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Spiegelbilder

von Nerys

Kapitel 1

Spiegelbilder

von Nerys


Die Luft war erfüllt vom Stimmengewirr der geschäftig umher strebenden Personen. Niemanden schien die heruntergekommene Umgebung zu kümmern. Vertreter unterschiedlichster Spezies gingen starr ihrer Wege. Epsilon Six war eine mindere Handelsbasis im Grenzbereich, welche erst durch den Triumph des terranischen Widerstandes über die Allianz an Bedeutung gewonnen hatte. Gegen den Schutt und den Schmutz, der sich überall ansammelte, vermochte dies jedoch nichts auszurichten. Im Zugang zum Habitatbereich debattierte eine menschliche Frau hitzig mit einem untersetzten Bolianer. Er versuchte sie an den Schultern zu packen, doch mit einer Kraft, die man ihrer schlanken Statur kaum zutraute, stieß sie ihn von sich. Unter einem Schwall von Verwünschungen prallte er gegen die metallene Wand und entschied sich das Weite zu suchen, als er bemerkte, dass ihre Hand zu der Waffe an ihrem Gürtel schnellte. Zwei Vulkanier waren stehen geblieben, um die Auseinandersetzung mit erhobenen Brauen zu beobachten.
"Verdammtes Aas!" schnaubte die Frau wütend. Sie hatte hübsche Züge, doch ihre blauen Augen waren kalt wie Eis. Der Geruch dieses widerwärtigen Bolianers haftete immer noch auf ihr. Von jemandem wie ihm ließ sich Kathryn Janeway nicht über den Tisch ziehen, zumal sein Preis für den Handel unverschämt hoch war. Tacheek würde es nicht wagen, sich ihr noch einmal zu nähern. Hoch erhobenen Kopfes setzte sie ihren Weg fort, der sie zu einem Panoramafenster führte, von dem aus sich ein angedocktes kleines Schiff erkennen ließ. Es war nicht besonders formschön und hatte zweifelsohne bessere Tage gesehen, doch jetzt gehörte es ihr. Die komplizierte Bezeichnung, die ihr der Bolianer genannt hatte, konnte sie sich nicht merken, weshalb es den Namen Voyager tragen sollte. Ihre neue Gefährtin schenkte ihr endlich die Unabhängigkeit, nach der sie sich so gesehnt hatte. Zufrieden betrachtete sie ihr Spiegelbild im Fenster, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, die sich aus dem geflochtenen Zopf gelöst hatte, und zupfte ihre rote Jacke zurecht. Darunter trug sie ein tief ausgeschnittenes schwarzes Shirt, das den Bauch freiließ. Die ebenfalls rote Hose saß wie eine zweite Haut bis zu den kniehohen geschnürten Stiefeln. Ein passender Anblick für die Besitzerin ihres eigenen Raumschiffes, befand sie. Dem Bolianer hatte sie gefallen. Zur Feier des Tages beschloss sie sich in der Bar einen Drink zu genehmigen.

