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Daddy's little girl

von Emony

Kapitel 1

Jim wandte sich Bones zu, der seine Hand abrupt losgelassen hatte, kaum dass die Haustür aufgerissen wurde. Ihnen gegenüber stand plötzlich Joanna, die Hände in die schmale Hüfte gestemmt und mit einem finsteren Gesichtsausdruck, der selbst erwachsene Männer das Fürchten lehrte.

„Wo habt ihr solange gesteckt? Habt ihr eine Ahnung, wie spät es ist?“

„Ich bin hier der Vater“, sagte Bones brüsk zu ihr und schloss die Tür, sobald sie drin waren.

„Mir doch vollkommen egal!“, rief Joanna zurück. „Ich bin krank vor Sorge gewesen. Hast du eine Vorstellung davon, was ich die letzten Stunden durchgemacht habe?“ Bones verkniff sich daraufhin jeden Kommentar. Mussten Frauen denn wirklich aus allem ein Drama machen? Jim schnappte nach Luft und wollte gerade etwas erwidern, aber Joanna kam ihm zuvor und piekte ihn mit dem Zeigefinger gegen die Brust. „Und du… du hast genau gewusst, dass ich hier warte und mich sorge und du hast es nicht für nötig gehalten, dich kurz bei mir zu melden!“

„Wir…“, begann Bones beinahe kleinlaut, „haben… die Zeit vergessen.“

„Pah!“ Joanna musterte die beiden eingehend und stellte fest, dass sie erstaunlich nah beieinander standen und sich immer wieder Blicke der Zärtlichkeit zuwarfen. Und plötzlich dämmerte ihr, dass sich etwas gravierend verändert hatte. „Ihr habt euch wieder vertragen.“

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Jim nickte grinsend und wollte Bones Hand ergreifen, doch der verschränkte schnell die Arme vor der Brust und bemühte sich vollkommen gelassen zu sein.

Als Bones so abweisend da stand, erkannte Joanna, dass Jim reichlich geknickt wirkte. Das Lächeln in seinem Gesicht erstarb im Bruchteil einer Sekunde.

„Also?“ Joanna sah ihren Vater streng an. „Wo seid ihr gewesen?“

„Aus.“

„Ist das alles?“

„Ich muss mich nicht vor dir rechtfertigen“, erwiderte Bones rau und schlüpfte aus seinen Schuhen. „Und jetzt gehe ich ins Bett.“

„Fein. Ich erinnere dich an diesen Tag, sobald ich volljährig bin und du dir mal wieder Sorgen um mich machst. Nur damit du weißt, wie ich mich heute gefühlt habe, okay? Bloß weil ich hier das Kind bin und du der Vater, heißt das nämlich nicht, dass ich nicht auch halb krank vor Sorge war.“

„Wir haben alles geklärt“, sagte Jim sanft und berührte Joanna am Arm. „Du kannst beruhigt schlafen gehen. Wir können dir morgen alles genau erklären, in Ordnung?“

„Ich erkläre gar nichts“, mischte sich Bones ein. „Gute Nacht ihr beiden.“

Dass er Jim so stehen ließ, verwirrte nicht nur diesen, sondern auch Joanna. Diese sah Jim an, der Bones ratlos hinterher blickte und die Schultern fallen ließ.

„Was ist mit Dad los?“, fragte sie ihn daher flüsternd.

„Keinen Schimmer. Bis du uns zusammengeschissen hast, hatte er gute Laune. Wir…“ Jim biss sich auf die Zunge. Sie hatten einen fantastischen Abend gehabt, waren lange spazieren gegangen und hatten darüber gesprochen, wie es weitergehen sollte.

„Was?“, hakte Joanna nach.

„Ich sollte wohl erst nochmals mit deinem Vater darüber sprechen. Ich will ihn nicht schon wieder verärgern.“ Sie hatten sich vor allem darüber unterhalten, wie sich ihre neue Beziehung auf ihr Arbeitsverhältnis auswirken würde. Was sie Joanna sagen würden, war noch ungeklärt.

„Von mir aus.“ Joanna verdrehte die Augen. „Dann gute Nacht, Jim.“ Sie drückte ihm ein Küsschen auf die Wange und flitzte die Treppen hinauf. Manchmal kamen ihr die beiden schlimmer vor als die Jungs, die bei ihr in die Schule gingen, mit all der Geheimnistuerei.

