TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Sternzeit 2278, 42

von Giulia Caruso

Kapitel 1

Commander Counter, Admiral Rushton und die Lieutenants River und Smith sind frei erfundene Charaktere.
Counter

„Wenn Sie doch so genial sind, wie alle behaupten, wie kommt es dann, dass Sie nur ein Commander sind?“ Commander Counter machte sich nicht die Mühe aufzusehen, geschweige denn, das Buch wegzulegen.
„Commander werde ich auf nur genannt, weil ich es so wünsche. Und jetzt hören Sie auf zu reden, ihre nervige Stimme stört meine Konzentration.“
River ordnete die Tonlage zwischen genervt und gelangweilt ein, und er wusste nicht, was ihn mehr störte. Doch er ließ sich nicht den Mund verbieten.
„Weil Sie es so wünschen? Inwiefern?“
Die braunen Augen des Commanders sahen auf einmal auf und River unterdrückte ein Japsen, als der stechende Blick ihn durchdrang. Counter atmete durch. Genervt. Mittlerweile war River sich sicher, dass es genervt war.
„Sagen Sie, Lieutenant…?“
„River.“
„Lieutenant River. Sie sind doch jung. Und dynamisch. Sie haben ein ganz nettes Gesicht. Und Sie haben noch zwei Beine. Wieso setzen Sie das aufs Spiel, nur für … irgendwelche kindischen Wetten?“ River spürte leichte Übelkeit in sich aufsteigen. Der Commander war bekannt, für harte Durchgreifungsmethoden. Doch die Beine? Der Blonde blieb stramm, zeigte keinen Unmut.
Ein Lächeln, welches beinahe höhnisch wirkte, erschien auf Counters Zügen.
„Die Antwort auf Ihre vorherige Frage dürfte Ihnen doch wohl bekannt sein. Ich bin von so hohem Rang, Lieutenant River, dass mir sogar der Oberbefehlshabende Flottenchef untersteht. Man kann sagen, ich hätte gar keinen Rang. Oder aber jeden. Folglich durfte ich mir meinen Titel aussuchen. Und Commander Counter klingt doch super, oder? Sind zwei C`s.“
„Und warum dann nicht Captain Counter?“
„Ich habe das Recht, jedem Offizier auf jeder Station und jedem Schiff auf der Stelle das Kommando zu entziehen, sobald ich ihn als dienstuntauglich empfinde. Aber mich Captain Counter zu nennen, empfand ich, als zu anmaßend. Und Counselor Counter, wäre doch wohl ein Schuss ins eigene Knie gewesen.“
„Warum das?“
Commander Counter atmete schwer aus und lehnte sich ein wenig nach vorne.
„Ich wurde von der Sternenflotte aufgenommen, da war ich sieben Jahre alt. das dürfte Ihnen ja nicht neu sein. Da ich dadurch wirklich sehr viel zeit hatte, meine Fähigkeiten zu optimieren, habe ich das getan, in jedem Bereich der mir interessant und nützlich erschien. Doch habe ich nicht die Gabe, besonders gut mit Menschen umzugehen. Das sagt Ihnen ja wohl schon mein Spitzname. Haben Sie den nicht sogar eingeführt? Ich habe auch nicht die Macht, die Gefühle und Gedanken anderer zu hören oder nachzuempfinden. Ich gebe es zu, ich habe Fehler.“

