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Bound in Blood and Shadow

von Arielen

Der Captain und sein Doktor

„Ist das wirklich nötig? Ich fühlte mich rundum fit und verstehe gar nicht, was du eigentlich von mir willst!“ knurrte James T. Kirk unwillig und folgte mit den Augen den Bewegungen seines besten Freundes und langjährigen Weggefährten Leonard „Pille“ McCoy, der ihm nun den Tricorder buchstäblich unter die Nase hielt und die Anzeigen studierte.

„Tja, mein Guter, das ist notwendig, da du dich kurz vor der Abreise vor den routinemäßigen Untersuchungen gedrückt hast. Also hole ich das jetzt – wo wir Zeit genug haben, nach. Und jetzt halte bitte noch einmal kurz still.“

„Pille, du weißt, ich hatte eine Menge zu tun. Die ganzen Sitzungen mit dem Kommando der Sternenflotte, die Besprechungen mit dem Wissenschaftsrat der Förderation und was sonst noch alles dazu kam, haben verdammt viel Zeit geschluckt. Außerdem hast du mich im vergangen Jahr mehrfach bis auf meine Knochen durchleuchtet, um ja nur sicher zu sein, dass ich wieder in Ordnung bin. Das müsste doch für den Rest meiner Lebenszeit reichen!“

„Das wohl kaum. Darf ich dich daran erinnern, dass du bereits klinisch tot warst und dein Leben nur dem Zusammentreffen einiger glücklicher Umstände und dem ganz besonderem Blut dieses Bastards Khan zu verdanken hast?“ erwiderte der Arzt bissig. „Ich musste mir sicher sein, dass die Behandlung keine Auswirkungen auf dich hat, obwohl ich mir bis heute nicht sicher bin, ob der Mistkerl nicht vielleicht doch auf dich abgefärbt hat. Außerdem war die letzte Untersuchung bereits einen Monat vor der Abreise und nicht erst in den Tagen davor!“, fügte er genervt über die Ausflüchte seines Captains hinzu. „Inzwischen sind wir bereits über vier Wochen im All unterwegs. Also habe ich als dein Arzt jetzt jedes Recht, dich durchzuchecken.“

„Du glaubst doch nicht wirklich, das irgendwelche Folgeschäden geblieben sind, oder?“, lachte Jim und bereute es im nächsten Moment.

„Physisch sicherlich nicht, das kann ich dir unter Eid attestieren, da läuft alles wie geschmiert. Aber wie sieht es eigentlich da drin aus?“ fragte McCoy mit einem schiefen Blick und tippte Kirk leicht gegen die Schläfe.
„Du weißt, die Auseinandersetzungen mit Admiral Marcus und Khan haben dich seelisch und geistig an deine Grenzen gebracht. Mit einer solchen Vorbelastung wächst natürlich auch das Risiko, einen Raumkoller zu bekommen.“ Seine Augen wurden schmaler. „Sag mal - hattest du in der letzten Zeit vielleicht Alpträume, in denen gewisse Vorkommnisse oder Personen eine unangenehme Rolle spielten?“

„Nein, überhaupt nicht“ kam prompt die Antwort. Für einen Moment verdüsterte sich die Miene von James Tiberius Kirk. Er presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, erinnerte sich plötzlich daran, dass genau auf dieser Untersuchungsliege vor etwas mehr als einem Jahr und vielleicht sogar an fast der selben Stelle ein Mann gesessen hatte, der ihnen allen fast den Tod ... und – wenn auch eher unfreiwillig - ihn selbst nur kurze Zeit später ins Leben zurück gebracht hatte.

„Du nimmst also an, ich soll dir das glauben?“, sein Freund zog eine Augenbraue hoch. „Ich bin nur Arzt, kein Seelenklempner, aber das sehe selbst ich ... du nagst immer noch an dem, was vor einem Jahr passiert ist.

„Unsinn. Das ist purer Blödsinn!“ Hastig überspielte der blonde Sternenflottenoffizier die aufkommenden Gefühle von Beklemmung, Hilflosigkeit und Verzweiflung mit einem jungenhaften Grinsen und wedelte abwehrend mit den Händen.

