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Der Tag an dem Captain Braxton die Welt rettete

von Anke

Morgens

Der Tag an dem Captain Braxton die Welt rettete
Summary: In Star Trek XI wurde die Zeitlinie kaputt gemacht und sein Job ist es, sie wieder zu reparieren.
Disclaimer: Diese Geschichte wurde nur notwendig, weil Star Trek eben nicht mir gehört!

AN: Ich habe lange überlegt, in welcher Kategorie ich diese Geschichte einstellen soll, mich dann aber für Voyager entschieden, da meine Hauptperson Captain Braxton eine Figur aus Star Trek: Voyager ist.

Morgens

Für einen Mann dessen Aufgabe es war, die temporale Kohärenz des Universums zu wahren, hatte Captain Braxton in mancherlei Hinsicht eine bemerkenswert schlichte Einstellung zur Zeit. Zum Beispiel hielt er sechs Uhr morgens für eine absolut ungeeignete Uhrzeit um sich irgendwo anders als in seinem bequemen Bett aufzuhalten – selbst wenn Uhrzeiten in der ewigen Dunkelheit des Universums rein administrative Bedeutung hatten. Dementsprechend schlecht war seine Laune, als er sich um fünf Uhr neunundfünfzig morgens an seinem Schreibtisch niederließ, um das angekündigte Gespräch mit Admiral Penelope Hofstadter von der Kommission für temporale Integrität anzunehmen.

Punkt sechs verschwand das Logo der Föderation von seinem Bildschirm und machte dem lächelnden Gesicht des Admirals Platz. Braxton brachte Admiral Hofstadter bestenfalls gemischte Gefühle entgegen. Penelope Hofstadter hatte ihre Karriere als Wissenschaftlerin am Koothrappali-Institut für temporale Studien begonnen und war ungeachtet ihres steilen Marschs durch die Institutionen immer Wissenschaftlerin geblieben. Auch wenn Braxton ihre Beiträge zur temporalen Physik durchaus zu schätzen wusste – der Fluxkompensator war wirklich hilfreich – fand er doch, dass es ihr einfach an praktischer Erfahrung mangelte. Die Frau hatte gerade mal ein Praktikum an Bord eines Raumschiffes gemacht, bevor sie wieder an das Koothrappali-Institut zurückgekehrt war. Und ihre Vorliebe für Besprechungen zur frühen Morgenstunde machte sie ihm zusätzlich suspekt. Andererseits war sie keine Bürokratin und hatte ihm bisher immer den Rücken freigehalten.

„Guten Morgen“, grüßte der Admiral freundlich.

„Guten Morgen.“ Braxton sah durch die Fenster hinter ihr, dass gerade die Dämmerung über San Francisco hereinbrach und das ließ ihn noch missmutiger werden.

„Ich möchte Ihnen Dr. Naim Oqu vorstellen“, kam Admiral Hofstadter gleich zur Sache. Sie wusste wohl aus Erfahrung, dass es sinnlos war, sich bei Captain Braxton mit Höflichkeiten aufzuhalten.

Der Admiral winkte eine zierliche junge Trill ins Bild, deren Uniform sie als Lieutenant des wissenschaftlichen Corps der Sternenflotte auswies. Braxton bemerkte die erstaunlich großen Ohren des Lieutenants und fragte sich kurz, ob und wann einmal ein Ferengi im Stammbaum der jungen Frau eine Rolle gespielt hatte.

„Ich nehme an, Sie haben schon von den Dr. Oqus Forschungen gehört?“, erkundigte sich Admiral Hofstadter.

Braxton nickte. Dr. Oqu war das aktuelle Wunderkind des Koothrappali-Instituts. Ihre Forschungen zum Farrah-Fowler-Problem waren das Gesprächsthema der temporalen Physik.

