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Remember to breathe

von Emony

Kapitel 1

Der Korridor im Schulhaus war voll von Schülern, die es kaum erwarten konnten endlich die letzten Stunden vor den großen Ferien hinter sich zu bringen. Eine von ihnen war Joanna McCoy. „Ich bin total nervös. Ist das nicht komplett lächerlich?“, fragte sie ihre beste Freundin Amber und steckte sich das lange, hellbraune Haar mit einer Klammer zu einer lockeren Frisur am Hinterkopf fest. Es war ihr letzter Schultag vor den Ferien. Der letzten Ferien, ehe sie aufs College gehen würde.

„Es ist dein Vater, Süße. Ich glaub nicht, dass du nervös sein musst.“

„Ich weiß das. Aber ich hab ihn seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen. Ich will ihn nicht enttäuschen.“

„Joanna, mach dich nicht verrückt. Nach allem, was du mir bisher über deinen Vater erzählt hast, muss er der Vater des Jahrhunderts sein. Du kannst ihn sicherlich mit nichts enttäuschen, was du tust. Und ich schwöre dir, ich würde alles geben, wenn mein Vater so sexy wäre wie deiner.“

„Amber!“, lachte Joanna und gab ihrer Freundin einen leichten Klapps. Seit einiger Zeit gab es für Amber nur noch ein Thema; Jungs!

Hinter den beiden Mädchen tauchte im Korridor des Schulhauses plötzlich eine Gruppe von Jungen auf. Einer von ihnen legte Joanna eine Hand auf die Schulter. „Lass Amber doch die Tagträume. Wir wissen doch alle, dass dein Vater eine Schwuchtel ist.“

Joanna sah den Jungen nicht an. Sie hielt den Blick ihrer Freundin fest. Amber kannte ihre Freundin inzwischen lange genug, um zu wissen, was es bedeutete, wenn Joanna in eine plötzliche Starre verfiel. Es war nur eine Frage von Momenten, ehe sie explodierte. Das Haselnussbraun ihrer Augen verdunkelte sich im Bruchteil einer Sekunde und Amber griff nach der Hand ihrer Freundin. „Verpiss dich einfach, Greg“, sagte Amber anstelle von Joanna und gab ihm einen Schubs.

Der Junge blieb stehen, als wäre nichts geschehen. „Wer redet denn mit dir, du Null?“

Amber sah von Greg wieder in Joannas Augen, in denen es aufblitzte. „Lass uns gehen, Jo.“

„Ja, geh deinen Schwuchtelvater abholen. Hab einen ‚warmen’ Sommer.“

Im Grunde wusste Joanna, dass Greg nur deshalb so fies zu ihr war, weil sie ihn vor einigen Monaten hatte abblitzen lassen. Er hatte mit ihr ausgehen wollen, aber sie hatte nein gesagt. Für gewöhnlich bekam der Star der Sportmannschaft keinen Korb und so versuchte er es ihr heimzuzahlen.

Joanna drehte sich zu ihm herum und fixierte ihn mit stählernem Blick. Sie atmete tief durch die Nase ein und wieder aus.

„Woah, jetzt ist sie echt sauer, Jungs“, sagte Greg grinsend und gab sich eingeschüchtert. Er war jedoch viel zu arrogant, um wirklich Angst vor einem Mädchen zu haben, das kaum fünfzig Kilo wog und ein Kopf kleiner war als er.

„Wenn du meinen Vater noch einmal so nennst, verpass ich dir eine“, brachte Joanna zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

Greg krümmte sich vor lachen und holte sich die amüsierte Zustimmung seiner Freunde, die Joannas Drohung ebenfalls nicht im Ansatz ernst nahmen. Als er wieder aufblickte, traf ihn Joannas Faustschlag derart unvorbereitet, dass sie ihn mit einer gebrochenen Nase zu Boden schickte.

„Sag’ mal, spinnst du?!“, schrie Doug sie plötzlich an und gab ihr eine Ohrfeige. Er wollte Greg aufhelfen, doch der schlug die Hand seines Freundes weg. Wollte sich nicht noch mehr demütigen.

