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Scrooooge

von Jana

Kapitel 3

Das Schiffschronometer sprang auf 1.00 Uhr.
Ein kühler Windzug wirbelte kurz durch ihren Bereitschaftsraum und verursachte eine leichte Gänsehaut auf ihrem Rücken. Regungslos und mit verschränkten Armen stand sie vor den Fenstern. Langsam drehte sie sich um und musterte den angeblichen 'Geist der gegenwärtigen Weihnacht'. Dieser lächelte sie charmant an.
"Sie kommen viel herum, Commander Riker", brach sie schließlich das Schweigen.
Der Geist wollte etwas erwidern, doch Janeway kam ihm zuvor, "Verzeihen Sie, Sie sind nicht der echte Commander Riker, sondern der Geist der gegenwärtigen Weihnacht."
Riker nickte vergnügt und betrachte sie eingehend. "Es war seine Idee", er deutete nach oben.
"Selbstverständlich", erwiderte Janeway in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie sich über Riker lustig machte, "Wie konnte ich das nur vergessen."
Sie stemmte ihre Hände in die Hüften, "Was auch immer Sie von mir wollen: Sie werden Ihr Ziel nicht erreichen. Ich bin nicht einfach durch ein paar Bilder manipulierbar", sagte sie bestimmt. Die Maske des Captain saß fest.
"Ganz wie Sie meinen Captain. Ich fasse dies als Herausforderung auf", Riker klopfte lächelnd auf seinen Communicator, "Wir wären dann so weit."
Ein Prickeln durchströmte ihren Körper.

