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Gedanken

von T'Len

Kapitel 1

Er ließ den Blick über die Brücke des Schiffes schweifen. Seines Schiffes! Seine Crew! Erneut wallten all jene Gefühle - vor allem Stolz und Triumph - in ihm auf, die er vor wenigen Stunden empfunden hatte, als man ihn zum jüngsten Captain der Flotte und zum Befehlshaber über ihr Flagschiff ernannte. Captain James Tiberius Kirk. Es klang fast zu schön, um wahr zu sein.

Mehr noch als das aber empfand er zum ersten Mal in seinem Leben ein Heimatgefühl. Er war endlich angekommen. Hier gehörte er hin und er würde alles dafür tun, um dieses Schiff und seine Besatzung jederzeit heil nach Hause zu bringen. Sein Vater wäre sicher stolz auf ihn gewesen. In einem anderen Universum, einer anderen Zeitlinie war er das auch, wie ihn der Spock aus der fremden Zukunft versichert hatte.

Sein schweifender Blick blieb auf Spock ruhen, der an seiner Konsole saß, leicht vornüber gebeugt, die Augen auf dem Display fixiert. Jim ließ die seinigen über den dunklen Schopf gleiten, von den spitzen Ohren den Rücken herab.

Erinnerungsfetzen tauchten in seinen Gedanken auf. Zärtliche Worte, die in diese Ohren geflüstert wurden, Hände, die einen Körper erkundeten, der fremdartig und vertraut zu gleich wirkte, zwei Männer, die sich in Liebe und Ekstase vereinten. Erinnerungen, die nicht die seinigen waren und doch seltsam vertraut wirkten.

Sie gehörten Spock, dessen zukünftigen Ich. Er hatte versucht, sie vor Jim zu verbergen, als er ihre Bewusstseinssphären miteinander verband, um ihm zu zeigen, was auf Romulus geschehen war... geschehen würde. Diese speziellen Erinnerungen waren tief im Bewusstsein des alten Vulkaniers verschlossen gewesen, doch er hatte nicht verhindern können, dass Jim den einen oder anderen kurzen Gedankenblitz auffing.

Jim glaubte nicht, dass Spock aus persönlicher Scham oder aus Sorge, ihm mit zu viel Wissen um die Zukunft zu versorgen, versucht hatte, diesen Teil seiner Persönlichkeit zu verbergen. Die Emotionen, die er damit einhergehend aufgefangen hatte, sprachen von einer großen Liebe und von einer ebenso großen Trauer über einen lange zurück liegenden Verlust, die im Laufe eines langen Lebens nicht weniger geworden war. Ereignisse... Gefühle, die zu persönlich waren, um sie mit jemanden zu teilen, nicht einmal mit ihm.

Eine Erkenntnis, die Jim zeigte, dass er und Spock gar nicht so unterschiedlich waren, wie er bei ihren ersten Begegnungen angenommen hatte. Sie beide waren zu tiefen Emotionen fähig. Sie beide hatten große Verluste erlitten... und würden sie weiter erleiden. Sie würden kämpfen und , egal wie sehr sie sich anstrengten, nicht immer gewinnen können. Auch wenn er bestrebt war, alles zu tun, um dies zu ändern.

Spock drehte sich zu ihm herum. Ihre Blicke trafen sich und verharrten für mehr als den üblichen kurzen Augenblick aufeinander. Kirk sah in dunkle Augen, die ihm für einen Vulkanier erstaunlich emotional schienen, obwohl Spocks Gesicht völlig ausdruckslos wirkte. Doch Jim hatte das Gefühl in ihrer Tiefe zu versinken und bis auf den Grund von Spocks Seele schauen zu können. Er fragte sich, ob dies die Folge seiner mentalen Verbindung mit dem zukünftigen Spock war. Seit dieser war Spock ihm nicht mehr fremd erschienen sondern sehr vertraut.

Eines aber wusste Jim Kirk in diesem Augenblick ganz genau. Es würde ihm leicht fallen, diesen Mann zu lieben.
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