***

Jim sah Joanna nach und folgte ihrem Beispiel einige gedehnte Augenblicke später. Vor dem Gästezimmer, das für die Dauer seines Aufenthalts sein Zimmer war, hielt er jedoch inne. Und ohne weiter drüber nachzudenken, ging er zu Bones’ Schlafzimmer und schlüpfte durch die Tür.

„Was willst du, Jim?“, fragte Bones und kroch gerade unter die Bettdecke.

„Du willst nicht, dass sie von uns erfährt?“

„Nein.“

„Warum nicht? Sie ist deine Tochter. Sie weiß, dass etwas zwischen uns ist. Sie ist nicht dumm, Bones.“

Bones seufzte. „Sie hat mich erst kürzlich gefragt, ob du mein Lover bist und ich hab ihr versichert, dass wir nur Freunde sind.“

„Na und? Sie weiß, dass sich Beziehungen ändern können. Sie ist kein Kind mehr. Und es ist ja nicht so, dass wir deshalb gleich Sex auf dem Couchtisch in Jocelyns Wohnzimmer haben.“

Bones hob eine Augenbraue. Jim konnte es deutlich sehen, auch wenn lediglich schwaches Licht von draußen durch die Rollos kam.

„Ich weiß wie du tickst, Jim.“

Jim schüttelte langsam den Kopf. „Nenn mich naiv, aber wolltest du vorhin nicht auch mehr? Ich hatte das so verstanden, als du mich im Hinterhof des Clubs an die Wand genagelt und mir fast die Kleider vom Leib gerissen hattest.“ Und wären sie nicht jäh von ein paar Passanten unterbrochen worden, hätten sie es gleich dort getan, daran zweifelte Jim nicht einen Moment. Danach hatte unglücklicherweise Bones’ Verstand eingesetzt und seinen Hormonschub verdrängt.

„Ich hab mich gehen lassen“, sagte Bones kleinlaut. „Das war falsch.“

„Blödsinn“, entgegnete Jim, „das war nicht falsch. Das warst du, mit all deiner unterdrückten Leidenschaft und ich verfluche die Leute, die uns unterbrochen haben. Ich wollte es doch auch.“

„Ich will das aber nicht so, Jim. Ich will keinen Quickie und keinen One-Night-Stand.“

„Du bist für mich kein One-Night-Stand und das solltest du auch wissen. Aber gegen einen Quickie hätte ich nichts einzuwenden gehabt.“ Er setzte sich zu Bones aufs Bett. „So locker wie heute Abend hab ich dich nie zuvor erlebt. Das hat mir gefallen. Und ich würde dich gerne wieder so erleben.“

Bones rollte die Augen. „Ich fürchte, du hast mir kurzzeitig mit deinen Küssen den Verstand geraubt.“

„Kurzzeitig. Hm. Das lässt sich ändern“, grinste Jim und rückte ein wenig auf.

„Jim, bitte, das ist Jocelyns Schlafzimmer.“

Jims Grinsen wuchs in die Breite, ehe er sich vorbeugte, um Bones Hals mit Lippen und Zunge zu streicheln. „Das ist doch gerade der Reiz an der Sache.“

Bones grummelte etwas Unverständliches und entspannte sich allmählich unter Jims Berührungen.

„Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich will, Bones.“

Jocelyns Schlafzimmer. Jim. Nicht richtig. Jim. Bones Gedanken drehten sich im Kreis. Aber er fühlte sich außerstande gegen Jims Zärtlichkeiten anzukämpfen und ehe er sich versah, umschloss Jims Hand unter der Decke seine heranwachsende Erektion. Das letzte bisschen Widerstand in ihm zerbröckelte und er begann damit, Jim auszuziehen. Jocelyn brauchte ja nichts davon zu erfahren.

***

Als Joanna am nächsten Morgen die Küche betrat, verschlug es ihr fast den Atem. Da stand ihr Vater am Herd und bereitete Spiegeleier und Bacon zu, während Jim dicht hinter ihm stand, ihn umarmte und ihm Küsse in den Nacken hauchte. Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte. Ob sie sich bemerkbar machen sollte?

Sie starrte noch immer, ein dümmliches Lächeln im Gesicht, als Jim sich von ihrem Vater löste, um den Tisch fertig zu decken.