Der Geruch von Alkohol und Essensresten schlug Janeway beim ersten Schritt in das verwahrloste Etablissement entgegen. Sie steuerte einen freien Platz am Tresen an, wobei sie die lüsternen Blicke einer Gruppe von Ferengi ignorierte. Wachsam ließ sie ihrem Blick durch den spärlich beleuchteten Raum schweifen. Im hinteren Teil scharten sich einige Gäste um einen Spieltisch.
"Was darf ich Ihnen bringen, schöne Frau?" Die Stimme gehörte einem blonden Terraner, der sie mit einem schmierigen Grinsen musterte.
"Einen doppelten Whiskey", sagte sie in kühlem Befehlstonfall.
Nach ein paar Minuten stellte der Barkeeper ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit vor ihr ab. Sie nahm einen Schluck von dem Getränk, dessen scharfes Aroma in ihrer Kehle kribbelte. Mit einem Grinsen schob er ihr eine Schüssel hin, die offenbar krumme gewürzte Nüsse enthielt.
"Ich würde das nicht essen", sagte eine Stimme neben ihr. "Es sei denn, Sie mögen getrocknete Erdkäfer."
Janeway verzog angewidert das Gesicht. "Danke für den Hinweis."
Bei der Person, die sie gewarnt hatte, handelte es sich um eine hübsche Frau mit kurzgeschnittenem rotbraunem Haar, die sie aus nachtdunklen Augen musterte.
"Keine Ursache." Ihre Lippen umspielte ein geheimnisvolles Lächeln. "Nette Tätowierung übrigens."
Reflexartig blickte Kathryn auf die schwarzen Linien über ihrer linken Brust hinab, die einen Vogel andeuteten. "Ach, die verdanke ich meinem Ex. Elender Versager."
"So sind die Männer. Mein Name ist übrigens Nerys. Verraten Sie mir Ihren?"
"Ich werde Kath genannt." Sie war wie gebannt von ihrem Gegenüber und ehe sie sich versah, waren sie in einer regen Unterhaltung versunken. Allein Nerys' melodische Stimme, ihr rauchiger Tonfall verursachte bei ihr eine Gänsehaut. Kathryn gelang es kaum den Blick von diesen aufmerksamen dunklen Augen abzuwenden. Sie ahnte nicht, wem sie da gegenüber saß. Andererseits hätte sie der Name Kira Nerys, Intendantin von Terok Nor und ehemals Verbündete der klingonisch-cardassianischen Allianz nicht erzittern lassen, wie es vielen geschah, die dieser Frau begegnet waren. Doch Janeway kümmerte sich nicht um die Geflechte der Politik, um gefährliche Bündnisse und kindische Machtkämpfe. Als aus der Ecke des Spieltisches auf einmal Geschrei ertönte, das sich in einer lautstarken Schlägerei erging, seufzte Kira theatralisch. Die Unterbrechung des Gespräches erinnerte die Terranerin daran, dass sie vor gehabt hatte, sich bald aufs Ohr zu legen, weil sie zeitig am Morgen aufbrechen wollte. Sie orderte eine Flasche andorianischen Schaumwein, um ihr Schiff damit vor dem Start zu taufen. Der Barkeeper verlangte einen beinahe unverschämten Preis dafür.
Die beiden Frauen gingen schweigend nebeneinander her, bis zum Habitatbereich. Immer wieder tauschten sie gespannte Blicke. Normalerweise vermochte Janeway ihr Gegenüber recht gut einzuschätzen, doch bei Nerys fiel es ihr schwer. Von ihr ging eine starke Faszination aus, nicht zuletzt des betörenden Lächelns wegen. Die hautenge schwarzlederne Kleidung betonte bei jeder Bewegung das Spiel ihrer Muskeln. Wenn sie atmete, spannte sich das tief ausgeschnittene Oberteil, welches nur von einem fest geschnürten Band gehalten wurde.
"Gute Nacht, Kath", hauchte Kira melodiös.
Janeway hatte nicht bemerkt, dass der Durchgang zum Habitatbereich bereits hinter ihnen lag. Eine zufällig anmutende Berührung jagte einen heißen Schauer durch ihren Arm. Diese Empfindungen irritierten sie. Hastig erwiderte sie die Verabschiedung und ging ihres Weges.

