TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Spielschuld eines Fähnrichs

von Oriane

Kapitel 1

Hiermit wage ich mich zum ersten Mal an eine Star Trek Fanfiktion, nachdem ich mich lange nicht an den Stoff herangetraut habe. Seid also bitte NICHT gnädig mit mir, Kritik ist gerne gesehen :)
Spielschuld eines Fähnrichs

Kapitel 1



„Alles aufgewacht, reißen Sie sich von den langweiligen Spielen los, die unweigerlich auf ihren Bildschirmen zu sehen wären, wenn ich es überprüfen würde und folgen Sie mir in den Konferenzraum, Ladys and Gentlemen, aber dalli!“
Mikael Hood unterbrach seine zügigen Schritte nicht, verlangsamte nicht einmal, als er durch das kreisrunde Büro mit den vier Schreibtischen auf die Tür des Konferenzraums am Kopfende zuging. Mehr oder weniger erschrocken tippten seine Untergebenen kurz auf ihren Konsolen herum um dann aufzustehen und sich ihm anzuschließen. Aus dem Augenwinkel beobachtete er die Reaktion jedes einzelnen.
Samak, der Vulkanier, der schon seit Mikael sich erinnern konnte in der hinteren linken Ecke des Raumes saß, direkt neben dem Konferenzraum, beendete mit stoischer Ruhe einige Programme (sein Monitor war vermutlich der einzige, auf dem kein unnötiger Zeitvertreib stattgefunden hatte), stand auf und wartete darauf, dass Mikael selbst den Raum zuerst betrat.
Vorne rechts lag mehr als dass er saß, Maurizio Casado. Inmitten von einem Chaos aus PADDs rappelte er sich auf, sodass einige von ihnen auf dem Teppichboden landeten und verbarg gar nicht erst, dass er den komplexen Computer zweckentfremdet hatte. Neben ihm hatte Lynna zh'Thels, eine Andorianerin, ihm über die Schulter gelugt und grinste Mikael nun breit an. Beschwingt richtete sie sich auf und marschierte mit erstaunlich langen Schritten für ihre geringe Körpergröße neben ihm her, begierig die Neuigkeiten zu hören.
Der einzige, der versuchte, sich zu rechtfertigen war Baqh, der Neuzugang in Mikaels Team. Der Bolianer zählte ihm hektisch auf, was er gerade recherchiert hatte, gab sich dann aus schlechtem Gewissen sehr diensteifrig und griff nach einem PADD auf seinem noch aufgeräumten Schreibtisch. Das Chaos hatte sich noch nicht getraut, die Oberhand zu gewinnen, aber Mikael war sicher, dass das noch kommen würde. Lynna verdrehte die Augen, Samak zog eine Augenbraue hoch und enthielt sich jeden Kommentars, Maurizio legte Baqh einen Arm um die Schulter und meinte nur: „Sie lernen es noch, keine Sorge.“ Dieser wusste nicht ganz, was eigentlich gemeint war und nickte nur.