Orientierungslos drehte sich Kathryn Janeway im Kreis, "Warum ist es hier so dunkel?"
"Ihr Erster Offizier scheint es vorzuziehen im Dunklen zu sitzen."
"Chakotay?" fragte sie irritiert darüber, dass Riker sie gerade in sein Quartier gebracht hatte.
"So hieß er meines Wissen nach, ja."
Janeway blickte sich um, konnte ihn jedoch nicht entdecken, da das Licht zu spärlich war. Der Türmelder ertönte. Erschrocken drehte sie sich zur Quelle des Geräusches.
"Ist er hier?" fragte sie Commander Riker.
"Ja", meinte dieser und nickte in die finsterste Ecke des Raumes.
Erneut wurde der Türsummer betätigt.
"Warum antwortet er dann nicht?"
"Das wissen Sie vermutlich besser als ich. Immerhin bin nicht ich derjenige von uns beiden, der sich manchmal stundenlang in seinem dunklen Quartier einschließt."
Verwirrt wandte sie sich dem Commander zu. Es stimmte: Sie saß oft stundenlang in ihrem abgedunkelten Quartier, um nachzudenken. Im Dunkeln fiel es ihr viel leichter abzuschalten und auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Sie sah alles viel klarer. Woher wusste Riker davon? Doch bevor sie länger darüber nachgrübeln konnte, vernahm man ein gebrummtes "Herein" aus der Ecke, in der Chakotay angeblich sitzen sollte.
Licht fiel in das Quartier, als sich die Türen öffneten. Vorsichtig lugte die Chefingenieurin der Voyager herein.
"Chakotay?"
"Ich bin hier", meinte er gleich freundlicher.
"Warum sitzen Sie denn im Dunkeln?" fragte die Halbklingonin amüsiert.
"Ich kann besser Nachdenken im Dunkeln. Ich sehe die Dinge viel klarer, wenn ich nicht abgelenkt werde."
"Oh", war alles, was B'Elanna erwiderte. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er zurück scherzen würde. Normalerweise war dies seine Art. Dass er es so ernst nahm, konnte nur bedeuten, dass ihn wirklich etwas belastete. Sie trat ein wenig näher, um vielleicht in seinem Gesicht einen Hinweis zu finden. Die Lichtverhältnisse änderten sich durch ihre Bewegung und so blitzte es für einen Moment in Chakotays Hand auf.
"Was haben Sie da?" fragte sie neugierig und deutete auf den immer noch leicht glänzenden Gegenstand.
Chakotay öffnete seine Hände ein wenig, um B'Elanna eine bessere Sicht zu bescheren, "19. Jahrhundert, mechanisches Uhrwerk. Ein Replikat des Chronometers, das Captain Grey von der britischen Marine trug. Sein Schiff geriet im Pazifik in einen Taifun. In England glaubte man alle wären ertrunken. 8 Monate später segelte Grey mit seinem Schiff in den Londoner Hafen ein. Es bestand nur noch aus ein paar Planken und einem halben Segel. Aber er hatte seine Crew nach Hause gebracht."
Beide schwiegen eine Weile.
"Für den Captain?" erkundigte sich B'Elanna schließlich.
"Ja", flüsterte Chakotay mit einem traurigen Blick.
"Ein wundervolles Geschenk", sagte B'Elanna und setzte sich in einen Sessel neben den von Chakotay, "Sie wird sich sicherlich darüber freuen."
Er verzog den Mund zu einem wehmütigen Lächeln.
"Aber deswegen sitzen Sie hier nicht und blasen Trübsal, nicht wahr?" brachte die Chefingenieurin die Sache auf den Punkt. "Was ist los?"
Chakotay starrte auf einen nur für ihn sichtbaren Punkt, "Ich werde es ihr einfach sagen." "Was sagen?" hakte B'Elanna nach.
"Dass ich sie liebe und dass ich keinen Tag länger nur neben ihr, sondern mit ihr verbringen möchte."
Die ganze Zeit hatte Kathryn dem Geschehen nur beigewohnt. Doch plötzlich entfaltete sie ein unglaubliches Ausmaß an Energie. Forschen Schrittes ging sie auf ihren Ersten Offizier zu, "Das werden Sie verdammt noch mal nicht tun, Commander!" schrie sie aufgebracht. "Sie sind Offizier der Sternenflotte! Ich verlange von Ihnen, dass Sie sich dementsprechend verhalten! Reißen Sie sich zusammen!"
"Er kann Sie nicht hören", erinnerte Riker sie.
"Dann sorgen Sie verdammt noch mal dafür, dass er es kann! Immerhin konnten Sie mich auch hierher bringen!" ging sie nun auf Riker los. Dieser hob abwehrend die Hände.
"Warum sind Sie eigentlich so aufgebracht?" grinste er sie an, "Empfinden Sie etwas für ihn?"
Kathryn holte tief Luft, um dem ihrer Ansicht nach eingebildeten und aufgeblasenen Weihnachtsgeist gehörig die Meinung zu sagen. Doch bevor sie dazu kam, ergriff B'Elanna mit bedächtiger Stimme wieder das Wort, "Und wenn Sie es ihr gesagt haben, wird sie Sie stehen lassen." Führte B'Elanna das hypothetische Szenario fort.
"Ja", bestätigte Chakotay traurig, "Aber ich werde endlich meinen inneren Frieden wieder gewonnen haben."
Kathryn Janeway drehte sich zu ihrem Ersten Offizier, der um Jahre gealtert erschien. Einst hatte er ihr gesagt, dass er erst durch sie wahren Frieden gefunden hatte. Und jetzt machte er sie dafür verantwortlich, dass ihm dieser Frieden versagt war? Tränen verschleierten ihren Blick.
"Glauben Sie, Sie sind der einzige Mensch, der unglücklich verliebt ist?!" redete sie auf ihn ein, als ob er sie hören könne. "Reißen Sie sich gefälligst zusammen", schluchzte sie, "Wenn ich es kann... - Verdammt Chakotay... wir dürfen es nicht! Glauben Sie, ich mache das, weil es mir Spaß macht?"
Sie hielt sich den Mund zu und wandte sich von Chakotay ab, entfernte sich so weit wie möglich, obwohl er sich ihrer Anwesenheit nicht bewusst war und ihre Tränen nicht sehen konnte.
Riker stieß sich von der Wand ab, "Zeit zu gehen", meinte er leise und klopfte auf seinen Communicator.
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