TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Jealousy

von Brigitte

1/1

Da waren sie schon wieder, diese Blicke. Was ging hier nur vor? Seven sah Chakotay mit einem verführerischen Augenaufschlag an und ihm stieg sogar leichte Röte ins Gesicht, während er zu ihr zurück lächelte.
Kathryn Janeway stand zusammen mit ihrem ersten Offizier und der ehemaligen Borg im Astrometrischen Labor, sie scannten nach einem Klasse M Planeten, da die Voyager dringend neue Vorräte benötigte.
Neelix kochte schon aus den eisernen Notreserven und die Crew beschwerte sich natürlich inzwischen immer häufiger über die mangelnde Auswahl der Küche. Außerdem hielten auch diese Rücklagen nicht mehr zu lange vor und im hydroponischen Garten wurden die wenigen Pflanzen schneller abgeerntet, als sie nachwachsen konnten. Sie mussten schnell eine neue Quelle finden, um die Vorratslager aufzufüllen.
Der Captain der Voyager wusste selbstverständlich, dass die Nahrungsprobleme absolute Priorität hatten, aber seit sie bemerkt hatte, dass zwischen Chakotay und Seven of Nine etwas Persönliches vorging, konnte sie sich nicht mehr so gut auf ihre eigentlichen vordringlichen Aufgaben konzentrieren.
Ihre düsteren Gedankengänge wurden unterbrochen.
"Captain, ich fragte, was Sie davon halten?"
"Oh, ... entschuldigen Sie bitte Chakotay, was haben Sie gerade gesagt?"
"Kann es sein, dass Sie mit Ihren Gedanken woanders waren?" Der Indianer musste schmunzeln, endlich war es ihm einmal gelungen, Janeway bei einer Unaufmerksamkeit zu ertappen.
"Dieser Klasse M Planetoid, sieben Lichtjahre entfernt. Sehen Sie, wir müssten allerdings unseren momentanen Kurs nicht unbeträchtlich ändern."
"Seven, was zeigen Ihre Scans an, würde sich ein Umweg für uns lohnen?" Janeway hatte diese Frage an die Borg gerichtet und sie dabei aufmerksam beobachtet, sie konnte jedoch die Mimik von vorhin nicht mehr entdecken, vor ihr stand wieder die kühle, leicht arrogant wirkende Wissenschaftlerin.
"Untere Untersuchungen ergaben eine Sauerstoff - Argon - Atmosphäre, wir können also dort atmen. Außerdem enthält der Planetoid eine ausgesprochen reichhaltige Fauna und Flora und er ist nicht von intelligenten Lebewesen bewohnt. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Mr. Neelix würde einen Freudentanz aufführen, falls wir dort ankommen." Seven of Nine blickte leicht verunsichert in das Gesicht ihres Captain, hatte sie dort leichte Anzeichen von Argwohn entdeckt? Nein, sie musste sich getäuscht haben.
Janeway wandte den Blick von der ehemaligen Borgdrohne ab und sah zu Chakotay, dessen Augen wie gefesselt am Körper der Blondine hingen. Kathryn konnte es ihm nicht verübeln, Seven hatte eine nahezu perfekte Figur und dazu ein ausgesprochen hübsches Gesicht, hier konnte wohl nicht so leicht eine Frau an Bord der Voyager mithalten. Traurigkeit machte sich in ihr breit, warum mussten Männer immer so leicht auf Äußerlichkeiten reagieren? "Commander, veranlassen Sie eine Kursänderung, wir fliegen den Planetoiden an. Ich begebe mich ins Casino, um mit Neelix zu sprechen, Sie haben die Brücke."
Es wäre gar nicht nötig gewesen, Chakotay das Kommando der Voyager zu übertragen, da dieses Amt im Moment Tuvok innehatte, aber Janeway wollte ihn, wenigstens dieses Mal, aus Sevens Nähe wissen. Der Captain verließ das Astrometrische Labor, ohne noch ein weiteres Wort an die beiden zu richten, und begab sich direkt zum Turbolift. Chakotay, der sich auf den Weg zur Brücke begeben hatte, holte sie kurz vor der Tür ein.
"Stimmt etwas nicht, Kathryn? Seit ein paar Tagen fällt mir schon auf, dass Sie etwas gereizt wirken, oder irre ich mich?" Chakotay hatte nicht ahnend, was er damit anrichtete, seine Hand auf ihren Ellenbogen gelegt. Diese einfache Berührung ließ ihren Körper mehr erschauern, als sie im Moment verkraften konnte. Sie versuchte, dem Kontakt so unauffällig wie möglich zu entgehen. Endlich kam der Lift, beide stiegen ein und nannten dem Computer ihr Ziel.
"Mit mir ist alles in Ordnung, ich brauche nur mal wieder festen Boden unter den Füßen. Der Aufenthalt auf dem Planetoiden wird mir gut tun. Ich werde das Landeteam persönlich begleiten, denn ich muss dringend mal wieder frische Luft atmen." Kathryn hoffte, dass diese Ausrede den Mann vor ihr zufrieden stellte, im Grunde genommen entsprach es auch der Wahrheit, obwohl dies nun wirklich nicht der Anlass für ihre Stimmung war. Sie musste sich eingestehen, sie war schlichtweg eifersüchtig.



"Captain, nun sehen Sie sich das an. Keiner will mehr meine gestreckte Leolawurzelsuppe essen und wenn ich ehrlich bin, ich kann die Leute verstehen." Neelix war sofort hinter seinem Tresen hervorgeeilt, als er Janeway durch die Tür des Casinos kommen sah. Der kleine Talaxianer zog seine bunte Mütze vom Kopf und kam ihr mit verzweifeltem Blick entgegen.
"Ich weiß, ich weiß, Neelix. Aber dieser Zustand wird bestimmt nicht mehr lange anhalten. In ungefähr zweieinhalb Tagen werden wir einen Planetoiden erreichen, der laut Sevens Scans reichhaltige Nahrungsvorkommnisse verspricht. Wir haben bereits Kurs darauf genommen." Der Captain legte dem selbsternannten Moraloffizier die Hand auf die Schulter und geleitete ihn zurück zu seiner Küche. "Sagen Sie mal, hätten Sie vielleicht noch einen Kaffee für mich?"
"Aber selbstverständlich, für Sie lege ich doch immer eine Notreserve beiseite." Neelix holte eifrig unter seiner Theke eine Isolierkanne hervor und schenkte Janeway eine Tasse des heißen schwarzen Gebräus ein, welche sie dankbar entgegennahm.
"Captain, ich möchte das Außenteam begleiten, nur so kann ich sicher gehen, dass wirklich alle Nährstoffe, die benötigt werden, auch geerntet werden." Der Koch der Voyager sah Janeway bittend an.
"Neelix, aus diesem Grund bin ich hier. Wir werden zwei Außenteams bilden, eines davon werde ich leiten und das zweite natürlich Sie." Kathryn trank vorsichtig einen Schluck des heißen, für sie lebenswichtigen Elixiers und fuhr dann fort. "Wenn alles wie geplant läuft, werden wir einige Tage in der Umlaufbahn verbringen. Sie dürfen Ihre Vorratsräume bis an die Decke füllen und soviel Saatgut für den hydroponischen Garten mitbringen, wie Sie möchten. Wir werden danach für längere Zeit keine Nahrungsmittel mehr aufnehmen können, da unser weiterer Kurs uns in eine sehr spärlich besiedelte Region des Weltraumes führen wird."
"In Ordnung", erwiderte der Talaxianer dienstbeflissen, "ach, Captain, möchten Sie vielleicht eine Kleinigkeit essen?"
Janeway stelle die Tasse zurück auf den Tresen. "Nein vielen Dank, ich werde mir heute in meiner Kabine zur Feier des Tages ein schönes Abendessen replizieren." Ihr Blick ging in die Ferne und hatte einen leicht verträumten Ausdruck. Heute war Freitag und an diesem Tag war immer ihr gemeinsames Abendessen.



