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Scrooooge

von Jana

Kapitel 1

Es war der 24. Dezember. Es war der Abend vor der großen Weihnachtsfeier, die jedes Jahr auf der Voyager den ganzen Tag im Casino statt fand.
Captain Janeway saß im Sessel hinter dem Schreibtisch in ihrem Bereitschaftsraum und tat genau das, was sie die vergangenen Tage auch getan hatte: Unmengen an Kaffee konsumieren und Berichte durchgehen. Sie befand sich nicht in Weihnachtsstimmung und so brummte sie nur ein grimmiges 'Herein' auf das Summen des Türmelders und blickte nicht einmal auf.
"Guten Abend, Captain", hörte sie die verschüchterte Stimme des Talaxianers, der ihren Zustand sofort bemerkt hatte.
"Was gibt es, Neelix?" fragte sie barsch. Sie machte nicht einmal den Versuch, ihre schlechte Laune vor dem Moraloffizier zu verbergen.
"Nun... heute ist der 24. Dezember", begann der Talaxianer, redete aber nicht weiter, da er diesen Satz für selbsterklärend hielt.
"Ich bin mir dessen durchaus bewusst, Mr. Neelix", gab sie zurück. Immer noch hatte sie ihn keines Blickes gewürdigt.
"Das heißt, dass morgen die Weihnachtsfeier im Casino statt findet. ... Sie werden doch kommen, oder?" wurde Neelix nun deutlicher.
Kathryn ließ das Padd sinken, mit dem sie sich gerade auseinander setzte und sah ihn an, "Die Arbeit macht sich nicht von alleine, Mr. Neelix. Ich bedaure, aber Sie werden ohne mich feiern müssen. Richten Sie der Crew Grüße von mir aus." Sofort wandte sie sich wieder dem Bericht zu.
Neelix wippte noch einige Sekunden nach ihrer Absage vor und zurück, sah dann aber letztlich doch ein, dass er keinen Erfolg haben würde. "Wie Sie meinen, Captain", sagte er traurig und verließ dann ihren Bereitschaftsraum.
Sie nahm sein Gehen zur Kenntnis, reagierte aber nicht weiter darauf. Stattdessen nahm sie einen weiteren Schluck der braunen Flüssigkeit.
Ein kalter Luftzug erfüllte den Raum. Er war heftig genug, dass einige Padds von einem Stapel auf den Boden fielen. Kathryn Janeway senkte den Bericht, runzelte die Stirn, blieb aber vorerst sitzen, um die Situation zu beurteilen. Sie schob es auf die späte Stunde, dass sie keine plausible Erklärung für dieses Ereignis fand. Seufzend erhob sie sich schließlich und bückte sich um die Padds aufzuheben. Sie wollte gerade nach dem ersten greifen, als sie neben ihm zwei blank geputzte Schuhe stehen sah und in diesen Schuhen steckten zwei Füße. Vorsichtig erhob sie sich, wobei sie immer mehr von dem Eindringling zu Gesicht bekam. Als sie sich letztendlich auf Augenhöhe mit ihm befand, konnte sie ihre Verwunderung nicht verbergen, "Dad?"
"Hallo Liebes", erwiderte der ergraute Mann in einer alten Sternenflottenuniform und lächelte.
"Sicherheit in meinen Bereitschaftsraum!" waren ihre nächsten Worte.
"Begrüßt man so seinen Vater?" Fragte der Mann ein wenig enttäuscht.
"Ich weiß nicht, wer Sie sind oder was Sie sind, aber eins steht fest - Sie sind nicht mein Vater!"
Die Türen zu ihrem Bereitschaftsraum öffneten sich und Tuvok trat mit gezogenem Phaser und zwei weiteren Crewmen von der Sicherheit ein.
"Bitte nehmen Sie unseren Gast vorerst in Gewahrsam, Tuvok."
Der Vulkanier ließ seinen Blick durch den gesamten Bereitschaftsraum schweifen und hob dann eine Augenbraue, "Ich kann keinen Eindringling entdecken, Captain."
"Sie sehen ihn nicht?" wandte sich Janeway verwundert an ihren Sicherheitschef, "Er steht direkt neben mir", deutete sie auf die Erscheinung ihres Vaters.