„Oh, guten Morgen, Süße.“ Nach ihrer nächtlichen Zusammenkunft war es Jim gelungen Bones davon zu überzeugen, dass Joanna alt genug war mit der Veränderung ihrer Beziehung klarzukommen.

Joanna starrte noch immer. Bones drehte sich langsam zu ihr um und versuchte möglichst unschuldig auszusehen. Aber Joanna kannte ihren Vater. Er war entspannter, als sie ihn je zuvor erlebt hatte. Er versuchte sich normal zu geben, scheiterte aber kläglich. Das Glitzern in seinen Augen verriet ihn.

„Oh. Mein. Gott. Ihr habt es getan“, stellte sie breit grinsend und mit ungewohnt greller Stimme fest, wobei sie von einem zum anderen blickte.

„Nein“, sagte Bones entrüstet und viel zu schnell. „Wir haben… geredet.“

Joannas Lächeln wuchs wieder. Sie sah Jim an, der die Lippen aufeinanderpresste und somit auf lausige Art ein Grinsen unterdrückte.

„Schon klar. Geredet.“ Sie zog die Haut unter ihrem linken Auge ein Stück herunter. „Ich geh dann später auch mal mit Brian reden.“

Bones riss die Augen auf. „Das lässt du bleiben.“ Brian war der Nachbarjunge, der allerdings zwei Jahre älter als Joanna war.

Sie lachte. Mit Brian hatte sie seit Jahren kaum mehr als zwei Worte gewechselt. Dennoch war sein Name der erste gewesne, der ihr in den Sinn gekommen war. Sie schüttelte den Gedanken an den Jungen jedoch ab und wandte sich wieder der aktuellen Situation zu. „Ist doch ok. Ich freu mich für euch, Dad. Wurde höchste Zeit.“

Er entspannte sich sofort wieder, als er begriff, dass sie ihn nur auf den Arm genommen hatte.

„Aber Jim, ich warne dich. Wenn du meinem Dad je wehtust, bekommst du es mit mir zu tun“, sagte Joanna dann und fixierte Jim aus schmalen Augen.

Beide Männer lächelten sich an.

„Also“, sagte Joanna dann, um das Thema zu wechseln. So genau wollte sie dann doch nicht über das Liebesleben ihres Vaters bescheid wissen. „Was unternehmen wir heute?“

„Ich hab überlegt, dass wir schwimmen gehen könnten. Das Wetter ist herrlich und für alles andere wird es vermutlich zu heiß werden“, sagte Bones.

„Hört sich gut an. Ich muss mir allerdings erst eine Badehose besorgen“, sagte Jim und ließ sich von Bones einen Teller mit Spiegelei und Bacon geben.

Joanna nahm ihren Teller ebenfalls entgegen und setzte sich Jim gegenüber an den Tisch. „Kann ich Amber fragen, ob sie mitkommen will?“ Sie wollte ungern mit den Turteltauben allein sein.

„Sicher, Liebes, frag sie.“

Jim verschluckte sich an seinem Kaffee. Im Grunde hatte er nichts gegen Amber, aber es störte ihn ein wenig, dass sie ihn derart anhimmelte. Bones hatte durchaus recht, das Mädchen war scharf auf ihn.

„Du kannst doch auch noch ein paar Jungs aus deiner Klasse einladen“, schlug Jim vor. Einer von denen war sicherlich geeigneter für Amber. „Oder wie hieß der Knabe, von dem du eben gesprochen hast?“

„Kommt nicht in Frage“, mischte sich Bones ein und strich Butter auf sein Toastbrot.

„Wieso nicht?“ Jim sah ihn einigermaßen verwirrt an.

„Weil keiner von diesen notgeilen Typen meine kleine Tochter im Badeanzug zu sehen hat.“

„Oh Gott, bist du prüde“, stöhnte Jim genervt auf.

„Ich hab einen scharfen Bikini, Dad, keinen Kinderbadeanzug. Und die Jungs haben mich schon mehrfach darin gesehen.“ Sie verdrehte die Augen und sah einmal mehr wie ihr Vater aus.

Bones blieb daraufhin fast das Toastbrot im Hals stecken und Jim konnte nur grinsend den Kopf schütteln.