Nach zwei Biegungen des verlassenen Korridors war sie vor ihrer Kabine angelangt. Ein Druck auf das Bedienungsfeld entriegelte die Tür, die zischend aufglitt. Da der enge Raum nur zwei Kojen, Schränke und eine winzige Duschzelle enthielt, stellte sie den Schaumwein auf den Boden. Ein Geräusch hinter ihr, ließ sie auf dem Absatz herumwirbeln. Sie sah direkt in ein Paar dunkler Augen, das linke überschattet von den Linien einer indianischen Tätowierung.
"Chakotay!" entfuhr es ihr überrascht. "Was willst du hier?"
"Dich habe ich gesucht, Kath. Dachtest du wirklich, du könntest mich einfach hinter dir lassen? Ohne mich wärst du immer noch das Schoßhündchen des Klingonen, vergiss das nicht!"
"Kurat hat im Gegensatz zu dir dafür bezahlt mich zu besitzen."
Der Indianer lachte auf. "Ja, eine Hand voll Streifen Latinum an einen einfältigen Ferengi, ich kenne die Geschichte. Ich hätte weniger Scherereien gehabt, wenn ich mich nicht eingemischt hätte."
"Und weniger Latinum! Dein Hintern hätte wohl kaum jemanden von deinem mangelnden Verhandlungsgeschick abgelenkt."
"Du hast davon genauso profitiert, also beklag dich nicht." Langsam ging er auf sie zu, die Lippen zu jenem hämischen Grinsen verzogen, das sie zutiefst verabscheute. Ihre Hand glitt zum Griff des Dolches an ihrem Gürtel. Unter seinen gierigen Blicken spannten sich ihre Muskeln. Sekunden lang standen sich beide reglos gegenüber, einander beobachtend wie Raubtiere vor dem Angriff. Dann völlig unvermittelt machte Chakotay einen Satz auf sie zu, sodass ihr keine Gelegenheit blieb auszuweichen, oder ihre Waffe zu ziehen. Es blitzte metallisch auf, als er ein Jagdmesser unter seinem langen braunen Mantel hervorzog. Die Wucht seiner Bewegung warf sie gegen die Rückwand der Kabine und er setzte ihr die kühle Klinge an den Hals, ehe sie zu reagieren vermochte.
"Fühlst du dich jetzt stark?" presste sie angespannt zwischen den Zähnen hervor. Eine unbedachte Bewegung würde reichen, damit die scharfe Schneide sich in ihre Haut grub.
"Ich mag es, wenn du mir ausgeliefert bist." Durchtrieben lächelnd nestelte er mit der Spitze des Messers an der goldglänzenden Kette um ihren Hals. Sein Gesicht näherte sich ihrem, sodass sie seinen heißen nach Alkohol riechenden Atem spüren konnte, bevor er sie wild küsste. In ihrem Magen regte sich Übelkeit, während er sie zu der Koje auf der rechten Seite drängte und darauf niederstieß. Sobald das Messer nicht mehr gegen ihre Kehle drückte, rammte sie ihm das Knie in den Bauch.
"Du kleines Miststück!" keuchte er mit schmerzverzerrtem Gesicht und schlug nach ihr, bevor sie aufzuspringen vermochte. Ihr Kopf flog hart gegen die Wand hinter der Koje, sodass schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten. Ihre kurze Bewegungsunfähigkeit nutzte er, um sich mit seinem gesamten Gewicht auf sie zu werfen. Janeway wand sich unter ihm, doch an Körperkraft war sie unterlegen.
"Mach schon, wenn das alles ist, was du willst. Und dann lass mich endlich in Ruhe." Sie funkelte ihn eisig an. Den Gefallen, auch noch zu flehen und zu wimmern, würde sie ihm nicht tun. In fast drei Jahren an seiner Seite hatte sie gelernt mit seinen Launen umzugehen, auch mit der Unbeherrschtheit, wenn er viel getrunken hatte. Just als seine Hände zielstrebig unter ihr Shirt glitten und nach ihren Brüsten griffen, hörte sie das widerlich dumpfe Geräusch des Aufpralls von Metall auf Fleisch. Sein Körper erschlaffte über ihr. Es gelang ihr ihn von sich hinunter zu drücken, sodass er aus der Koje auf den Boden fiel. In der Kabine stand ihre Bekannte aus der Bar mit einem metallischen Rohr in den Händen.
Janeway zog blitzschnell ihren Dolch und setzte ihn dem reglosen Gegner an den Hals. Von dem Schlag blutete er am Hinterkopf, aber das gleichmäßige Heben und Senken des Brustkorbes verriet, dass er noch am Leben war. Ihre Augen blitzten wutentbrannt auf. Chakotay hatte sie zum letzten Mal für seine Arbeit oder sein Vergnügen benutzt. Ein gezielter Stich würde sie für immer von ihm befreien. Sie zögerte. Durch seine geschlossenen Lider konnte sie die Niederlage nicht in seinen Augen sehen. Einem wehrlosen Mann den Todesstoß zu versetzen, das war weder ein Triumph noch ehrenvoll. Mit einem lautlosen Seufzen ließ sie die Waffe sinken und blickte Kira an.
"Wir sollten nicht in der Nähe sein, wenn er aufwacht."
Die andere Frau nickte. "Die zweite Koje in meiner Kabine ist frei."

