TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Familienzuwachs

von kagato

Kapitel 1

Langsam und Bedächtig ging er alleine den Weg. Tränen der Freude und der Trauer vermischten sich, während er seinem Ziel immer näher kam. Jeder Schritt fiel ihm schwer, obwohl doch seine Nachricht, welche er übrigen wollte und musste, eine gute war. Die Familie, ihre gemeinsame Familie, war um ein neues Leben reicher geworden. Und doch wäre es ihm lieber gewesen, wenn sein alter Freund, dieses Ereignis selber hätte erleben können. Doch das Schicksal hatte andere Pläne gehabt. Und so musste er an diesen Ort, den Ort des Schmerzes und der Trauer kommen, um die frohe Botschaft selbst zu übermitteln.

Mit jedem Schritt schrie sein Herz lauter auf, durch diese Ungerechtigkeit, die er empfand. Es war einfach nicht fair, dass ihm der Deltaquadrant, so einen guten und Aufrichtigen, willensstarken Kollegen und Freund genommen hatte. Natürlich hatten auch sie ihre Auseinandersetzungen gehabt, aber die gab es doch zwischen allen Mitgliedern, der alten Voyagercrew. Selbst zwischen ihm und seiner Frau B’Elanna, waren oft genug die Fetzen geflogen. Und doch war es eine bodenlose Frechheit, was sich das Schicksal hier herausgenommen hatte.

Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Langsam kniete er sich vor einen kleinen Stein, der durch die, beinah weichen Strahlen der Herbstsonne, einen rot-goldenen Schimmer angenommen hatte. Seine rechte Hand zitterte, auf dem Weg zu der Gravur. Wie immer konnte er es nicht vermeiden, diese zu berühren, er wollte und musste es einfach machen, auch wenn es eine unlogische Tat war.

Als er das dachte, zog ein Lächeln über sein Gesicht. Unlogisch. Wie oft hatte er dieses Wort von diesem Mann gehört? Hundertmal, in sieben gemeinsamen Jahren?
Millionen Mal, seit sich ihre Wege getroffen hatten? Er wusste es nicht, irgendwann hatte er, Tom Paris, aufgehört zu zählen. Doch in diesem Moment hätte er gerne eine Antwort auf seine unlogische Frage gefunden.

“Hallo, alter Freund. Ich weiß das Du mich heute nicht erwartet hast. Ist ja schließlich nicht Sonntag. Dein Geburtstag ist erst Übermorgen, also müsste es wohl in die Kategorie ‘unlogische Gefühlsdusselei’ fallen? Aber das ist mir heute egal. Ich bin der Überbringer des letzten und neuesten Datenstroms. Na ja wenn man es so ausdrücken kann. Soll ich wieder bei Captain Kathryn Janeway anfangen, und mich langsam Vorarbeiten, oder möchtest Du mich so schnell wie möglich wieder Loswerden?”

Ein paar Minuten blieb es still. Tom sah einfach nur Stumm auf diesen Fleck, auf dem sein Freund, seine letzte Ruhe gefunden hatte. Auch bei diesem Gedanken musste er lächeln. Ruhe. Wie oft hatte sich dieser, ehemalige Sternenflottenoffizier auf der Voyager Ruhe vor Tom Paris gewünscht? Wahrscheinlich genauso oft, wie es ihm selber so ergangen war. Ja sie waren sich selten einig gewesen, was an ihren verschiedenen Lebensansichten lag. Während er Spaß wollte und suchte, war sein Kollege, der ruhige, stets gelassene Mann gewesen, für den Spaß und Freude unlogische Emotionen gewesen waren. Und doch hatte es auch Augenblicke gegeben, in denen diese Emotionen auch aus ihm heraus gekommen waren.

“Okay. Du bist wohl zu faul, mir eine Antwort zu geben. Dann sag ich Dir nur das neueste. Um so schneller hast Du wieder deine Ruhe vor mir. Miral hat heute einen Sohn Geboren”, nun war es um seine Fassung endgültig vorbei. Bleischwer bannten sich seine Tränen den Weg über seine Wangen. “Er… sieht wunderschön aus”, schniefend zog er ein Stofftaschentuch aus seiner Jackentasche, schnäuzte sich Geräuschvoll, und versuchte das zittern aus seiner Stimme zu verbannen, als er weiter sprach. “Zugegeben, er wird es vielleicht nicht ganz leicht haben, wenn es darum geht, seinen Genen gerecht zu werden, aber das wäre wohl auch zu viel verlangt. Ich meine, seinen wir doch mal Ehrlich. Wie viele Vulkanische Klingonen sind Dir schon begegnet? Einer? Oder zwei? Also ich persönlich kenne keinen, aber ich kann Dich beruhigen. Er hat die gleichen gut funktionierenden Ohren wie Du sie gehabt hattest.

Allerdings hat er aber auch die dickköpfigen Stirnwülste seiner Großmutter geerbt. Also da werden wir schon einen Weg finden.”

Plötzlich, ohne Vorwarnung lachte er los. Ein kleiner Gedanke entfachte dieses Glücksgefühl. Beinah dreißig Minuten vergingen, in denen Tom Paris verzweifelt versuchte sich wieder zu beruhigen.

“Oh Du willst wissen, warum ich lache?”, fragte er auf einmal wieder ernst geworden. Ein goldgelberes Blatt, tanzte, leicht vom Wind getragen, und landete auf seiner ausgestreckten Hand, die immer noch auf der Gravur lag.

“Stell Dir vor, wie er seine Finger zum vulkanischem Gruß spreizt. Und mit der gleichen würdevollen Stimme spricht, ‘Leben sie lang und in Frieden‘, wie du es immer gemacht hast. Dann macht er eine Kunstpause, bevor er ein klingonisches ‘P’tach‘, hinterher wirft. Ich glaube das kann ihm dann keiner wirklich übel nehmen, oder?”

Wieder wartete er vergeblich auf eine Antwort, doch auch dieses mal blieb sie aus.

“Gut, ich muss dann langsam wieder zurück. Dein Sohn wird mich wahrscheinlich schon suchen. Aber der Junge ist genauso schwer zu einer Gefühlsregung zu bekommen, wie Du es gewesen bist. Ach und noch etwas, der Name unseres Enkelsohnes lautet…. Tuvok. Nun bleibt mir nur noch eines übrig.”

Langsam löste er seine Hand von dem glatten Stein und stand auf. Streckte seine alten und müden Knochen, spreizte den Mittel- und Ringfinger seiner rechten Hand, zum vulkanischem Gruß, atmete noch einmal tief ein und meinte dann.


“Ruhe sanft und in Frieden.”
Rezensionen