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A Decade of Storm: Kapitel 5 - Die Bruderschaft des Schwertes

von Markus Brunner

Kapitel 1

2227 n.Chr.

Zarial beobachtete die Schneeflocken dabei, wie sie langsam zu Boden schwebten und auf dem kalten, schwarzen Felsgestein liegen blieben. Während seines beschwerlichen Weges hatte er in den letzten Tagen reichlich Schnee gesehen. Aber jetzt, wo er sein Ziel fast erreicht hatte, sah er erstmals, wie Schneeflocken vom Himmel über Kronos fielen.
Er hatte ganz vergessen, wie schön dieser Anblick war. Wenn er darüber nachdachte, wo er sich in den letzten Jahren überall aufgehalten hatte – auf einem luftlosen Asteroiden, in einem tagusianischen Dschungel und einer vulkanischen Wüste – verwunderte ihn das auch gar nicht.
Winterliches Wetter war ihm so fremd geworden, dass er es nicht lassen konnte, seinen linken Handschuh abzustreifen und nach den herabschwebenden Schneeflocken zu greifen. Eine große Flocke landete auf seiner Fingerspitze und fasziniert beobachtete Zarial, wie sie ganz langsam zusammenschrumpfte und dahin schmolz. Es war sehr lange her, dass er so etwas getan hatte und er verband sehr schöne Erinnerungen damit.
Eine laute klingonische Stimme hallte vom Berghang zu ihm herab. Zarial sah nach oben, zum gewundenen Bergpfad, auf dem er selbst die letzten Stunden lang gewandert war. Er konnte es selbst kaum fassen, dass er einen ähnlichen Pfad auf der anderen Seite des Berges mehrere Tage lang hinauf gegangen war.
Der serpentinenartige Pilgerpfad wurde nicht nur von Zarial allein genutzt. Ein paar Terrassen weiter über ihm sah er eine Gestalt von der Klippe hängen. Ein Klingone zappelte hin und her und wenn er sich nicht so sehr auf lautes Fluchen konzentriert hätte, hätte er es vielleicht geschafft, Ruhe zu bewahren und sich wieder hoch zu ziehen. Stattdessen verlor er den Halt und fiel mehrere Meter nach unten. Der Klingone verschwand aus Zarials Sicht, aber er hörte deutlich den Aufschlag des Körpers auf der darunter liegenden Serpentinenterasse. Erst als ein weiterer lauter Fluch am Berghang Echos schlug, wusste Zarial, dass der Mann den Sturz wohl einigermaßen unbeschadet überlebt haben musste. Er konnte selbst nur den Kopf darüber schütteln. Der Kleidung nach war der Klingone ein Mönch gewesen. Aber es erstaunte Zarial, wie hart im Nehmen selbst die klingonischen Geistlichen waren. Und welch obszönen Schimpfwörter sie kannten! Er versuchte sich vorzustellen, wie ein klingonischer Mönch in den Tempel von Amonak passen würde. Selbst die friedliebenden vulkanischen Geistlichen würden den Klingonen wahrscheinlich ziemlich bald mittels Nervengriff ins Reich der Träume schicken, um ihre Ruhe zu haben.
Obwohl der Sturz des Klingonen ziemlich schmerzhaft gewesen sein dürfte, hatte er Zarial doch daran erinnert, dass er nicht allein auf Kronos war und damit rechnen musste, ständig beobachtet zu werden. Er hatte mit seiner Reise zur klingonischen Heimatwelt länger gewartet, als ihm lieb war. Aber nach der Vernichtung vom Qam-Chee und den daraus resultierenden erhöhten Sicherheitsvorkehrungen war es auch nach fast eineinhalb Jahren noch so gut wie unmöglich, heimlich den Ort der von den Suliban verursachten Katastrophe aufzusuchen. Mit einem Raumschiff in klingonisches Territorium zu gelangen war dabei nicht das größte Problem gewesen. Rund um Kronos gab es zwar eine weitaus größere Anzahl klingonischer Schlachtkreuzer als sonst und im Laurentianischen Graben wimmelte es in der Nähe der klingonischen Grenze nur so vor Patrouillen. Aber wenn man gewisse Erfahrung hatte, war es durchaus möglich, Kronos zu erreichen. Schwieriger wurde es, wenn man das Qam-Chee-Tal aufsuchen wollte.
