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Der falsche Captain

von CAMIR

Kapitel 2

Borg-Technologie summte im Frachtraum. Die Borg-Alkoven gehörten zu den wenigen Dingen, die man an Bord der Voyager bestehen gelassen hatte, nachdem die Allianz mit den Borg beendet gewesen war, die dazu diente, einer noch mächtigeren Spezies namens 8472 auszuweichen.

Für diejenigen Crewmitglieder, die man aus dem Kollektiv befreit hatte, waren die Alkoven, die einzige Möglichkeit zur Ruhe zu kommen.

Sie waren nicht in der Lage, wie normale Menschen zu schlafen, da dies auf Dauer ihre kybernetischen Implantate geschädigt hätte und der Doktor hatte sich bisher außer Stande gesehen, die Implantate ohne Schädigung der Organismen der Ex-Borg komplett zu entfernen.

So also stand Icheb in seinem Alkoven und regenerierte sich.

Sein Regenerationszyklus neigte sich dem Ende zu und schließlich öffnete er die Augen. Die Frauenstimme des Computers ließ verlauten: „Regenerationszyklus abgeschlossen!“, doch er achtete nicht darauf. Seine Aufmerksamkeit wurde sofort auf etwas anderes gelenkt, nämlich auf die Lieutenants Torres und Paris, die auf dem Boden saßen und sich mit einem ihm unbekannten Gesellschaftsspiel die Zeit vertrieben.

Er räusperte sich.

„Ähm entschuldigen Sie, aber was machen Sie um diese Zeit hier im Frachtraum?“

Lieutenant Torres war aufgestanden und ging nun auf ihn zu.

„Wir haben auf Sie gewartet.“

„Auf mich?!“

Nun schaltete sich Lieutenant Paris ein.

„Wir konnten doch nicht einfach Ihren Regenerationszyklus abbrechen, oder?“

Etwas irritiert erwiderte Icheb.

„Nein, natürlich nicht, aber was wollen Sie von mir?“

Die Ingenieurin brachte ihre Forderung sehr direkt hervor: „Sie übernehmen mit sofortiger Wirkung das Kommando über den Maschinenraum!“

Icheb spürte, wie er erbleichte.

„Was haben Sie gesagt? Das Kommando? Über den Maschinenraum? Wieso denn das?“

B’Elanna seufzte: „Haben Sie nichts über die Änderung der Kommandostruktur mitbekommen?“ „Wovon sprechen Sie bitte, Lieutenant?“

Sie seufzte erneut.

„Tom, bitte sei so gut und erkläre es ihm!“


„Nette Sache, was?“

Harry schreckte auf. Er war im Casino geblieben, als Tom B’Elanna hinterher gerannt war und hatte seinen Kaffee zu Ende getrunken, aber er hatte nicht damit gerechnet angesprochen zu werden, nein er hatte den Sprecher der Worte noch nicht einmal gesehen.

Langsam hob er den Kopf und blickte der Person in die Augen, mit der er momentan am wenigsten sprechen wollte: Crewman Kinley. James Kinley war ein ziemlich kräftiger junger Mann, der mit Vorliebe auf Schwächeren herumhackte und nach oben buckelte. Das war wahrscheinlich der Grund, weshalb er bisher noch nicht befördert wurde. Auf der Voyager genoss er jedenfalls keinen sehr hohen Beliebtheitsgrad..

Als das Schiff vor sechs Jahren verschollen gegangen war, hatten seine Kameraden versucht ihn ein wenig mehr zu integrieren, doch er hatte es ihnen lediglich gedankt, indem er jede Gelegenheit nutzte, sie bei den Führungsoffizieren zu denunzieren und schlechtzumachen. Dies führte dazu, dass er von den meisten gemieden wurde und man nur notgedrungen mit ihm zusammenarbeitete.

Den Rest der Zeit blieb er allein. Er war normalerweise dem Maschinenraum zugeteilt, doch hatte er schon einige Zusammenstöße mit B’Elanna Torres hinter sich, die mit seiner Art nicht zurechtkam und ihm das auch offen sagte.