Sich das Blut am T-Shirt abwischend baute sich Greg vor Joanna auf. „Du hast Glück, dass du ein Mädchen bist, Jo, sonst lägst du jetzt bewusstlos am Boden.“

Joanna blinzelte langsam und schob selbstsicher das Kinn vor.

„Lass uns gehen, bitte“, sagte Amber unsicher und fasste Joanna am Ellbogen.

„Glaubst du ich hab Angst vor dir, Greg? Komm schon, zeig mir, was du drauf hast.“

Er belächelte sie. „Ich schlage keine Mädchen.“

Ambers Herz raste wie verrückt. Sie war hin und her gerissen und wollte Hilfe holen, aber Joanna gleichzeitig nicht allein lassen mit Greg und seinen Freunden. Um sie herum hatte sich ein dichter Kreis aus Mitschülern gebildet.

„Komm schon, schlag mich!“, forderte Joanna ihn heraus und schubste ihn mit beiden Händen so kräftig, dass er von seinen Kumpels aufgefangen werden musste. „Stell dir einfach vor, ich hätte keine Vagina. Trau dich, du Feigling!“

„Jo!“ Amber warf ihr einen erschrockenen Blick zu, doch Joanna ließ den Jungen vor sich nicht aus den Augen. So als gäbe es nur sie und ihn.

Greg wischte sich erneut das Blut fort, das ihm aus der Nase lief.

„Sie will es nicht anders“, hörte Amber einen der Jungs hinter Greg sagen.

Greg lachte erneut. „Versuchst du männlicher zu sein, als dein schwuchteliger Vater?“

Mit einem animalischen Schrei fing Joanna plötzlich an auf Greg loszugehen, ehe dieser wusste was geschah. Ein paar der Schläge schaffte er abzuwehren, aber sie traf ihn einige Male hart im Gesicht, an den Nieren und schließlich trat sie ihm mit voller Wucht ins Gemächt.

Nur verschwommen nahm sie die verzweifelten Schreie ihrer Freundin wahr, welche die anderen Mitschüler bat, Hilfe zu holen. Niemand reagierte. Außer den wilden Anfeuerungsrufen, war nach einiger Zeit nichts mehr zu hören.

Joanna schlug zu, als ginge es um Leben und Tod. Sie merkte nicht einmal, dass sie irgendwann auf Doug eindrosch, nachdem Greg bereits am Boden lag.

„Auseinander, sofort!“, donnerte plötzlich eine tiefe Stimme und riss das Mädchen hart von dem Jungen los. „Was zum Teufel ist hier los?“

Vollkommen außer Atem starrte Joanna in das strenge Gesicht des Schuldirektors. Wo zum Henker war der plötzlich hergekommen?

Amber starrte sie an, als wäre ihr plötzlich noch ein Kopf gewachsen. Und erst jetzt, nachdem sie langsam wieder von ihrem Adrenalinrausch runterkam, spürte Joanna die Schmerzen in ihrem Gesicht und an den Rippen.

***

Amber saß vor dem Büro des Schuldirektors und wartete auf ihre Freundin. Greg, Doug und die anderen Jungs waren längst von ihren Eltern abgeholt worden. Nur Joanna musste noch warten, da ihre Mutter verreist und ihr Vater jedoch noch nicht auf der Erde angekommen war.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als nicht nur Dr. McCoy den Korridor heraufkam, sondern auch noch der unglaublich attraktive Captain James T. Kirk. In Ambers Magengrube flatterte mit einem Mal eine Million Schmetterlinge. Sie fand ja bereits Joannas Vater sexy, aber der berühmte Captain der Enterprise war in Natura noch wesentlich sexier als in den Medien. Sie seufzte glückselig, als beide Männer unmittelbar vor ihr standen.

„Ist dies das Büro des Direktors?“, verlangte Dr. McCoy von ihr zu erfahren, ohne sie überhaupt zu grüßen oder sonst irgendwie freundlich zu sein. Ob er sie nicht erkannte? Sie hatten sich lange nicht gesehen. Sein Gesicht sah aus, als käme er geradewegs von einer echt übel gelaufenen Mission zurück. Amber starrte ihn fassungslos an. Joanna hatte so viel von ihm erzählt, dass sie angenommen hatte, er wäre ein echter Schatz. Offensichtlich war er einfach nur übellaunig.