Obwohl die einstige Hauptstadt und historisch bedeutende Stätte durch den Suliban-Angriff völlig vernichtet worden war, galt das ganze Gebiet noch immer als Sperr- und Hochsicherheitszone. Qam-Chee war schon immer schwer zugänglich gewesen. Auf drei Seiten umgeben vom mächtigen Hamar-Gebirge und auf einer Seite vom großen Kri'stak-Vulkan war die klingonische Hauptstadt schon seit Jahrtausenden eine natürliche Festung gewesen. Auch in der klingonischen Neuzeit führten lediglich zwei Tunnel durch das Gebirge und so sehr sich Zarial auch den Kopf darüber zerbrochen hatte, war ihm kein Einfall gekommen, wie er unbemerkt einen dieser Tunnel hätte passieren können. Vor der Katastrophe waren die Tunnel öffentlich zugänglich und befahrbar gewesen. Doch nun wurden sie jeweils von großem Militäraufkommen bewacht. Es gab keine Möglichkeit, die Kontrollen zu umgehen. Die Soldaten arbeiteten dort außerordentlich gewissenhaft und streng nach Vorschrift.
Einige Priester von Amonak, die sich dem Studium nicht-vulkanischer Religionen verschrieben haben, hatten Zarial schließlich auf den Pilgerpfad hingewiesen. Aufgrund der großen historischen Bedeutsamkeit vom Qam-Chee war die Stadt immer schon ein Wallfahrtsort für klingonische Pilger gewesen. Während aber seit Errichtung der Tunnel für den durchschnittlichen Klingonen der Wallfahrtsort recht einfach erreichbar war, benutzten die Mitglieder religiöser Orden auf Kronos weiterhin den uralten Pilgerpfad, der über das Hamar-Gebirge führte. Die klingonischen Soldaten führten hier keine Kontrollen durch, obwohl sie zweifellos von der Existenz des Pfades wussten. Lediglich ein einzelner Wachmann in Militäruniform stand am Beginn des Pfades, unterließ es aber, irgendwelche Kontrollen durchzuführen. Wahrscheinlich lag es am Respekt, den die Klingonen den Geistlichen zollten.
Zarial hatte sich so gut es ging als klingonischer Mönch verkleidet. Von Vorteil war, dass sich vulkanische und klingonische Mönche in zumindest einer Hinsicht ähnelten. Nämlich bei den Gewändern, die sie trugen. Die schmucklose vulkanische Kutte, die Zarial mitgebracht hatte, sah beinahe genauso aus wie jene, welche die klingonischen Wallfahrer trugen. Auch sein unauffälliger Rucksack, der neben ausreichend Proviant auch einige Dinge beinhaltete, die bei einer Kontrolle wohl aufgefallen wären, wies keine vulkanischen Symbole auf. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und die Kutte eng um seinen Körper geschlungen, so dass sie die Zivilkleidung darunter völlig bedeckte, war Zarial nur einen Meter am klingonischen Wachmann vorbeigegangen, ohne dass dieser auch nur eine Miene verzogen hatte.
Jetzt, Tage später, hatte Zarial endlich sein Ziel erreicht. Der Berghang wurde nun bedeutend flacher und ging fließend in den Talboden über. Auch wenn Zarial nicht wusste, wie gut das Tal selbst überwacht wurde, zog er schnell seinen Handschuh wieder an, bevor jemand einen angeblichen klingonischen Pilger sah, der so tat, als hätte er nie zuvor in seinem Leben eine Schneeflocke gesehen.
Die Antimaterieexplosion des sulibanischen Helix-Schiffes hatte den flachen Hang völlig geglättet und Zarial musste aufpassen, nicht auf einer Eisplatte auszurutschen. Aber verglichen mit den engen Serpentinen war dieser Teil der Wanderung ein Klacks. Nach Sekunden hatte er wieder flachen, festen Boden unter den Füßen und sah sich um. Kein einziges Gebäude stand mehr im Tal. Nicht einmal mehr die Ansätze von Mauern oder Fundamenten waren zu erkennen. Als ob der Talboden völlig glattgeschliffen worden wäre. Die einzigen Unebenheiten waren ein großer Krater, wo sich einst die Große Halle befunden hatte und das Suliban-Schiff abgestürzt war, sowie die Schlucht, welche die Stadt Qam-Chee einst in zwei Hälften geteilt hatte. Wie nicht anders zu erwarten überspannte keine einzige Brücke mehr die Schlucht. Dafür befanden sich nun am Rand des Abgrunds zu beiden Seiten andere künstliche Strukturen.
