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Empok Nor 2: Erkenntnisse und Familienangelegenheiten

von Tasare

Kapitel 1

Gul Basra sah auf den Sichtschirm der Com-Einheit in seinem Büro auf der
Ops. Er beobachtete, wie sich zunächst das Symbol der Cardassianischen
Union formte, bevor das des planetaren Kommunikationssystems von Cardassia
Prime erschien. Einen Moment später stand die Verbindung zu seinem Haus
endlich zur Verfügung. Das Gesicht seiner Frau erschien auf dem
Sichtschirm. Basra lächelte. "Guten Morgen, Karis!"
"Kotan! Guten Morgen! Ich hatte nicht so früh mit Dir gerechnet."
"Ich wollte mich auch erst später melden, aber ich habe gerade
festgestellt, dass ich heute viel zu tun habe. Ich wollte Dich nicht
einfach zwischen zwei Termine schieben!"
Karis lächelte ebenfalls. "Das ist lieb von Dir."
"Und? Wie geht es voran?"
"Ich bin beinah fertig mit packen. Es ist auch nicht mehr viel Zeit. In
zwei Stunden geht unser Transport. Rugal und Asha sind kaum noch zu halten,
so aufgeregt sind sie."
"Und Kelas? Hat er seine Meinung geändert?"
Karis schüttelte leicht den Kopf und machte ein sorgenvolles Gesicht. "Ich
fürchte, nein. Er hat nichts mehr gesagt, aber sein Gesicht spricht Bände.
Ich denke, er würde nach wie vor lieber auf ein Internat gehen."
"Das kommt nicht in Frage."
"Ich weiß. Das habe ich ihm auch gesagt. Am besten, Du sprichst noch mal
mit ihm darüber, wenn wir auf Empok Nor sind."
Basra nickte. "Gut. Dann will ich Dich auch nicht weiter aufhalten."
"Ich habe auch noch viel zu tun. Wir sehen uns dann in drei Tagen."
"Grüß die Kinder von mir - besonders Kelas!"
Karis nickte. Dann beendete sie die Verbindung und der Sichtschirm wurde
wieder schwarz. Basra starrte noch einen Moment darauf. Sein ältester Sohn
war gar nicht begeistert darüber, dass er auf einer Raumstation leben
sollte. Weit fort von Cardassia und all seinen Freunden. Und noch dazu auf
einer Station, auf der es von Aliens nur so wimmelte. Basra schüttelte den
Kopf. Kelas war mit seinen elf Jahren zu jung, um auf ein Internat zu gehen
- zumindest nach Basras Meinung. Und es konnte nicht schaden seiner
Xenophobie beizeiten entgegen zu wirken.

***

Gilora Macet sah auf das PADD in ihrer Hand und dann zu dem Ferengi ihr
gegenüber.
"Was soll das heißen, Quark! Wenn Sie Golka-Rüben geordert hätten, dann
ständen sie auf dem Frachtplan. Aber Sie haben keine geordert!"
Der Ferengi verzog das Gesicht und zeigte seine Zähne. "Natürlich habe ich
das! Sie haben nur vergessen, es zu notieren. Ich verlange einen
Preisnachlass!"
"Quark..." Gilora klang ungeduldig. Hätte der Ferengi sie besser gekannt,
hätte er den drohenden Unterton in ihrer Stimme bemerkt. So aber
missdeutete er die Situation und fuhr mit der Verhandlung fort.
"Ich hatte immer gedacht, Cardassianer seien penibel, was ihre
Aufzeichnungen angeht. Es tut mir leid, dass Sie eine Ausnahme sind, aber
ich kann keine machen... was tun Sie?"
Gilora hatte ihn am Kragen gepackt und presste den deutlich kleineren Mann
nun gegen die Wand des Frachtraumes von Deep Space Nine.
"Jetzt hören Sie mir mal zu", zischte sie ihm ins Ohr, "Sie hässlicher
kleiner Vole! Diese Spielchen können Sie mit jemand anderem spielen, aber
nicht mit mir! Sie zahlen den vereinbarten Preis - und zwar ein bisschen
plötzlich!" Sie packte den Ferengi etwas fester und drückte ihn stärker
gegen die Wand. Dieser hob beschwichtigend die Hände und machte ein
unschuldiges Gesicht.
"Natürlich, wenn Sie mich dann bitte herunterlassen würden?"
Gilora ließ los und mit einem Ruck stand Quark wieder auf dem Boden.
Verärgert strich er seinen Anzug glatt. "Sie hätten wirklich nicht gleich
so grob sein müssen..." Stumm hielt Gilora ihm das PADD entgegen, auf das
Quark widerwillig seinen Daumen drückte. Ohne den Ferengi eines weiteren
Blickes zu würdigen, drehte Gilora sich um und verließ den Frachtraum.

