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Der Pakt mit dem Teufel

von CAMIR

XX

Es gibt einige Änderungen im vorhergehenden Kapitel bezüglich Zwillingen in der Kitani-Gesellschaft und Janeways Reaktion auf Duraugur. Es empfiehlt sich, das Kapitel nochmals zu lesen.


 

Kathryn Janeway saß in ihrem Bereitschaftsraum und dachte nach. Hin und wieder trommelte sie abwesend mit den Fingern auf den Tisch, die PADDs neben ihr lagen unberührt. Stattdessen starrte sie in die Sterne dieses Sektors, von dem sie langsam aber sicher genug hatte.

Die Voyager war bei Sól’Dis‘ Offensive dabei gewesen und so konnten alle Mannschaftsmitglieder bald nach Duraugurs Verhaftung wieder an Bord genommen werden. Bis ein normaler Betrieb möglich war, würde es aber noch mehrere Tage dauern. Zum einen hatte der Doktor für jeden einzelnen eine medizinische Untersuchung angeordnet – und das konnte dauern. Zum anderen musste ihre Mannschaft sich erst von den Strapazen erholen und wieder eingewöhnen. Es war aber eine gute Nachricht, dass niemand von ihnen zu Tode gekommen war und bisher gab es auch noch keine Berichte über ernsthafte Verletzungen.

Duraugur und Vig’Dis befanden sich sicher verwahrt in Sól’Dis‘ Schiff. Weitere Inspektoren der kitanischen Ordnung waren inzwischen eingetroffen und sammelten auf dem Planetoiden Informationen.

Sól’Dis hatte zugesagt, noch einmal Bericht zu erstatten, bevor sie sich endgültig trennten. Es gab noch einige offene Fragen. Wie hatte Duraugur die Crew der Voyager entführen können und wieso hatte es Janeway nicht erwischt? Wie war er an diese Chips gelangt und wieso waren nicht alle seiner Anhänger willenlos, auch wenn sie die Implantate in sich trugen? Sól’Dis hatte Antworten auf diese Fragen versprochen. Bis sie Zeit für Janeway hatte, galt es, sich um eine andere, delikate Angelegenheit zu kümmern.

Mit einigem Widerwillen betätigte sie ihren Kommunikator.

„Janeway an Paris!“

Auch am anderen Ende der Leitung spürte sie ein gewisses Zögern.

„Paris hier.“

„Bitte kommen Sie in meinen Bereitschaftsraum.“

„Verstanden.“

Als wieder Stille eingekehrt war, atmete sie laut aus. Dieses Gespräch würde für sie beide unangenehm werden, aber sie musste es führen. Duraugurs Worte schossen ihr durch den Kopf.

Prostituierte.

Sie hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber er hatte sie ein letztes Mal tief getroffen. Gleich was noch geschehen mochte, sie würde von nun an immer daran denken müssen, was sie Tom angetan hatte. Duraugur hatte sie zu einer Täterin gemacht, zu jemandem der Grenzen überschritt, die nicht überschritten werden sollten. Und sie hatte ihren Körper, ihre Würde verkauft. Mochte er für alle Zeit in einem kitanischen Gefängnis verrotten!

Als der Türpieper ertönte, erkannte sie, die Hände zu Fäusten geballt zu haben. Sie versuchte sich zu entspannen, stand auf und strich die Uniform glatt.

„Herein!“

Die Türen öffneten sich und kurz darauf stand Tom vor ihr. Er hatte wieder seine Uniform an, zupfte aber nervös an ihr herum.

Einen kurzen Moment herrschte Schweigen. Janeway wusste, dass sie als Captain den ersten Schritt machen musste. Und das gelang ihr nur, wenn sie professionell blieb.

„Sie wissen, warum ich Sie rufen ließ, Lieutenant?“

Er sah sie entgeistert an und sie erkannte, dass die von ihr geplante Gesprächsstrategie nicht funktionierte.

„…Tom,“ fügte sie deshalb etwas weicher hinzu.

Er nickte nur stumm, unfähig sie anzublicken. Mit einer Geste wies sie in den Sitzbereich und gemeinsam setzten sie sich. Dann begann sie zu sprechen.
„Tom, ich weiß, wie schwer das für Sie sein muss. Es tut mir unglaublich leid, was ich Ihnen antun musste. Ich habe keine Worte dafür.“

Jetzt blickte er das erste Mal auf und in seinen Augen blitzte Überraschung.