Lieutenant River rümpfte die Nase.
„Sie sind so was von eingebildet!“ Counter lächelte ihn breit an.
„Sie ebenfalls, River. Der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass ich mir etwas auf mich einbilden kann! Bestehen Sie doch erst einmal Ihren Test morgen, vielleicht können wir uns dann auf einer neuen Ebene unterhalten. Und jetzt verlassen Sie bitte umgehend mein Quartier.“ Der junge Blondschopf dachte gar nicht daran, jetzt zu verschwinden, war er doch bereits so weit gekommen. Er war der Einzige, der es je geschafft hatte, in das Quartier des legendären Commander Counter einzudringen.
„River, wissen Sie, was letztes Jahr mit Lieutenant Smith passiert ist?“, fragte der Commander völlig ruhig, während er eine weitere Seite des vulkanischen Buches umschlug, welches er in Händen hielt. River schluckte.
„Nein Commander. Niemand weiß das.“ Eine schlanke Augenbraue wanderte nach oben.
„Wirklich? Niemand?“
Ein süffisantes Grinsen. River schluckte erneut.
„Wollen Sie andeuten, dass Sie…?“
das Lächeln wurde gemein.
„Ich sage Ihnen so viel, Mister River: er hatte mich, kurz vor seinem Verschwinden, sehr verärgert.“
Der junge Lieutnant wurde bleich um die Nase und trat einige Schritte zurück, bevor er sich dann umdrehte und rannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Counter wartete, bis er außer Hörweite war, dann lachte sie und schlug das Buch zu.
„Jean?“
„Giulia?“
„Bitte kümmere dich darum, dass er alles vergisst. Schließlich will ich morgen nicht als Serienmörder bekannt werden. Und berichte mir bitte, wie es ihm gelungen ist, hier unbefugt einzudringen. Ich dachte, ich hätte bereits alle Zugänge verriegelt.“
„Letzteres kann ich dir sofort mitteilen.“
Giulia Counter wurde neugierig und lächelte amüsiert.
„Lass hören.“ Vor ihr wurde eine Frau Mitte Zwanzig, schlank, mit dunkelroten Haaren, sichtbar.
„Er überredete mich, ihn einzulassen.“
Giulia zeigte sich gespielt überrascht. Das Hologramm redete weiter.
„Er sagte mir, er hätte wichtige Informationen über D8800 im Deltaquadranten gesammelt, könne dich aber nirgendwo finden.“
Giulia schüttelte langsam den Kopf.
„Jean! Auf SO etwas bist du herein gefallen? Ich überlege mir gerade, ob es gut war, dir eine Seele zu einzupflanzen.“
Jean lächelte.
„Die Überlegungen sind unnötig. Aber ich wollte sein Gesicht sehen, wenn er schließlich auf dich trifft. Immerhin denken die wenigsten Frischlinge so weit.“
„Ah! Das ist doch schon was. Dein Humor entwickelt sich prächtig. Du kommst ganz nach mir.“
Nach einer Weile stillen Nachdenkens fügte sie hinzu:
„Jean, ich glaube, wir sollten ihn belohnen. Er war anmaßend, frech und ungehorsam, aber er hat eine Menge Mut und Einfallsreichtum bewiesen. Wir sollten ihn vor seinen Freunden nicht versagen lassen.“
"Eine Menge Mut und Einfallsreichtum. Wirklich?"
"Nein."
Jean lächelte wieder ihr geheimnisvolles Jean-Lächeln.
„Diese Mutproben werden langsam lächerlich.“ Giulia lachte auf.
„Das Beste hatte ich dir noch gar nicht erzählt, Jean. Als ich dich letzte Woche deaktiviert habe, probierten sie etwas ganz Neues aus.“
„Du machst mich neugierig.“
„Du lügst.“
„Selbstverständlich.“ Giulia lächelte.
„Wie Alan mir erzählte, hatten sie Lieutnant Henderson damit beauftragt, mir meinen Slip zu entwenden.“
Jean guckte sie erstaunt an.
„Der Arme.“
„Stimmt. Schließlich trage ich keine Slips.“
Jean lachte. Ein melodischer, immer gleich klingender Ton, der Giulia trotzdem nie auf die Nerven fiel. Sie seufzte gekünstelt.
"Tja Jean. Ich fürchte ich kann deine Existenz nicht mehr länger geheim halten. Wenn sogar schon River von dir wusste." Jean legte den Kopf ein wenig schief.
"Mir war nicht bewusst, dass du dir Mühe gemacht hättest, mich zu verstecken."
"Habe ich auch nicht. Ich habe es aber auch niemandem auf die Nase gebunden." Jean nickte.
„Also“, meinte Giulia gut gelaunt, und stand mir einem Schwung, von der breiten, halbrunden, beigen Couch auf, zu der drei ebenso breite Stufen hinauf führten. Hinter ihr zeigte ein gigantischer Bildschirm das vorbeiziehende All und vor ihr, führten die Stufen in einen hellen, runden Teilraum, dessen Wände mit deckenhohen, vollgestopften Teakholzregalen zugestellt wurde. Neben ihr führte, zu ihrer Rechten ein langer Gang zu ihrem Schlafzimmer, das komplett von dem hölzernen, prunkvollen Doppelbett eingenommen wurde, dem Kleiderschrank und Ankleidezimmer, einem Schwimmbad, Sauna und Gästezimmer, dass sie eigentlich nur aus Prinzip eingerichtet hatte, da sowieso niemand kam, geschweige denn hier übernachtete. Kaum einer wusste, wie ihr Quartier aussah.
Trotzdem hatte sie sich mit der Programmierung äußerste Mühe gegeben. Der Flur zu ihrer Linken, führte zum Einen ins Bad, dann zu ihrem Meditationszimmer, dem Forschungsraum und Labor, und eine weiße Balkontür führte weiter in den Garten.
Giulia ließ den vulkanischen Wälzer, auf dem übersetzt:
„Die Geschichte des Vulkans“
stand, auf den schmalen Glastisch vor ihr knallen und beendete ihren Satz: „Was steht heute an? Wie viel Uhr ist es überhaupt?“
„Sieben Uhr Zweiunddreißig“, antwortete Jean sofort, und lächelte Giulia schweigend an, während sie ihre Datenbank durchforstete.
„Ich kann keine Katastrophen entdecken. Die Wissenschaftler auf Deck 17 streiten sich um ein paar Daten, im Arboretum konnte man eine neue Art einer Dicotyledoneae Solanaceae Spermatophyta gezüchtet werden.“ Giulia runzelte sehr leicht die Stirn.
„Ein flächensamendes, zweikeimblättriges Nachschattengewächs? Was? Haben die da unten etwa so wenig zu tun, dass sie Binsenkraut heranzüchten? Jean, erinnere mich bitte daran, dass ich denen, eine meiner unlösbaren Aufgaben gebe. Was gibt’s sonst noch?“
„Die NCC 1701 trifft morgen vorzeitplanmäßig ein.“ Giulia sprang auf.
„Und wieso erzählst du mir das nicht gleich, Jean? Ist die 74656 bereits gestartet?“
„Die Voyager treibt in zwei Stunden aus.“
„Danke, Jean“, antwortete Giulia zufrieden, strich sich das dunkelbraune Haar aus dem Gesicht und band es streng nach hinten. Sie durchquerte den Raum. Kurz vor der Tür drehte sie sich noch einmal um und fragte:
„Jean, räumst du das Buch auf? Reihe Doppel A, Zeile 83, fünfter Platz von links.“
„Ja, Giulia.“
„Danke“, meinte sie und marschierte hinaus.