Kathryn hatte den Tisch in ihrem Quartier besonders hübsch gedeckt, sie hatte schlichte Teller mit passendem Besteck gewählt und dazu langstielige Gläser. Außerdem zierte die Tafel ein edler Rosenstrauß. Sie ging zum Replikator, um das vorher von ihr einprogrammierte Abendessen abzurufen. Nachdem sie den Befehl eingegeben hatte, erschien wie von Zauberhand eine ovale Auflaufform, in der ein wohlriechendes Gericht dampfte. Vorsichtig nahm der Captain die Keramikschale mit zwei Tüchern aus der Ablage und trug sie zum Tisch.
Ein letzter prüfender Blick ging über das gesamte Arrangement, bevor sie sich zur Tür wandte. Wo blieb Chakotay heute nur? Es war gar nicht seine Art, sich zu verspäten. Als ob sie eine dumpfe Ahnung hatte wollte sie ihn nicht direkt über Interkom rufen.
"Computer, wo befindet sich Commander Chakotay?"
"Commander Chakotay ist auf Holodeck eins."
Überraschung machte sich auf Kathryns Gesicht breit, wieso war er auf dem Holodeck, wo doch heute ihr gemeinsames Abendessen war? Hatte er es etwa vergessen?
"Ist der Commander allein?"
"Negativ."
"Computer, wer ist bei ihm?"
"Seven of Nine."
Janeway musste sich setzen. Ihre Ahnung hatte sie nicht getäuscht, Chakotay hatte sie versetzt und verbrachte stattdessen den Abend mit der Borg.
Ihre Gedanken überschlugen sich, es war das erste Mal, dass er nicht zu ihrem gemeinsamen Essen erschienen war, noch dazu ohne Entschuldigung. Er verbrachte den Abend lieber mit Seven. Die Blicke der beiden, die sie schon seit einigen Tagen bemerkt hatte, sie waren also doch offensichtlich.
Kathryn konnte nicht verhindern, dass ihr eine Träne die Wange herablief, ärgerlich wischte sie diese mit der Handfläche beiseite.
Sie musste sich eingestehen, dass sie selbst schuld war, dass Chakotay sich jetzt von ihr abwandte. Bereits vor Jahren, auf New Earth, hatte er ihr, versteckt in dieser Parabel, seine Liebe gestanden. Sie war, als sie zurück auf der Voyager waren, einfach darüber hinweggegangen und hatte ihm nur Freundschaft geboten, obwohl sie in Wahrheit wesentlich mehr für ihren ersten Offizier empfand. Aber da waren die Protokolle der Sternenflotte, sie war der Captain und konnte keine Beziehung zu einem Mitglied ihrer Crew eingehen. Sie klammerte sich immer an die irrwitzige Hoffnung, seine Gefühle für sie würden bis zu ihrer Ankunft auf der Erde anhalten, wann immer das auch sein würde.
Jetzt, all diese Jahre nach ihrem gemeinsamen Aufenthalt auf diesem Planeten war seine Liebe zu ihr offenbar erloschen und er hatte Interesse an Seven gefunden.
Kathryn wusste nicht, wie sie das verkraften sollte.
Hätte sie die Protokolle doch missachten sollen? Immerhin waren sie noch Jahrzehnte von der Heimat entfernt, wer wusste schon, ob sie jemals dort ankommen würden. Jetzt, im Nachhinein erschien ihr ihre Entscheidung falsch, aber nun war es zu spät.
Müde stand sie auf und räumte den Tisch ab. Sie stellte das Essen zurück in den Replikator und drückte eine Taste, um das Programm zum Recycling zu aktivieren, worauf die Auflaufform samt Inhalt wieder verschwand.
Kathryn ging ins Bad und ließ die Wanne mit heißem Wasser vollaufen, vielleicht konnte ihr dies etwas Entspannung und Klärung ihrer Gedanken bringen.