Große Stahlgerüste standen dort der Reihe nach und verursachten einen Höllenlärm. Schnell erkannte Zarial, dass es sich um großes Baugerät handelte. Doch es wurde nicht dazu verwendet, die Stadt wieder aufzubauen, stattdessen schien es eher dem Bergbau zu dienen. Große Schaufeln transportierten aufgeschüttete Haufen aus Stein und Erde aus der Schlucht heraus nach oben und lange Förderbänder transportierten diese zum Einschlagkrater, wo sie achtlos hineingeschüttet wurden, ohne dass sich jemand darum kümmerte. Der Abbau diente also nicht der Gewinnung von irgendeinem Material. Es ging mehr darum, etwas freizulegen.
Mit einem raschen Rundumblick versicherte sich Zarial, dass keine klingonischen Soldaten in der Nähe waren. Jener Tunnelausgang, der auf dieser Seite der Schlucht endete, war weit entfernt und im Bereich der Abbauarbeiten hielten sich auch nur wenige Arbeiter auf, von denen keiner näher als hundert Meter war. Zarial fasste sich ein Herz und ging geradewegs zum Rand der Schlucht. Er litt zum Glück nicht unter Höhenangst. Dass er dennoch ein großes Unwohlsein verspürte, als er sich über den Rand lehnte und in die Tiefe blickte, lag an dem, was er dort unten sah. Er sah genau das, was er befürchtet hatte.
Entlang der Abhänge waren in regelmäßigen Abständen Lichtmasten befestigt worden, deren schwenkbare Scheinwerfer die Tiefen der Schlucht ausleuchteten. Zarial war beeindruckt, wie weit nach unten die Schienen reichten, an denen unzählige Baggerschaufeln leer hinab und mit Geröll vollgeladen wieder nach oben fuhren. Hundertfünfzig bis zweihundert Meter weit unten, am Boden der Schlucht, hatten die Schaufeln bereits einen Teil ihre Arbeit erledigt. Zu Zarials Entsetzen hatten sie eine große, gewölbte Kristallstruktur freigelegt, die zu etwas gehörte, was seit Jahrtausenden in dieser Schlucht vergraben und verborgen gelegen hatte und niemals hätte gefunden werden dürfen.
Zarial griff auf seinen Rücken und zog aus einem Seitenfach seines Rucksacks ein Gerät heraus, das definitiv nicht klingonischen Ursprungs war. Er hielt den vulkanischen Tricorder über die Schlucht und zeichnete mit dem Gerät so viele Bild- und Scanner-Daten wie möglich auf. Diesen Vorgang wiederholte er bei den Baugeräten.
Er wollte das kleine Sensorgerät schon wieder wegstecken, als ihm einfiel, dass es noch einen weiteren Ort gab, von der besser eine Aufnahme machen sollte. Er drehte sich zur Westseite des Tals hin, wo der große schwarze Kegel des Bergs Kri'stak – ein mittlerweile erloschener Vulkan – in die Höhe ragte. Genau in der Mitte des Hangs – hoch genug gelegen, um nicht von der Antimateriaexplosion in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein – befand sich das einzige noch intakte Gebäude im Qam-Chee-Tal. Die Bergfestung der Yan-Isleth, der Bruderschaft des Schwertes.
Nicht die Freilegungsarbeiten an der Großen Schlucht waren der Hauptgrund für die verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Viel mehr waren diese dem Umstand geschuldet, dass seit der Zerstörung der Hauptstadt und der Vernichtung des Ratsgebäudes der Hohe Rat der Klingonen in der Bergfestung der Bruderschaft residierte. Und wenn Zarial sich besonders anstrengte, konnte er auf einem der Balkone sogar vier Gestalten erkennen. Jene vier Suliban, die ohne das Wissen der Klingonen in die Rollen der vier Ratsmitglieder geschlüpft waren und seit mehr als einem Jahr in der Abgeschiedenheit und Sicherheit der Bergfestung über das Klingonische Imperium herrschten.
Zarial hob seinen Tricorder, machte ein paar Bilder vom Gebäude und steckte das Gerät wieder zurück in den Rucksack. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass diese Bilder in die richtigen Hände gelangten. Wehmütig machte er kehrt und bereitete sich innerlich darauf vor, abermals das Hamar-Gebirge über den Pilgerpfad zu überwinden. Während er über den Flachhang vorsichtig bergauf ging, nahm der Schneefall zu. So sehr Zarial die im Wind tanzenden Schneeflocken auch gefielen, kam er nicht umhin, sich auch deren Nachteil bewusst zu werden. Die Existenz von Schneeflocken bedeutete, dass es kalt war und noch kälter werden würde, je höher er stieg. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass es auf jenem Planeten, den er als nächstes aufsuchen wollte, deutlich wärmer sein würde.