„Hör endlich auf mich wie ein Kind zu behandeln, Dad. Aber keine Sorge, ich lade keine Jungs ein. Die meisten von denen sind infantile, hormongesteuerte Idioten.“

„Also, ganz normale Knaben“, lachte Jim und legte Bones eine Hand auf den Arm. Bones war erleichtert, dass Joanna abgesehen von Amber niemanden einladen wollte, Jim sah das jedoch anders. „Wie kommt es, dass du keinen festen Freund hast?“, wollte Jim dann von Joanna wissen. „Du bist so hübsch und klug.“

„Klug, ja. Das ist das Problem. Ich bin nicht so leicht rumzukriegen, wie die anderen Mädchen, dadurch bin ich uninteressant.“ Sie warf ihrem Vater einen kleinen Blick zu. „Schau nicht so erleichtert aus, Dad.“

„Ich finde es gut, dass du dir Zeit lässt“, erwiderte Bones und zuckte möglichst lässig die Schultern.

„Ja“, versuchte Jim sich ebenfalls einzubringen. Allerdings war er auch ein typischer Junge gewesen, der immer nur Interesse an den Mädchen gehabt hatte, die leicht ins Bett zu bekommen waren. Es war seltsam jetzt auf der anderen Seite zu stehen und froh zu sein, dass Joanna kein solches Mädchen war. Entwickelte er etwa schon Vatergefühle?

Natürlich war Joanna im Grunde überzeugt davon, dass sie die richtige Einstellung hatte. Auf der anderen Seite tat es weh, dass kein Junge wirkliches Interesse an ihr hatte. Sie kam sich manchmal wie das hässliche Entlein vor. Früher hatte sie sich oft mit Brian getroffen. Aber irgendwann wurden ihre Treffen seltener, bis sie schließlich ganz ausgeblieben waren.

„Was hast du eigentlich nach der Highschool vor?“, fragte Jim, um das Thema zu wechseln. Er sah, dass Joanna in trübsinnigen Gedanken versank.

Sie starrte Jim an, als sei ihm ein zweiter Kopf gewachsen. Dann schien sie in ihrem Stuhl zu schrumpfen und sah flüchtig zu ihrem Vater. „Ich…“

„Sie geht auf’s College. Ist doch klar“, sagte Bones und goss sich Kaffee nach.

„Ach ja? Was wirst du studieren?“, hakte Jim nach.

„Mom und ich wollten das noch mit dir besprechen, Dad.“

Bones’ Kopf ruckte herum. Seine Augen fixierten Joanna mit festem Blick. Er blinzelte kaum. Jim wiederum sah von Joanna zu Bones. Er konnte förmlich das Knistern hören, als Spannungsfunken zwischen Vater und Tochter hin und her sprangen.

„Was besprechen?“

„Ich wollte das nicht in diesem Sommer erwähnen.“ Sie hatte vor gehabt, es ihm während ihrer jährlichen Thanksgiving Transmission zu sagen. Dann hätte er Zeit gehabt sich bis Weihnachten – bis sie sich wiedersehen würden – zu beruhigen.

„Warum nicht?“ Bones lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Jim wagte es kaum zu atmen.

Joanna konnte ein leichtes Zittern der Hände nicht unterdrücken. „Ich werde nicht aufs College gehen.“

„Was?!“, schrie Bones. Er war sprichwörtlich außer sich vor Wut. „Was soll das heißen?“

„Lass sie ausreden“, bat Jim ruhig und legte Bones beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm. Bones warf ihm seinen patentierten Todesblick zu.

„Ich habe vor, die Akademie der Sternenflotte zu besuchen.“

„Wow, das ist ja klasse!“ Jim strahlte vor Stolz. Sein Blick glitt zurück zu Bones. Er war sich sicher, dass der darüber auch begeistert sein würde.

Neben ihm grollte allerdings ein Gewittersturm los. „Kommt nicht in Frage!“

Joanna schossen Tränen in die Augen. „Warum nicht? Davon träume ich seit Langem. Es ist mein Leben. Und ich möchte nun mal ein Offizier der Sternenflotte werden.“

„Taktik?“, fragte Jim. „Du würdest eine ausgezeichnete…“

„Halt die Klappe, Jim!“, fuhr Bones ihn an. Dann wandte er sich an Joanna. „Du bleibst auf der Erde. Das Weltall ist zu gefährlich. Das ist kein Spielplatz. Du hast keine Ahnung…“

„Du gehst immer wieder dahin zurück. Du hast mich auch nie gefragt, ob es mir recht ist, dass du auf Raumschiffen unterwegs im All bist und fremde Welten besuchst. Ich weiß, dass es dort draußen gefährlich werden kann. Und deshalb will ich Ärztin werden. Ich möchte irgendwann sein wie du.“ Damit stand Joanna vom Tisch auf und rannte aus der Küche.