„Dann wissen Sie, dass Dr. Oqu am Farrah-Fowler-Problem arbeitet“, fuhr der Admiral fort. „Was Sie vermutlich nicht wissen ist, wie weit diese Forschungen schon fortgeschritten sind. Wir sind haben das Stadium der ersten Feldtests erfolgreich abgeschlossen.“

„Sie meinen, wir können das Raum-Zeit-Kontinuum auch scannen, wenn sich dort Rote Materie befindet?“ Jetzt war Braxton eindeutig interessiert. Auch wenn sie das Raum-Zeit-Kontinuum nun schon lange routinemäßig untersuchten, wenn irgendwo Rote Materie im Spiel war, waren ihre Scans nutzlos gewesen. Die Kommission für temporale Integrität war sich sicher, dass ihnen auf diese Weise bisher eine ganze Reihe von temporalen Verstößen entgangen war und Braxton sah keinen Grund, an dieser Ansicht zu zweifeln.

„Das ist korrekt“, bestätigte Dr. Oqu begeistert. „Unsere ersten Scans haben ganz unglaubliche Ergebnisse gebracht…“

„Wir sind auf einen Zwischenfall der Klasse Alpha gestoßen“, unterbrach Admiral Hofstadter ihre übereifrige Ingenieurin.

Braxton zog scharf die Luft ein. Schon vor langer Zeit hatte die Kommission eine Klassifikation für Abweichungen von der Integrität der Zeitlinie entwickelt. Angefangen von Zwischenfällen der Stufe Epsilon (winzige Änderungen über eine kurze Zeitspanne ohne weitere Auswirkungen auf den Lauf der Zeit) bis hin zu Alpha (nichts mehr wird so sein, wie wir es kennen, ganz davon abgesehen, dass es „uns“ vermutlich nicht mehr geben wird). Die meisten Zwischenfälle, die Braxton bisher bearbeitet hatte, lagen mit Gamma irgendwo in der Mitte.

„Es geht um eine Abweichung von 478 Wollowitz“, ergänzte Dr. Oqu.

„Ich verstehe“, sagte Braxton, während er alle Kraft daran setzte, seine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. 478 Wollowitz – das war seines Wissens nach die höchste je gemessene Abweichung von der Standard-Zeitlinie. 478 Wollowitz würden vermutlich bedeuten, dass das Universum in der ihnen bekannten Form nicht mehr existieren würde. Braxton fragte sich kurz, welches Ereignis wohl ungeheuerlich genug sein konnte, um diese Abweichung hervorzurufen. Dummerweise würden sie das erst erfahren, wenn sie in die betreffende Zeit reisten. Das Sheldon-Cooper-Theorem besagte, dass jeder Zeitstrang für sich selbst existierte und dass es unmöglich war, die Ereignisse eines anderen Zeitstrangs zu bestimmen, einzig die Abweichung zur eigenen Zeitlinie war messbar.

„Wir konnten den Zwischenfall räumlich dem Romulus-System zuordnen“, erklärte Dr. Oqu. „Wie bei einem klassischen Zeit-Scan erwarten wir uns auch hier präzisiere Ergebnisse, wenn wir den Scan an Ort und Stelle wiederholen, also nur die zeitliche, nicht auch noch die räumliche Distanz überwinden müssen.“

„Die Kommission möchte, dass Sie diesen Zwischenfall untersuchen und bereinigen, Captain Braxton“, sagte Admiral Hofstadter. „Ich stelle Ihnen dafür Dr. Oqu an die Seite. Sie wird ihren Scanner an Bord der Relativity installieren. Erwarten Sie sie um 0800.“

