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Gremlins - Kleine Monster auf Deep Space Nine

von Nerys

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Dax und Kira steuerten das Quarks an, sie wollten sich nach Dienstschluss ein Getränk gönnen.

Als Quark die beiden herein kommen sah, gab er es auf, dem dickköpfigen Tholianer an dem Tisch neben sich, Yamok Sauce schmackhaft machen zu wollen. Außer den Cardassianern wollte anscheinend niemand die bräunliche Substanz, von der seit dem Ende der Besatzung ein Dutzend Flaschen in Quarks Lager verstaubten.

„Hallo, Dax. Kira. Was darf ich Ihnen bringen?“

„Ich nehme ein Ginger Ale“, sagte Dax.

„Das schmeckt Ihnen?“ Quark sah sie verwundert an.

„Nun ja. Ich hab’s noch nie probiert. Aber Curzon hat es gern getrunken.“

„Also erst einmal ein kleines Glas zum Kosten. Und für Sie, Major?“

„Ich bleibe beim Raktajino.“

Nur ein paar Minuten nachdem er die Getränke gebracht hatte, kehrte er mit einer größeren Kiste zu den beiden Frauen zurück. „Was ist da denn drin?“ Jadzia musterte den Ferengi neugierig. Er hob den Deckel und ein pelziges kleines Etwas kam zum Vorschein. Das braunweiße Geschöpf hatte schwarze Knopfaugen, lange Segelohren und Arme mit Greifhänden. Seinem Körperbau nach zu urteilen ging es auf zwei Beinen.

„Halo’ni-quoi?“, sagte es.

„Oooh, ist das niedlich!“ Dax war entzückt.

„Was ist das für ein putziges Tierchen?“, wollte Kira wissen.

„Er ist ein Mogwai. Ein Händler hat ihn mir untergejubelt. Er war in einer Kiste mit tarkalianischem Brandy. Tja, der Kleine braucht ein Zuhause.“

„Schon gefunden.“ Jadzia war begeistert von dem Knirps.

„Glauben Sie Worf wäre damit einverstanden?“ Kira grinste beim Gedanken an den Klingonen, wie er den Mogwai kraulte und dabei finster vor sich hin starrte.

„Oh, bestimmt, es ist ja kein Tribble.“

„Also nehmen Sie ihn? Er kostet...“

„Quark! Jetzt seien Sie doch nicht so herzlos und schlagen Sie auch noch Gewinn aus dem armen herrenlosen Tierchen.“ Die Trill unterbrach ihn.

„Hmpf, na gut. Weil Sie es sind, bekommen Sie ihn umsonst. Ach ja, dieser Datenblock lag ebenfalls in der Kiste. So etwas wie eine Pflegeanleitung.“ Er drückte ihr den grauen Behälter samt Mogwai und Padd in die Hand.“

„Jadzia nein! Was hast du dir dabei wieder gedacht? Wir können kein Tier halten!“, donnerte Worf.

„Und warum bitte nicht?“

„Es braucht jemanden, der es immer versorgen kann. Wir sind viel zu oft unterwegs.“ „Ich finde jemanden, der sich während unserer Abwesenheit um den Kleinen kümmert.“ „Ist er stubenrein?“

„Das ist das geringste Problem.“

„Er schläft nicht im Bett.“

„Natürlich nicht. Er bekommt seinen eigenen Platz.“

„Na gut, na gut, wenn es dich glücklich macht. Aber wenn er mich nervt, kann ich für nichts garantieren.“

„Danke! Wie soll er heißen?“

„Er ist dein Tier, denk dir selber was aus.“

„Okay. Dann heißt er Melvin.“

„Von mir aus.“

„Bitte beachte, was in dem Datenblock von Quark steht. Er darf nicht mit Wasser in Berührung kommen und auf keinen Fall darf er nach Mitternacht Futter bekommen.“

„Ich achte darauf“, versprach Worf und sah zu dem Tierchen, das noch immer in seiner Kiste hockte.

Dax hob es heraus und setzte es auf den Tisch. „Hast du gehört, Kleiner? Ab sofort heißt du Mel.“

„Me-el?“, wiederholte er.

„Ja, das bist du. Melvin.“

„Ich? Me-elvin.“

„Hey, du kannst ja sprechen. Da staune ich aber. Ich bin übrigens Jadzia.“

„Ja-adzi-ia?!“

„Und er heißt Worf.“

„Wo-oorff!“, sagte er. Jadzia grinste.

Als Dax am nächsten Tag nach Dienstschluss mit Kira in ihr Quartier zurückkehrte, sie wollte ihrer Freundin beweisen, dass sie recht hatte und der Mogwai tatsächlich sprechen konnte, war Worf noch nicht da. Der Mogwai saß in dem Körbchen, das die Trill für ihn repliziert hatte und kritzelte mit einem Stift wirre Dinge auf ein Blatt Papier. Er bemerkte die Anwesenheit der beiden Frauen sofort.