"Guten Morgen, Captain." Chakotay kam fröhlich gelaunt und schwungvollen Schrittes auf die Brücke, er warf ihr ein freundliches Lächeln zu und setzte sich auf seinen Platz, wo er sofort seine Kommandokonsole aktivierte, um die Berichte der Nachtschicht abzurufen.
"Ebenfalls guten Morgen, Commander, haben Sie gut geschlafen?" Kathryn betrachtete ihren ersten Offizier aufmerksam, er schien glücklich und sehr gelöst zu sein.
"Danke, ausgezeichnet, und Sie?" Kein Wort über das verpasste Abendessen, es sah so aus, als ob er immer noch nicht daran dachte.
Janeway gab ihm eine belanglose Antwort und beschloss, es dabei bewenden zu lassen, es hätte für sie keinen Sinn mehr gehabt, ihn jetzt noch darauf anzusprechen. Allerdings konnte sie im Moment seine Nähe nicht ertragen, die Vorstellung vom Verlauf des vergangenen Abends auf dem Holodeck, er und Seven of Nine, schmerzten sie zu sehr. Sie beschloss, sich zurückzuziehen.
"Chakotay, Sie haben das Kommando, ich bin in meinem Bereitschaftsraum."
"Aye, Captain."
Kathryn stand auf und verließ, ohne ihn noch einmal anzusehen, die Brücke.
In ihrem Raum angekommen, bemerkte sie sofort den Stapel Padds, angefüllt mit Berichten, die sich auf ihrem Arbeitstisch türmten. Diese ignorierend, ging sie erst einmal zu dem großen Panoramafenster, um die vorbeirasenden Sterne zu betrachten.
Was konnte sie gegen diese sich offensichtlich anbahnende Romanze unternehmen? Im Grunde genommen gar nichts. Sie hatte nicht das Recht, sich in das Privatleben ihres ersten Offiziers einzumischen. Er musste den Eindruck gewonnen haben, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte, sie hatte ihm nach außen immer nur Freundschaft entgegengebracht, obwohl ihre Gefühle ganz anders waren.
Nur, je länger sie darüber nachdachte, desto abwegiger erschien es ihr, dass die beiden wirklich soviel Gefallen aneinander gefunden haben konnten. Sie passten absolut nicht zusammen und vor allem, was wollte ein Mann wie Chakotay mit einer Frau, die jede Nacht in ihrem Alkoven verbringen musste und nie sein Bett mit ihm teilen konnte?
Außerdem hatte Kathryn immer den Eindruck gehabt, dass sich die beiden zwar respektieren, aber nicht besonders gut leiden konnten. Bis vor ein paar Tagen hatten sie noch nie ein privates Gespräch miteinander geführt. Woher kam der plötzliche Sinneswandel? Sie beschloss nun doch, der Sache auf den Grund zu gehen und ein Gespräch mit ihrem ersten Offizier zu führen.
"Janeway an Chakotay, bitte kommen Sie in meinen Bereitschaftsraum."
"Aye, Captain."



"Herein." Der Türsummer hatte sich gemeldet und Chakotays Ankunft angekündigt. Der erste Offizier trat ein und blieb abwartend stehen, da Janeway noch immer am Fenster stand und hinausblickte.
Kathryn drehte sich um. "Setzen Sie sich doch, möchten Sie einen Kaffee?"
"Gerne, vielen Dank." Der Indianer blieb jedoch stehen.
Der Captain der Voyager ging zum Replikator, um zwei Tassen des braunen, für sie wunderbarsten Getränkes der Welt zu holen. Eine davon reichte sie ihm, die er dankend entgegennahm. Er trank einen kleinen Schluck davon und blickte sie erwartungsvoll an.
Kathryn beschloss, nicht lange um den heißen Brei herumzureden und gleich zur Sache zu kommen, sie fühlte sich zwar nicht wohl dabei, aber sie wollte Klarheit.
"Wie war Ihr Abend gestern?"
Chakotay blickte sie einen Moment überrascht an, es war nicht ihre Art, ihn zu fragen, wie er seine Freizeit verbracht hatte. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, gestern war Freitag, er hatte ihr gemeinsames, wöchentliches Essen vergessen. Das war ihm noch nie passiert, er griff sich entsetzt mit der Hand an die Stirn. Wie sollte er sich nur entschuldigen?
"Ich ... ich habe es vergessen, bitte verzeihen Sie, Kathryn. Aber Seven hatte ...", weiter kam er nicht, da er von Janeway unterbrochen wurde.
"Ist schon gut, Commander", sie sprach ihn absichtlich mit seinem Rang an, obwohl sie dies eigentlich nie tat, wenn sie allein waren, "Entschuldigung angenommen, das kann ja mal vorkommen." Kathryn wollte seine Erklärung gar nicht hören, wenigstens hatte er nicht vorgehabt, sie zu belügen. Das hätte sie noch mehr verletzt, als die Tatsache, dass er die Gesellschaft einer anderen Frau ihr vorzog.
"Vergessen wir es einfach und gehen zur Tagesordnung über. Könnten Sie mir vielleicht bei diesen Berichten helfen? Sonst könnte es passieren, dass ich trotz Kaffee darüber einschlafe."
Chakotay musste grinsen, als er das erste Padd zur Hand nahm. "Lassen Sie mich raten, das sind alles Tuvoks Sicherheitsberichte."
Kathryn nickte ergeben und setzte sich in ihren Stuhl, gemeinsam arbeiteten sie sich schweigend durch den Stapel.



Der Tag war ruhig verlaufen, die Voyager konnte immer noch ohne Unterbrechung mit Warp acht fliegen, um den Planetoiden am nächsten Tag zu erreichen. Kathryn Janeway saß spät abends in ihrem Quartier und las ein Buch. Besser, sie versuchte zu lesen, konnte sich einfach nicht auf den Inhalt konzentrieren. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab. Sie hatte vor einigen Stunden im Casino Chakotay und Seven beim Abendessen gesehen, die beiden waren so angeregt in eine Unterhaltung vertieft gewesen, dass sie ihre Anwesenheit nicht einmal bemerkt hatten. Die ehemalige Borg hatte sogar einmal gelacht, was Kathryn noch nie an ihr beobachtet hatte.
Es gab ihr jetzt noch einen Stich in der Herzgegend, wenn sie an die Szene dachte.
Janeway stand auf und ging zum Replikator, um sich eine weitere Tasse Kaffee zu holen, sie wusste nicht mehr die wievielte es heute war. Es war ihr auch egal, sie konnte sowieso nicht schlafen. Immer wieder musste sie an Chakotay und Seven denken, die Eifersucht nagte an ihr wie ein Geschwür.
Nach einiger Zeit hielt sie es nicht mehr aus.
"Computer, lokalisiere Chakotay."
"Commander Chakotay befindet sich in seinem Quartier."
Kathryn musste durchatmen bevor sie die entscheidende Frage stellen konnte, ihr Herz klopfte bis zum Hals.
"Ist er allein?"
"Negativ."
"Wer ist bei ihm?"
"Seven of Nine."
Es war für sie wie ein Schlag ins Gesicht, obwohl sie damit gerechnet hatte. Aber Gewissheit zu erhalten, war doch etwas anderes. Es war viel schlimmer.
Janeway lehnte sich in ihren Sessel zurück, die Kaffeetasse fest umkrampft. Sie beschloss, dass sie irgendetwas gegen diese anbahnende Romanze unternehmen musste, leider hatte sie noch keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte.
Sie mochte Seven of Nine wirklich sehr gerne, sie hatte ihr geholfen wieder ein Individuum zu werden. Außerdem bewunderte Kathryn ihre Intelligenz und, das musste sie neidlos zugeben, ihr Aussehen und ihre nahezu perfekte Figur.
Aber sie hatte nicht vor, ihren ersten Offizier dieser Frau zu überlassen. Nun, die ganze Nacht lag vor ihr, um darüber nachzudenken, was sie dagegen unternehmen wollte.