Kaum hatten sich die Türen des Konferenzraums zischend hinter ihnen geschlossen schritt Mikael zügig ans Kopfende des Tisches und aktivierte die Holoemitter auf dessen Oberfläche. Ein Schiff erschien und drehte sich langsam um seine eigene Achse. Es war kompakt gebaut und trotzdem strahlte es eine gewisse Eleganz aus. Typisch Sternenflotte.
„Nebula-Klasse“, stellte Maurizio fest, während er sich in einen der bequemen Sessel sinken ließ. Er kam aus einer Sternenflottenfamilie und war nicht darum herum gekommen, die Akademie zu besuchen. Das Wissen über Raumschiffe hatte sich unwiderruflich in sein Gehirn gebrannt, allerdings war er nicht lange Mitglied der Sternenflotte geblieben. Gerade als man ihn zum Lieutenant Junior Grade hätte befördern können, war er geflohen, weggelaufen vor einer harten Kommandohierarchie mit der der sensible junge Mann nicht klargekommen war.
„Gut beobachtet, Mr. Casado“, lobte Mikael und wartete nicht, bis auch der Bolianer es geschafft hatte einmal um den Tisch herumzulaufen und sich zu setzten.
„Genauer gesagt ist das die U.S.S Chicago und momentan liegt sie im Orbit der Erde und wartet auf uns. Ich wurde von T'Naka darüber informiert, dass auf diesem Schiff eine massive Sicherheitslücke existiert und nun ist dort der Sicherheitschef spurlos verschwunden.“
„Sir“, meldete sich Samak, „warum werden wir als Vertreter des Föderationssicherheitsdienstes in diesem Fall eingeschaltet? Die Sternenflotte hat eine eigene Institution, die sich darum kümmern könnte.“
Mikael nickte ihm zu. „Richtig, es befinden sich allerdings Zivilisten an Bord, von denen einige ebenfalls unter Verdacht stehen. Die haben darauf bestanden, dass wir uns einmischen.“
„Ebenfalls unter Verdacht stehen?“, hakte Lynna nach. Es interessierte sie nicht, wo und unter welchen Umständen sie an einem Fall beteiligt wurde, Hauptsache sie hatte nach Wochen endlich wieder Arbeit.
„Eigentlich vermutet man das Leck in der Sicherheitsabteilung persönlich. Es befinden sich bereits Agenten vom Sicherheitsdienst der Sternenflotte auf der Chicago und nun hat man uns dazugeschaltet.“
„Wann geht es los?“, fragte die Andorianerin sofort. Sie alle hatten eine Dürreperiode hinter sich und dementsprechend Langeweile. Man sollte meinen, dass es etwas Befriedigendes an sich hatte, wenn es so ruhig war, doch für einen Agenten, besonders für Lynna, war das die Trostlosigkeit pur. Allerdings schlich sich auf Mikaels Gesicht ein Ausdruck, der noch viel schlimmer war als Dürre. Ganz vorsichtig versuchte er ihr nun etwas mitzuteilen.
„Lynna, ich möchte, dass du für diesen Fall mit Maurizio tauscht. Er weiß wie die Sternenflotte tickt und ich möchte auf seine Erfahrungen zurückgreifen können.“
„Heißt das ich soll hier bleiben?“ Fassungslos starrte sie Mikael an. Alle anderen starrten sie an. Nur Lynna, Mikaels persönlicher Schützling, durfte eine Frage in diesem Tonfall stellen. Sie hatte sich so gefreut endlich wieder etwas zu tun zu haben und nun musste sie allein im Büro sitzen Recherche betreiben. Nun ja, eigentlich war das Samaks Job. Maurizio war der Koordinator des Teams, er wusste immer wer wann wo war und was er zu tun hatte. Bei ihm liefen die Informationen zusammen und jeder konnte sie, obwohl er das Chaos zu seiner bevorzugten Sortiermethode gewählt hatte, in säuberlichen, Päckchen abrufen. Er hatte noch nie etwas Wichtiges verloren.
„Ich möchte dich und Samak bitten hier zu bleiben, wir können nicht mit dem ganzen Team auflaufen und brauchen euch hier.“
Aber nicht nur Lynna hatte etwas an Mikaels Entscheidung auszusetzen. „Sir, ich bleibe gerne hier und mache meine Arbeit vom Schreibtisch aus, wenn...“
Eine schneidende Handbewegung brachte Maurizio zum Schweigen. „Nein, fast-Lieutenant, ich will jemanden dort oben haben, der weiß, wie diese Leute ticken.“ Damit war die Diskussion beendet und Mikael erhob sich, ließ das Holobild der Chicago verschwinden. Missmutig spielte Maurizio bei der Erwähnung seines verhassten Spitznamens mit einem Knopf seines Hemdes.„Nehmen Sie Ihren Kram. Fünf Minuten – Transporterraum 3.“
Ungläubig schüttelte Baqh seinen breiten blauen Kopf. „Heißt das, ich darf mit?“
„Nehmen Sie es nicht so schwer, mein Freund“, antwortete Maurizio und verschwand hinter Mikael aus dem Raum. Schmollend pflanzte Lynna sich wieder an ihren Schreibtisch und durchbohrte den Vulkanier ihr gegenüber mit ihrem Blick. Samak wusste, dass er nun das Ventil für ihre schlechte Laune war und er wusste, dass ihn dieser Umstand bei der Arbeit stören würde. Normalerweise war Lynna aus vulkanischer Sicht gut zu verstehen. Sie lebte ihre Emotionen aus, es war eine ausgiebige Palette. Von ihr kamen selten undefinierbare Blicke, die Samak nicht zu deuten wusste. Bei ihr wusste er immer, woran er war, es konnte nur vorkommen, dass sich ihre Emotionen schnell änderten. Darauf musste man eben vorbereitet sein.