Alles in Bones drängte danach, ihr zu folgen, aber er konnte sich nicht rühren. Er war wie versteinert und starrte auf den Platz, an dem eben noch sein kleines Mädchen gesessen hatte.

„Du solltest stolz sein, Bones. Sie hat große Pläne. Sie vergöttert dich, weißt du.“

„Ich werde ihr keine Empfehlung schreiben“, sagte Bones düster und schüttelte den Kopf. „Und Jocelyn kann was erleben, wenn sie aus ihrem Urlaub zurückkommt.“

„Du bist echt ein Idiot, Bones.“ Jim fing sich daraufhin einen weiteren Todesblick ein. „Glaubst du, Jocelyn unterstützt Joanna? Sie hat außer dir niemanden. Du bist ihr Vorbild, ihr Held und ausgerechnet du willst sie nicht unterstützen. Dass Jocelyn nicht viel von dir hält ist ja nun wirklich kein Geheimnis. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es gut findet, dass Joanna ausgerechnet dir nacheifert.“

„Ich…“ Bones vergrub das Gesicht in seinen Händen.

„Wenn du sie nicht unterstützt, dann werde ich es tun. Die Sternenflotte braucht Menschen wie Joanna. Sie ist willenstark und klug und wenn sie deine geschickten Hände und dein Talent geerbt hat, wird sie eine ausgezeichnete Ärztin abgeben.“ Sie hätte allerdings auch Potential eine taktische Ausbildung anzustreben. Aber Jim war sich sicher, dass Bones das erst recht nicht zulassen würde.

***

Der Tag war eigentlich viel zu schön, um Trübsal zu blasen. Bones hatte trotz des Streits darauf bestanden, dass sie ihren Ausflug an den See machten.

Joanna hatte sich möglichst weit von ihrem Vater und Jim entfernt hingelegt und döste in der Sonne. Sie hatte nicht erwartet, dass er ihre Entscheidung gutheißen würde, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass ihr Vater so vehement dagegen sein würde. Er war selbst zur Sternenflotte gegangen. Warum sollte sie das nicht auch dürfen?

„Er hat nur Angst um dich“, sagte Amber, als könnte sie Joannas Gedanken lesen und streichelte ihrer Freundin eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Joanna lag auf dem Bauch in der Sonne und blinzelte zu Amber auf, die neben ihr saß. „Er behandelt mich wie ein Kind.“

„Das wird sich vermutlich nie ändern, Jo. Für unsere Eltern werden wir ewig Kinder sein. Vermutlich selbst dann, wenn wir selbst Kinder haben.“

„Das ist so unfair.“

„Ich kann ihn ein bisschen verstehen“, gab Amber zu. Und noch ehe Joanna etwas darauf sagen konnte, fuhr sie fort. „Es ist nicht ungefährlich auf einem Raumschiff. Aber du bist dafür geschaffen. Du magst Abenteuer. Dein Dad ist da anders. Für ihn war es eine Notlösung, für dich ist es ein Traum.“

„Ich hoffe eben, dass ich irgendwann auch auf die Enterprise komme. Ich möchte einfach immer bei ihm sein.“

„Das kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber gut. Versteh mich nicht falsch, dein Dad ist großartig. Aber er ist dein Dad. Er wird dich ewig bevormunden und dich vermutlich nie erwachsen werden lassen. Auf der anderen Seite…“ Sie seufzte verträumt und sah zu den beiden Männern hinüber, die ihre Decken unter dem Schatten eines großen Baums ausgebreitet hatten. „Jim Kirk wäre dann auch dein Captain und…“

„Eigentlich habe ich nicht vor wegen der Männer zur Sternenflotte zu gehen, Amber. Ich will etwas bewirken, etwas erleben.“

Amber seufzte. „Ja, ist mir klar. Das passt auch zu dir.“

„Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie ich die nächsten Jahre ohne dich durchstehen soll.“

„Dann bleib bei mir. Geh mit mir aufs College. Wir könnten zusammen wohnen.“ Amber wusste, dass Joanna dazu niemals ja sagen würde. Sie träumte schon seit Jahren davon ihrem Dad ins All zu folgen.