„Captain…“ begann er und stoppte dann, weil ihm die rechten Worte fehlten. Er versuchte es erneut. „Captain. Es muss Ihnen nicht leidtun. Sie taten, was sie mussten. Ohne Sie wären wir alle noch immer Gefangene dieses Scheusals. Mir tut es viel eher leid, was ich Ihnen antun musste.“

Tom hatte Schuldgefühle ihr gegenüber?!

Das entsetzte Gesicht des Doktors kam ihr in den Sinn, als er nach ihrer Untersuchung hatte feststellen müssen, dass sie Toms DNA in sich trug. Zum Glück konnte sie sich auf seine Schweigepflicht verlassen.

„Glauben Sie mir, ich versuche mir all das seither schönzureden. Aber es ist wie es ist. Ich habe Sie missbraucht. Ohne Ihr Einverständnis.“ Jetzt blickte Janeway auf ihre Hände.

Tom rückte etwas näher und legte ihr zögerlich die Hand auf die Schulter, nahm sie dann aber sofort wieder weg, wie als hätte er sich verbrannt.

„Ich will ehrlich sein. Es war… es war die Hölle. Aufzuwachen in dieser Situation… beim Sex mit Ihnen. Ich hatte Angst, ich habe es nicht verstanden. Und noch jetzt verfolgen mich diese Erinnerungen. Aber Sie müssen wissen, dass ich Sie dafür nicht verantwortlich mache. Es wird noch dauern, bis ich darüber wegkomme. Aber ich hege Ihnen gegenüber keinen Groll. Auch B’Elanna gibt Ihnen keine Schuld.“

„Ich möchte mir einreden, man habe immer eine Wahl,“ seufzte Janeway. „Und wenn man eine Wahl trifft, muss man mit den Konsequenzen leben. Das heißt nicht, dass es leicht ist.“

„Die Tatsache, dass Sie sosehr darunter leiden, sagt mir alles was ich wissen muss. Und die Alternative wäre noch viel unerfreulicher.“

Janeway lachte freudlos.

„Daran versuche ich mich festzuhalten. Der Heilungsprozess wird andauern, auch bei mir.“

„Captain, Sie schulden mir nichts. Sie müssen mir auch nichts mehr erklären.“

Bedächtig nickte Janeway.

„Aber vielleicht muss ich Ihnen noch etwas erklären,“ fuhr Tom fort und errötete. „Wir sind vermutlich an einem Punkt angelangt, an dem es keine Geheimnisse mehr gibt.“

„Tom?“

„Sie verdienen zu wissen, was ich tun musste, damit Ihr Plan gelingt. Ich meine… ich glaube…“

„Tom, auch Sie schulden mir nichts. Und ich werde Sie nichts fragen.“

Der junge Pilot setzte sich aufrecht hin und sah ihr jetzt in die Augen.

„Das weiß ich. Aber Sie verdienen es. Sie sollen wissen, wies mir gelang zu… funktionieren.“

„Ich gebe zu, mich darüber gewundert zu haben. Unter den Umständen war das eine übermenschliche Leistung. Aber ich hätte mir niemals angemaßt, danach zu fragen.“

Tom nickte und schluckte.

„Captain, Sie wissen ich liebe B’Elanna über alles. Es konnte mir nichts Besseres passieren, als sie. Aber in dieser Situation hat es nicht sehr geholfen an sie zu denken. Im Gegenteil. Also habe ich an Sie gedacht. Sie sind eine wunderschöne Frau und es gab eine Zeit, da hatte ich gewisse… Phantasien. Aber das ist schon lange her.“

Es gab einen Vorfall in ihrem zweiten Jahr im Deltaquadranten, bei dem Tom bei einem missglückten Experiment mit Warp 10 einen evolutionären Schub machte. In seiner verwandelten Gestalt hatte er sie entführt und einige reptiloide Nachkommen mit ihr gezeugt. Sie hatte versucht, diesen Vorfall aus ihrem Gedächtnis zu streichen – sie beide waren anders als im vorliegenden Fall beide buchstäblich nicht sie selbst gewesen – aber es erklärte nach all den Jahren, wieso Tom damals gerade sie ausgewählt hatte.