„Bones, sei nicht so unhöflich“, wandte sich Kirk an den Arzt. Dann setzte er sein schönstes Lächeln auf und strahlte Amber an. Diese glaubte sich tot und im Himmel. Sie versuchte ein viel zu mädchenhaftes Quietschen zu unterdrücken, als er sich direkt an sie wandte. „Verzeihung, Miss. Wir suchen das Büro des Direktors. Mein Freund hier“, er deutete auf McCoy zu seiner Linken, „soll seine Tochter abholen. Sind wir hier richtig.“

Ambers Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne dass sie etwas sagte. Stattdessen nickte sie dümmlich und schluckte. Sie fühlte wie ihr Gesicht heiß wurde.

„Vielen Dank für die Information. Ich bin übrigens James Kirk.“

„A-amber“, stammelte das Mädchen.

„Schon gut, Don Juan“, grummelte McCoy und legte Kirk eine Hand auf die Schulter. „Dir ist bewusst, dass das Mädchen minderjährig ist, nicht wahr?“

„Kein Grund unhöflich zu sein“, sagte Kirk zu ihm, ließ den Blick jedoch nicht von Amber ab.

McCoy verdrehte genervt die Augen, dann klopfte er an die Tür zum Büro.

***

„Was hast du dir nur dabei gedacht?!“, verlangte McCoy zu erfahren und warf seiner Tochter im Gehen seinen strengsten Vaterblick zu.

„Es geht mir gut, danke der Nachfrage, Dad“, raunte sie sarkastisch zurück und bemühte sich mit seinem eiligen Marsch mitzuhalten.

Kirk ging neben den beiden her und grinste. Sie war eindeutig McCoys Tochter. „Hey, Jo, wie wäre es erstmal mit einem schönen Eis?“, fragte Kirk. „Wenn ich mich geprügelt hab, brauch ich auch immer erstmal ein Eis oder einen Whiskey, aber letzteres kommt für dich nicht in Frage, daher…“

„Danke, Jim“, sagte Joanna und sah ihn mit erzwungenem Lächeln an. „Willst du nicht mal wissen, wer gewonnen hat?“, fragte sie ihren Vater nach einigen Sekunden.

„Nein“, schnappte McCoy zurück. „Wenn deine Mutter dich jetzt sehen könnte, würde sie mir die Hölle heiß machen und ich dürfte dich womöglich nicht mehr sehen. Machst du so einen Blödsinn öfter? Und was soll ich denn den Eltern des anderen Mädchens sagen?“

Joanna blieb abrupt stehen, womit sie die beiden Männer vollkommen überraschte, die weitergingen und erst nach einigen Metern ebenfalls stehen blieben. Sie drehten sich synchron zu dem Mädchen um.

„Ich hab drei Jungs verdroschen, Dad. Kein Mädchen. Und weißt du was, ich hab gewonnen!“

In Kirks Gesicht zeichnete sich sofort ein von väterlichem Stolz geprägtes Lächeln ab.

McCoy hingegen zog die Stirn kraus und sah seine Tochter an, als habe sie den Verstand verloren. „Bist du etwa stolz darauf?“

Joanna konnte es nicht fassen. Sie hatte geglaubt ihr Vater würde hinter ihr stehen. „Und du hast nicht mal nach dem Grund gefragt!“, schrie sie ihn an und rannte davon.

„Was zum…!“ McCoy starrte ihr ungläubig nach.

„Anstatt ihr eine Standpauke zu halten, solltest du ihre Wunden versorgen.“ Kirk sah den Arzt verständnislos an. „Geh schon mal nachhause, ich bringe Jo dann mit.“ Damit ließ Kirk seinen Freund stehen und eilte dem Mädchen nach.

„Teenager!“, winkte McCoy nur mürrisch ab und setzte seinen Weg in diagonaler Richtung fort.
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