Erst als sich die Tür hinter ihnen schloss, begann sich die Spannung abzubauen, die sich bis in Janeways Fingerspitzen zog. Sie beobachtete Kira dabei, wie sie mit einem Druck auf das Bedienungsfeld die Kabine verriegelte.
"Woher wussten Sie's?"
"Da gab es nicht viel zu wissen. Ich sah, dass er Ihnen folgte, und ging hinterher. Lassen Sie mich raten. Ihm verdanken Sie dieses Tattoo."
"Haben Sie denn das ganze Gespräch gehört?"
"Möglich. Er sagte etwas von einem Klingonen, das war das erste, was ich mitbekam." Kiras Blick fiel auf den Dolch, der nun wieder am Gürtel ihres Gegenübers hing. "Sie tragen eine klingonische Waffe. Wie das? Sie sind doch ein Mensch."
"Kurat kaufte mich einem Ferengi ab - zu einem lächerlichen Preis, weil er drohte ihm den Bauch aufzuschlitzen. Er hatte wohl einen Narren an mir gefressen, zumindest sorgte er dafür, dass ich jedes Mal wieder zusammengeflickt wurde, nachdem... Nun ja, klingonische Paarungsrituale sind ebenso rüde wie ihre Kriege und ihre Feste. Die Klinge nahm ich ihm ab, als Chakotay ihn überfiel und umbrachte. Welche Ironie, dass letzten Endes der Blutwein Kurats Verderben war. Wäre er nicht volltrunken gewesen, hätte er einen törichten Menschen wie Chakotay ohne viel Mühe in Stücke gerissen."
Nerys hatte inzwischen einen kleinen Gegenstand aus ihren Sachen im Schrank hervorgeholt. "Hier, für Ihren Hals."
Dankbar nahm Kathryn den Hautregenerator entgegen. Das Brennen ließ sofort nach, als sie ihn über die verletzte Stelle bewegte. Nachdem der Schnitt nicht mehr zu spüren war, gab sie das Gerät zurück. Kira wandte ihr den Rücken zu, während sie selbst damit hantierte. Nach einigen Momenten drehte sie sich wieder herum und die Terranerin riss erstaunt die Augen auf. Die Nase Ihres Gegenübers zeigte nun die kleinen knorpeligen Rillen, die Bajoraner auszeichneten, und sie befestigte ein klimperndes silbernes Schmuckstück an ihrem rechten Ohr.
"Erschrecken Sie nicht, meine Liebe", sagte sie mit seidenweicher Stimme, als sie sich neben ihrem Gast auf der Koje niederließ. "Es ist wohltuend für einige Zeit wieder ich selbst sein zu können."
Janeway vollführte eine wegwerfende Geste. "Glauben Sie mir, die albernen Machtkämpfe sind mir völlig egal. Alles was ich will, ist überleben und mein eigenes Glück machen."
"Ja, so halte ich das auch. Ich bin neugierig. Wie gerieten Sie an den Ferengi? Die zeichnen sich nicht durch besondere Intelligenz aus, aber manchmal sind sie ganz nützlich."
"Das ist keine besonders spannende Geschichte, Nerys, aber meinetwegen. Ich verdiente meinen Lebensunterhalt zu dieser Zeit auf einem alten Frachter. Der Kommandant war ein Ktarianer, grundsätzlich nicht dumm, nur ein wenig zu leichtgläubig. Bei einem Transportflug wurden wir von Plünderern überfallen, die es auf die Ladung abgesehen hatten. Unser Schiff war nur noch ein Wrack. Ein paar Ferengi fanden es steuerlos im All treibend und sammelten alles ein, was nur irgendwie von Wert war - die überlebenden Besatzungsmitglieder inklusive. Ich hatte vor, bei der erstbesten Gelegenheit das Weite zu suchen, aber elektrische Fesseln sind sehr unangenehm."
"Ich sehe schon, Sie haben bewegte Jahre hinter sich, in denen Sie viel herum gekommen sind."
"Und aus welchem Grund verstecken Sie sich hinter einer Maske des Hautregenerators? Vor wem sind Sie auf der Flucht?" Janeway betrachtete das bajoranische Merkmal im Gesicht ihres Gegenübers teils mit Argwohn teils mit Faszination.
Kiras Lippen formten ein trockenes Lächeln, das ihre schönen Züge verzerrte. "Vor der Vergangenheit, wenn Sie so wollen. Wer dazu neigt selbst zu denken, wird leicht unbequem und schafft sich Feinde. Oh, manche davon würden nur zu gerne meinen Kopf rollen sehen." Wie zufällig streifte sie den Oberschenkel ihres Gegenübers, spürte wie sich unter der engen Kleidung die Muskeln anspannten. "Was werden Sie mit Ihrer neu gewonnenen Unabhängigkeit anfangen, jetzt wo Sie Ihr eigenes Schiff besitzen?"
"Ich werde es in vollen Zügen genießen. Die Voyager ist geräumig genug, um Fracht zu transportieren und was Chakotay kann, das schaffe ich längst. Wenn ich mein eigenes Latinum verdiene, brauche ich nie wieder von jemandem abhängig zu sein. Ich gehöre mir, mir allein." Dieser Freiheit fieberte sie entgegen, seit sie Chakotay verlassen hatte. Viel zu lange war ihr Leben von Männern bestimmt worden und sie neigte dazu, an die falschen zu geraten. So war es schon daheim auf der Erde gewesen, als sie sich mit dreizehn oder vierzehn einer Gruppe von Jugendlichen anschloss, die ihre Zeit damit verbrachte, draußen Unheil zu stiften. Es erschien ihr eine gute Möglichkeit, um ihrem herrischen Vater zu entgehen, dem weder an ihr noch an ihrer braven kleinen Schwester viel gelegen war. Der Anführer der Bande war ein Junge aus der Nachbarschaft. Mark Johnson. Mit ihm begann es damals. Je mehr sie lernte, ihre Reize einzusetzen, um zu bekommen was sie wollte, desto mehr wurde sie abhängig von den Männern. Es war wie ein Strudel, der sie immer weiter in die Tiefe zog.
"Das klingt verlockend", bemerkte Kira mit einem Vibrieren in der Stimme, das die Luft in Bewegung zu bringen schien. "Geraten Sie nur nicht wieder an einen wie diesen Chakotay. Männer sind zuweilen sehr unterhaltsam und erfrischend, aber wir Frauen können auch ohne sie unseren Spaß haben." Ihr Blick glitt von Janeways Gesicht gemächlich tiefer, den schlanken Hals hinab zu der Tätowierung über dem Ansatz ihrer linken Brust. Mit den Fingerspitzen folgte sie diesem Weg. Sie sah die Verwunderung in den Augen der anderen Frau und lächelte sinnlich, ehe ihre Lippen einander fanden.