Am nächsten Morgen betrat eine unausgeschlafene Kathryn Janeway gerade die Brücke, als sie einen Ruf der ehemaligen Borg vernahm.
"Seven of Nine an den Captain. Bitte melden Sie sich sofort im Astrometrischen Labor. Ich habe eine interessante Entdeckung gemacht."
Einem ersten Impuls folgend wollte sie schon Chakotay losschicken, aber sie überlegte es sich gerade noch anders. Lieber hätte sie sich zwar in ihren Bereitschaftsraum zurückgezogen, aber sie wollte einfach die beiden so wenig als möglich zusammen sehen, also beschloss sie, selbst zu gehen.
"Ich komme sofort, Janeway, Ende. Commander, Sie haben die Brücke."
Kathryn hörte gerade noch ein bestätigendes "Aye, Captain", als sich die Türen des Turbolifts wieder hinter ihr schlossen.

Kurze Zeit darauf betrat sie das Astrometrische Labor, Seven blickte ihr schon entgegen und begann auch sofort mit ihren Ausführungen.
"Captain, sehen Sie, zwei Lichtjahre vom dem Planetoiden entfernt werden auf einem Mond größere Vorkommen von Dilithium verzeichnet."
Janeway betrachtete den großen Bildschirm, auf dem die Gestirne des Weltalls mit eingefügten Linien verbunden waren. Sie erkannte sofort den Planeten mit dem dazugehörigen Trabanten und las die Anzeigen der Scannerauswertungen. Die Angaben waren wirklich vielversprechend. Sie überlegte nicht lange.
"Seven, da ich mir Sie sowieso nicht gut beim Ernten von Nahrungsmitteln vorstellen kann, werden Sie, sobald wir unser Ziel erreicht haben, mit dem Delta Flyer den Mond anfliegen und soviel Dilithium wie möglich bergen. Lieutenant Torres und Fähnrich Vorik werden Sie begleiten."
Die Borg wollte Einwände erheben, "Captain, ich ...", doch Janeway ließ sie nicht ausreden, was langsam zu einer Gewohnheit bei ihr zu werden schien.
"Die beiden Ingenieure sind genau die richtigen Personen für die Bergung der Rohstoffe, da sie später das Dilithium noch raffinieren müssen und sich so im Vorfeld von der optimalen Qualität des Materials überzeugen können."
Dem konnte Seven nichts mehr entgegensetzen. "Aye, Captain, ich werde den Delta Flyer für den Start vorbereiten."
Janeway nickte ihr noch kurz zufrieden zu und verließ das Astrometrische Labor.



"Captain, wir haben die Zielkoordinaten erreicht, ich gehe unter Warp." Tom Paris hatte Janeway abrupt aus ihren Gedanken, die in letzter Zeit nur ein Thema hatten, Chakotay und Seven, gerissen. Sie musste sich wieder der Realität stellen.
"Gut, Lieutenant, schwenken Sie in eine Umlaufbahn ein." Kathryn sah kurz zu Chakotay, der wie immer neben ihr saß und gerade an seiner Kommandokonsole die laufenden Scans des Planetoiden abrief. Sie blickte auf das Display, die Angaben, die dort zu verzeichnen waren, sahen wirklich erfolgversprechend aus.
Der Captain der Voyager klopfte kurz auf ihren Communicator.
"Janeway an Neelix, wir sind angekommen. Bitte rufen Sie Ihr Landeteam zusammen und melden Sie sich umgehend in Transporterraum eins."
"Verstanden Captain." Dem Talaxianer mit der auffälligen Frisur war die Vorfreude direkt anzuhören.
Kathryn wandte sich an den Mann neben ihr. "Commander, Sie werden mich mit dem zweiten Landeteam begleiten." Sie drehte sich kurz um. "Harry, Ayala, Sie beide kommen ebenfalls mit. Tuvok, Sie haben die Brücke."
Es war von allen angesprochenen Brückenoffizieren ein kurzes "Aye, Captain" zu vernehmen, dann ging Janeway zusammen mit den drei Männern den Turbolifts zu, dessen Türen sich sofort mit einem leisen Zischen öffneten.



Der selbsternannte Moraloffizier der Voyager vollführte vor Freude einen kleinen Luftsprung, als er endlich wieder festen Boden unter seinen kurzen Füßen spürte.
"Captain, ist es nicht wunderschön hier? Riechen Sie mal, diese Luft, sie ist voller Aromen, nicht so wie die sterile Atmosphäre der Voyager." Es ließ sich rücklings ins Gras fallen und streckte Arme und Beine von sich.
Janeway konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie ihn so liegen sah, aber sie hatten eine Aufgabe zu bewältigen und der Talaxianer musste offenbar daran erinnert werden.
"Neelix, Ihre Begeisterung in allen Ehren, aber wir müssen Vorräte einsammeln. Oder wollen Sie die Crew weiterhin mit gestreckter Leolawurzelsuppe verärgern."
"Du meine Güte, lieber nicht, ich würde mein Leben gefährden." Der Koch war schnell aufgesprungen und dirigierte sein Landeteam zu verschiedenen Sträuchern, an denen dicke runde Beeren zu erkennen waren. Nach einem kurzen Scan mit seinem Tricorder erteilte er Anweisung, diese abzuernten.
Kathryn blickte zu Chakotay hoch. "Kommen Sie, Commander, wir werden dort drüben mit der Arbeit beginnen." Sie zeigte mit der ausgestreckten Hand in die Gegenrichtung, in der verschiedene Bäume zu sehen waren, deren Früchte ebenfalls darauf warteten, gepflückt zu werden.
Langsam gingen sie nebeneinander her, gefolgt von Harry Kim, Lieutenant Ayala und weiteren Personen ihres Teams. Am Ziel angekommen, begannen alle nach dem üblichen Scan sofort, die Äpfel, zumindest sahen sie so aus, zu ernten.
"Tut es Ihnen leid, dass Seven nicht dabei ist?" Kathryn hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, nachdem ihr diese Frage an ihren ersten Offizier herausgerutscht war.
Chakotay blickte überrascht von seiner Tätigkeit auf. "Wie kommen Sie denn darauf?"
"Nun, Sie ... Sie beide verstehen sich in letzter Zeit sehr gut, habe ich bemerkt."
"Ja, das stimmt, wenn man Seven näher kennen lernt, kann man feststellen, dass sich ein wunderbarer Mensch hinter der kühlen Borg-Fassade entwickelt. Ich kann mich mit ihr stundenlang unterhalten, sie hat sogar Sinn für Humor." Chakotays Gesicht hatte einen leicht verträumten Ausdruck angenommen, als er ihr dies erzählte.
*So genau wollte ich es eigentlich gar nicht wissen*, dachte Janeway betrübt bei sich. Sie bemerkte, dass sie dabei war, Chakotay zu verlieren. Eigentlich hatte sie ihn ja nie besessen, da sie es selbst verhindert hatte. Diese Erkenntnis schmerzte sie immer mehr. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte, ihre Konzentrationsfähigkeit ließ immer häufiger nach. Wichtige Dinge waren plötzlich nebensächlich für sie. Kathryn konnte nur noch an die sich anbahnende Beziehung der beiden denken und das peinigte sie unheimlich.
"Captain, ist mit Ihnen alles in Ordnung? Sie wirken so abwesend." Besorgt hatte Chakotay ihr die Hand auf die Schulter gelegt, eine Berührung die sie so sehr liebte und die ihr immer wieder angenehme Schauer über den Rücken jagte.
"Natürlich, mir geht es gut. Ich war nur gerade mit meinen Gedanken ein wenig abgeschweift."
"Stört es Sie, dass ich mich mit Seven gut verstehe?" Der Indianer blickte ihr fragend in die Augen, in seinem Ausdruck meinte sie, ein stummes Verständnis für ihre Gefühle zu sehen, aber das konnte gar nicht sein. Er wusste nichts über ihre Empfindungen ihm gegenüber.
"Chakotay, es ist Ihr Privatleben. Als Ihr Captain werde ich mich sicher nicht einmischen, so lange Ihr Pflichtbewusstsein und Ihre Loyalität mir gegenüber darunter nicht leiden." Kathryn hatte es schnell wieder geschafft, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen und die unnahbare Vorgesetzte herauszukehren.
"Arbeiten wir weiter." Sie wandte sich kurz nach den anderen Erntehelfern um. "Harry, Ayala, wie kommen Sie zurecht?"
"Alles bestens, Captain. Dieser Planetoid ist für unsere leere Küche eine wahre Goldgrube." Lieutenant Ayala war mit Begeisterung bei der Sache und freute sich schon darauf, endlich wieder eine vernünftige Mahlzeit zu bekommen.
Chakotay blickte nachdenklich zu Kathryn, er wurde aus dieser Frau nicht schlau. Beinahe sieben Jahre kannte er sie schon und es war ihm, bis auf wenige kurze Augenblicke, nicht möglich hinter die unnahbare Fassade des Captains zu blicken. Manchmal hatte er das Gefühl gehabt, sie würde ihm mehr als freundschaftliche Gefühle entgegenbringen, aber kurze Zeit darauf wurde er jedes Mal eines Besseren belehrt. Er hatte es aufgegeben, auf ihre Liebe zu hoffen.