„Quoi? Halo-o jadzi-ia“, sagte er.

„Hallo, Mel. Das ist Nerys.“

„Nery-ys? Halo-o“, gab er zur Antwort.

„Na was habe ich gesagt? Kann er jetzt sprechen oder nicht?“ Dax triumphierte.

„Mel sprechen.“

„Gut, du hast gewonnen. Er ist ein cleveres Kerlchen.“

In dieser Nacht arbeitete Jadzia lange. Sie hatte sich wieder zu viel für den letzen Moment aufgehoben. Worf schlief bereits, aus dem Schlafzimmer dröhnte sein Schnarchen. Melvin war inzwischen langweilig geworden. Er näherte sich dem Glas Wasser, welches vor Jadzia stand. Sie bemerkte es erst, als es zu spät war und sich der Inhalt über den Mogwai ergoss. Er wurde von Krämpfen geschüttelt und begann laut zu quietschen. An seinem Bauch bildeten sich Blasen. Fellbündel wurden durch den ganzen Raum geschleudert. Binnen Sekunden war alles wieder vorbei und Melvin verkroch sich in seinem Korb. Jadzia sah nach, wo die Fellknäuel gelandet waren – und fand vier Mogwais. Einer davon hatte einen weißen Haarkamm, der sich über den ganzen Rücken erstreckte. Dieser war auch der Frechste. Die anderen drei hatten gehörig Respekt vor ihm. Als die Trill ihn aufhob zwickte er sie in den Finger. „Au! Was fällt dir ein?“ Sie nahm ihn am Genick und an den Beinen, sodass er sich nicht wehren konnte, und er landete bei den anderen im Korb. Melvin zeigte sich nicht sehr erfreut über seine Bettgenossen. „Das wird Worf gar nicht gefallen“, murmelte die Trill.

Kaum war sie im Schlafzimmer verschwunden, machten sich die Mogwais, außer Melvin, selbstständig. Auf der Kommode stand eine Schüssel mit Schokoladekonfekt, auf die sie sich gierig stürzten. Da nichts anderes Essbares mehr da war, verschwanden sie durch den Wartungsschacht aus dem Quartier.

Dax ahnte Schlimmes, als die vier Mogwais samt Schokolade am nächsten Morgen verschwunden waren. Nur Mel war noch da. Ihre Befürchtungen schienen sich jedoch nicht zu bestätigen. Der Vormittag verlief ruhig, die Mogwais ließen sich nirgendwo sehen. Keiner von O’Briens Technikern stieß auf die vier schleimüberzogenen Kokons an der Decke eines verlassenen Wartungsschachtes.

Am frühen Nachmittag brach das Chaos dann aus. Immer wieder wollten Leute auf der Promenade kleine grüngraue schuppige Kreaturen mit spitzen Zähnen und langen Ohren gesehen haben. In den Restaurants tauchten sie auf, fraßen alles Essbare, das sie auftreiben konnten – und es waren weit mehr als nur vier. Dax beobachtete wie eine aufgebrachte Andorianerin ihr Glas Wasser auf einen der ungebetenen Gäste kippte um ihn vom Tisch zu vertreiben.

„Nein!“, brüllte sie. „Kein Wasser! Das macht es nur noch schlimmer.“ Aber im allgemeinen Lärm verlor sich ihre Stimme bald.

Die Führungsoffiziere hatten sich nur kurze Zeit später im Besprechungsraum eingefunden. „Also gut. Hat jemand von Ihnen eine Ahnung mit welchen Kreaturen wir es zu tun haben?“ Sisko faltete die Hände am Tisch.

„Ja, ich... so ungefähr.“ Dax meldete sich zaghaft.

„Ich höre.“

„Nun, ich habe von Quark ein herrenloses Haustierchen übernommen, das ihm untergejubelt wurde. Sie vermehren sich, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen. Und wenn sie nach Mitternacht etwas fressen, werden sie anscheinend von knuddeligen Fellbündeln zu diesen... diesen Ungeheuern.“

Das Licht im Besprechungsraum flackerte plötzlich. „Das sind diese kleinen Bestien“, grummelte O’Brien. „Meine Leute haben bereits Dutzende von durchgebissenen Systemen repariert.“

„Wenn das hier vorbei ist, kann Quark was erleben“, brummte Odo.

Kira stand auf und ging zum Replikator. „Möchte noch jemand einen Raktajino?“

„Ich bitte.“ Der Chief meldete sich.

