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Because you saved me ...

von RedRose

Überraschender Besuch

Als Christine in die Kantine kam, sah sie sofort, dass dort nicht viel los war. Es war halb eins. 'Auf der Erde war um diese Zeit in der Kantine immer die Hölle los', erinnerte sie sich. Selbst wenn richtig viel zu tun gewesen war, gegen halb eins war die Kantine immer voll gewesen... aus welchen Gründen auch immer. Aber bei diesem streng eingeteilten Terminplan, konnte die Kantine wohl nie richtig voll werden...
Christine nahm sich ein Tablett und bediente sich an den verschiedenen Essensspendern, die jeden Tag frisch mit neuen Mahlzeiten gefüllt wurden.
Das Angebot war vielfältig und Christines anfängliche Sorge, dass Essen könnte ihr auf Vulkan nicht schmecken, war unbegründet gewesen. Im Gegenteil, sie hatte Mühe, sich nicht einen ganzen Haufen auf den Teller zu schaufeln, so lecker war es. Aber sie beherrschte sich, denn schließlich wollte sie nicht unangenehm auffallen...

So begnügte sie sich mit einer normalen Portion und ging zu einem Tisch in der Ecke, von wo aus sie einen guten Blick aus einem der Fenster auf die Straße hatte. Dort war viel los, denn es handelte sich um eine Einkaufsstraße. Die Ärztin fand es unglaublich interessant, die Vulkanier, die ihr praktisch noch fremden Wesen, bei alltäglichen Dingen - wie einkaufen- zu beobachten. Alles war so anders... sie ließen sich nicht schnell von Sonderangeboten um den Finger wickeln, sondern wogen erstmal kühl und logisch das Für und Wider des Kaufs ab, bevor sie sich entschlossen.
Das hatte Christine beobachtet, als einmal ein Schild vor einem Geschäft eine einheimische Frucht als Schnäppchen präsentiert hatte. Anscheinend hatte es nicht überzeugt, denn nur wenige Vulkanier hatten zugegriffen.
Während sie beim Essen die Straße beobachtete, konnte sie auch für einige Minuten von ihrem hier -trotz der Ruhe und Kühle der Vulkanier- stressigen Job abschalten und auch die sonstigen Probleme vergessen. Denn immer noch kam sie, nachdem sie bereits einen Monat hier war, in Situationen, die neu für sie waren, in denen sie aber meistens trotzdem schnell handeln musste.
Das war aber nicht das einzige Problem. Christine plagte oft das Heimweh. Sie vermisste dumme, alltägliche Dinge, wie die Rosen, die zu Hause in ihrem kleinen Garten wuchsen (auf einem Wüstenplanet wie Vulkan gab es Rosen natürlich nicht) und ihre Kollegen, mit denen sie zuletzt im Krankenhaus zusammengearbeitet hatte.
Wie sie erwartet hatte, war sie hier höflich, aber mit vulkanischer Distanz begrüßt worden und genauso behandelten sie auch ihre Kollegen. Es war nicht so, dass sie sie komplett ausschlossen, aber Christine meinte oft eine gewisse Hilflosigkeit mancher ihrer vulkanischen Kollegen ihr gegenüber zu spüren. Es war so, als ob sie sich fragten, wie um alles in der Welt sie mit "einem Menschen" umgehen sollten. Dr. Salan, dem sie vorhin bei der OP assistieren wollte, wusste es.
'Aber ihn habe ich mit meiner menschlichen Beharrlichkeit wohl vergrault', dachte die Ärztin und schob sich eine Gabel voll in den Mund. "Nicht, dass es mir hier nicht gefallen würde, aber es wäre schon schön, mal wieder ein menschliches Gesicht zu sehen... jemandem, mit dem man die neuen Eindrücke hier teilen könnte..."

"Endlich habe ich Sie gefunden! Bis mir mal einer gesagt hat, dass Sie laut Dienstplan Pause haben...!“
Die Stimme kannte Christine doch! Sie sah auf...
"Dr. McCoy!"; Verblüfft starrte sie ihren ehemaligen Vorgesetzten von der Enterprise an. Der grinste sie bloß an.
"Da staunen Sie, was?", fragte er, als sie aufstand und ihm herzlich die Hand schüttelte, die er ihr entgegenstreckte.
"Das können Sie laut sagen", lächelte sie. "Was führt Sie denn hierher? Doch nicht etwa ich? Setzten Sie sich doch.“
"Danke", der ältere Doktor setzte sich und sah sie prüfend an. "Nun, wie lange ist es jetzt her, seitdem ich Sie nicht mehr gesehen habe?"
"Oh... ein Jahr bestimmt. Ich hatte ja noch bei Ihnen Unterricht, als ich Medizin studiert habe...“ „Ja. Die von dem College wollten ja unbedingt mich haben, den Doktor, der fünf Jahre lang im Weltraum war, der ja dadurch zum Professor mutiert ist...", Leonard McCoy rollte mit den Augen. "Als ob das für ein Medizinstudium wichtig wäre! Die wollten nur nicht zugeben, dass sie nicht genug Professoren zur Verfügung hatten..."
Christine lächelte. "Ich fand, Sie konnten sehr gut unterrichten. Es war nicht so langweilig, wie oftmals bei den anderen Professoren..."
"Ach, das sagen Sie nur so... naja ich habe mich, nett wie ich bin, breitschlagen lassen und jetzt wo es wieder genug Professoren gibt, haben sie mich auch gleich nett entlassen."
"Das tut mir leid. Und deshalb sind Sie hier nach Vulkan gekommen?"
"Das muss Ihnen nicht leid tun, bin froh von diesem Haufen von arroganten 'Gebildeten' weg zu sein... nein, ich bin hier, weil ich hier einen Zwischenstopp mache... ich fliege morgen weiter nach Tiranus II, um dort eine Vorlesung zum Thema 'Neue Raumkrankheiten' zu halten und dachte, hey deine frühere Schwester und Studentin ist doch hier und deshalb bin ich gleich mal hergekommen."
"Das ist sehr nett von Ihnen", Christine strahlte ihn an und der Doktor wurde richtig verlegen.
"Ach lassen Sie's gut sein, Christine... ist doch auch meine Pflicht, zu gucken, wenn ich schon mal in der Nähe bin, ob Ihnen diese grünblütigen Teufel", selbst in einer Kantine voller Vulkanier nahm McCoy kein Blatt vor den Mund, "durch ihre Logik nicht das Lachen genommen haben... aber wie ich mit Erleichterung sehe, haben sie das nicht." "Nein, keine Sorge", zum Beweis lächelte Christine wieder.