Giulia Counter war ein sehr ehrgeiziger Mensch. Ihren Zielen stellte sich niemand entgegen. Das war auch nicht ratsam. Sie beherrschte 17 Kampfsportarten, den Vulkanischen Nackengriff und die Klingonische Ummantelung. 487 Sprachen, und weit aus mehr Dialekte. Sie hatte die meisten Waffen der Sternenflotte erfunden, die Gravimetrietorpedos revolutioniert, die Multiphasenschilder verbessert, die Grafikchips der Holoräume komprimiert, die Anzüge der Offiziere designt, ein Schiff der Intrepidklasse aus dem Deltaquadranten befördert. Sie hatte sogar einen Menschen umprogrammiert. Was sie nicht erreicht hatte, konnte niemand. Und das machte sie stolz. In zwei Tagen würde sie neunzehn Jahre alt werden. Und sie war bereits eine lebende Legende.
Commander Counter bog nach links und betrat den Turbolift.
„Deck Zwei.“ Sie setzte sich in Bewegung. Der Lift hielt an und sie trat hinaus, bog zweimal nach rechts, einmal nach links, dann lief sie schnurstracks geradeaus, zum Quartier des Oberbefehlshabenden Admiral Rushton. Sie berührte die Schaltfläche sacht und wartete, zwei Schritte entfernt, respektvoll ab. Admiral Ryan Rushton kam in schicker roter Uniform aus seinem Quartier und begrüßte sie mit einem schlichten: „Commander.“
„Guten Morgen, Admiral.“ Sie hob das Kinn. Rushton ging strammen Schrittes neben ihr her, doch nur, weil sie es so wollte. Das brachte sie zum Lächeln. Sie betrachtete den Admiral. Schwarze Haut, bereits ergraute Haare, sein Bauch füllte seine Uniform gut aus, Dreitagebart.
„Nun Commander Counter, wie kann ich Ihnen helfen?“ Sie antwortete nicht, führte ihn nur weiter in der Turbolift.
„Deck 1.“
Sie verließen den Aufzug und traten in die imposante Schiffshalle der Fünften Raumstation, am Rande der Neutralen Zone. Counter genoss jedes Mal das Gefühl, der Ankunft im großen Stil.