Er hingegen machte keinen Hehl daraus, dass er B’Elanna nicht mochte und umso mehr hatte ihm die sich eben ereignete Szene gefallen, in der man die Ingenieurin hochkant rausgeworfen hatte. Harry verspürte keine große Lust ein Gespräch mit Kinley anzufangen, deshalb murmelte er so kurz angebunden, wie nur möglich: „Hm!“

Doch Kinley ließ sich nicht abschrecken, im Gegenteil, er setzte sich sogar auf Toms alten Platz und erzählte munter weiter.

„Mir hat das richtig gefallen, wie sie die Torres abserviert haben, die merkt nämlich auch nicht, wenn sie mit ihrer großen Klappe zu weit geht!“

Für Harry waren diese Worte wie kleine Stiche, immerhin war B’Elanna die Frau seines besten Freundes und auch er kam gut mit ihr hin.

Deswegen antwortete er: „Ich weiß nicht. Ich fand diese Szene eher entwürdigend!“

„Was glauben Sie, was mir so gut daran gefallen hat?“

Kinley schien nicht bemerkt zu haben, dass er bei Harry eine Grenze überschritten hatte. Der Fähnrich setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, meinte: „Es tut mir leid, Mister Kinley, ich würde gerne noch weiter mit Ihnen plaudern, aber ich habe noch viel zu tun“, stand von seinem Stuhl auf und verließ den Raum.

Er nahm sich vor Kinley in Zukunft sofort abzuwimmeln, bevor er sich dessen Geschwätz länger als nötig antat.


Nervosität ergriff von Icheb Besitz, nachdem Tom seine Erklärung beendet hatte.

Weshalb konnten diese Fremden solche Dinge tun? Er jedenfalls hatte noch nie etwas von dieser Spezies gehört und irgendwie hatte er das Gefühl, etwas war falsch.

Diese Falschheit war jedoch nicht greifbar und das war das Verwirrende daran. Erst jetzt bemerkte Icheb, dass Lieutenant Torres ihre großen braunen Augen nicht von ihm wandte und er errötete. Wie sollte er diesen Blick deuten?

Ihre folgenden Worte beendeten glücklicherweise diese peinliche Situation, denn sie fragte schlicht: „Und, werden Sie diesen Posten annehmen?“

Erleichterung durchfuhr den jungen Mann.

Achso, der Posten! Deswegen blickte sie mich an... Und ich dachte…

Er schluckte, bevor er zögernd meinte: „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Lieutenant. Ich nehme diese Aufgabe an und werde Sie hoffentlich nicht enttäuschen!“

Nun grinste B’Elanna ihn an.

„Das freut mich zu hören. Ich glaube nicht, dass Sie es schaffen werden den Warpkern hochzujagen. Und sonst können Sie momentan eigentlich nichts falsch machen. Sie haben mir schon mehr als einmal Ihre außerordentlichen Fähigkeiten bewiesen.“

Kindlicher Stolz blitzte bei diesen Worten in seinen Augen auf.

Sie klopfte ihm zum Abschluss noch freundschaftlich auf die Schulter.

„Ich wünsche Ihnen viel Glück!“

„Danke, Lieutenant!“

Dann drehten sie und Tom sich um und verließen den Frachtraum, dessen Tür sich zischend schloss.

Es trat Stille ein.

Erst jetzt, bei ruhigem Nachdenken, begriff Icheb das Ausmaß der Aufgabe und was es für ihn bedeutete.

„Das Kommando über den Maschinenraum“, murmelte er. „Da habe ich mir etwas eingehandelt. Wieso nimmt sie ausgerechnet mich? Sie hätte jeden Fähnrich beauftragen können, doch sie kommt zu mir!“

Kopfschüttelnd trat er endgültig von seinem Alkoven fort und schickte sich an, den Frachtraum nun ebenfalls zu verlassen, schließlich musste er seinen neuen Posten antreten.

Hoffentlich wird man mir nicht feindselig begegnen.

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