„Ich habe mich an diese Zeit erinnert,“ fuhr er fort. „Das gepaart mit ein wenig manueller Hilfe und den Impulsen aus dem Chip, die ich nach wie vor hören konnte, haben gewirkt. Bitte verzeihen Sie.“

Trotz der schweren Stunden der letzten Tage musste Janeway lächeln. Es war kein amüsiertes Lächeln, sondern ein gerührtes. Seine Worte berührten etwas tief in ihr. Vielleicht konnte dieser unselige Vorfall, sobald alle Wunden verheilt waren, dazu beitragen, dass sie und Tom ihre Freundschaft vertiefen konnten. Der erste Schritt war heute gemacht.

„Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Tom.“

Er sah sie an und lächelte dann auch, erleichtert, sich den letzten schweren Brocken von der Seele geredet zu haben.

Sie blieben noch eine Weile schweigend sitzen, bevor Tom schließlich aufstand.

„Danke für dieses Gespräch, Captain.“

„Wir haben es beide gebraucht, Tom!“

Er dachte einen Moment darüber nach und nickte dann zustimmend.

„Sie haben recht.“

 

Als Tom gegangen war, blieb Janeway alleine zurück.

Sie war dankbar, dass der junge Mann ihr ihre Taten nicht nachtrug. Aber das hieß nicht, dass sie sich selbst verzeihen konnte.

Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie den Türpieper zunächst überhörte. Als es erneut piepte, schreckte sie auf.

„Herein!“

Im Türrahmen stand Inspektorin Sól’Dis. Sie hatte mehrere DatenPADDs in der Hand.

„Captain, störe ich?“

Janeway stand auf und bedeutete ihr, sich zu setzen.

Die Kitani kam der Aufforderung nach. Dann breitete sie die DatenPADDs vor sich auf der Couch aus.

„Wir haben unsere letzten Vorbereitungen abgeschlossen und sind jetzt bereit, zurück in die Heimat zu fliegen. Dort wird Duraugur und auch Vig’Dis der gerechte Prozess gemacht.“

„Was wird mit Ihrer Schwester geschehen?“

Sól’Dis seufzte.

„Ich weiß es nicht. Zunächst einmal muss die Justiz sich mit ihr befassen. Aber ich habe Hoffnung, dass sie noch einmal ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft werden kann.“

„Ich verstehe. Und Duraugur?“

„Ich werde dafür sorgen, dass er die Höchststrafe bekommt. Das bedeutet Strafkolonie und Agonietherapie. Er wird seine Untaten bereuen, glauben Sie mir.“

„Gut.“

„Ich habe Ihnen hier die vorläufigen Ergebnisse unserer Untersuchungen zukommen lassen. Sie haben sicher noch Fragen?“

„Die habe ich in der Tat. Mich interessiert vor allem, wie Duraugur seine Operation ausbauen konnte. Sie haben damals gesagt, die Technologie, die er verwendet, sei Ihnen unbekannt. Wie konnte er all die Schiffe entführen?“

Sól’Dis griff zu einem ihrer DatenPADDs, tippte darauf herum und reichte es Janeway. Darauf war ein Querschnitt von Duraugurs Basis zu sehen.

„Duraugur war kein Erfinder. Er war von Anfang ein Bandit und Plünderer. Er muss auf einer seiner Streifzüge diesen Planetoiden entdeckt haben, der voll war mit Technologie einer anderen, lange ausgestorbenen Spezies. Die Aufzeichnungen sind stellenweise sehr kryptisch, aber Duraugur nannte sie an einigen Stellen Iconianer.“

Janeway sog die Luft ein.

An der Akademie hatte sie über dieses legendäre Volk gelernt, das vor Millennia die Milchstraße bevölkert hatte und über unglaubliche Technologien verfügte. Es hieß, sie konnten sich binnen Sekunden durch die gesamte Galaxis befördern. Daher war es eigentlich nicht verwunderlich, dass sie auch Außenposten im Delta-Quadranten hatten.

„Mir ist dieses Volk ein Begriff,“ sagte sie nachdenklich.