Dr. McCoy und Christine redeten noch eine Weile, bevor sie wieder an die Arbeit ging. Vorher aber lud McCoy sie noch in sein Hotel zum Essen ein, wo es auch 'irdische Spezialitäten' gab. Ganz im Gegensatz zu seiner jüngeren Kollegin, konnte McCoy der vulkanischen Küche - wie so Vielem bei den Vulkaniern generell - nichts abgewinnen. Christine hatte dankend angenommen und freute sich auf das Abendessen mit ihrem Kollegen.
So machte sie sich abends etwas nett zurecht und wurde auch pünktlich um 19:00 Uhr von Dr. McCoy abgeholt. Gemeinsam gingen sie zum Hotel und während des Weges und auch als sie im Hotel angekommen waren, erzählte Christine dem Doktor, wie es sich so auf Vulkan lebte und was sie erlebt hatte.
Als sie geendet hatte, meinte der Doktor: "Nun, es scheint, als würde es Ihnen hier gut gefallen... Also für mich wäre das ja nichts, ein halbes Jahr lang; ach Quatsch, sogar einen Tag lang!, hier zu arbeiten oder gar zu leben... ich würde bei so einem perfekt durchgeplanten Ablauf glatt durchdrehen!"
"Das glaube ich Ihnen... aber so ist es nun mal hier."
Eine Weile herrschte Schweigen und jeder von Ihnen beschäftigte sich mit seinem Essen, das hier, wie gesagt, zu McCoys Erleichterung irdisch war und Christine musste eingestehen, dass sie schon fast vergessen hatte, wie Spaghetti mit Bolognese schmeckten. Sie hatte sich trotz der Probleme, die sie hier hatte, sehr schnell eingewöhnt.
"Sagen Sie", Dr. McCoy riss sie aus ihren Gedanken.
Die Ärztin blickte ihn an. "Ja?"
"Warum haben Sie eigentlich ausgerechnet Vulkan für Ihr 'außerplanetarisches halbes Jahr', ich nenne es mal so, ausgesucht?"
"Ich fand den Planeten schon immer interessant und das Leben dort... So streng nach der Logik zu leben, wie geht das? Und wie funktioniert in so einem System ein normales Krankenhaus? Das wollte ich wissen und deshalb bin ich hier."
"Ach so... aber Mr. Spock hat damit nichts zu tun, oder?.“

Christine erstarrte augenblicklich. Die Nudeln, die sie gerade im Mund hatten, würgte sie gerade noch so mit Mühe herunter. Spock...
"Nein, natürlich nicht!", sie lächelte etwas verwirrt, innerlich aber schrillten ihre Alarmglocken. Hatte der Doktor damals auf der Enterprise etwa mitbekommen, dass...?
"Warum fragen Sie?", wagte Christine zu fragen und blickte ihn etwas unsicher an.
"Nun", ihr früherer Vorgesetzter konnte ein Lächeln nicht verbergen, "ich habe damals auf der Enterprise gemerkt, dass Sie Mr. Spock sehr mochten...“
Christine lachte. "Ja, damals war ich in ihn verliebt... aber mit der Zeit bin ich darüber hinweggekommen.“
"Zum Glück", sagte McCoy. "Glauben Sie mir, so ein grünblütiger Computer wie er ist es nicht wert, dass Sie sich nach ihm verzehrten.
"Ja...", nickte Christine nur. Sie wusste, dass der Doktor auf seine Art Recht hatte. Klar, der Doktor mochte Spock, das wusste sie, und diese ganzen, normalerweise, beleidigenden Worte des Doktors an den Vulkanier waren nie wirklich ernst gemeint gewesen. Aber diesmal hatte er Recht: Da Spock keine Gefühle hatte oder anscheinend nicht zeigen konnte oder wollte, konnte er ihre auch nicht erwidern. Also, was war ihre Liebe dann wert?
'Gewesen', fügte Christine in Gedanken schnell hinzu. 'Sie war nichts wert gewesen.'
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