„Wir haben noch ein Jahr zusammen.“

Amber spürte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, ohne es aufhalten zu können. „Ein Jahr ist zu kurz. Und ich weiß genau, dass wir uns nie wieder sehen werden.“

„Das ist doch Quatsch. Ich schreibe dir ganz oft. Versprochen. Und ich komme dich besuchen.“

Amber schüttelte den Kopf. „Das nehmen wir uns jetzt vor, aber es wird anders kommen. Du wirst deine Karriere haben und ich meine. Irgendwann kommen Familien hinzu und ehe wir uns versehen ein neuer Freundeskreis und…“

„Was ist das für ein blöder Tag? Was für doofe Ferien.“ Joanna setzte sich auf und nahm Amber in die Arme. „Du bist die beste Freundin, die ich je hatte. Ich werde nie aufhören deine Freundin zu sein und ich werde dich nie vergessen. Egal was kommt. Das musst du mir glauben. Zeit und Raum können uns nicht trennen.“

***

„Geh zu ihr und rede mit ihr, Bones.“ Jim warf einen flüchtigen Blick zu den Mädchen hinüber. „Willst du so den Sommer verbringen?“ Für ihn erschien die Umarmung der Mädchen, als würde Amber Joanna trösten müssen. Dass es eher umgekehrt war, konnte er nicht ahnen.

„Nein, natürlich nicht“, grummelte Bones und erhob sich. „Ich weiß nur nicht, was ich ihr sagen soll.“

„Sei für sie da. Unterstütze sie, so gut du kannst. Ich kann sie zu uns auf die Enterprise holen, wenn sie das auch möchte. Dann können wir ein Auge auf sie haben.“

Bones nickte seufzend, sah Jim noch einen langen Moment an und ging schließlich hinüber zu seiner Tochter.

Jim legte sich bequem auf den Rücken und schloss die Augen. Er war schrecklich müde. Er hatte einfach nicht genug Schlaf bekommen in der vergangenen Nacht. Allerdings kam er nicht umhin zu lächeln, bei der Erinnerung an Bones warmen Körper, eng an seinem eigenen. Er und Bones… das kam ihm immer noch so unwirklich vor.

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“

Jim schlug die Augen auf und blinzelte gegen die grelle Sonne an. Amber stand vor ihm, gekleidet in einen Hauch von Nichts. Waren junge Mädchen immer schon dermaßen aufreizend gewesen? Nein, entschied er. Die Mädchen zu seiner Zeit hatten wahrhaft nicht so verführerisch ausgesehen.

„Klar. Hoffe nur, dass dein Freund das nicht mitbekommt. Ich hab Bones versprochen, mich im Urlaub nicht zu prügeln.“

Amber lachte und ließ sich ziemlich dicht neben Jim auf die Decke nieder. Ihr Oberschenkel berührte seinen. „Ich habe keinen Freund, das wissen Sie doch, Captain Kirk.“ Sie schenkte ihm ein charmantes Lächeln.

Jim rutschte ein Stückchen von ihr fort. „Das wundert mich“, sagte er. „Die Kerle in eurer Klasse müssen blind sein.“

„Würden Sie mir den Rücken eincremen?“, fragte Amber unter einem Wimpernaufschlag, der Jim die Kehle zuschnürte, als er ihren Körperkontakt so jäh unterbrach und auch sonst kaum auf ihre Avancen einging.

Er stellte sich Bones vor, der ihm auf den Hinterkopf schlug. Das wirkte stets wie eine mentale kalte Dusche. Dann räusperte er sich. „Sicher, kein Problem.“ Er wollte schließlich nicht unhöflich sein.

Amber lehnte sich in seine Berührung, als er die Sonnecreme großzügig auf ihrer Haut verteilte. „Sie haben tolle Hände, Captain Kirk.“

Jim verharrte. Seine Hände lagen auf Ambers Rücken, knapp unterhalb der Schulterblätter. „Du bist ein ganz tolles Mädchen, Amber“, sagte er, um eine sanfte Abfuhr einzuleiten. Irgendwie musste er dem Mädchen klarmachen, dass sie sich aus dem Kopf schlagen musste, dass je etwas zwischen ihnen laufen würde.