„Ich werde Sie vermissen, Commander Counter.“ Giulia lächelte leicht, während sie Captain Kathryn Janeway, die Hand schüttelte.
„Ich Sie auch, Captain.“ Der Admiral sah unbeteiligt zu, wippte leicht mit den Fußballen. Nichts, was Counter entging. Mit einem letzten Seufzen ließ Janeway ihre Hand los, und trat einige Schritte nach hinten.
„Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Familie finden, die Sie suchen.“ Das brachte sie für eine 38stel Sekunde aus der Fassung. Sie unterdrückte ein Aufatmen, und antwortete ein „Danke“, in das sie all ihr Gefühl hinein legte. Admiral Rushton blickte sie ungläubig an, während Janeway ihr lächelnd zuzwinkerte. Der Captain drehte sich um, und betrat die Rampe zur NCC 74656, der USS Voyager, die die letzten zwei Jahre ihr Zuhause gewesen war. Ehe sie sie unterdrücken konnte, schlich sich die Sehnsucht in ihr Herz und dieses Mal, hielt sie das Seufzen nicht zurück.

Als sie auf dem Rückweg waren, brach Rushton das Schweigen.
„Danke, Counter.“
„Kein Problem, Admiral.“ Innerlich schmunzelte sie. Es war bereits das Vierte Mal, dass sie ihn an eine Schiffsentlassung erinnerte. Als der Admiral sein Büro betrat, verließ sie ihn und suchte das Biologische Laboratorium auf. Er wartete bereits auf sie. Sie liebte das, auch wenn sie dies niemals zugegeben oder gar gezeigt hätte. Man lebte ungefährlicher, ohne offensichtliche Gefühle. Sie legte den weißen Kittel an und verschnürte ihn zweimal um ihre Hüfte, sodass er hauteng ansaß. Er lächelte sehr leicht. Sie schnappte sich den Sanguinemer und näherte sich ihm.
„Und John? Wie geht’s uns heute?“, fragte sie, ohne bestimmte Tonart, während sie seinen Rachen beleuchtete und ihm Blut abnahm.
„Gut“, antwortete er sehr langsam, und seine tiefe Stimme bereitete ihr Gänsehaut.
„Seit 78 Sekunden sogar sehr gut.“ Giulia lächelte ihn an, und der Hauch einer Erwiderung erschien auf seinen schmalen Lippen. Die blauen Augen fixierten sie. Sie hielt ihm den Diktator ans Gesicht und er sprach: „John Harrison“, hinein.
Sie durchquerte den sonst menschenleeren Raum und hängte die Blutprobe an den Differentian um seine roten Zellen zu filtern. Während das Gerät piepsend analysierte, drehte sie sich um und sah ihrem Patienten an. Er starrte auf die Tür, aus der sie gerade in den Raum getreten war. Sie wusste, dass er ihren Blick bemerkte.

Bis jetzt ist die Geschichte noch nicht beendet. Ich hoffe es stört nicht, wenn die Teile recht lang sind, aber sonst hätte ich hier dreißig Teile oder so, bisher hoch zu laden.
Ich würde mich wirklich wirklich sehr über Kommentare zur Geschichte freuen. Aber die reichen auch am Ende der bisherige Geschichte. ;D Viel Spaß beim Lesen.
Rezensionen