Kathryn spürte heiße Röte ihre Wangen durchziehen, als sie Nerys atemlos anstarrte. Dieser Kuss fühlte sich an wie eine neue Sorte Wein, von der sie gekostet hatte. Sie wollte mehr, auch wenn sie bald trunken würde davon. Die weichen Hände der Bajoranerin setzten jedes neue Stück Haut in Brand, das sie entdeckten und berührten. Die Männer hatten sie abgebrüht, aber jetzt reagierte ihr Körper mit einer Intensität, die sie erschreckte. Sie nahm die leidenschaftlichen und zugleich unglaublich zärtlichen Liebkosungen auf wie eine Ertrinkende den lebensrettenden Sauerstoff. Es erregte Kira zu spüren, wie sie ihre Gespielin mit federleichten neckischen Küssen fast um den Verstand brachte. Janeways Leib streckte sich ihr völlig ausgehungert entgegen.
Keine von beiden wusste später noch wie viel Zeit vergangen war, als sie ganz still nebeneinander in der Koje lagen, nur dem schnellen Herzschlag und dem Atem der anderen lauschend. Zärtlich berührte Kathryn die knorpeligen Rillen an Nerys' Nase zwischen ihren nachtdunklen Augen.
"Ich hoffe du hast die Lektion verstanden, Kath", sagte sie amüsiert über die Geste. „Denk daran, bevor du dich dem nächsten Mann in die Arme wirfst. Dafür hast du deine Freiheit nämlich nicht errungen." Ihre Hand glitt über den Rücken ihres Gegenübers, um beim rechten Schulterblatt zu verharren. Sie hatte die Narbe bereits zuvor ertastet.
"Das ist ein weiteres Souvenir von Kurat", bemerkte Janeway düster.
Kiras Brauen zogen sich zusammen. Sie war nicht sicher, ob diese Frau es tatsächlich schaffen würde ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Vielleicht saßen die alten Gewohnheiten schon zu tief. Doch eines wusste sie. Das war ein Leben, das sie nicht führen wollte. Umher vagabundierend, heimatlos und unbemerkt. Es war an der Zeit nach Hause zu gehen. Ihr Bajor wartete auf sie. Und es war wahrhaftig ihr Bajor, nun da die Allianz von den Menschen vertrieben worden war. Oh ja, die Macht stand ihr zu. Nur ihr. Sie brauchte nicht mehr mit den Klingonen und den Cardassianern zu teilen.
In den frühen Morgenstunden wurde es Zeit den Plan auch in die Tat umzusetzen. Sie nahm den Ohrring ab und kaschierte mit dem Hautregenerator das bajoranische Merkmal an ihrer Nase. Fast glaubte sie noch die Berührung von Kathryns sanftem Finger darauf zu fühlen. An der Tür wandte sie sich noch einmal zu der in der Koje schlafenden Gestalt um. Die dünne Decke verhüllte den entblößten Körper der Terranerin bis zum Bauchnabel. Ihre Haut schimmerte milchig weiß und die Gesichtszüge wirkten entspannt. Nerys' Hand glitt über den Disruptor an ihrem Gürtel. Es wäre leicht abzudrücken, Kathryn würde es nicht bemerken, ehe ihr Lebenslicht verlöschte wie eine Kerze in einem jähen Luftzug. Der Gedanke, anschließend das kleine Raumschiff zu nehmen, war verlockend. Diese Frau wusste nicht, wem sie sich so bereitwillig hingegeben hatte. Ein triumphierendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, ehe sie den Raum verließ.
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