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Jenseits des Puratos-Nebels flog der Schlachtkreuzer Klothos durchs All und drang immer tiefer in den Beta-Quadranten vor. Der Beta-Quadrant stellte für die Klingonen am ehesten noch das dar, was man als die „unendlichen Weiten“ bezeichnen konnte. Während in Richtung Alpha-Quadrant hinter dem Laurentianischen Graben schon das Territorium der Vereinigten Föderation der Planeten begann und in Richtung galaktischem Kerngebiet das Romulanische Sternenimperium lag, war das Gebiet hinter dem Puratos-Nebel jene Region, in die das Klingonische Imperium am leichtesten expandieren konnte.
Da diese Expansionsbemühungen aber nur wenige Jahre – zwischen Kinevas Amtsantritt als Kanzler und Korrds Planung der Invasion von Sarathong V – vorangetrieben worden waren, war das Gebiet, das die Klothos soeben mit hoher Warp-Geschwindigkeit durchflog, kaum erforscht. Die damals angefertigten Sternenkarten waren unvollständig und ungenau und Captain Kor gefiel es überhaupt nicht, ins Ungewisse zu fliegen ohne den Hauch einer Ahnung, was sie hier erwartete.
Anderseits gab es für ihn auch keine Alternativen, als diese gefährliche Reise anzutreten. Das lag allen voran an jenem klingonischen Commander, der neben Kors Kommandosessel stand und wie der Captain auf den Hauptschirm starrte.
„Sollten wir Troka nicht schon längst erreicht haben?“, fragte Korrd ungeduldig.
„Allerdings“, erwiderte Manja frustriert. „Es handelt sich wieder einmal um eine große Abweichung von den Sternenkarten. In Flugrichtung erkennen unsere Sensoren weit und breit kein Sonnensystem.
„Inkompetenter Schwachkopf!“, fluchte Korrd laut. „Wozu hat der Hohe Rat ihn beauftragt, diesen Sektor zu kartographieren, wenn alle seine Sternenkarten falsch sind.“
„Können wir überhaupt sicher sein, dass sich Guroth auf Troka aufhält?“, gab Kor zu bedenken.
„Ich an seiner Stelle würde dort meine Basis errichten“, erklärte Korrd. „Auf Troka gibt es eine kleine einheimische Population, die mit der Guroth zur Verfügung stehenden Truppenstärke leicht kontrollierbar sein sollte. Zudem ist der Planet reich an Rohstoffen. Wenn sich Guroth außerhalb des Imperiums einen Rückzugsort geschaffen hat, dann sicher dort.“
Kor trommelte mit den Fingern nervös auf der Armlehne seines Sessels herum. Seit Monaten war Korrd schon auf der Suche nach Guroth. Zuerst hatten sie ihn auf einer der Kolonien am Rand des Puratos-Nebels vermutet. Als er dort nicht auffindbar gewesen war, hatten sie schließlich das Imperium verlassen und flogen seitdem jeden Planeten an, den Guroth in den letzten Jahren im Auftrag des Imperiums erkundet und als geeignet für Besiedelung oder Eroberung erachtet hatte. Troka war der letzte Planet auf der langen Liste und wenn sie Guroth dort auch nicht vorfanden, war wieder einmal eine Mission von Commander Korrd gescheitert. Dann würde es auch Kor gegenüber seiner eigenen Besatzung schwer haben, seine Loyalität zum erfolglosen Commander noch plausibel zu begründen. Im ganzen Imperium galt Korrd seit dem Debakel bei Sarathong V und der dadurch ausgelösten Zerstörung von Qam-Chee bestenfalls als „Persona non grata“, als unerwünschte Person. Abgesehen davon hatten einige Offizierskollegen bereits versucht, Korrd zu ermorden. Bisher erfolglos, weil dem Commander neben der Besatzung der Orntaru auch noch jene der Klothos loyal zur Seite gestanden hatte.
Bis jetzt, überlegte Kor, der befürchtete, dass bald sein eigenes Schicksal untrennbar von Korrds Schicksal sein würde, wenn er nicht bald ein Machtwort sprach.
