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Give a little, get a little

von Emony

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Commander Tucker nickte Elizabeth Cutler grüßend zu als er die Mannschaftsmesse betrat und sich zwei Sandwiches aus einem der Kühlregale holte. Eins davon war mit Putenbrust, das andere mit Leberwurst und beide waren reichlich mit Salat, Gurken, Tomaten und diversen zähflüssigen Substanzen, wie Ketchup und Mayonnaise bestrichen. Eilig ging er hinüber zum Getränkereplikator und ließ sich ein großes Glas Milch ausgeben.

Während er darauf achtete nichts zu verschütten, bewegte er sich langsam auf Elizabeth zu, die ihrerseits eine Schale mit - so sah es auf den ersten Blick für Tucker aus – Brühe vor sich stehen hatte und dazu ein Mineralwasser. Innerlich schüttelte er den Kopf. Wer sollte denn davon satt werden? Selbst seine beiden Sandwiches waren kein ausreichendes Abendessen. *Aber wenigstens ein guter Snack*, dachte er bei sich und stellte sein Glas auf den Tisch. Die Sandwiches in der Hand zog er sich den Stuhl gegenüber von Cutler hervor und nahm darauf Platz.

„Sie wollen mir jetzt aber nicht erzählen, dass diese Suppe“, er deutete mit dem Zeigefinger darauf, „Ihr Abendessen ist, oder?“

Cutler zog die Augenbrauen zusammen, etwas verwundert über den Kommentar des Chefingenieurs. „Doch, das ist mein Abendessen“, entgegnete sie und nahm den Löffel zur Hand. „Sie haben wohl noch nie eine Plomeek-Suppe gegessen, oder?“ Der Commander schüttelte leicht belustigt den Kopf. „Sie ist nahafter als Sie denken.“ Demonstrativ begann Elizabeth zu essen und entlockte dem Chefingenieur damit ein Lächeln.

Nach einigem Überlegen, er schien abzuwägen, welches er als erstes essen sollte, biss Tucker schließlich herzhaft in das mit Putenbrust belegte Sandwich. An beiden Seiten quoll etwas Ketchup und Mayonnaise heraus und lief ihm über die Finger, die er sich ableckte und dabei gar nicht feststellte, dass Elizabeth ihn mit großen Augen dabei beobachtete. Erst als er ein zweites Mal in das reichlich belegte Sandwich biss, fiel ihm ihr Blick auf und er hielt darin inne zu kauen. „Was ist?“, fragte er mit vollem Mund.

Sie verzog ihr Gesicht noch ein bisschen mehr. „Wie oft essen Sie in Gegenwart einer Frau?“, fragte Ensign Cutler entgegen. Er zuckte mit den Schultern. „Jetzt verstehe ich den Sub-Commander.“ Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was bitte meinen Sie damit, dass Sie T’Pol verstehen? In welcher Hinsicht?“ Seine Verwunderung war groß, doch nichtsdestotrotz aß er weiter und sah sein Gegenüber aus großen blauen Augen an.

„Die Art wie Sie essen“, sagte sie und legte eine kleine Pause ein, um nach den richtigen Worten zu suchen, „ist nicht gerade sehr appetitlich.“

„Jon hat sich noch nie beschwert und T’Pols Meinung dazu war mir immer gleich“, gestand Commander Tucker. „Sie ist eine Vulkanierin und deshalb ohnehin sehr empfindlich. Ganz gleich in welcher Hinsicht.“ Seufzend legte er das Sandwich beiseite. „Was ist so schlimm an der Art, wie ich esse?“ Es war ihm ernst damit. Er wollte eine ehrliche Antwort.

„Sie sind zu gierig.“ Elizabeth lehnte sich ihm entgegen, wobei sie sich auf dem Tisch mit dem rechten Ellbogen abstützte. „Sie sollten langsamer essen – was auch besser für Ihren Magen wäre. Zudem einfach etwas vorsichtiger, dann quillt kein Ketchup oder was auch immer zwischen den Brotscheiben hervor und läuft nicht über Ihre Finger. Und selbst wenn, dann leckt man diese nicht bei Tisch ab, wenn man in Gesellschaft isst, sondern wischt sie an einer Papierserviette ab.“ Mit diesen Worten schob sie ihre zu ihm hinüber, da sie diese bei einer Suppe ohnehin nicht brauchen würde. Aus Gewohnheit nahm sie sich immer eine vom Stapel, neben der Essensausgabe. „Frauen achten sehr auf die Essgewohnheiten. Und wenn Sie eine Frau dabei erschrecken, oder gar abstoßen, Commander, dann haben Sie von vornherein keine Chance bei ihr.“

„Das erklärt die zwei verpatzten Dates, mit Juliette und Madeleine“, sinnierte er und seufzte abermals. Warum hatte keine der Frauen jemals gesagt ‚Du hör’ mal, deine Essgewohnheiten sind abstoßend’ oder ihn auf eine andere Art und Weise darauf aufmerksam gemacht? Und was ihm noch viel wichtiger erschien; wie oft hatte Hoshi Sato ihn schon essen gesehen? Er schauderte bei dem Gedanken daran, wie oft.