„Duraugur hat Überreste ihrer Technologie für sich benutzt. Es gab wohl eine Apparatur, mit der man Mannschaften von Schiffen evakuieren konnte. Sie funktionierte im Umkreis mehrere Parsecs und diente wohl dazu, Verluste bei Raumschlachten in diesem Sektor gering zu halten. Duraugur hat sie Apparatur dazu verwendet, durchreisende Schiffe zu plündern und die Mannschaft zu versklaven.“

„Aber was geschah mit mir? Warum wurde ich nicht mit meiner Crew entführt?“

„Darüber sind wir uns noch immer unsicher, aber es scheint, als hätte Ihr Aufenthalt auf dem Holodeck tatsächlich Ihre Anwesenheit maskiert. Die Vorrichtung war nicht auf eine solche Eventualität eingestellt.“

„Also so, wie wir es vermuteten…“

„Allem Anschein nach, ja.“

„Und was geschah dann mit den Mannschaften?“

„In diesem Stützpunkt gab es auch eine Vorratskammer mit den Tausenden dieser Chips. Die Iconianer benutzten sie anscheinend, um ihre Wahrnehmung und die kognitiven Funktionen zu erhöhen. Auch konnten sie sich damit Botschaften über längere Strecken schicken. Da humanoide Gehirne ähnlich funktionieren, sind sie auch nach so langer Zeit noch wirksam. Als Duraugur die Chips seinen Anhängern einpflanzte, entdeckte er durch Zufall, dass eine bestimmte Einstellung dazu führte, das Bewusstsein des Trägers auszuschalten. Botschaften, die man nun an den Chip sendete, wurden als Befehle interpretiert und ausgeführt. Auf diese Art versklavte er nun die Mannschaften, die er von den Schiffen entführte und ließ sie in seinen Minen nach Erzen und weiteren iconianischen Technologien graben. Die Schiffe schlachtete er aus und verkaufte sie. So gab es niemals Spuren.“

„Das heißt, die Daramor beispielsweise folgten ihm aus freiem Willen?“

„Es sieht ganz danach aus.“

„Dann funktionierte die Waffe bei meiner Gefangennahme nicht, weil die Wachen von dem Chip nicht kontrolliert wurden?“

„So ist es. All diejenigen, die ihm freiwillig folgten, werden sich jetzt auch vor Gericht verantworten müssen.“

„Und was geschieht mit den befreiten Gefangenen?“

„Meine Kollegen kontaktieren gerade ihre Regierungen. Wir werden sie so schnell wie möglich in ihre Heimat entlassen.“

„Saubere Arbeit.“

Janeway stand auf und Sól’Dis tat es ihr gleich. Dann reichte der Captain der Kitani die Hand.

„Inspektorin Sól’Dis. Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit und Ihre tatkräftige Hilfe. Ohne Sie hätte ich meine Crew niemals wieder gesehen. Es war mir eine Ehre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“

Sól’Dis erwiderte den Händedruck ohne zu Zögern.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Auch ich brauchte erst Ihre Hilfe, um meine Ziele zu erreichen. Die Voyager ist im Gebiet der Kitanischen Ordnung immer gerne gesehen. Meine Kollegen haben Ihnen noch einige Vorräte für Ihre Weiterreise mitgebracht. Ich hoffe Sie können sie als eine letzte Geste guten Willens annehmen.“

„Mit Freuden.“

„Dann bleibt mir nur noch, Ihnen eine gefahrlose Weiterreise zu wünschen. Passen Sie auf sich auf!“

„Geben Sie Duraugur, was er verdient!“

Die beiden Frauen nickten sich ein letztes Mal zu, dann verließ Sól’Dis Janeways Bereitschaftsraum, um mit ihren Gefangenen zurückzufliegen in ihre Heimat.

 

Nach einem langen, anstrengenden Tag, stand Kathryn Janeway schließlich in ihrem Quartier. Reglos starrte sie auch hier in die unendlichen Weiten des Alls. Wenn ihre Gedanken nicht zur Ruhe kommen wollen, empfand sie die unzähligen Welten und Sterne dort draußen normalerweise als beruhigend. Aber nicht so dieses Mal. Sie hatte ihre Mannschaft wieder, aber sie hatte dafür einen Pakt mit dem Teufel persönlich geschlossen. Es war nur konsequent, dass sie dafür bezahlte. Das hatte sie in dem Moment gewusst, in dem sie Tom in sich aufgenommen hatte.

Immer wieder erschienen die Szenen in Duraugurs Zelle vor ihrem geistigen Auge.