"Lieutenant, die Zielkoordinaten sind ermittelt. Ich transferiere sie auf Ihre Konsole." Seven of Nine hatte diese Worte, ohne von ihrer Tätigkeit aufzublicken, ausgesprochen. Konzentriert arbeitete sie weiter, die Dilithiumvorkommen auf diesem Mond entsprachen in der Tat ihren Bedürfnissen.
"Gut, ich leite die Landesequenz ein. Vorik, wie sieht es in der Umgebung aus? Sind Aktivitäten fremder Schiffe zu erkennen?" B'Elanna Torres hatte sich kurz zu dem jungen Vulkanier umgewandt, der seinen Platz hinter ihr eingenommen hatte.
"Negativ, Lieutenant, auch der Mond und der Planet, den er umkreist, sind unbewohnt, es sind keine Lebensformen zu verzeichnen. Außerdem kann ich mitteilen, dass die Atmosphäre des Trabanten für uns atembar ist."
Der Delta Flyer befand sich auf dem Sinkflug zu dem fremden Mond, um die benötigten Rohstoffe für die Voyager zu beschaffen. Alles lief ruhig und nach Plan, ebenso der Eintritt in die Atmosphäre, das beste Shuttle der Voyager konnte ohne Probleme und Turbulenzen landen.
Nach dem Aufsetzen rüsteten sich die drei Crewmitglieder von Captain Janeway mit den nötigen Ausrüstungsgegenständen aus und verließen das kleine Schiff.
Der Boden war steinig und ohne erkennbare Vegetation, am Horizont waren Gebirgszüge zu erkennen. Torres und ihre beiden Begleiter hatten ihre Scanner aktiviert und gingen langsam, jeder aufmerksam das Gerät studierend, ein Stück vom Delta Flyer weg.
Bald hatten sie die richtige Position erreicht und B'Elanna überprüfte die Daten nochmals auf das Genaueste mit ihrem Scanner. Alles war in Ordnung.
"Seven, Vorik, hier werden wir mit den Probebohrungen beginnen. Bitte stellen Sie die Phaser auf.
"Wie Sie wünschen, Lieutenant." Sevens Stimme hatte einen merkwürdigen Klang, der Torres sofort aufhorchen ließ. Überrascht blickt Sie die Borg an.
"Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie wirken etwas gereizt, das bin ich von Ihnen nicht gewöhnt."
Seven of Nine arbeitete weiter am Aufstellen der Stative für die Phasergewehre, sie hielt dann kurz inne und blickte zu der Chefingenieurin. "Ich kann mich irren, aber ich glaube, Captain Janeway hat mich gezielt auf diese Mission geschickt, sie wollte nicht, dass ich zusammen mit den anderen Crewmitgliedern auf den Planetoiden zur Nahrungssuche beame."
Die ehemalige Borg setzte ein Gewehr auf das dafür vorgesehene Gestell und überprüfte die Justierungen. "Ich hatte sogar das Gefühl, sie war aus irgendeinem Grund verärgert über mich." Fragend blickte sie die Chefingenieurin an.
*Natürlich ist sie das*, dachte B'Elanna, *seit Sie ihrem ersten Offizier schöne Augen machen und ihm buchstäblich den Kopf verdrehen.* Laut jedoch sagte sie. "Ich habe davon nichts bemerkt. Sollten Sie jedoch dieses Gefühl haben, würde ich Ihnen raten, sobald wir wieder zurück sind, mit dem Captain zu reden."
"Das werde ich in Betracht ziehen. Danke, Lieutenant, die Phasergewehre sind in Position, wir können mit den Bohrungen beginnen."



