***
„La Donna e mobile...“ Laut und berauschend schallte die italienische Oper durch die Krankenstation als der Doktor in der eigentlichen Stille der simulierten Nacht seine Operationsgegenstände desinfizierte und eine Bestandsaufnahme des Inventars machte. Wie er diese Zeit zwischen den letzten Verletzungen des Abends aufgrund unvorsichtigen Gebrauchs des Holodecks und der Zeit nach dem Frühstück und somit den ersten Opfern von Neelixs Kochkunst doch liebte! Eine Ruhe, eine Oase, die nur unterbrochen wurde von seiner eigenen lieblichen Stimme, die gerade ein Libretto anstimmte.
Das MHN hielt gerade ein Skalpell gegen das künstliche Licht der Krankenstation, als sich die Türen zu dieser automatisch öffneten und eine Person eilenden Schrittes eintrat.
„Ah, Captain! Schön Sie zu so später Stunde noch in meinem bescheidenen Reich begrüßen zu dürfen! Nennen Sie bitte die Art des medizinischen Notfalls.“
Doch Kathryn Janeway beachtete das Hologramm zunächst nicht weiter. Sie ging schnurstracks in das Büro des Doktors, während dieser ihr verständnislos nachblickte und ihr ein „Ich muss doch bitten!“ nachrief.
Der Captain der Voyager war auf die kleine luftdichte Einheit auf dem Schreibtisch des medizinischen Notfallprogramms zugegangen, in der sich ein Miniaturchip befand. Gesichert durch einen Code, hatte nur der Captain Zugriff auf die Öffnungsfunktion der Einheit. Die zierliche Frau blickte wenige Sekunden nachdenklich auf den kleinen metallenen Gegenstand, holte schließlich – wie um sich Mut zu machen – tief Luft und gab ihren Autorisationscode ein. Sofort wurde ihr Zugriff auf den Chip gewährt, indem sich die gläserne Glocke öffnete.
„Captain, ich muss Sie wirklich um eine Erklärung bitten.“ Während seiner Tirade, wedelte das MHN aufgeregt mit dem im Licht glitzernden Skalpell in der Luft herum. „Es zeugt weder von gutem Benehmen hier einfach in meine Räumlichkeiten einzudringen, noch entspricht es ihrem Charakter so rücksichtslos mit meiner Privatsphäre umzugehen...“
Doch als der Doktor sah, aus welchem Grund der Captain in sein Büro gekommen war, hielt er mitten in seiner zurechtweisenden Rede inne und ließ das Skalpell sinken. Er wusste welche Funktion dieser Chip innehatte. Diese kleine mechanische Einheit war sozusagen der Überwachungsmonitor der Bretari. Zusammen mit weiteren Instruktionen war er direkt nach der Rückkehr des Captains von der Bretari-Heimatwelt an Bord der Voyager gebeamt worden.
„Sie haben jemanden gefunden?“ Dem MHN war bewusst, wie wichtig es nicht nur für den kommandierenden Offizier, sondern für die ganze Mannschaft der Voyager war, den Handel mit den Bretari abzuschließen. Eine gefahrenvolle Reise würde plötzlich fast zu einem Familienausflug, zu einer beschaulichen Urlaubsreise werden. Hoffnungsvoll blickte der Doktor die Frau vor ihm an und legte das Skalpell, welches er bis dato immer noch in der Hand hielt, auf einen nahestehenden Gerätetisch. „Es hat sich doch noch jemand bereit erklärt...?“
Seine Gesprächspartnerin blieb ihm allerdings eine Antwort schuldig. Mit überlegten Bewegungen zog sie ihre Uniformjacke und das darunter liegende T-Shirt aus, sodass sie nur noch in einem Top vor ihm stand. Sie drehte sich so zum Doktor, dass er ihr Gesicht nur noch im Profil sehen konnte, richtete ihren Blick starr gegen die Wand und reckte ihm ihren linken Oberarm entgegen. „Deaktivieren Sie meinen Chip zur Empfängnisverhütung.“
Die zwei Minuten Stille, welche folgten, schienen durch das ganze Universum zu dringen.
„Bitte was?“, fragte das MHN ungläubig.
Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete Janeway: „Sie haben mich ganz genau verstanden.“
Der Doktor wagte aufgrund dieser barschen Antwort nicht weiter zu widersprechen, holte ein Hypospray und legte es an der Stelle von Kathryns Oberarm an, an der ihr empfängnisverhütendes Implantat unter der Hautoberfläche saß.
„Sind Sie sicher? Ich muss sie ja schließlich nicht auf die Folgen der Deaktivie...“ Langsam drehte Janeway den Kopf in Richtung ihres medizinischen Beraters und blickte ihn mit einem aufgewühltem, jedoch auch beherrschten Blick an. „Tun Sie`s einfach. Das ist ein Befehl.“
Ohne weitere Widerworte injizierte der Doktor das Hypospray und setzte hiermit die Wirkung des Verhütungsimplantats außer Kraft. Janeway zuckte bei dem sich zischenden Entladen des medizinischen Geräts leicht zusammen. Jedoch nicht aufgrund des Schmerzes, der nun wirklich nichts im Vergleich dessen war, was sie schon alles in zahlreichen Angriffen feindlicher Völker ertragen musste, sondern wohl eher, da dieses Zischen der Vorbote des folgenden, endgültigen Schrittes zur Vertragssiegelung mit den Bretari sein würde.
Langsam reichte sie dem MHN mit ihrer rechten Hand den Chip der Bretari und streckte ihm ihr linkes Handgelenk mit den Pulsadern nach oben hin.
Die Augen des Doktors weiteten sich, als er ihr Vorhaben erkannte. „Sie? Sie wollen...?“
„Ich muss...“
„Aber...“
„Nichts aber. Sie selbst haben mir noch vor zwei Wochen bei meinem allmonatlichen Routinecheck freudestrahlend verkündet, dass ich trotz meines exzessiven Kaffeekonsums in Topform bin und in der Blütezeit meiner Jahre, wie Sie das so schön formuliert haben. Muss ich Sie daran erinnern, wie Sie mir mit einem unangebrachten Lächeln mitgeteilt haben, dass meine Eierstöcke noch lange nicht gedenken ihren Dienst aufzugeben?“
Etwas aus der Fassung gebracht aufgrund dieser Offenheit, fügte der Doktor etwas sanfter hinzu: „Aber ich muss Sie dennoch auf die Auswirkungen und Risiken dieser Schwangerschaft hinweisen...“
„Tun Sie das, wenn ich schwanger bin.“ Ungeduldig hob Janeway ihr Handgelenk weiter an, sodass es mitten im Blickfeld des Doktors schwebte.
„Wie Sie meinen.“ Mit einem kurzen Nicken aktivierte der Doktor den Chip, sodass ein rotes Leuchten von ihm ausging. Mit einer effizienten Handbewegung spannte er ihn auf ein etwas größeres Hypospray und injizierte ihn in Janeways Handgelenk. Sofort als der Chip mit Kathryns Organismus in Berührung kam und den Bretari die Daten über den gültigen Vertragsbeginn übermittelte, durchdrang er mit einem leichten orangen Leuchten ihre Haut.
Noch lange starrten der Doktor und Janeway auf den leuchtenden Schimmer, bevor das MHN sich zu einer kurzen Erklärung hinreißen ließ. „Der Chip wird von diesem Augenblick an ihren Gesundheitszustand überwachen und die Daten sowohl an einen Monitor hier auf der Krankenstation als auch zu den Bretari übermitteln. Er wird solange orange leuchten, bis Sie schwanger sind. Danach wird er ein grünliches Licht ausstrahlen. Wenn das Kind geboren ist, kann ich ihn einfach entnehmen.“
Janeway nickte, immer noch gebannt auf ihr Handgelenk starrend.
„Wenn Sie Probleme haben sollten – egal welcher Herkunft – kommen Sie zu mir, ja?“
Die rothaarige Frau blickte den Doktor an, nickte und sagte leise „Danke. Das werde ich.“ Mit einem Ruck, der ihren ganzen Körper zu erfassen schien, richtete sie ihren Blick ins vage Bestimmte, zog ihre Uniform wieder an, verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken und verließ zielstrebigen Blickes die Krankenstation.
Wieder in die Stille der Nacht eingehüllt, beschloss der Doktor es bei dieser Ruhe zu lassen und keine weiter Arie anzustimmen. Ihm war nicht danach zu Mute.