Amber drehte sich zu ihm herum und sah ihn mit einem Blick an, der ihn verstummen ließ. Wieso hatte er plötzlich so einen Knoten im Hals? Amber näherte sich ihm und schloss langsam die Augen.

„Warte mal“, sagte Jim und drückte sie an den Schultern sanft zurück. „Das hast du missverstanden.“

Sie sah ihn fragend an. „Sie finden mich doch hübsch, oder nicht?“

„Ja, sehr sogar. Aber du bist siebzehn und ich … Oh Gott, ich bin fast doppelt so alt wie du. Und… außerdem bin ich vergeben. Es tut mir leid, aber ich bin in einer festen Beziehung.“ Jim wunderte sich selbst darüber, wie leicht ihm die Worte über die Lippen kamen. Ja, er war zum ersten Mal in seinem Leben in einer festen Beziehung und es fühlte sich gut an.

„Wo ist sie?“, fragte Amber und legte den Kopf schief. Die Medien hätten doch sicher darüber berichtet. Kirk war so etwas wie ein Star auf der Erde, seit er den Planeten vor der sicheren Zerstörung bewahrt hatte.

Jim schloss einen Moment die Augen. „Das tut nichts zur Sache, Amber. Tatsache ist, dass du aufhören musst, dir Hoffnungen zu machen.“

„Sie senden aber sehr deutliche Signale aus“, erwiderte sie und schmollte etwas.

Er verzog den Mund zu einer schmalen Linie. „Es tut mir leid. Ich mache das wohl unbewusst. Das ist eine Art schlechte Angewohnheit. Ich entschuldige mich in aller Form dafür.“ Jims Blick wanderte Hilfe suchend zu Bones hinüber. Wieso hatte er ihn bloß zu Joanna geschickt? Das Gespräch hätte sicherlich auch warten können.

Jim sah, wie Bones seine Tochter umarmte und ihr ein Küsschen auf die Stirn gab, dann erhob er sich wieder. Jim stemmte sich ebenfalls in die Höhe. „Ich glaube, ich geh etwas schwimmen“, sagte er dann zu Amber. „Vielleicht solltest du… zu Joanna zurückgehen.“

„Ja, sicher.“ Amber versuchte nicht ihre Enttäuschung zu verbergen.

Jim joggte zum See hinüber und rannte geradewegs ins Wasser. Das kühle Nass tat gut auf seiner erhitzten Haut. Es war so ungewohnt ein schlechtes Gewissen zu haben. Er hatte sich nie viel aus den Gefühlen der Frauen gemacht, mit denen er geflirtet hatte. Aber dieses junge Mädchen… tat ihm leid. Und er wusste nur zu gut, dass er sich nicht im Griff hatte und wirklich reflexartig flirtete, wenn er jemanden attraktiv fand.

„Hey Casanova!“, rief Bones und schwamm ihm nach.

Jim fühlte sich furchtbar. Bones kannte diesen völlig zerknirschten Gesichtsausdruck in seinem Gesicht nur allzu gut. Jim kaute schuldbewusst auf seiner Unterlippe herum und schwamm auf der Stelle, bis Bones ihn schließlich mit wenigen Zügen erreichte.

„Ich hab noch nie einen Korb vergeben“, sagte Jim dann.

„Sie wird drüber wegkommen“, lächelte Bones. Joanna hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass Amber in die Vollen ging und sich an Jim ranmachte. Zwar hatte Bones in dem Mädchen keine Konkurrenz gesehen, jedoch trotzdem das Bedürfnis gespürt Jim aus der Klemme zu helfen.

„Und wenn nicht? Ich meine…“

„Komm her“, sagte Bones und zog Jim an sich. „Du hast das Richtige getan.“

Jim ließ sich bereitwillig in seine Arme ziehen und schlang unter Wasser die Beine um Bones Hüfte. „Teenies kommen mir jetzt noch viel verwirrender vor als früher.“

„Wem sagst du das“, lachte Bones leise und presste seine Lippen auf Jims.

„Macht es dir nichts aus, dass uns alle sehen können?“, fragte Jim leise zwischen zwei Küssen.

