TrekNation

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(Alp)Träume

von Froody

Kinderlachen

„Der Warpkern ist beschädigt, Sir.“
Der Chefingenieur kam sofort zur Sache. Der Captain hatte die Ranghöchsten Offiziere zur Besprechung in den Konferenzraum gerufen, nachdem der Sturm etwas abgeflaut war. Zwei Stunden etwa waren sie durchgeschüttelt worden und jedes Mal, wenn Kirk versucht hatte dem Sturm zu entkommen, waren die Turbolenzen bloß noch schlimmer geworden. Es war zum verrückt werden. Nun hing das Schiff antriebslos und mit Schlagseite im Raum. Auch die künstliche Schwerkraft war beschädigt worden, denn die Schlagseite wurde nicht mehr ausgeglichen. Das hatte zur Folge, dass der Fußboden nun eine schräge Ebene war und alles was nicht niet- und nagelfest war, hatte sich von seinem ursprünglichen Platz verabschiedet und war gegen die Wand gerutscht. Das betraf auch die Stühle im Konferenzraum, sodass die Offiziere nun stehen und sich am Tisch festkrallen mussten, um den Stühlen nicht zu folgen.
„Die Strahlung hat den kritischen Wert überstiegen, außerdem versagt die Lebenserhaltung“, beendete Mr. Scott seinen Bericht.
Es sah nicht gut aus. Gar nicht gut.
„Danke Scotty.“, sagte Kirk und wollte sich gerade Dr. McCoy zuwenden, als der Schotte nochmals zu sprechen begann: „Sir, da gibt es noch etwas…“
Es fiel ihm schwer die Sache auszusprechen.
„Sprechen Sie weiter!“, befahl Kirk mit belegter Stimme.
„Die Strahlung auf den unteren Decks ist so hoch, dass sich die Sicherheitstore geschlossen haben – ohne, dass wir die Möglichkeit hatten eine Warnung rauszugeben.“
Kirks Kehle schnürte sich zu. Er musste sich überwinden, um die nächste Frage zu stellen: „Wie viele sind noch da unten, Scotty?“
„Etwa achtzig Mann.“ Der Ingenieur senkte betreten den Blick.
Alle wussten was das bedeutete. Waren die Tore erst mal geschlossen, gingen sie erst wieder auf, wenn die Strahlung wieder ein erträgliches Maß annahm. Normalerweise wurde die Crew gewarnt aber ohne Kommunikation…
Kirk seufzte gequält. Achtzig Menschen würden einen qualvollen Tod erleiden und er trug die Verantwortung dafür. Aber für Selbstvorwürfe war jetzt keine Zeit.
„Gibt es sonst noch Verletzte?“, fragte er an Pille gewandt.
„Ein paar gebrochene Rippen, zwei Gehirnerschütterungen, aber nichts Lebensbedrohliches.“, erwiderte der Arzt.
Kirk nickte. Sein Gesicht bestand aus einer Maske der Professionalität, aber McCoy kannte Jim zu gut, um darauf reinzufallen.
„Lt. Uhura, gibt es Fortschritte bei der Reparatur des Intercom?“, fragte der Captain weiter.
Die Linguistin schüttelte betrübt den Kopf. „Wir haben noch immer keinen Kontakt, weder innerhalb des Schiffes, noch zur Sternenflotte. Wenn ich die Zugangscodes für den Hauptcomputer hätte…“
Sie ließ den Satz unvollendet im Raum stehen.
„Sie haben die Autorisierung, Lt. Uhura, Sie kennen die Codes Sie -“, Kirk hielt inne. „Sie sind schon die zweite, die danach fragt. Was soll das?“
Uhura sah ihn verständnislos an. „Wie meinen, Sir?“
Kirk wollte zu einer gereizten Antwort ansetzen, doch Spock, der bis jetzt geschwiegen hatte, kam ihm zuvor: „Captain, ich finde das auch höchst beunruhigend, aber es gibt im Moment Dinge, die vorrangig sind. Ich schlage vor das Schiff zu evakuieren.“
„Aye Captain, der Warpkern wird bald kollabieren und die Lebenserhaltung wird noch davor zusammenbrechen“, sagte Scotty und nickte zustimmend.
„Können wir den Kern nicht abstoßen?“
„Leider nicht, Sir, ohne Energie sind wir machtlos.“
Der Schotte ließ niedergeschlagen die Schultern hängen. Kirk wusste, wie sehr Scotty darunter litt, dass die Enterprise… starb. Ihm ging es ähnlich. Wenn er der Kopf des Schiffes war, dann war Scotty ihr Herz.
Traurig musste der Captain einsehen, dass er keine andere Wahl hatte, als zu akzeptieren, dass die Enterprise verloren war.
„Dann bleibt uns keine Alternative“, sagte er und musste sich konzentrieren, damit seine Stimme nicht brach. „Bereiten Sie alles für eine geordnete Evakuierung vor. Ich will, dass auf keinen Fall Panik unter der Crew ausbricht. Das ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können.“

