser knappen Stunde eine Erfüllung zuteil werden hat lassen, welche sie sich nie vorher erträumt hätte. Zugleich ein Gefühl der Vertrautheit als auch der Neue, der Fremde, der Unbekanntheit.
Ja, sie war eben Forscherin mit Leib und Seele.
So lange hatte sie mit diesem Menschen gearbeitet, ihn als ihren besten Freund angesehen und doch wusste sie im Grunde genommen so wenig von ihm, über ihn. Denn auch wenn sie kaum ein Wort in der vergangenen Stunde miteinander gesprochen hatten, hatte sie so vieles über ihn erfahren, wie kaum in den letzten Jahren.
Sie wandte ihren Blick wieder von ihm ab und setzte langsam die vier Sterne, welche Chakotay ihr vorher von der Uniform genommen und auf den Nachttisch gelegt hatte, wieder an ihren Kragen.
Sie musste gehen. Dies war nur ein Auftrag, ein Job, ein ganz normaler Tag im Delta Quadranten. Das versuchte sie sich zumindest einzureden, als sie aufstand und sein Schlafzimmer und Quartier verließ.
Doch sie würde wiederkommen. Kathryn hatte kurz das Tuch entfernt, welches sie sich um ihr Handgelenk gebunden hatte und es war noch keine Farbänderung zu erkennen. Zum Glück. Eine unbeschreiblich komisches, kontroverses Gefühl der Erleichterung erfasste sie und Kathryn seufzte befreit.
Als Kathryn sein Schlafzimmer verlassen hatte, öffnete Chakotay die Augen. Er hatte nicht geschlafen. Er wollte es sich ihnen beiden nur leichter machen. Worte waren zur Zeit fehl am Platz. Zeit zum Reden war später. Hoffentlich. Die Arme hinter seinem Kopf verschränkend, schloss er seine Augen und begann leise eine alte Melodie aus seiner Heimat zu summen.
Erster Akt
Alles wirkliche Leben ist Begegnung.
Martin Buber
Der Raum lag in absoluter Dunkelheit. Kein Geräusch drang bis in diese Abgeschiedenheit, nur das leise Summen der Schiffsmotoren. Eine vom Glimmen des Nebels, den die Voyager gerade durchflog, erhellte Gestalt stand vor dem großen Panoramafenster und blickte in die unendlichen Weiten des Universums. Nachdenklich starrte der hochgewachsene Indianer auf das rot-gelbe Pochen des Nebelschleiers, der sich vor seinen Augen ausbreitete.
Erst durch ein leises, flirrendes Geräusch wurde er aus seiner Erstarrung gerissen. Jemand hatte in seinem Quartier ohne Erlaubnis materialisiert und diese Person konnte nur eine ganz bestimmte sein.
Chakotay senkte seinen Kopf und stützte sich mit seinen Händen auf das Fenstersims. „Sie sind also gekommen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. Dennoch erhielt er eine kurze, geflüsterte, kaum hörbare Antwort. „Ja.“
Nach einigen Momenten der Stille hob Chakotay seinen Kopf wieder und drehte sich zu der anderen Person im Raum um.
Einige Meter vor ihm stand Kathryn Janeway. Hoch erhobenen Hauptes, jedoch mit einem Blick, den er bei ihr noch nie gesehen hatte. Ein Blick des Entsetzens. Ein Blick, der Ängstlichkeit und Beklemmung ausdrückte. Doch zugleich zeigte sich auch eine ungewohnte Offenheit in ihren Augen, die den dunkelhäutigen Mann überraschte.
Während er auf sie zuging, betrachtete er eindringlich ihr äußeres Erscheinungsbild. Sie war nicht legere gekleidet, wie er es erwartet hatte. Allerdings hatte sie auch kein Negligé an, wie er es sich erträumt hatte. Sie trug ihre Uniform, wie er es befürchtet hatte. Kleidung, als würde sie zur Arbeit gehen, als würde sie dies alles unter Zwang tun. Nun ja, in einem gewissen Sinne stimmte dies sogar. Auf Schmuck jeglicher Art hatte sie verzichtet, doch der rötlich-gelbe Schimmer des Nebels verlieh ihr ein geheimnisvolles Äußeres, was auf Chakotay trotz der recht formellen Kleidung attraktiv wirkte.
Als der Indianer vor ihr stehen blieb, trennte ihn kaum noch eine Handbreit von Kathryn. Bedächtig kämmte er mit seinen Fingern die Strähnen aus ihrem Gesicht, welche sich aus ihrem hochgesteckten Haar gelöst hatten, und verharrte mit seiner Hand an ihrem Hinterkopf.
„Bist du dir sicher?“ Er verzichtete auf sämtliche Höflichkeitsfloskeln, schien es ihm in der gegenwärtigen Situation unangebracht.