Samak selbst war traditionell vulkanisch erzogen worden, hatte sich dem Kolinahr unterzogen und sich so von sämtlichen Gefühlen losgesagt. Er war dem Rat seines Vaters Sulkar gefolgt und war zum Föderationssicherheitsdienst gegangen. Warum genau sein Vater ihm das geraten hatte, konnte Samak nur erahnen, denn Sulkar hatte es ihm nie gesagt. Dort hatte er in der wissenschaftlichen Abteilung angefangen, aber schnell gemerkt, dass er auch an Außeneinsätzen teilnehmen wollte. In Mikaels Team war er nun für die Recherche zuständig, aber auch oft genug als Agent tätig. Seine Arbeit gefiel ihm und er führte sie gewissenhaft aus. Die Jahre hatten ihn und Mikael zu so etwas wie Freunden gemacht. Wenn Mikael seine Beziehung zu Samak ohne zu zögern als Freundschaft bezeichnet hätte, war Samak vorsichtiger mit der Definition. Niemals hätte er zugegeben, dass er etwas Derartiges empfand. Er schätze den Mann außerordentlich, vertraute ihm und betrachtete ihn in einigen Bereichen sogar als sein Mentor. Das musste als Klassifizierung für Außenstehende genügen.

Bewaffnet mit jeweils einer Umhängetasche vollgestopft mit verschiedenen Instrumenten standen Maurizio und Baqh in Transporterraum 3. Eigentlich hätten sie nicht alles einpacken müssen, viele der Dinge wurden bloß an einem Tatort gebraucht, an welchem ein Mord geschehen war, aber Baqh hatte darauf bestanden. Er war gerne auf alles vorbereitet und Maurizio nicht in der Verfassung zu widersprechen. Ihm graute es davor, sich wieder auf ein Raumschiff zu begeben.
Während der Bolianer vor Aufregung ganz dunkelblau im Gesicht war, blickte der schlanke blonde Mann unsicher um sich. Mikael tat so, als würde er beides nicht merken. Seine abgewetzte schwarze Jacke hing um seine Schultern, in ihren Taschen war alles verstaut, was er benötigte. Mikael liebte diese Jacke. Seine Frau Tessa hatte sie ihm vor Jahren geschenkt, seitdem trug er sie praktisch jeden Tag. Für wie viel hatte dieses gute Stück schon herhalten müssen? Er konnte die Fälle gar nicht zählen, jedenfalls fühlte er sich in ihr immer etwas sicherer, als trüge er einen Schutzengel mit sich herum.
„Nun denn, auf geht’s“, murmelte er vor sich hin, als er die Koordinaten des Sternenflottenhauptquartiers einstellte, die man ihm genannt hatte. So etwas Luxuriöses wie einen Transporterchief besaßen sie hier nicht. Mikael war schon froh, wenn er in seinem Büro nicht selbst staubsaugen musste.
Im Transporterraum 7 des Hauptquartiers wurden sie von einer Frau mittleren Alters empfangen, die sich all Lieutenant Commander Bailey vorstellte. Energisch trat sie vor, schüttelte allen dreien kurz die Hand, wobei sie das Strahlen des Bolianers geflissentlich übersah und wies dann den anwesenden Chief an, sie auf die Chicago zu beamen.

Maurizio versteifte sich unwillkürlich, als er die vielen Offiziere und Crewmen in Uniformen sah, die ihm nicht sonderlich viel Beachtung schenkten. Vorhin, als Commander Bailey ihn begrüßt hatte, hatte er instinktiv begonnen Haltung anzunehmen, sich aber gerade noch beherrschen und es kaschieren können. Vermutlich war es besser, wenn niemand hier von seiner Sternenflottenvergangenheit Bescheid wusste. Auf jeden Fall war es angenehmer.