Alles wäre einfacher gewesen, wenn die Orntaru zusammen mit der Klothos in die Tiefen des Beta-Quadranten aufgebrochen wäre. Dann wäre Korrd zumindest nicht dauerhaft auf der Klothos und würde Kors Besatzung nicht durch seine Anwesenheit daran erinnern, in wessen zweifelhaften Auftrag sie unterwegs waren. Selbst jene Offiziere, die wie Manja vor einigen Jahren von der Orntaru zur Klothos abgestellt worden waren, deuteten bereits Bedenken an und äußerten Befürchtungen, dass man sich durch das unerlaubte Entfernen von der Imperialen Flotte jede Möglichkeit nahm, wieder ins Imperium zurückzukehren.
Sie fürchten, so zu werden wie Guroth. Das kann ich ihnen auch nicht verdenken, dachte Kor. Guroth war mitsamt seiner Erkundungsflotte verschwunden noch ehe der Angriff auf Sarathong V überhaupt stattgefunden hatte. Wie alle Flotteneinheiten in den entlegenen Gebieten hatte auch Guroth‘ Einheit den Befehl erhalten, in die Nähe der imperialen Zentralwelten zurückzukehren um jene Flottenverbände zu ersetzen, die in den Laurentianischen Graben aufgerückt waren. Guroth hatte den Befehl nie bestätigt und jeden Versuch der Kontaktaufnahme ignoriert. Zwar gab es natürlich die Möglichkeit, dass Guroth tot und seine Schiffe durch eine unbekannte Macht des Beta-Quadranten zerstört worden waren. Doch niemand in der Imperialen Flotte glaubte wirklich daran. Guroth war schon immer gegen Korrds Plan und die Umverteilung der Schiffe gewesen. Dass seine Erkundungsflotte gerade dann verschwunden war, als sie den Rückkehrbefehl erhalten hatte, konnte kein Zufall sein.
„Vielleicht sind die Sternenkarten gar nicht so ungenau, wie wir dachten“, kam Kor plötzlich die Erkenntnis. Korrd und Manja sahen ungläubig zu ihm hin, aber für ihn ergab nun alles Sinn. Er begann zu erklären: „Guroth will doch sicher gar nicht gefunden werden. Warum sollte er also genaue Sternenkarten an die Imperiale Flotte übermitteln, wenn er plant, auf einem der erkundeten Planeten unterzutauchen?“
„Das ist richtig“, erwiderte Manja nachdenklich. Sie fand jedoch auch den Fehler in Kors Argumentation: „Aber jedes Sonnensystem, das wir schließlich gefunden haben, war unterschiedlich weit von der eingezeichneten Position auf den Karten entfernt.“
„Nein, das stimmt nicht ganz“, sagte Kor sofort. „Die Abweichung wurde immer größer. Lässt sich aus den bisherigen Abweichungen vielleicht berechnen, wie weit Troka von der verzeichneten Position entfernt liegen müsste?“
Manja wirkte kurz unsicher, sagte aber dann, dass sie es versuchen würde und begann mit der Arbeit. Während sie die von Guroth übermittelte Sternenkarte mit den Sensoraufzeichnungen der Klothos verglich, wandte sich Korrd an Kor: „Eine gute Idee, Captain.“
Kor verzichtete darauf, sich für das Kompliment zu bedanken. Stattdessen sagte er nur: „Wer weiß, ob es uns überhaupt weiterhilft, Guroth aufzuspüren. Sie beide sind ja nicht gerade die besten Freunde.“
„Trotzdem haben wir jetzt einen gemeinsamen Feind. Vielleicht erkennt Guroth das und kann seine feindschaftlichen Gefühle mir gegenüber eine Weile zurückstellen.“
„Ich hab’s!“, sagte Manja triumphierend und drehte sich lächelnd zum Steuermann um und gab ihm neue Zielkoordinaten. Danach wandte sie sich an Kor und Korrd: „In den Abweichungen zwischen tatsächlicher Position und Sternenkartenposition habe ich tatsächlich ein Muster festgestellt. Demnach ist Troka weiter vom Imperium entfernt als angenommen und etwas näher an der galaktischen Achse.“
„Wann werden wir ankommen?“, fragte Korrd.
„Wir waren zumindest annähernd in die richtige Richtung unterwegs und werden nach der Kurskorrektur in ungefähr vier Stunden ankommen.“

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