„Nein. Überhaupt nicht.“ Das erste Mal seit seiner Dienstzeit und Freundschaft mit der Frau vor ihm, spürte er, wie sie leicht zitterte. Diese Frau, die die Borg zum Frühstück, die Hirogen zum Abendessen und die Kazon als kleinen Snack zwischendurch auf ihre Menü stehen hatte, zitterte. Was ihn jedoch am meisten überraschte, war, dass sie es ihm erlaubte, dies zu sehen. Er nahm ihre zierliche Hand in die seine, um sie zu festigen, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war – obgleich er selbst leicht zitterte und sich der ganzen Situation unsicher war.
Chakotay nickte. „Wir riskieren viel. Vor allem unsere Freundschaft.“
Kathryn lehnte ihren Kopf sachte in Chakotays Hand zurück und ergriff seine andere Hand fester. „Ja. Wir riskieren viel. Doch denk an die Crew. Denk an die Sicherheit. Denk daran, dass wir dieses Kind lieben werden. Egal unter welchen Umständen es gezeugt wird. Und jetzt...“, sie legte ihm einen Finger auf die Lippen, „...sei still.“
Mit diesen Worten führte sie seine linke Hand an ihre Hüfte, verharrte einen Augenblick und begann mit erlaubnisfragendem Blick sein Hemd aufzuknöpfen. Währenddessen neigte Chakotay seinen Kopf dem ihren entgegen und versuchte sie zu küssen, doch rasch wandte sie ihr Gesicht zur Seite und verwehrte ihm diese Chance. Sanft, wie als ob sie ihn hierdurch physisch verletzen könnte, schüttelte sie ihren Kopf. Er verstand. Es war alles in diesem, dem folgenden Akt erlaubt, nur keine offen gezeigte Liebe. Auch wenn er es nur zu gerne tun würde. Also überspielte der Indianer seine begonnene Handlung, indem er seinen Mund dem ihm dargebotenen Hals zuwendete und ihre Haut langsam mit Küssen bis hinab zur Schulter bedeckte. Ihrer beider Bewegungen waren effizient und effektiv. Jedoch geprägt von einer unterdrückten Leidenschaft.
Mit der gleichen langsamen, bedächtigen Geschwindigkeit in welcher sie sich gegenseitig ihrer Kleidung entledigten, bewegten sie sich in Richtung Schlafzimmer.
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Kathryn saß am Rande des Bettes und zog gerade wieder ihr Uniformoberteil an. Hinter ihr, auf der anderen Seite, am äußersten Rand lag Chakotay und schlief. Sie blickte über ihre Schulter hinweg auf ihn herab und wanderte seinen Körper, der zur Hälfte von dem leichten Betttuch verhüllt war, mit ihren Augen ab. Sie bedauerte es, dass sie ihrem Verlangen nicht freien Lauf hatte lassen können und ihm nicht die Zärtlichkeit hatte schenken können, die er verdient hatte. Doch es war ihr nicht erlaubt. Es war ihr nicht gewährt Emotionen zu zeigen. Es könnte Leben kosten.
Allerdings war sie hier, um Leben zu zeugen. War das überhaupt miteinander vereinbar? Sie wusste es nicht, konnte diese Frage nicht beantworten.
Jedoch musste sie sich eingestehen, dass ihr der Mann, welcher nun vor ihr lag, in dieser knappen Stunde eine Erfüllung zuteil werden hat lassen, welche sie sich nie vorher erträumt hätte. Zugleich ein Gefühl der Vertrautheit als auch der Neue, der Fremde, der Unbekanntheit.
Ja, sie war eben Forscherin mit Leib und Seele.
So lange hatte sie mit diesem Menschen gearbeitet, ihn als ihren besten Freund angesehen und doch wusste sie im Grunde genommen so wenig von ihm, über ihn. Denn auch wenn sie kaum ein Wort in der vergangenen Stunde miteinander gesprochen hatten, hatte sie so vieles über ihn erfahren, wie kaum in den letzten Jahren.
Sie wandte ihren Blick wieder von ihm ab und setzte langsam die vier Sterne, welche Chakotay ihr vorher von der Uniform genommen und auf den Nachttisch gelegt hatte, wieder an ihren Kragen.
Sie musste gehen. Dies war nur ein Auftrag, ein Job, ein ganz normaler Tag im Delta Quadranten. Das versuchte sie sich zumindest einzureden, als sie aufstand und sein Schlafzimmer und Quartier verließ.
Doch sie würde wiederkommen. Kathryn hatte kurz das Tuch entfernt, welches sie sich um ihr Handgelenk gebunden hatte und es war noch keine Farbänderung zu erkennen. Zum Glück. Eine unbeschreiblich komisches, kontroverses Gefühl der Erleichterung erfasste sie und Kathryn seufzte befreit.
Als Kathryn sein Schlafzimmer verlassen hatte, öffnete Chakotay die Augen. Er hatte nicht geschlafen. Er wollte es sich ihnen beiden nur leichter machen. Worte waren zur Zeit fehl am Platz. Zeit zum Reden war später. Hoffentlich. Die Arme hinter seinem Kopf verschränkend, schloss er seine Augen und begann leise eine alte Melodie aus seiner Heimat zu summen.
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