Der erste Erntetag auf dem Planetoiden konnte als ausgesprochen erfolgreich bezeichnet werden, das Landeteam der Voyager war abends zurück auf das Schiff gekehrt, die Vorratsräume konnten bereits zu Hälfte gefüllt werden.
Neelix hatte zur Feier des Tages noch ein besonders schmackhaftes Abendessen für die gesamte Crew gekocht, welches mit großer Begeisterung angenommen wurde.
Zum Glück wuchsen auf dem Planetoiden keine Leolawurzeln, so dass die Mannschaft der Voyager die Hoffnung hegen konnte, dass Neelix' ewig währender Vorrat dieses absolut unbeliebten Gewächses endlich einmal zur Neige gehen würde.
Commander Chakotay saß allein in seinem Büro und arbeitete einige Berichte durch. Eigentlich versuchte er es nur, denn seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Das merkwürdige Verhalten Captain Janeways wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen.
Er legte das Padd beiseite, stand auf und blickte aus dem Fenster, von dort aus sah er den Planetoiden, den sie immer noch umkreisten, grünlich schimmern.
Seit wann war sie so gereizt und teilweise geistesabwesend? Natürlich, seit er sich privat öfters mit Seven of Nine traf. Dann hatte er dummerweise ihr wöchentliches Essen vergessen, was sie offenbar verletzt hatte.
Der Indianer drehte dem Fenster den Rücken zu und ging zum Replikator, um sich ein Glas Wasser zu ordern.
Dann diese merkwürdige Aufteilung der Außenmissionen, wieso hatte sie Seven zu dem Mond geschickt? Tom Paris wäre als bester Pilot des Schiffes für diesen Einsatz geeigneter gewesen, die Voyager befand sich in der Umlaufbahn und dementsprechend wenig war am Steuer zu tun. Wollte sie die Borg aus seiner Nähe wissen? Es kam ihm fast so vor, allerdings waren seine Vermutungen unsicherer Natur.
Es musste zugeben, die Blondine gefiel ihm ausgesprochen gut, aber ihr Charakter hatte nicht die Tiefe, die er von Kathryn gewöhnt war. Wenn er die beiden Frauen miteinander verglich, ging der Captain eindeutig als Sieger hervor. Aber was half ihm diese Erkenntnis, wenn diese Frau seine Gefühle nicht erwiderte?
Chakotay war jetzt seit sieben Jahren allein und ohne feste Partnerschaft, er war es leid, so durchs Leben zu gehen, er wollte eine Frau an seiner Seite wissen, die ihn liebte.
Nur - genügte ihm das?



Zur selben Zeit saß Kathryn Janeway in ihrem Quartier, hing ebenfalls ihren Gedanken nach und ärgerte sich über sich selbst.
Jedes Mal, wenn sie ein Gespräch mit Chakotay über Seven begonnen hatte, beendete sie selbst das Thema, denn sie hatte Angst davon, er würde ihr erzählen, dass er diese Frau liebte.
Auf der anderen Seite, ließ ihr diese Vorstellung keine Ruhe. Wie weit waren die beiden bereits gegangen, hatten sie schon eine intime Beziehung? Immerhin hatte sie vergangenen Abend vom Computer die Auskunft erhalten, dass Seven in seinem Quartier war. Allerdings, so redete sie sich ein, musste das noch nichts bedeuten. Es konnte auch nur ein gemeinsamen Essen gewesen sein.
Ein Dinner, wie sie selbst es mit ihrem ersten Offizier regelmäßig einzunehmen pflegte. Nur, wenn er das jetzt mit dieser Frau tat, allein der Gedanke machte sie unheimlich traurig.
Wieso hatte sie nicht den Mut, mit ihm darüber zu reden? Sie hatte Angst vor der Wahrheit, denn sie befürchtete, dass sie ihn dadurch für immer verlieren würde.
Kathryn gestand sich allerdings langsam ein, dass sie nur, wenn sie jetzt in die Offensive ging, vielleicht noch eine Chance hatte. Sie würde über ihren Schatten springen und auf ihn zugehen müssen, falls das zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch etwas nützte.
Der Captain der Voyager stand aus ihrem Sessel auf, sie straffte die Schultern und machte sich auf dem Weg zur Tür. Plötzlich, bevor sie die Ausgang ihrer Kabine erreicht hatte, hielt sie inne.
"Computer, lokalisiere Chakotay."
"Commander Chakotay befindet sich in seinem Quartier."
"Ist er allein?"
"Positiv."
Das war die Antwort, die sie erhofft hatte, Kathryn verließ ihre Kabine und machte sich auf den Weg zu ihrem ersten Offizier.