Bones zuckte die Schultern „Es wird Zeit, dass ich mich offiziell oute. Was ist mit dir? Stört es dich? Immerhin verlierst du dadurch womöglich deinen Magnetismus auf sämtliche Frauen auf diesem und benachbarten Planeten…“

Jims’ Antwort war ein leidenschaftlicher Kuss, der Bones den Verstand vernebelte und vergessen ließ, was er noch sagen wollte.


***

„Du liebe Güte!“

„Was ist los?“, fragte Joanna, die sich die Beine eincremte und folgte Ambers Fingerzeig Richtung Wasser.

„Dein Dad und … und oh mein Gott.“

„Ja, sind sie nicht süß? Irgendwie ist das gestern wohl passiert. Wurde Zeit, wenn du mich fragst. Die zwei ergänzen sich einfach perfekt.“

Amber ließ sich zerknirscht nach hinten fallen und schirmte die Augen mit beiden Händen vor der Sonne ab. „Das ist so eine Verschwendung. Gleich zwei so umwerfend aussehende Männer…“

„… die beide zu alt für dich sind“, kicherte Joanna und knuffte Amber in die Seite.

„Und wenn schon. Ich will doch mein erstes Mal nicht mit einem unerfahrenen Stümper haben.“ Sie rollte sich auf den Bauch. „Vielleicht sollte ich Nonne werden und in ein Kloster gehen.“

„Bloß nicht. Am Ende verführst du noch den Priester, wie ich dich kenne.“ Joanna rieb ihrer Freundin über den Rücken. „Der Richtige wird schon noch kommen. Du solltest nicht so verzweifelt nach ihm suchen.“

„Wie lief das Gespräch mit deinem Dad?“, wollte Amber wissen. Sie zog es vor nicht länger über ihr verkümmertes Liebesleben nachdenken.

„Er wird mich unterstützen.“ Sie ahnte zwar, dass Jim ihn entsprechend beeinflusst hatte, aber das kümmerte Joanna im Augenblick herzlich wenig. Wichtig war nur, dass er jetzt einverstanden mit ihren Zukunftsplänen war. Seine Meinung war ihr schon immer wichtig gewesen.

„Daran hab ich nie gezweifelt. Du hast ihn ziemlich gut im Griff.“

„Na ja“, sagte Joanna, „ich war mir da nicht so sicher. Er war heute früh echt sauer.“

„Er kann dir nie lange böse sein. Eure gemeinsame Zeit ist dafür immer viel zu begrenzt, als dass er sie mit Streit verschwenden würde. Er ist echt clever. Und verdammt, er hat sich Captain Kirk geangelt.“

Joanna lachte und legte sich neben Amber.

***

„Ihr zwei werdet mir schrecklich fehlen“, sagte Joanna einige Wochen später und drückte zuerst Jim, dann ihren Vater, den sie kaum loslassen wollte. „Benehmt euch anständig und passt auf euch auf. Ihr beide, ist das klar?“ Sie löste sich von Bones und sah ihm lange in die Augen.

Er lächelte sie warm an. „Um mich musst du dich nicht sorgen. Aber ich hab ein besonderes Auge auf Jim.“

Jim grinste. „Und du sieh zu, dass du einen guten Abschluss hinlegst, damit ich mich nicht blamiere, wenn ich dich für die Sternenflotte empfehle.“

„Versprochen“, nickte Joanna lächelnd.

Bones sah seine Tochter noch einen langen Moment an. Er konnte nicht fassen, dass sie schon fast erwachsen war. Aber er freute sich auf die Aussicht, dass sie in ein paar Jahren ebenfalls Dienst auf der Enterprise tun würde. Sie hatten immer noch viel nachzuholen. „Ich liebe dich, Kleines“, sagte er zärtlich und küsste sie auf die Stirn. „Grüß deine Mutter von mir.“

„Mach ich, Dad.“

„Bis bald“, sagte Jim. Und diesmal war es wirklich so, dass nicht wieder Jahre vergehen würden. Immerhin hatte er sich vorgenommen Joanna zu Weihnachten auf dem Akademie Campus herumzuführen.

Dann griff Jim nach Bones’ Hand und drückte sie leicht. Mit der freien Hand zückte er seinen Kommunikator. „Scotty, wir sind soweit. Zwei zum beamen.“


ENDE
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