„Eigentlich sind wir bereits seit ein paar Tagen hier, aber da die Zivilisten an Bord, unter ihnen ein Jurist, der die ganze Sache angezettelt hat, nicht bereit waren der Sicherheit der Sternenflotte nur irgendein Wörtchen zu sagen, mussten wir wohl oder übel warten, bis Sie eintreffen. Man hat die Geschichte nach ganz oben getragen, ansonsten hätten wir längst mit den Ermittlungen angefangen. So ein Theater habe ich noch nie erlebt“, berichtete der Commander.
Maurizio sah, wie Mikael schmunzelte, als er fragte: „Warum haben Sie sich denn daran gehalten? Es gibt immer Mittel und Wege Ermittlungen anzustellen, ohne, dass es jemand mitbekommt.“
Etwas empört sah die energische Frau zu ihm auf. „Wir sind hier bei der Sternenflotte, Sie können das vielleicht nicht nachvollziehen, aber wir haben hier harte Strukturen und Pfade, an die wir uns zu halten haben.“
„Gut, dass ich Zivilist geblieben bin“, antwortete Mikael unbeeindruckt und warf Maurizio über der Schulter einen vielsagenden Blick zu. Der verkroch sich nur noch tiefer im Kragen seiner Jacke. Zum Glück bemerkte es nur Baqh, der ihm einen mitfühlenden Blick zuwarf. So war der Bolianer nunmal. Auch, wenn er die Sorgen anderer nicht verstand, er fühlte mit ihnen und hatte ein großes gutmütiges Herz.
„Wie lange ist der Sicherheitschef nun verschwunden?“, begann Mikael wieder, doch die Frau schnitt ihm das Wort ab. „Wir haben ein Briefing angesetzt, gedulden Sie sich noch ein paar Minuten.“ Er gehorchte. Es fiel ihm zwar schwer, dem Commander nicht jetzt schon seine Meinung zu sagen, aber er brauchte die Kooperation dieser Frau. Und sie brauchte ihn, deshalb hielt er den Mund.

In einem Konferenzraum des Schiffes hatten sich drei Uniformierte eingefunden, ein Lieutenant und zwei Fähnriche, alle mit einem gelben Streifen über der Schulterpartie.
„Lieutenant Finney, Fähnrich Iguchy und Fähnrich Kesh.“ Kurz und knapp wurden die drei vorgestellt, sie standen dabei auf und nickten den Neuankommlingen zu. Maurizio wurde beim Beobachten dieses Verhaltens beinahe übel. Es erinnerte ihn an Erdmännchen – willenlose Erdmännchen – und an sich selbst vor noch nicht allzu langer Zeit.
„Schön, dann können wir jetzt endlich zur Sache kommen. Also, wie lange ist der Sicherheitschef unauffindbar?“, fragte Mikael, ohne es für nötig zu halten sich selbst und die beiden anderen vorzustellen.
„Drei Tage“, antwortete Lieutenant Finney. „Das Datum kommt mit unserer Ankunft wegen des Sicherheitslecks hier gleich. Allerdings...“
Mit einer Handbewegung brachte Bailey ihn wieder zum Schweigen. „Wir warten noch auf Captain Ellis“, ermahnte sie ihn und Mikael schüttelte den Kopf. „Wir können zuerst einmal ohne den Captain darüber sprechen, immerhin geht es hier um ein Sicherheitsleck, wer sagt Ihnen, dass nicht er das Leck ist?“
„Mr. Hood, haben Sie Erfahrungen mit der Sternenflotte?“
Er nickte, obwohl das eigentlich nicht ganz richtig war. Er hatte schlechte Erfahrungen mit der Sternenflotte!
„Nun, dann wissen Sie vielleicht aus welchem Holz der Captain eines Raumschiffes geschnitzt sein muss um...“
Er ließ sie ihre heroische Rede nicht zuende führen. Er wusste genau, wo die beiden dann landen würden und eine Diskussion war dieses Thema, seiner Meinung nach, wirklich nicht wert.
„Jeder in diesem Universum, egal welcher Spezies er angehört und egal für wen er arbeitet, ist imstande unter Umständen ein Verbrechen zu verüben, auch ihr hochgepriesener Sternenflottencaptain.“
Darauf wusste sie nichts zu erwidern, klappte den Mund wieder zu und verschränkte die Arme vor der Brust.