Kathryn Janeway die Heldin! Kathryn Janeway, die selbstlos ihre Crew gerettet hatte! So stand es in den offiziellen Logbüchern, so glaubten es die meisten Anwesenden hier an Bord. Sie durfte sich von dem Geschehenen nicht dominieren lassen und der Tag mochte kommen, an dem dem so war. Aber dieser Tag war nicht heute.

Eine Person hatte sie seit ihrer Rückkehr an Bord gemieden. Sie wusste nicht, wie sie Chakotay noch in die Augen blicken konnte, nach dem, was sie getan hatte. Es war ungerecht und tief in ihr drin wusste sie, dass er ihr keinen Vorwurf machte. Nicht einmal Tom tat das. Aber sie fühlte sich schuldig, schmutzig und ertrug deswegen Chakotays Aufmerksamkeit umso weniger. Sie hatte sie nicht verdient.

Gleichzeitig ahnte sie, dass er sich damit nicht zufriedengeben würde. Die Konfrontation mit ihm war unausweichlich.

Als ihr Türpieper erklang, gab es wenig Zweifel, wer vor der Tür stand.

„Herein!“ rief sie ein letztes Mal an diesem Tag mit matter Stimme.

Chakotay trat ein und sah sich verwundert um. Das Quartier war in Dunkelheit getaucht.

„Kathryn, wir haben uns seit deiner Rückkehr nicht gesprochen. Ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht…“

Sie wandte sich ab, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte, die ihr in die Augen getreten waren. Trotz der Dunkelheit wollte sie sichergehen.

„Kathryn, sag mir was passiert ist…“

Es dauerte einen Augenblick, bis sie wieder sprechen konnte, bis sie die Tränen weggedrückt hatte.

Es war zwecklos, Chakotay etwas vorzulügen. Er würde nicht lockerlassen. Daher ging sie den direktesten Weg, der ihr in den Sinn kam.

„Ich bin eine Prostituierte, Chakotay,“ sagte sie.

Er blieb erstaunt stehen und starrte sie an.

„Wie kommst du drauf so etwas zu sagen?“

„Weil es die Wahrheit ist.“

„Wer behauptet das?“

„Jemand, der mich dazu gemacht hat.“

„Einen größeren Unsinn habe ich ja noch nie gehört!“ rief er.

Sie ging zu ihrer Couch und setzte sich darauf.

„Es ist kein Unsinn. Es ist die Wahrheit. Du weißt ja nicht, was geschehen ist…“

Behutsam setzte er sich neben sie und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Sie legte die ihrige auf seine.

„Kathryn. Ich bin für dich da. Wenn du es mir erzählen willst, höre ich dir gerne zu.“

Sie senkte den Blick und schüttelte den Kopf.

„Es ist besser, wenn du weißt, was für ein Mensch ich bin. Erinnerst du dich, als ich sagte, die Voyager ginge immer vor? Ich habe Tom die Würde genommen, für die Voyager. Ich habe mit ihm geschlafen. Gegen seinen Willen.“

Eine Weile schwieg Chakotay, aber zu Janeways Überraschung hatte er sich nicht von ihr abgewandt.

„Du hattest bestimmt gute Gründe. Du hast für alles gute Gründe…“

„Natürlich hatte ich gute Gründe!“ schleuderte sie ihm entgegen. „Aber macht es das besser? Ich habe meinen verdammten Körper verkauft, ich habe Tom missbraucht! Der Zweck sollte nie die Mittel heiligen! Nie!“

Instinktiv zog Chakotay sie in eine Umarmung, die er erst losließ, als ihre letzten Schluchzer verebbt waren. Und dann erzählte sie ihm alles. Jede Einzelheit aus ihrer Zeit der Gefangenschaft, die ihr wichtig war. Und er hörte zu und urteilte nicht.

Als sie fertig waren, sah sie ihn lange und traurig an.

„Chakotay… ich kann nicht mit dir zusammen sein. Nicht mehr so, wie wir es in den vergangenen Wochen waren.“

„Ich weiß, Kathryn.“ Zärtlich gab er ihr einen letzten Kuss auf die Wange.

Sie musste es ihm nicht erklären, sie musste es nicht rechtfertigen. Er verstand es.

Vielleicht konnte es noch einmal eine zweite Chance für sie geben, wenn die Wunden verheilt waren. Bis dahin versprach er ihr ein guter Freund zu sein.

„Ich danke dir für alles!“

Dann herrschte Schweigen.

 

 

ENDE

 

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