„Du denkst, du kommst bei mir damit durch? Jim, ich kenne dich besser als jeder andere hier auf dem Schiff. Verdammt noch mal, Nimm das jetzt nicht auf die leichte Schulter!“

„Pille, mir geht es wirklich gut“, verteidigte sich der Captain energisch.. Es ist alles vorbei – vergeben und vergessen. Ja, das damals es war eine bittere Lektion, aber ich habe sie verdammt noch mal gelernt“, erklärte er grob.
Mit einer schroffen Handbewegung in Höhe seines Halses fügte er hinzu: „Und nein, ich werde die Enterprise und ihre Crew nicht noch einmal in eine solche Gefahr bringen, sondern gleich kurzen Prozess machen, wenn uns wieder so ein genetisch aufgewerteter Bastard wie Khan über den Weg läuft und glaubt uns austricksen zu wollen!“
Er stützte die Hände auf die Liege, um sein wütendes Zittern zu unterdrücken und krallte dabei die Hände so fest um die Kante, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Etwas ruhiger fügte er hinzu, wohl wissend, dass er sich selbst belog ... „Jetzt denke ich nur noch an die Zukunft, an den unbekannten Raum, in den wir vorstoßen, die Zivilisationen, die wir kennen lernen und nicht zuletzt die Geheimnisse, die auf uns warten.“

Als er dann jedoch bemerkte, dass sein Freund weiterhin skeptisch blieb und etwas wie „Das glaubst du doch wohl selbst nicht“ murmelte, machte er eine weitere unwillige Kopfbewegung und sprang auf. „Bist du jetzt endlich fertig mit deinen Untersuchungen? Ich muss langsam wieder auf die Brücke zurück.“

McCoy zog eine Augenbraue hoch. „Halt, Jim. Ich habe Spock bereits informiert, dass du ihn etwas später als geplant ablösen wirst, weil ich dich zu einer gründlichen Untersuchung in die Krankenstation zitiert habe. Er hatte nichts dagegen, noch ein wenig länger auf dich zu warten. Also stehen wir nicht unter Zeitdruck“, meinte er mit einem bösen Grinsen. „Und vielleicht brauche ich sogar noch ein bisschen länger.“

„Darf ich dich daran erinnern, dass ich der Captain dieses Schiffes bin und hier etwas zu sagen habe?“, versuchte Jim nun seine Autorität auszuspielen, aber er sah schon an dem Gesicht des Mediziners, das er auf Granit beißen würde.

„Nicht hier. Laut irgendwelchen Statuen der Sternenflotte habe ich die Oberhoheit auf der Krankenstation, denn ich bin immer noch dein Arzt ... aber warte: Ah, die Analyse deiner Blutwerte und Vitalwerte gleich durch, dann kann ich mehr sagen.“
McCoy legte den Tricorder zur Seite und wandte sich dem Touchscreen neben dem Untersuchungsbett zu. Ein leises Signal erklang, als die entsprechenden Berechnungen beendet waren und abgerufen werden konnten, was er dann auch tat.

Jim runzelte die Stirn als die Sekunden verstrichen und zu Minuten wurden, während der Arzt von Datei zu Datei sprang und alles besonders aufmerksam und lange studierte. „Und? Bist du jetzt endlich zufrieden?“
Warum wurde er den Eindruck nicht los, dass sich sein Freund jetzt absichtlich noch mehr Zeit ließ und seinen Zwischenruf ignorierte?

Weitere Zeit verging. Als ihm der Geduldsfaden riss, knurrte der Captain ärgerlich und wechselte zu einem dienstlicheren Ton über:.„Doktor McCoy! Bin ich in Ordnung oder nicht? Vergeuden Sie bitte jetzt nicht meine kostbare Zeit.“

„Äh, Jim, hast du gerade eben etwas zu mir gesagt?“ Der Arzt gab auf und heuchelte nicht mehr länger vor, dass sich auf die Anzeigen konzentriert hatte.
Nun endlich drehte er den Kopf in seine Richtung. „Es ist so weit alles in Ordnung, aber du solltest, wenn du schon aus Langeweile wegen der Routine an Bord dem Essen zusprichst, zusehen, dass du etwas mehr Ausdauersport und Kampftraining in deiner Freizeit treibst, meinethalben auch in deinem Bett“, sagte er dann mit einem Schmunzeln. „Du hast nämlich derzeit etwas zuviel Fett auf den Rippen angesetzt und die Fettwerte in deinem Blut sind an der Grenze zum Bedenklichen!“