Captain Ellis erschien, ein großer aufrechter Mann mit bereits ergrautem Haar und kantigen Zügen. Mit ernstem Gesicht schüttelte er erst Mikael, dann Maurizio und Baqh die Hand.
„Ich bin froh, dass Sie hier sind“, begann er das Gespräch. „Ich mache mir ernsthafte Sorgen, ein solches Dilemma und das auf meinem Schiff!“ Er schüttelte den Kopf. Maurizio konnte sich gerade noch beherrschen und schaffte es, nicht die Augen zu verdrehen. Für Leute dieses Schlages zählte immer nur eins: Das Schiff, das große, heroische, unantastbare Schiff. Er kannte es von seinen Eltern zur Genüge, beide Captains der Sternenflotte. Sein Bruder hatte ebenfalls die Akademie mit Bravour abgeschlossen und arbeitete sich nun hoch. Nur er selbst führte die Tradition seiner Familie nicht weiter und das brachte ihm oft nicht nur Unverständnis im Familienkreis entgegen, sondern auch Verachtung, als würde er es niemals zu etwas bringen.

„Wenn ich den Vorschlag machen dürfte“, meldete sich Bailey zu Wort. „übernehme ich den Fall Commander Riley und Mr. Hood und sein Team kümmern sich um die Sicherheitslücke, zumindest offiziell.“
Der Captain nickte, Mikael sagte nichts. Der Zusatz „zumindest offiziell“ gab ihm zu verstehen, dass der Commander genau den gleichen Verdacht hatte wie er, nämlich dass die beiden Fälle nicht voneinander zu trennen waren.
Er bemerkte, dass alle Anwesenden ihn anstarrten und scheinbar eine Reaktion erwarteten, doch Mikael ging nicht darauf ein.
„Also schön. Was haben wir?“, fragte er stattdessen mit Blick auf den Captain.
„Vor ein paar Wochen“, begann er seinen Bericht, „entdeckte ein Mitglied meiner Crew im Zuge eines ausgiebigen Systemchecks einige versteckte Transmissionen, die in den Logbüchern nicht verzeichnet waren. Sie enthielten schriftliche Kommunikation, sowie Datensätze mit Informationen über unsere Schilde und den Antrieb.“
„Keine Waffen?“, fragte Mikael.
„Nein, erstaunlicherweise nicht.“
„Wer hat die Transmissionen entdeckt?“
„Fähnrich Casado.“
Maurizio Casado schaffte es gerade noch sein Zusammenzucken in ein desinteressiertes Kratzen an der Wange zu verwandeln, aber natürlich hatte Mikael es bemerkt. Er warf dem jungen Mann einen kurzen kalten Blick zu und wandte sich dann wieder an den Captain. Maurizio allerdings wurde heiß und kalt. Der Ausdruck in Mikaels Augen sagte: Wir reden später darüber! Und es lag kein freundlicher Ton in der Stimme in seinem Kopf.
„Wir konnten die Quelle der Transmissionen nicht ausmachen,“, fuhr der Captain fort, „sie jedoch durch das verwendete Verfahren auf den Bereich der Sicherheit eingrenzen.“
„Was für ein Verfahren?“ Mikael ignorierte, dass der Captain es scheinbar gar nicht schätzte die Zielscheibe seiner Fragerei zu werden.
„Der Täter leitete die Daten durch das Sicherheitssystem und tarnte sie dort als alltägliche Sensordaten der internen Sensoren in Turbolift 2. Niemand überprüft diese sorgfältig, wenn kein Notfall besteht. Commander Riley begann damit, Ermittlungen anzustellen, kam jedoch nicht sehr weit, was unsere Vermutung bestätigte, dass sich das Leck bei der selbst Sicherheit befindet.“
„Und Ihnen ist nicht in den Sinn gekommen, sein Verschwinden damit in Verbindung zu setzten?“
„Doch natürlich. Dieser Verdacht wurde mit seinem Tod allerdings nichtssagend.“