Zwanzig Minuten später stand Kirk in seinem Quartier und wusste nicht was er einpacken sollte. Spock hatte einen Planeten aus einem naheliegenden Sonnensystem als Klasse M Planet identifiziert, der in Reichweite der Rettungskapseln lag. Der Planet war noch unerforscht, aber wenn sie nicht im leeren Raum sterben wollten, blieb ihnen keine andere Wahl, als dort zu stranden. Unter der Crew waren Handkommunikatoren verteilt worden und Kirk hatte alle eingeweiht und ihnen eine halbe Stunde Zeit gegeben. Jeder durfte eine kleine Tasche mit persönlichen Gegenständen mitnehmen. Für mehr war in den Rettungskapseln kein Platz.
Die dumpfe, bedrückte Stimmung auf dem Schiff war beinahe greifbar. Sie verbreitete sich unter der Crew wie ein Grippevirus. Unschlüssig warf Kirk seine immer noch leere Tasche auf das Bett. Was für Gepäck nahm man mit, wenn man die Reise in den Tod antrat?
Nein! So durfte er nicht denken! Es gab immer einen Ausweg und noch waren sie nicht verloren. Er trug dafür Sorge, dass seine Crew überlebte. Zumindest die, die nicht in den unteren Decks gefangen waren. Der Gedanke an die achtzig Menschen da unten versetzte ihm einen Stich ins Herz.
Seufzend rieb er sich die Augen.
Dann fuhr er erschrocken auf. Da war ein Geräusch. Hier in seinem Quartier. Da war es schon wieder! Kirk lauschte. Es war eindeutig ein Lachen – ein Kinderlachen. Nur sehr leise zwar, aber sehr klar.
Kirk fuhr herum.
„Wer ist da? Zeig dich!“, rief er in das Zwielicht seines Quartiers hinein, doch er erntete bloß ein schadenfrohes Gelächter.
Kirk riss die Schranktüren auf, schaute ins Bad aber das Kind blieb unauffindbar. *Verdammte Notbeleuchtung*, dachte er nervös.
Das Gelächter wurde immer lauter und wandelte sich von schadenfroh zu grausam.
„Was soll das? Komm endlich raus!“, brüllte Kirk und spürte, wie ihm die Angst den Hals hochkletterte. Das Kind, oder was auch immer das war, schien das zu spüren, denn das Lachen hatte nun überhaupt nichts Freundliches mehr, im Gegenteil: Es spiegelte die pure Bosheit wieder.