„Computer. Zwei Tassen Raktajino.“ Nichts geschah. Das übliche Summen blieb aus. Kira machte sich daran die Wandverkleidung zu entfernen, um nach zu sehen, wo der Fehler lag. Ein grässliches grüngraues Schuppengesicht mit langen Ohren und spitzen Zähnen starrte ihr entgegen. Kira schrie auf und ließ die Verkleidungsplatte fallen. Das Wesen sprang mit einem Kreischen heraus, zerkratzte ihr das Gesicht, bevor es am Boden landete. Es hastete zum Eingang in den nächsten Wartungsschacht. Zum Erstauen der Anwesenden öffnete es die Verriegelung und verschwand im Korridor.

„Die Frage ist“, fuhr Sisko fort, „wie werden wir der Lage Herr?“ Jeder setzte seinen ratlosesten Gesichtsausdruck auf.

„Ich habe die Datenbanken durchsucht“, meinte Dax. „Anscheinend wurde man früheren Invasionen der... Gremlins, wie sie genannt werden, durch Tageslicht Herr. Die kleinen Monster vertragen die Sonne nicht.“

„Ist ja schön und gut. Nur befinden wir uns auf einer Raumstation. Das mit dem Sonnenlicht ist also etwas schwierig“, schaltete sich Odo ein.

Dax kam eine andere Idee: „Was, wenn wir sie in die Holosuite locken? Wenn die Sicherheitsprotokolle deaktiviert sind, sollte eine holographische Sonne sie genauso wie eine echte braten.“

„Ja, das müsste klappen“, überlegte O’Brien.

„Jetzt stellt sich die Frage, wie bringen wir sie in die Holosuite?“, warf Kira ein.

„Nichts leichter als das. Wir richten ihnen ein Buffet an, dem sie nicht widerstehen können“, antwortete die Trill sofort.

Sisko hatte bis jetzt nur zugehört. „Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Das Glück begünstigt den Mutigen.“

Nur kurze Zeit später hatten sich alle außer O’Brien, Odo und Worf vor Quarks Holosuiten eingefunden. Der Chief hatte sich wieder zu seinen Technikern gesellt und Odo und Worf mussten sich um die aufgebrachte Menge auf der Promenade kümmern. Dax, Kira und Sisko waren dabei, die Falle auf zu stellen.

Nach etwa zehn Minuten lag eine große Decke mit den verschiedensten Speisen vor ihnen auf einer nächtlichen Wiese. Der Mond beleuchtete die Köstlichkeiten.

Die drei zogen sich in die Holosuite daneben zurück und verriegelten den Eingang. Über die hiesigen Kontrollen würde Dax den Tageswechsel auslösen, sobald alle Gremlins in die Falle getappt waren. Sisko hatte mehr als hundert der kleinen Biester, verteilt auf der ganze Station, lokalisiert. In der Holosuite flackerte die Beleuchtung.

„Unser Programm ist nach wie vor stabil“, meldete Dax. „Fragt sich nur wie lange noch.“ „Laut meinen Anzeigen treffen gerade die ersten Gremlins ein“, berichtete Kira. Abermals flackerte es, diesmal etwas länger.

Die Zeit verging. Im Nebenraum herrschte inzwischen Chaos. Das Essen wäre längst alles weg gewesen, wenn Dax nicht ständig für Nachschub gesorgt hätte.

„Sind das jetzt alle?“, wollte Sisko wissen.

„In den übrigen Bereichen der Station werden keine mehr angezeigt.“ Die Bajoranerin tippte auf ihren Tricorder. „Na schön. Jadzia, ich glaube es ist Zeit zum Aufstehen.“ „Wird gemacht.“ Ihre Finger huschten über die Tasten der Konsole. Auf einem kleinen Bildschirm das Innere der Holosuite nebenan zu sehen.

Der Nachthimmel wich schlagartig grellem Sonnenschein. Gleichzeitig heulten die kleinen Monster laut auf. Unter Brüllen und Kreischen zerflossen sie in eine schleimig grüne Substanz.

„Pfui, ist das ekelig“, kommentierte Dax. Kira verzog nur angewidert das Gesicht.

Sie hatten tatsächlich alle Gremlins erwischt. Die Zivilisten am Promenadendeck fingen langsam an, den Schrecken zu verdauen. Bashir hatte allerlei Verletzungen zu behandeln und O’Brien musste mit seinen Technikern einiges an durchgebissenen Leitungen und beschädigten Systemen reparieren.

Als Dax an diesem Abend in ihr Quartier zurückkehrte, sah sie zuerst nach Melvin. In der ganzen Aufregung hatte sie ihren kleinen Freund völlig vergessen. Er war bestimmt schon am Verhungern. Noch konnte sie ihn gefahrlos füttern. Aber das Körbchen war leer. Sie durchsuchte das ganze Quartier in der Annahme, er habe sich irgendwo verkrochen. Er war jedoch nirgendwo zu finden. Weder unter dem Bett noch im Kasten oder hinter der Kommode.

ENDE
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