Die Probebohrungen des Außenteams der Voyager waren erfolgreich verlaufen und das Dilithium hatte tatsächlich die erforderliche Qualität. Am nächsten Morgen wollte man damit beginnen, die so dringend benötigten Rohstoffe zu fördern.
B'Elanna Torres saß zusammen mit Seven of Nine und Fähnrich Vorik im Delta Flyer beim Abendessen. Die ehemalige Borg wirkte immer noch sehr nachdenklich und stocherte nur in ihrem Teller herum.
"Lieutenant, was halten Sie von Commander Chakotay?"
Der Chefingenieurin wäre beinahe der Bissen im Hals steckengeblieben, völlig perplex sah sie Seven an. "Was ich von ihm halte? - Nun, er ist ein fähiger Offizier und ein wunderbarer Mensch. Wollten Sie das wissen?"
Die Blondine blickte unsicher zwischen der Halbklingonin und dem Vulkanier hin und her. "Nun, ich weiß nicht. Wie ..., wie ist er Frauen betreffend?"
"Also, dazu kann ich Ihnen beim besten Willen nicht viel sagen, wir sind zwar seit sieben Jahren hier zusammen auf der Voyager, aber ... doch, natürlich, er hatte eine Beziehung zu einer Frau, die ihn allerdings sehr enttäuschte. Er war damals sehr betroffen." Torres hielt kurz inne und betrachtete die Borg aufmerksam. "Er ist kein Mann, mit dessen Gefühlen man spielt."
Seven of Nine zog in ihrer unnachahmlichen Art eine Augenbraue hoch und fixierte ihr Gegenüber. "Wieso sagen Sie mir das?"
"Kommen Sie, jeder an Bord der Voyager bemerkt doch, dass Sie Chakotay umgarnen und wie er darauf reagiert." Die Chefingenieurin hatte diese Worte mit etwas schärferer Stimme ausgesprossen, auch war darin ein leichter Vorwurf zu hören.
"Der Doctor hat mir geraten, meine Wirkung auf Männer zu testen und verschiedene Interaktionen auszuprobieren. Dies könnte mir bei der Vervollständigung meiner Individualität helfen und mein Selbstvertrauen aufbauen." Seven sagte dies, als würde sie einen medizinischen Bericht herunterlesen.
Jetzt wurde B'Elanna Torres richtig wütend. "So, der Doctor hat Ihnen das geraten? Dann lassen Sie sich mal von mir einen Tipp geben. Machen Sie solche Versuche, wenn Sie es nicht ernst meinen, auf dem Holodeck. Kreieren Sie sich meinetwegen den Mann Ihrer Vorstellung oder Ihrer Träume, aber stellen Sie solche Tests nicht an lebenden Personen an. Sie wissen gar nicht, was Sie damit anrichten."
Seven stand auf und ging einige Male in dem kleinen Raum auf und ab. "Was habe ich denn Schlimmes getan? Ich habe nur ein wenig", sie überlegte kurz den richtigen Ausdruck dafür, "geflirtet. Nichts Ernstes, laut Auskunft des Doctors ist diese Art der Kommunikation zwischen Mann und Frau gang und gäbe und bedeutet nichts Verwerfliches."
"Seven", begann die Chefingenieurin und versuchte ihre Worte so verständig wie möglich auszudrücken, "mit solchen Flirts können Sie Menschen verletzen."
"Das verstehe ich nicht, der Doctor ...", begann die Borg erneut, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen.
"Jetzt lassen Sie mal das MHN aus dem Spiel, bitte suchen Sie sich jemand anderen für Ihre Versuche. Es gibt Männer, die solche Spielchen leichter nehmen. Chakotay ist ein sehr ernsthafter Mann, mit dessen Gefühlen man nicht spielen darf." Torres musste kurz Luft holen, vor Ärger schwollen ihr die Halsschlagadern an. "Seven, Sie dürfen ja flirten, aber Sie müssen sich vorher überlegen, mit wem Sie das tun. Nicht jeder Mann ist für diese Art Spielchen der geeignete Partner. Bestimmt hat der Doctor versucht, Ihnen auch das zu vermitteln."
"Sprechen wir hier nur von Commander Chakotay oder auch noch von einer anderen Person?" Seven ahnte langsam, worauf die Chefingenieurin hinauswollte.
Torres stand nun ebenfalls auf, sie räumte ihren Teller ab und trug ihn zurück zum Replikator. Dies tat sich allerdings nur, um etwas Zeit zu gewinnen, sie musste der Borg eine Antwort geben, wollte aber nicht über persönliche Vermutungen sprechen.
"Das kann ich Ihnen nicht beantworten, da ich keine Spekulationen aufstellen möchte. Sie können aber denken, was Sie wollen."
"Das genügt mir, vielen Dank Lieutenant. Ich werde Ihren Rat befolgen. Allerdings sind fiktive Figuren auf dem Holodeck für diese Aktionen nicht geeignet, wie mich schlechte Erfahrungen gelehrt haben." Seven of Nine ging auf die Tür des kleinen Raumes im Delta Flyer zu, sie wollte mit ihrer Arbeit fortfahren, B'Elanna Torres folgte ihr.
Fähnrich Vorik saß immer noch am Tisch, sein Essen hatte er noch nicht angerührt. Er war nicht dazu gekommen, interessiert hatte er die Unterhaltung der beiden Frauen mitverfolgt und schüttelte nun, angesichts dieses für ihn äußerst merkwürdigen Gespräches, verständnislos den Kopf.



"Herein."
Kathryn Janeway betrat nach dessen Aufforderung zögernd das Quartier ihres ersten Offiziers. Sie hatte sich noch immer keinen plausiblen Grund, welchen sie ihm nennen konnte, für ihren späten Besuch bei ihm zurecht gelegt. Sie konnte sich einfach nicht auf das Wesentliche konzentrieren.
Es war so schwer für sie, wie sollte sie nur anfangen? Sie wusste es nicht, also beschloss sie, erst einmal seine Reaktionen auf ihre überraschende Stippvisite abzuwarten.
"Captain", Chakotay blickte sie verwundert an, "ist etwas passiert?"
"Nein", sie hob abwertend die Hände, "ich wollte mich nur ein wenig mit Ihnen unterhalten, da Sie heute Abend ausnahmsweise allein sind." Jetzt war es ihr schon wieder passiert, das wollte sie gar nicht sagen, aber die Eifersucht arbeitete wie eine tödliche Geschwulst immer stärker in ihr, sie konnte sich nicht beherrschen.
Kathryn versuchte noch, diesen Satz zu entschärfen, bevor der Indianer antworten konnte.
"Tut mir leid", sie räusperte sich und wollte fortfahren. Chakotay, der jedoch ihre Verlegenheit bemerkt hatte, half ihr aus dieser für sie peinlichen Situation in seiner einfühlsamen Art heraus.
"Schon gut, vergessen wir das. Ich bin sicher, Sie haben nichts gegen einen Kaffee einzuwenden. Setzen Sie sich doch."
Sofort ging er zum Replikator. Janeway blieb jedoch weiter stehen und beobachtete ihn schweigend. Diese unglaublich sanfte Stimme, mit der er zu ihr sprach, ließ Hitze in ihr aufsteigen. Sie hatte das Gefühl, nein sie wusste, dass er nur ihr gegenüber so gefühlvoll war. Langsam wurde sie sicherer, ihr wurde klar, was sie zu tun hatte.
Der erste Offizier kam mit zwei Tassen Kaffee zurück, wovon er ihr eine reichte. Dankbar nahm sie diese entgegen und roch kurz dieses wundervolle Aroma.
Die beiden tranken eine Zeitlang schweigend das heiße Gebräu, jeder wartete darauf, dass der andere den Anfang machen würde. Die Luft um sie herum schien auf einmal wie elektrisch geladen.
Chakotay war es, der als erster beschloss, das Schweigen zu brechen. "Kathryn, bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber ich denke, meine Freundschaft zu Seven, die sich in den letzten Tagen entwickelt hat, stört Sie." Erwartungsvoll blickte er ihr in die Augen.
Verlegenheit machte sich wieder in ihrem Gesicht breit, welches auch noch mit einer feinen Röte überzogen wurde. Janeway war sofort klar, welche Emotionen sie widerspiegelte. Aber das war ihr letztendlich egal, sie musste jetzt Farbe bekennen.
"Verstehen Sie mich nicht falsch, Chakotay, ich mag Seven wirklich sehr gerne. Nur finde ich, dass diese Frau nicht zu Ihnen passt. Sie beide sind so grundverschieden, Sie ...", Kathryn suchte nach den richtigen Worten, "Eine Frau, die das logische und rationale Denken der Borg nicht ablegen kann und will und ein Mann wie Sie, traditionell, mystisch und einfühlsam."
"So sehen Sie mich also", Chakotay musste schmunzeln, "das hat mich schon immer interessiert." Gleich darauf wurde er wieder ernst. "Kathryn, Sie haben vollkommen Recht. Aber ich glaube, Sie sehen mehr hinter der Freundschaft zwischen Seven und mir, als dort wirklich ist."
"Wirklich, tue ich das?" Der Captain blickte ihn fragend und irritiert an.
"Ja, ich denke, Seven will nur ein wenig flirten und ich bin darauf eingegangen, weil es mir Spaß gemacht hat. Außerdem war es angenehm, die Abende nicht immer allein in meinem Quartier zu verbringen. Ihre Gesellschaft war für mich anregend und unterhaltsam, mehr allerdings nicht."
Chakotay blickte Janeway in der Hoffnung, eine Reaktion auf seine Worte zu erkennen, ins Gesicht. Dann veränderten sich seine Gedankengänge und er musste grinsen, wobei er den Kopf in seiner unnachahmlichen Art senkte. "Außerdem ist es für das Selbstbewusstsein eines jeden Mannes manchmal sehr zuträglich, von einer schönen Frau umschwärmt zu werden."
*Das kann ich auch*, dachte Kathryn für sich, laut sagte sie jedoch. "Bei Ihrem Aussehen wird Ihnen das doch sicher öfter passieren."
"Captain", völlig überrascht hob der erste Offizier der Voyager wieder das Gesicht und blickte ihr in die Augen, die sie jedoch schnell nach unten senkte, als sie seine Absicht bemerkt hatte, "ich glaube das sehen Sie falsch. Zumindest habe ich noch nie etwas dergleichen bemerkt."
Janeway nahm all ihren Mut zusammen, sie hatte damit angefangen, jetzt musste sie auch durch. Sie ging auf ihn zu und blieb erst vor ihm stehen, als nur noch eine handbreit Platz zwischen ihnen war. Langsam hob sie den Kopf und sah ihn an. "Gut, ich hoffe das bleibt auch so."
"Ich ... ich verstehe nicht ganz." Es fiel ihm schwer zu glauben, was sie versuchte, ihm anzudeuten. Sollte sie doch mehr für ihn empfinden, als ihre verschlossene Mimik immer zuließ?
Kathryn legte ihm die flache Hand auf die Brust, dieser Captains-Touch, der ihm soviel bedeutete und ihn immer spüren ließ, dass er ein lebender Mensch und nicht eine tote Marionette war. Jedes Mal, wenn sie ihn so berührte, brauchte er danach Stunden, um sich wieder zu fangen, sicherlich war nach außen hin nichts davon zu bemerken, aber in seinem Inneren tobte dann ein Vulkan, der nur langsam erlosch. So würde es auch heute wieder sein. Plötzlich glaubte er, in ihren Augen mehr als nur Freundschaft und grenzenloses Vertrauen zu sehen, er konnte es nicht fassen.
"Chakotay", sie trat noch einen kleinen Schritt näher an ihn heran, "muss ich noch deutlicher werden?"
Der Mann vor ihr reagierte immer noch nicht, er stand da, wie zu einer Salzsäule erstarrt, nur seine Augen lebten und seine Gedanken überschlugen sich.