=/\=

Obwohl Braxton alles andere als ein Nostalgiker war, wünschte er sich manchmal in Zeiten zurück, in denen 70.000 Lichtjahre Distanz nicht nur jegliche Kommunikation mit dem Hauptquartier unmöglich gemacht, sondern auch einen ausreichenden Schutz vor spontanen Besuchen hyperaktiver Wissenschaftlerinnen geboten hätten. Auch wenn er sich immer noch geehrt fühlte, dass Admiral Hofstadter ausgerechnet ihn und die USS Relativity zur Erforschung und Bereinigung der neu entdeckten Abweichung ausgewählt hatte, erschien ihm die Anwesenheit von Dr. Oqu schon nach zwei Stunden in ihrer Gesellschaft als ziemlich hoher Preis. Die Frau war so … fröhlich. Und sie redete zu viel. Vor einer halben Stunde hatte sie dem frisch installierten Scanner feierlich die Befehle für den ersten Scanvorgang eingegeben. Und während sie nun auf die Ergebnisse warteten, hatte sie scheinbar nichts Besseres zu tun, als ihre Thesen über die philosophischen Implikationen von Zeitreise-Paradoxa zu diskutieren. Braxton hatte schon vor langer Zeit beschlossen, dass es sich nicht lohnte, über diese Themen nachzudenken. Dafür gab es die Kommission für temporale Integrität. Er hatte nur eine Maxime: Je weniger Dilettanten an der Zeitlinie herumpfuschten, desto besser. Und jetzt wollte diese Frau ständig seine „Meinung als Praktiker“ haben. Für wen hielt die sich eigentlich? Dachte sie, nur weil sie einen nützlichen kleinen Scanner entwickelt und irgendwann in ihrer Ausbildung mal eine Vorlesung zur temporalen Philosophie gehört hatte, sei sie Expertin in dem Gebiet? Er war Profi was das Zeit-Geschäft anging und stand gerade vermutlich vor der größten Aufgabe seiner Karriere, da konnte er solche Leute um sich herum wirklich nicht brauchen.

Dr. Oqu wusste selbst, dass sie brabbelte. Das machte sie immer, wenn sie nervös war. Und diese Situation war eindeutig zum nervös werden. Zum einen war sie sich der Bedeutung ihrer Mission bewusst. 478 Wollowitz war eine Zahl, die wohl jeden aus der Ruhe bringen würde, zum zweiten traf sie auf Captain Braxton – einer der großen Legenden, was die Zeit-Arbeit anging, und zum dritten schien der gar nicht erbaut von ihrer Anwesenheit zu sein. Und ihr Versuch, ihn mit einem Gespräch zu seinem Thema, den praktischen Implikationen temporaler Dislokationen schien auch nicht gerade erfolgreich zu sein. Naim Oqu seufzte. Sie hatte sich das alles viel leichter vorgestellt. Nun gut, wenigstens war die Installation des Scanners nach Plan gelaufen.

„Scanvorgang abgeschlossen“, vermeldete die gelangweilte Computerstimme schließlich zur allgemeinen Erleichterung.

„Computer, Ergebnisse anzeigen.“

Interessiert beugten sich Braxton und Naim Oqu über die Anzeige. Braxton scannte die Ergebnisse mit geübtem Blick. Das meiste waren uninteressante kleine Zwischenfälle, kaum der Rede wert. Aber an zwei Einträgen blieb sein Blick hängen. Sein Instinkt sagte ihm, dass das da etwas Großes war.

„Computer, Details zu den Zwischenfällen 42 und 47 anzeigen.“

Braxton bemerkte, dass Dr. Oqu ihn überrascht ansah. Im Koothrappali-Institut hatten sie vermutlich ewig gebraucht, um festzustellen, dass mit diesen beiden Ereignissen etwas nicht stimmte. Theoretiker, alle miteinander.

„Genau um diese Vorfälle geht es, Sir“, sagte Dr. Oqu. Eine überflüssige Feststellung wie Braxton fand. „Beide stehen in direktem Zusammenhang mit einem Wurmloch, dass zu Sternzeit 2258,75 im Raumgitter Z-7 unter Verwendung Roter Materie geöffnet wurde. Zwei Schiffe sind im Abstand von wenigen Minuten durch dieses Wurmloch geflogen. Das erste Schiff war wesentlich größer und nach der Signatur zu urteilen romulanischen Ursprungs. Das zweite Schiff war sehr klein, es kann höchstens einer Besatzung von drei Mann Raum gegeben haben – und das wäre schon eng geworden…“