Langsam hob er das halb gegessene Sandwich an und biss erneut, diesmal jedoch ganz vorsichtig hinein und Elizabeth beobachtete ihn dabei. Sie nickte ihm schließlich zu, um ihn stumm zu loben und er fühlte sich augenblicklich wohler.

Nie im Leben hatte er auch nur einen Gedanken daran ‚verschwendet’, dass er Frauen damit, wie er aß, abstoßen würde und er war Cutler dankbar für diesen Rat, obgleich es ihm furchtbar peinlich war, dass sie ihn überhaupt hatte darauf hinweisen müssen.

„Und“, wechselte Elizabeth das Thema und aß ihre Plomeek-Supps weiter, „werden Sie sich den Film heute Abend ansehen, oder nicht?“

„Ich denke nicht“, entgegnete Commander Tucker und trank einen Schluck Milch. „Sie gehen ja mit Phlox. Jon hat den Film schon drei Mal gesehen und Travis und Malcolm haben Brückendienst...“

„Was ist mit Hoshi?“

Er krauste die Stirn und machte ein überraschtes Gesicht. „Was soll mit ihr sein?“

„Oder T’Pol?“, fügte Elizabeth hinzu, damit es nicht zu offensichtlich war, dass Tucker sich eben mit seiner Reaktion selbst verraten hatte. Sie war sich bis eben nicht ganz sicher gewesen, ob er etwas für die Linguistin empfand, doch jetzt hegte sie keinen Zweifel mehr daran.

„Nein“, winkte er energisch ab, „T’Pol ist keine gute Gesellschaft, um gemeinsam einen Film anzusehen und danach darüber zu reden.“

„Und Hoshi?“, fragte Ensign Cutler neuerlich.

Tucker schwieg einige lange Sekunden. „Denken Sie, dass sie sich in meiner Gesellschaft wohlfühlen würde?“

„Warum denn nicht?“, lächelte Elizabeth und ließ sich in ihren Stuhl zurück sinken. „Sie scheint Sie ebenso gern zu haben, wie Sie sie.“

„Woher wollen Sie wissen, wie gern ich Hoshi habe?“ Er verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust und ließ sich ebenfalls in den Stuhl zurück sinken.

„Weibliche Intuition.“ Cutler zwinkerte dem Chefingenieur wissend zu. „Fragen Sie sie doch. Mehr als nein sagen, kann sie nicht.“

*Das nicht*, schoss es Tucker in den Sinn, *aber ein einfaches ‚nein’ könnte mir das Herz in Stücke reißen*. Der Südstaatler nickte langsam, obwohl er sich noch keineswegs dazu entschlossen hatte, Hoshi um ein Date zu bitten.

„Was wenn sie den Film mit jemand anderes ansehen will, so wie Sie?“, fragte Tucker nach einer Weile unsicher.

Elizabeth Cutler seufzte. Dies war schwieriger als sie zunächst angenommen hatte, denn von Hoshi wusste sie bereits, dass sie den Chefingenieur ausgesprochen attraktiv fand und sich wünschte, dass er sie etwas mehr zur Kenntnis nahm. Doch sie hatte es der Linguistin versprechen müssen, dem Commander davon kein Sterbenswörtchen zu verraten. Und sie hatte nicht vor, dieses Versprechen zu brechen.

Ebenso war es offensichtlich, dass ihre Gefühle nicht unerwidert waren und dass Tucker sich auch zu ihr hingezogen fühlte. Dass er plötzlich schüchtern wurde, hatte sie ja nicht ahnen können.

„Soviel ich weiß möchte sie den Film heute ansehen, wollte aber nicht allein kommen.“ Abermals zwinkerte Elizabeth wissend, ohne dabei Hoshis Geheimnis auszuplaudern. Dann erhob sie sich und schob ihren Stuhl wieder zurück an den Tisch. „Ich werde mich jetzt für mein Date mit Phlox zurecht machen. Sie haben weniger als anderthalb Stunden, um sich zu entscheiden“, sagte sie abschließend. Das Tablett nehmend warf sie dem Commander noch ein letztes Lächeln zu, bevor sie sich in Richtung Ausgang zu bewegte. Sie konnte förmlich spüren, dass er ihr Hilfe suchend hinterher blickte, doch sie wandte sich absichtlich nicht um und verließ die Mannschaftsmesse.

ENDE
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