„Ist das alles? Ich werde mich drum kümmern und in der Sporthalle demnächst ein paar Runden mehr laufen, ein paar Gewichte mehr stemmen oder vielleicht gleich mit Chief Hendorff in den Ring steigen um die Fäuste fliegen zu lassen.“ Der Captain machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ist doch die einfachste Übung von der Welt und in ein paar Tagen oder Wochen ist mit meinem Gewicht wieder alles in Ordnung.“

„Na, da bin ich aber mal gespannt. Ich werde mir beizeiten deine Trainingspläne und die Messwerte der Fitnessgeräte abrufen und dann nachsehen, ob du dich auch brav an meine Ermahnungen und Empfehlung hältst“, erklärte der Arzt todernst, wenngleich auch in seinen Augen der Schalk blitzte.
„Sonst werde ich dir eine knallharte Diät verordnen. Dann gibt es erst einmal keine Country Potatoes, keine Spare Ribs, Milchshakes und andere fetttriefende oder übermäßig zuckerhaltige Lebensmittel mehr, sondern nur noch Grünzeug. Du solltest dir an deinem ersten Offizier ein Beispiel nehmen, der weiß genau, wie ausgewogen er seine Ernährung gestalten muss.“

„Spock.“ James T. Kirk schnappte nach Luft und wollte zu einer ausführlicheren Erwiderung ansetzen, doch McCoy machte nur eine abwehrende Handbewegung und lachte amüsiert auf. „Und nun verschwinde!“, sagte er dann. „Ich habe nämlich noch ein paar Spezialisten mehr auf meiner Liste, die sich wie du bisher vor dem routinemäßigen Gesundheitsscheck gedrückt haben. Und die will ich mir höchstpersönlich vorknöpfen.“

„Okay, dann gebe ich dir hiermit die ausdrückliche Erlaubnis des Captains, diese säumigen Herren und Damen noch ein wenig mehr zu durchleuchten und quälen wie mich.“

„Als ob ich dafür deine Erlaubnis bräuchte!“ McCoy sah seinen Freund schief an, schmunzelte dann aber auch. „Ich mache bestimmt keine Unterschiede zwischen dir oder unbedeutenden Crewman, auch wenn die mehr Mitgefühl verdient haben als du...“

„Ach wirklich? Das nehme ich dir nicht ab.“ Jim schlenderte zur Tür, blieb dann aber trotzdem noch einmal in ihr stehen. „Ach so, bist du heute Abend in der großen Messe mit dabei. Ein paar Mädels aus der Crew haben einen orientalischen Abend organisiert. Du weißt schon ... exotisches Essen, hübsche Tänzerinnen, schwere Düfte ...“. grinste er.

„Ich denke nicht. Jemand muss in der Krankenstation die Stellung halten, falls auf dem Schiff wieder mal das Chaos ausbricht“, erwiderte McCoy. „Für meinen Geschmack ist die Reise bisher viel zu glatt und ereignislos verlaufen. Und immer wenn wir mal ein paar Wochen Ruhe hatten, ging es erst richtig los.“

„Pille, mal den Teufel nicht an die Wand“, erwiderte Jim, runzelte dabei aber die Stirn. Sein Freund sagte das alles nicht ohne Grund.

Er dachte unwillkürlich an ihre früheren Reisen, die immer dann, wenn sie es nicht erwartet hatten, eine unerwartete Wendung nahmen, so wie etwa die Beobachtung von Nibiru, die zunächst nur Routine bedeutet hatte, bei der sie dann aber vor eine schwere Prüfung gestellt worden waren, in der sie sich zwischen Gehorsam und Moral hatten entscheiden müssen – und das war nur der Beginn eines noch viel größeren Dramas gewesen, das sie alle so viel gekostet hatte ...

Dennoch war er nicht bereit, sich von Pilles Zynismus anstecken zu lassen. „Ich ziehe es lieber vor, positiv zu denken und weiterhin davon auszugehen, dass nichts passieren wird, so lange wir uns noch im Machtbereich der Förderation aufhalten“, erklärte er entschlossen. „Wir sind schließlich weit weg vom klingonischen Raum und ich wüsste nicht, wer im Moment noch eine Rechnung mit uns offen hätte ...“

„... außer einem durchgeknallten Übermenschen und seiner Crew, die irgendwo als Eiszapfen aufbewahrt werden und noch ein paar Leuten mehr, denen du auf den Schlips getreten hast“, behielt der Chefarzt der Enterprise wie immer das letzte Wort.
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