Gut gelaunt schlenderte Anan Entek über das Promenadendeck von Deep Space
Nine. Mit einem freundlichen Lächeln wich er einem Bajoraner aus, der ihn
mit unverhohlener Abneigung musterte. Insgeheim schüttelte Anan den Kopf.
Er würde sich sicher nicht von einer Riffelnase den Tag verderben lassen.
Interessiert musterte er die Auslagen des Schneiderladens, musste aber
leider feststellen, dass sich die Stücke hauptsächlich an der bajoranischen
und der terranischen Mode orientierten. Seit Garak wieder auf Cardassia
war, hatte das Niveau der örtlichen Schneiderei offensichtlich abgenommen.
Anan Entek ging weiter und ließ den Blick über die Ebenen des
Promenadendecks streifen. Grundsätzlich sah die Promenade nicht anders aus,
als die auf Empok Nor. Allerdings ließ Deep Space Nine eine gehörige
Portion cardassianischen Charme vermissen. Die Station war ein wenig
frostig und das Licht etwas grell, so dass Anan beschloss, seine
Erledigungen möglichst rasch zu beenden. Erfreut stellte er fest, dass der
Laden, den er gesucht hatte, nur noch ein paar Schritte entfernt war.
Direkt neben einem bajoranischen Obst und Gemüsehändler hatte ein
lyserianisches Pendant aufgemacht. Vor der Tür standen schmale Tische mit
einigen Auslagen, die Anan interessiert musterte, bevor er den Laden
betrat.
Drinnen war es eine Spur dunkler als auf der Promenade, und Anans Augen
entspannten sich. Einen Moment musste er sich an das Dämmerlicht gewöhnen,
dann erkannte er lange Regale an den Wänden und am hinteren Ende des Ladens
einen Verkaufstresen, hinter der die lyserianische Besitzerin des Ladens
mit einem Kunden sprach. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und nickte, was
Anan zum Anlass nahm, sich den Inhalt der Regale näher anzusehen.
Ein breites Spektrum von lyserianischen Früchten war vertreten. Ein Regal
war vollständig mit Gewürzen gefüllt, die eine fremdartige, aber angenehme
Duftmischung ausströmten. Interessiert öffnete Anan eine der Tüten und roch
an ihrem Inhalt. Er entschloss sich, davon eine kleine Portion zu kaufen
und stellte die Tüte zurück. Er hatte vor, auf der nächsten längeren
Flugstrecke, die demnächst anstand, für Gilora und Rin zu kochen. Und um
das Menü, dass die Replikatoren anboten etwas zu erweitern, hatte er sich
zu etwas Exotischem entschlossen.
Einige dunkelblaue Knollen in dem Regal auf der anderen Seite weckten seine
Aufmerksamkeit. Er trat näher, nahm eine der Knollen in die Hand, und roch
daran. Sie ströhmte einen würzigen, etwas herben Geruch aus, der ihn
entfernt an Kovat Rüben erinnerte. Während er noch überlegte, ob die
Knollen wohl mit Yamok Soße schmecken würden, hörte er plötzlich die ruhige
Stimme der Lyserianerin hinter sich, die unbemerkt näher getreten war.
"Lyserianische Baumknollen! Sie sind sehr schmackhaft - wenn man sie
richtig zubereitet."
Anan drehte sich um und sah die Frau an.
"Ja, so ist es mit den meisten Dingen, nicht wahr?"
Die Frau lächelte. "Für Baumknollen heißt das, dass sie eine kräftige Soße
vertragen können, aber keine weiteren Zutaten mit starkem Geschmack. Und
Sie müssen die Knollen mit etwas Ausgleichendem servieren, das wenig
Eigengeschmack hat."
Anan sah sie nachdenklich an. "Was ist mit Alva-Zwiebeln?"
Die Frau schien einen Moment nachzudenken, dann nickte sie. "Noch besser
wären Teigwaren, aber...", sie sah Anan mit einem wissenden Blick an,
"...ich weiß, wie Cardassianer zu Teigwaren stehen. Wenn Sie frische Alva-
Zwiebeln bekommen können nehmen Sie die!"
Anan nickte zufrieden. "Gut. Dann hätte ich gerne Baumknollen für drei
Personen und von dem Gewürz drüben im Regal. Ich zeige Ihnen, welches ich
meine."
Voll Vorfreude sah Anan Entek der Lyserianerin zu, wie sie seine Einkäufe
in einem geflochtenen Beutel verstaute und drückte dann seinen Daumen auf
das PADD, das sie ihm hinhielt. Mit einem freundlichen Gruß verließ er das
Geschäft. Als er den Weg zum Turbolift einschlug, begann er, fröhlich vor
sich hinzusummen.