Janeway las in seiner Mimik wie in einem offenen Buch, er konnte ebenfalls seine Empfindungen nicht mehr verbergen, diese Erkenntnis verlieh ihr ungeahnten Mut. Sie hob die rechte Hand, die immer noch auf seiner Brust lag, und ließ sie zu seinem Gesicht wandern. Leicht, fast wie schwebend, ließ sie ihre Finger über seine Tätowierung an der Stirn gleiten, sie zeichnete jede Linie und den kleinen Kreis an der Schläfe nach.
Ihre Finger hinterließen eine brennende Feuerspur auf seiner Stirn, Chakotay sog scharf den Atem ein, den er bisher unbewusst angehalten hatte, immer noch stand er unbewegt vor ihr. Unsicher lächelte er sie an, sie war der Captain und es fehlte ihm einfach der Mut, ihre Zärtlichkeit zu erwidern. Die Angst, doch noch zurückgestoßen zu werden, war einfach zu übermächtig.
Kathryn ließ ihre Finger von seinem Tattoo zu seinen Haaren gleiten. Immer schon wollte sie diese spüren, jetzt endlich war es soweit. Sie spreizte die Finger und fuhr hindurch, sie fühlten sich weicher an, als sie gedacht hatte. Sie war jetzt so nah bei ihm, dass sie seinen Geruch wahrnehmen konnte, es war absolut sinnlich und ließ ihr angenehme Schauer über den Rücken jagen.
Die beiden ranghöchsten Offiziere der Voyager blickten sich tief in die Augen, keiner hielt mehr seine Gefühle zurück, jeder konnte im anderen lesen, wie in einem offenen Buch. Gemeinsam waren sie sich plötzlich sicher, das Richtige zu tun.
Ihre Gesichter kamen sich immer näher, beinahe berührten sich ihre Nasenspitzen, doch sie ließen sich unendlich viel Zeit. Sie wollten diesen einmaligen Augenblick so lange wie möglich auskosten.
Chakotay hob seine Hand und führte zwei Finger an seinen Mund, danach legte er eben die selben Finger an Kathryns Lippen, die sofort einen leichten Kuss darauf hauchte. Diese Geste war ihm Einladung genug.
Er ließ seine Hand über ihre Wange streichen und fuhr mit zärtlichen Fingern weiter zu ihrem Ohrläppchen. Kathryn konnte nicht verhindern, dass ihr Atem schneller ging, was er mit glücklicher Befriedigung zur Kenntnis nahm. Er streichelte sie ganz sacht und zart hinter dem Ohr und fuhr dann langsam ihren Hals entlang nach unten, wobei sich auf Janeways Haut sofort eine leichte Gänsehaut bildete.
Dann endlich näherten sich seine Lippen den ihrigen, als er sie berührte, geschah dies unendlich sanft, aber dennoch so zärtlich und erregend. Chakotay zog gleich darauf seinen Kopf leicht zurück und sah ihr abermals in die Augen. Er konnte darin den Anflug von Tränen und grenzenloser Liebe schimmern sehen.
Der Indianer näherte sich der Frau, die er über alles liebte und die endlich dazu bereit war, seine Gefühle zu erwidern, erneut und küsste sie dieses Mal mit wesentlich mehr Intensität. Kathryn erwiderte glücklich seinen Kuss, der immer leidenschaftlicher und intimer wurde.
Chakotay hob Janeway hoch, sie war für ihn leicht wie eine Feder, und trug sie zu seinem Bett.
Kathryn löste ihre Lippen widerstrebend von seinen.
"Diese Geschichte mit Seven, wie ...", sie suchte nach Worten, "wie weit ist das gegangen?" Ängstlich und fragend blickte sie ihn an.
"Es war nie mehr als ein Flirt, so weit wie mit dir jetzt, würde ich mit keiner anderen Frau gehen."


-Ende-
Rezensionen