Maurizio konnte fast sehen, wie die Zahnräder in Mikaels Gehirn mit lautem Getöse losratterten, als sich ein Knoten löste und ein neuer sich bildete. Sein stechender Blick richtete sich nun auf Commander Bailey.
„Und wann hatten Sie vor mir mitzuteilen, dass Sie eine Leiche haben?“
„Es wurde Ihnen soeben mitgeteilt“, gab sie kalt zurück. Kopfschüttelnd knallte Mikael die flache Hand auf den Tisch.
„Wenn wir Ihnen bei der Klärung dieses Falles helfen sollen, dann werden Sie uns jegliche Informationen unverzüglich zukommen lassen müssen, ansonsten sehe ich in unserer Zusammenarbeit schwarz. Sparen Sie sich die Geheimniskrämerei, Sternenflotte, es geht jetzt darum, einen Mord aufzuklären, der vermutlich mit ihrer Sicherheitslücke in Verbindung steht. Wollen Sie unsere Hilfe, oder nicht?“
Captain Ellis hob beschwichtigend die Hand. „Bitte Mr. Hood. Es tut mir Leid, wenn Ihnen Informationen vorenthalten wurden. Die ganze Angelegenheit ist schwierig und ich bin ehrlich gesagt nicht erfreut darüber, dass wir Sie mit einbeziehen müssen, aber wir hatten keine andere Wahl.“
„Also schön, aber das ändert die Sache. Wann wurde die Leiche gefunden?“ Mikael lehnte sich zurück. Er wusste genau, dass er jetzt die Fäden in der Hand hatte und allein entscheiden konnte, wohin er die Marionette laufen ließ.
„Vor drei Stunden. Sie lag, geschützt von einem Kraftfeld am Ende von Jeffriesröhre 56, konserviert durch ein künstlich geschaffenes Vakuum. Unser Pathologe schätzt den Todeszeitpunkt auf vor etwa drei Tagen“, berichtete Bailey widerwillig.
„Sind in dieser Zeit Personen auf das Schiff gekommen, oder hat es jemand verlassen?“
„Nein, durch das Sicherheitsleck durfte niemand das Schiff verlassen. Mein Team und ich kamen vor drei Tagen an“, fügte sie noch hinzu, als wolle sie sichergehen, dass Mikael nicht sie verdächtigte.
„Todesursache?“
„Ein harter Schlag auf den Kopf. Wir haben noch keinen Gegenstand gefunden, der zu der Verletzung passen könnte.“
Mikael nickte und wandte sich wieder an den Captain. „Ich schlage eine andere Vorgehensweise vor, als die von Commander Bailey. Wir werden uns alle auf die Morduntersuchung konzentrieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir von dort aus einen guten Pfad zu ihrem Sicherheitsleck finden werden.“
Die Frau nickte verbissen, Captain Ellis sah nur besorgt in die Runde. „Wenn Sie mich brauchen, dann rufen Sie mich. Sie erhalten für die Dauer Ihres Aufenthaltes Kommunikatoren der Sternenflotte. Mit dem Umgang sind Sie vertraut?“
Diesmal war es Maurizio, der heftig nickte, allerdings bemerkte er seine Reaktion zu spät. Alles wandte sich zu ihm um und plötzlich stand er im Zentrum der Aufmerksamkeit. Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl nach hinten und machte sich unwillkürlich kleiner, brachte aber keine Rechtfertigung hervor. Wozu auch? Außerdem gab es nicht viele Unterschiede zu den Kommunikatoren in Mikaels Team.
„Gut“, der Captain stand auf, „Commander Bailey wird Ihnen als Ansprechpartner zur Seite stehen. Ich bin auf der Brücke.“
Mit diesen Worten eilte Ellis aus dem Raum und hinterließ zwei feindselige Lager. Nun ja, Mikael und der Commander standen sich nicht gerade freundlich gegenüber, von Maurizio und Baqh, von sowie Baileys Mitarbeitern kamen keine solchen Gefühle. Alle fünf waren schon daran gewöhnt, dass ihre Vorgesetzten manchmal etwas überreagieren konnten.
Rezensionen