Spock schulterte seine Tasche und verließ, höchstwahrscheinlich für immer, sein Quartier. Im Gegensatz zu seinem Captain war es dem Vulkanier leicht gefallen das Nötigste zusammenzupacken. Sein Gepäck bestand vorwiegend aus wissenschaftlicher Ausrüstung, Nahrung und Wasser. Die Logik hatte ihm die Entscheidung abgenommen, obwohl er zugeben musste, dass er nur ungern seine Harfe zurückließ. Alles war genauestens vorbereitet. Er hatte persönlich den Kurs der Rettungskapseln programmiert, damit diese auf einer klimatisch günstigen Stelle des Planeten landeten und die Evakuierung war bereits im Gange. Er würde ,genau wie der Captain, einer der letzten sein, die von Bord gingen.
Scheinbar gab es auf der Erde ein Sprichwort, das besagte, dass der Kapitän als Letzer das sinkende Schiff verließ. Spock fand das höchst unlogisch. Immerhin war der Kapitän doch einer der wichtigsten Menschen der Mannschaft, warum sollte man ihn einem so großen Risiko aussetzen?
Apropos Kapitän – als er an dem Quartier des Captains vorbeiging, vernahm er ein merkwürdiges Getöse aus dem Inneren. Irritiert betätigte er die Klingel. Der Captain sollte längst bei den Rettungskapseln sein, was hatte er hier noch zu suchen?
Spock erhielt keine Antwort und wollte Kirk schon über seinen Kommunikator rufen, als die Tür aufging. Offensichtlich hatte Kirk sein Quartier nicht verriegelt. Der Anblick der sich ihm bot war im höchsten Maße verwirrend. Kirk hatte sein Quartier völlig auf den Kopfgestellt. Keine Schublade war mehr an seinem Platz, die Matratze lehnte neben dem Bett und diverse persönliche Gegenstände waren auf dem Boden verstreut. Kirk selbst saß in einer Ecke auf dem Boden und hatte sein Gesicht in den Händen vergraben.
Rasch durchquerte Spock den düsteren Raum.
„Captain! Was ist hier vorgefallen?“, fragte er und hockte sich vor seinen Vorgesetzten. Der schien ihn zuerst gar nicht zu bemerken, doch nach einer Weile hob er den Kopf und sah Spock in die Augen. Kirk sah im äußersten Maße besorgniserregend aus. Seine Augen waren blutunterlaufen und voller Panik und seine Hände zitterten.
„Captain – Jim, was ist passiert?“, versuchte Spock es noch einmal.
Kirk packte Spock am Kragen „Hören Sie das nicht?“, rief er, „Hier ist ein Kind im Raum wir müssen es finden! Dieses schreckliche Lachen. Verdammt, Spock, schauen Sie mich nicht so an! Helfen sie mir suchen.“
Behutsam entwand sich der Vulkanier aus Kirks Griff.
„Captain, sämtliche Kinder sind bereits auf dem Weg zu dem Planeten. Kommen Sie wir müssen das Schiff ebenfalls verlassen.“
Der Vulkanier machte Anstalten Kirk auf die Beine zu ziehen, doch dieser wehrte sich.
„Sie können doch nicht behaupten, das nicht gehört zu haben. Sie können doch um einiges besser hören als Menschen!“, rief er wütend und stand schließlich doch aus eigener Kraft auf.
„Captain, ich versichere Ihnen, dass ich nichts dergleichen wahrgenommen habe und auch jetzt mit vollkommener Gewissheit sagen kann, dass wir die einzigen beiden Personen in diesem Raum sind.“
Kirk stutzte. Dann atmete er tief durch und schien seine Fassung wiederzufinden.
„Ich habe da aber etwas gehört, da bin ich mir sicher; sonst hätte ich ja nicht dieses Chaos angerichtet“, sagte er, doch in seiner Stimme schwangen Zweifel mit.
„Kommen Sie jetzt. Sie können später Doktor McCoy um Rat fragen“, erwiderte Spock und versuchte dabei zu verbergen wie besorgt er war. Wenn der Captain tatsächlich Wahnvorstellungen hatte, dann waren die Chancen für ihn zu überleben gerade noch geringer geworden. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu den Rettungskapseln.

„Verdammt wo wart ihr denn!?“, schimpfte Pille zur Begrüßung.
„Wir hatten noch etwas zu besprechen, was die Evakuierung betraf“, erwiderte Spock gelassen.
Verwundert betrachtete Kirk seinen Ersten Offizier. Er hatte noch nie eine so dreiste Lüge von ihm gehört. Eigentlich hatte er immer gedacht, er sei gar nicht fähig die Wahrheit so zu verdrehen. Gleichzeitig war er ihm auch dankbar, dass er seinen kleinen Kontrollverlust verschwieg. *Später auf dem Planeten werde ich Pille deswegen um Rat fragen*, sagte Kirk sich. *Aber jetzt ist keine Zeit dazu.*
„Meine Herren, wir sollten jetzt von Bord gehen. Kommen Sie!“, verkündete Kirk und wollte gerade zu den Rettungsschleusen gehen, als Spock ihn zurückhielt.
„Captain ich muss Sie darauf hinweisen, dass wir laut Sternenflottenvorschrift nicht in der selben Rettungskapsel fliegen dürfen, damit die Chancen, dass wir beide sterben, verringert wird. Ich schlage daher vor, dass Sie mit dem Doktor in der medizinischen Rettungskapsel fliegen und ich mich einer der anderen verbliebenen Kapseln anschließe.“
Kirk wusste genau, warum Spock wollte, dass er bei Pille mitflog und überlegte schon zu protestieren, doch dann wurde ihm bewusst wie wenig Zeit sie noch hatten, daher sagte er bloß: „In Ordnung, Spock. Dann wünsche ich Ihnen einen guten Flug.“
Der Vulkanier nickte knapp und ging dann davon.
„Ich hoffe nur, wir kommen alle heil unten an“, sagte Pille, während er nachdenklich Spock hinterher sah.
„Pille“, antwortete Kirk gelassen, „Es kann nichts schiefgehen“
Gemeinsam mit Schwester Chapel bestiegen sie das Medo-Shuttle und flogen schließlich einer ungewissen Zukunft entgegen.

Was erwartet die Crew der Enterprise nun? Lest weiter und ihr erfahrt es ^^
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