Gilora Macet sah über die Schulter, als sich die Tür mit einem Zischen
öffnete und Anan Entek die Brücke der Lavok betrat.
"Da bist Du ja endlich! Wir sind seit einer halben Stunde bereit zum
Abdocken."
Anan ließ sich in den Pilotensitz fallen. "Tut mir leid. Der Einkauf hat
etwas länger gedauert." Mit einem schnellen Blick kontrollierte er die
Anzeigen auf der Konsole. Dann bestätigte er die Erlaubnis zum Abdocken.
Ein leichtes Rucken ging durch das kleine Schiff, als sich die Klammern
lösten. Langsam entfernte sich die Lavok von ihrer Andock-Klammer.
Gilora beobachtete ebenfalls die Anzeigen. "Hattest Du wenigstens Erfolg?"
"Oh ja!" Anan warf ihr ein kurzes Lächeln zu, und beschleunigte auf
Impulsgeschwindigkeit. "Mir fehlen noch ein paar Zutaten, die ich auf Prime
einkaufen werde, dann können wir schlemmen!"
Gilora beobachtete, wie Anan den Kurs nach Cardassia Prime berechnete, und
dann auf Warp beschleunigte. Seine Augen leuchteten, als er sich zu ihr
wandte.
"Du wirst nicht glauben, was ich auf Deep Space Nine gefunden habe - einen
lyserianischen Obst und Gemüsehandel. Eine wahre Fundgrube!"
Gilora lächelte. "Deswegen hat es also so lange gedauert, Du konntest Dich
nicht losreißen!"
Anan tat schuldbewusst. "So ähnlich."
Gilora reichte ihm das PADD, in das sie die neuen Frachtaufträge geladen
hatte. "Wenn wir die Medikamente auf Prime abgeliefert haben, nehmen wir
Kurs auf Cardassia V um von dort die Nahrungsvorräte und Werkzeuge nach
Raspak II zu bringen."
"Raspak II? Das ist hinter der neuen Gebietsgrenze. Im ehemaligen Maquis
Gebiet."
Gilora nickte. "Stimmt. Und? Irgendwelche Probleme?"
Anan schüttelte den Kopf. "Die Kolonie ist noch neu. Ich hätte nicht
gedacht, dass sie aufrechterhalten wird, jetzt wo sie im Föderationsgebiet
liegt."
Gilora zuckte die Achseln. "Offenbar stört das die Siedler nicht besonders.
Wahrscheinlich spekulieren sie darauf, dass das Raspak-System bald wieder
zum Imperium gehört. Und so wie ich das Militär kenne, ist das durchaus
realistisch - sobald Cardassia wieder mächtig genug ist!"
Anan nickte. "So gesehen hast Du Recht. Was sind schon zehn oder zwanzig
Jahre, wenn man eine Kolonie aufbaut." Er kontrollierte die Anzeigen und
nahm ein paar Kurskorrekturen vor. Dann sah er zu Gilora. "Ich freue mich
schon darauf, auf dem Hauptmarkt von Prime für unser Essen einzukaufen.
Wirst Du Deine Eltern besuchen?"
Gilora schüttelte den Kopf. "Nein, aber meine Schwester Tiara. Sie trägt
sich mit Heiratsplänen und möchte meine Meinung hören."
"Zu was, zu ihrem Auserwählten?" Anan grinste schelmisch. "Kennst Du ihn
denn?"
"Ja ich kenne ihn. Wir haben als Kinder zusammen gespielt. Aber eigentlich
will sie mit mir über die Zeremonie reden, denke ich."
"Also ein Gespräch unter Frauen."
"So ist es."
"Dann schlage ich vor, Du gehst in Dein Quartier und meditierst über das
Hochzeitskleid Deiner Schwester..." Anan wurde von einem
freundschaftlichen, aber nicht weniger schmerzhaften Schlag auf den Arm
unterbrochen.
"Das hatte ich eigentlich nicht vor." Gilora warf einen kurzen Blick auf
Anans Kontrollanzeige und grinste ihn an. "Es sind noch 40 Stunden bis
Prime, warum kommst Du nicht mit in mein Quartier, und wir machen es uns
ein bisschen gemütlich?"
Anan rieb sich noch immer den schmerzenden Arm. "Wenn Du schwörst, dass an
Dir kein Klingone verloren gegangen ist." Ein schelmisches Lächeln erschien
auf seinem Gesicht.
"Oh nein!" Gilora stand auf und zog Anan von seinem Sitz hoch. "Meine Gene
sind rein cardassianisch."
Anan trat einen Schritt näher und zog sie nahe zu sich heran. Während sich sein Mund dem
ihren näherte flüsterte er: "Dann habe ich nichts gegen Dein Quartier einzuwenden!"
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