„La Donna e mobile...“ Laut und berauschend schallte die italienische Oper durch die Krankenstation als der Doktor in der eigentlichen Stille der simulierten Nacht seine Operationsgegenstände desinfizierte und eine Bestandsaufnahme des Inventars machte. Wie er diese Zeit zwischen den letzten Verletzungen des Abends aufgrund unvorsichtigen Gebrauchs des Holodecks und der Zeit nach dem Frühstück und somit den ersten Opfern von Neelixs Kochkunst doch liebte! Eine Ruhe, eine Oase, die nur unterbrochen wurde von seiner eigenen lieblichen Stimme, die gerade ein Libretto anstimmte.
Das MHN hielt gerade ein Skalpell gegen das künstliche Licht der Krankenstation, als sich die Türen zu dieser automatisch öffneten und eine Person eilenden Schrittes eintrat.
„Ah, Captain! Schön Sie zu so später Stunde noch in meinem bescheidenen Reich begrüßen zu dürfen! Nennen Sie bitte die Art des medizinischen Notfalls.“
Doch Kathryn Janeway beachtete das Hologramm zunächst nicht weiter. Sie ging schnurstracks in das Büro des Doktors, während dieser ihr verständnislos nachblickte und ihr ein „Ich muss doch bitten!“ nachrief.
Der Captain der Voyager war auf die kleine luftdichte Einheit auf dem Schreibtisch des medizinischen Notfallprogramms zugegangen, in der sich ein Miniaturchip befand. Gesichert durch einen Code, hatte nur der Captain Zugriff auf die Öffnungsfunktion der Einheit. Die zierliche Frau blickte wenige Sekunden nachdenklich auf den kleinen metallenen Gegenstand, holte schließlich – wie um sich Mut zu machen – tief Luft und gab ihren Autorisationscode ein. Sofort wurde ihr Zugriff auf den Chip gewährt, indem sich die gläserne Glocke öffnete.
„Captain, ich muss Sie wirklich um eine Erklärung bitten.“ Während seiner Tirade, wedelte das MHN aufgeregt mit dem im Licht glitzernden Skalpell in der Luft herum. „Es zeugt weder von gutem Benehmen hier einfach in meine Räumlichkeiten einzudringen, noch entspricht es ihrem Charakter so rücksichtslos mit meiner Privatsphäre umzugehen...“
Doch als der Doktor sah, aus welchem Grund der Captain in sein Büro gekommen war, hielt er mitten in seiner zurechtweisenden Rede inne und ließ das Skalpell sinken. Er wusste welche Funktion dieser Chip innehatte. Diese kleine mechanische Einheit war sozusagen der Überwachungsmonitor der Bretari. Zusammen mit weiteren Instruktionen war er direkt nach der Rückkehr des Captains von der Bretari-Heimatwelt an Bord der Voyager gebeamt worden.
„Sie haben jemanden gefunden?“ Dem MHN war bewusst, wie wichtig es nicht nur für den kommandierenden Offizier, sondern für die ganze Mannschaft der Voyager war, den Handel mit den Bretari abzuschließen. Eine gefahrenvolle Reise würde plötzlich fast zu einem Familienausflug, zu einer beschaulichen Urlaubsreise werden. Hoffnungsvoll blickte der Doktor die Frau vor ihm an und legte das Skalpell, welches er bis dato immer noch in der Hand hielt, auf einen nahestehenden Gerätetisch. „Es hat sich doch noch jemand bereit erklärt...?“
Seine Gesprächspartnerin blieb ihm allerdings eine Antwort schuldig. Mit überlegten Bewegungen zog sie ihre Uniformjacke und das darunter liegende T-Shirt aus, sodass sie nur noch in einem Top vor ihm stand. Sie drehte sich so zum Doktor, dass er ihr Gesicht nur noch im Profil sehen konnte, richtete ihren Blick starr gegen die Wand und reckte ihm ihren linken Oberarm entgegen. „Deaktivieren Sie meinen Chip zur Empfängnisverhütung.“
Die zwei Minuten Stille, welche folgten, schienen durch das ganze Universum zu dringen.
„Bitte was?“, fragte das MHN ungläubig.
Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete Janeway: „Sie haben mich ganz genau verstanden.“
Der Doktor wagte aufgrund dieser barschen Antwort nicht weiter zu widersprechen, holte ein Hypospray und legte es an der Stelle von Kathryns Oberarm an, an der ihr empfängnisverhütendes Implantat unter der Hautoberfläche saß.
„Sind Sie sicher? Ich muss sie ja schließlich nicht auf die Folgen der Deaktivie...“ Langsam drehte Janeway den Kopf in Richtung ihres medizinischen Beraters und blickte ihn mit einem aufgewühltem, jedoch auch beherrschten Blick an. „Tun Sie`s einfach. Das ist ein Befehl.“
Ohne weitere Widerworte injizierte der Doktor das Hypospray und setzte hiermit die Wirkung des Verhütungsimplantats außer Kraft. Janeway zuckte bei dem sich zischenden Entladen des medizinischen Geräts leicht zusammen. Jedoch nicht aufgrund des Schmerzes, der nun wirklich nichts im Vergleich dessen war, was sie schon alles in zahlreichen Angriffen feindlicher Völker ertragen musste, sondern wohl eher, da dieses Zischen der Vorbote des folgenden, endgültigen Schrittes zur Vertragssiegelung mit den Bretari sein würde.
Langsam reichte sie dem MHN mit ihrer rechten Hand den Chip der Bretari und streckte ihm ihr linkes Handgelenk mit den Pulsadern nach oben hin.
Die Augen des Doktors weiteten sich, als er ihr Vorhaben erkannte. „Sie? Sie wollen...?“
„Ich muss...“
„Aber...“
„Nichts aber. Sie selbst haben mir noch vor zwei Wochen bei meinem allmonatlichen Routinecheck freudestrahlend verkündet, dass ich trotz meines exzessiven Kaffeekonsums in Topform bin und in der Blütezeit meiner Jahre, wie Sie das so schön formuliert haben. Muss ich Sie daran erinnern, wie Sie mir mit einem unangebrachten Lächeln mitgeteilt haben, dass meine Eierstöcke noch lange nicht gedenken ihren Dienst aufzugeben?“
Etwas aus der Fassung gebracht aufgrund dieser Offenheit, fügte der Doktor etwas sanfter hinzu: „Aber ich muss Sie dennoch auf die Auswirkungen und Risiken dieser Schwangerschaft hinweisen...“
„Tun Sie das, wenn ich schwanger bin.“ Ungeduldig hob Janeway ihr Handgelenk weiter an, sodass es mitten im Blickfeld des Doktors schwebte.
„Wie Sie meinen.“ Mit einem kurzen Nicken aktivierte der Doktor den Chip, sodass ein rotes Leuchten von ihm ausging. Mit einer effizienten Handbewegung spannte er ihn auf ein etwas größeres Hypospray und injizierte ihn in Janeways Handgelenk. Sofort als der Chip mit Kathryns Organismus in Berührung kam und den Bretari die Daten über den gültigen Vertragsbeginn übermittelte, durchdrang er mit einem leichten orangen Leuchten ihre Haut.
Noch lange starrten der Doktor und Janeway auf den leuchtenden Schimmer, bevor das MHN sich zu einer kurzen Erklärung hinreißen ließ. „Der Chip wird von diesem Augenblick an ihren Gesundheitszustand überwachen und die Daten sowohl an einen Monitor hier auf der Krankenstation als auch zu den Bretari übermitteln. Er wird solange orange leuchten, bis Sie schwanger sind. Danach wird er ein grünliches Licht ausstrahlen. Wenn das Kind geboren ist, kann ich ihn einfach entnehmen.“
Janeway nickte, immer noch gebannt auf ihr Handgelenk starrend.
„Wenn Sie Probleme haben sollten – egal welcher Herkunft – kommen Sie zu mir, ja?“
Die rothaarige Frau blickte den Doktor an, nickte und sagte leise „Danke. Das werde ich.“ Mit einem Ruck, der ihren ganzen Körper zu erfassen schien, richtete sie ihren Blick ins vage Bestimmte, zog ihre Uniform wieder an, verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken und verließ zielstrebigen Blickes die Krankenstation.
Wieder in die Stille der Nacht eingehüllt, beschloss der Doktor es bei dieser Ruhe zu lassen und keine weiter Arie anzustimmen. Ihm war nicht danach zu Mute.
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