Tuvok steckte den Phaser ein, holte einen Tricorder hervor und scannte den vom Captain ausgewiesenen Bereich. Wieder hob sich seine Augenbraue, "Der Tricorder zeigt nur vier Lebenszeichen in diesem Raum an. Ich kann ebenfalls keine Energiespitzen entdecken, die auf die Anwesenheit einer anderen Präsenz hinweisen."
Er reichte ihr den Tricorder, damit sie sich vergewissern konnte. Sie nahm ihn sogleich entgegen und betätigte einige Tasten.
"Wer sind Sie?" fragte sie den Eindringling.
"Captain?" fragte der Vulkanier.
"Ich sehe die Erscheinung meines Vaters, Tuvok."
Tuvoks Antwort bestand erneut aus einer hochgezogenen Augenbraue.
"Ich versichere dir, dass ich keine Bedrohung für dein Schiff darstelle, Kathryn."
"Wünschen Sie, dass ich einen Ebene 3 Sicherheits-Check durchführe, Captain?"
"Nein, nein", meinte Janeway geistesabwesend, "Hat sich erledigt, Tuvok. Gehen Sie ruhig wieder."
Der Vulkanier fand das Verhalten seines Captains zwar merkwürdig, gehorchte aber und verließ zusammen mit dem Sicherheitsteam wieder den Bereitschaftsraum.
"Sie sagen, Sie stellen keine Bedrohung für mein Schiff dar. - Dies einzuschätzen sollten Sie mir überlassen", führte Janeway die Unterhaltung fort. "Sie könnten es mir zum Beispiel zeigen, indem Sie mir sagen, wer Sie sind."
"Dein Vater."
"Mein Vater..."
"Dein Vater ist tot. Gestorben auf Tau Ceti begraben unter Unmengen von Eis. Ich weiß."
"Diese Information hätte jeder erhalten können."
"Du warst schon immer misstrauisch", lächelte der Mann, "Ich habe dir beigebracht, Dinge nicht einfach hinzunehmen, sondern sie zu hinterfragen."
Sie winkte ab und schritt zu ihrem Replikator, "Dies ist wieder eins von Qs kranken Spielen. Er langweilt sich und möchte sich auf meine Kosten amüsieren. Aber das wird nicht funktionieren."
"Ich versichere dir, dass ich nichts mit diesem Q zu tun habe. Ich bin dein Vater."
Kathryn entnahm dem Ausgabefach des Replikators einen Becher Kaffee und rieb sich übermüdet die Stirn. So kam sie nicht weiter.
"Fein", meinte sie, "Angenommen, ich schenke Ihnen Glauben: Was wollen Sie von mir?" Sie nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz, schlug ihre Beine übereinander und schaute ihrem Gegenüber herausfordernd ins Gesicht.
"Du hast die wahre Bedeutung von Weihnachten aus den Augen verloren, Kathryn."
"Und Sie wollen mir auf die Sprünge helfen", spann sie den Faden mit einem gewissen ironischen Unterton weiter.
"Nein. Dies ist nicht meine Aufgabe. Ich bin nur hier, um dich von dem Besuch der drei Weihnachtsgeister zu informieren."
"Geister?" Janeway lachte herzhaft und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Sie beginnen mich zu amüsieren."
"Ich weiß, dass du nicht an Geister glaubst. Es ist auch nicht wichtig, dass du sie als solche ansiehst. Wichtig allein ist die Botschaft, die sie dir überbringen wollen. Sie werden kommen, ob du willst oder nicht."
Lächelnd und dem Fremden kein Wort glaubend stand Kathryn auf, ging um ihren Schreibtisch an ihm vorbei Richtung Couch. Sie schwenkte den Becher Kaffee und meinte belustigt, "Erzählen Sie weiter, ich mag Schauergeschichten."
"Ich habe dich gewarnt, Kathryn. Erwarte den Geist der vergangenen Weihnacht um Mitternacht und jede volle Stunde darauf den nächsten."
Sie wollte noch eine Bemerkung loswerden, doch als sie sich umdrehte, war ihr Vater verschwunden. Achselzuckend und die ganze Angelegenheit auf einen Streich von Q schiebend legte sie sich auf die Couch in ihrem Bereitschaftsraum, um sich wieder den Padds zu zu wenden.
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