„Sie glauben nicht, unter welchen Verhältnissen die Leute damals die Galaxis unsicher gemacht haben“, Braxton konnte es sich nicht verkneifen, den erfahrenen Zeitreisenden heraushängen zu lassen. „Vermutlich haben sie da zwanzig Leute reingequetscht.“

„Tatsächlich?“, fragte Naim Oqu interessiert, riss sich dann aber zusammen und referierte ruhig weiter die Ergebnisse das Scans. „Die Signatur weist auf Föderationsbauweise, vermutlich vulkanisch hin. Und es scheint die Rote Materie zu transportieren.“

„Also haben wir ein künstliches Wurmloch, vermutlich geöffnet von einem vulkanischen Schiff, durch das zuerst ein romulanisches, dann besagtes vulkanisches Schiff fliegen. Das mitten im Herzen des romulanischen Reiches und zu einem Zeitpunkt, zu dem sich beide Spezies meines Wissens nach nicht besonders grün waren. Kein Wunder, dass das zu einer Abweichung von 480 Wollowitz führt.“ Captain Braxton massierte sich die Schläfen.

„478 Wollowitz“, korrigierte Dr. Oqu.

=/\=

Auf der Aeon herrschte ziemliche Enge. Das kleine Zeitschiff war für eine Besatzung von ein bis zwei Personen gebaut worden, aber diesmal hatte Braxton sich entschieden, neben Lieutenant Willi Howard als Co-Pilot auch Dr. Oqu mitzunehmen. Jedenfalls sagte er sich, dass es sein Entschluss war. Selbstverständlich hatten Admiral Hofstadters dezente Hinweise, dass sie begrüßen würde, wenn er ihrem kleinen Protegé etwas Felderfahrung verschaffte, nichts mit seiner Entscheidung zu tun. Braxton ließ noch einmal das Briefing mit dem Admiral Revue passieren. Nachdem sie nun die genaue Sternzeit des Zwischenfalls kannten, hatten sie problemlos die historischen Rahmendaten herausfinden können.

„Zu Sternzeit 2258,75 drohte die Sonne des romulanischen Systems sich in eine Supernova zu verwandeln, was die Vernichtung des Planten Romulus bedeutet hätte“, hatte der Admiral erklärt. „Mit Unterstützung der Föderation konnte unter Verwendung Roter Materie ein Schwarzes Loch erzeugt und damit die Katastrophe verhindert werden. Dies war ein Wendepunkt in der Beziehung zwischen der Föderation und dem Romulanischen Imperium. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei dem in den Zwischenfall verwickelten vulkanischen Schiff um die Jellyfish handelt, mit der Botschafter Spock zu der Rettungsmission aufgebrochen war. Bezüglich des romulanischen Schiffes konnten wir noch nichts in Erfahrung bringen. In der historischen Datenbank gibt es leider keine brauchbaren Anhaltspunkte dazu, welche Schiffe sich zu besagtem Zeitpunkt in der Nähe des romulanischen Systems aufgehalten haben. Denken Sie die unbekannte Identität des Schiffes ist ein Problem, Captain?“

Braxton wusste, dass diese Frage rein rhetorischer Natur war. Jeder unbekannte Faktor war in ihrem Geschäft per Definition ein Problem. Trotzdem hatten sie es immer wieder damit zu tun, Aufzeichnungen waren unvollständig geführt worden oder über die Jahrhunderte verloren gegangen. Und außerdem, was sollte dieses Schiff ihnen schon anhaben können?

Ziemlich schnell waren sie sich darüber einig geworden, dass der sinnvollste Ansatzpunkt für ihre Mission war, ins 24. Jahrhundert zurück zu fliegen und zu verhindern, dass das Wurmloch überhaupt geöffnet wurde. Kein Wurmloch, keine Zeitreise und keine Abweichung von 478 Wollowitz. Ganz einfach.

„Lieutenant setzen Sie einen Kurs auf Raumgitter Z-7, Sternzeit 2258,42“, befahl Braxton seinem Co-Piloten.

„Kurs gesetzt, Raumgitter Z-7, Sternzeit 2258,42“, meldete Howard.

„Energie!“
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