TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Letting go...

von Emony

1/1

Er hörte, wie schwer sie atmete, brauchte sie nicht anzusehen, um zu wissen, wie schlecht es ihr ging. Er würde sie nicht retten können. Der Monitor, dem er zugewandt war, verdeutlichte ihm dies auf schmerzliche Weise. Sie würde sterben!

Er hatte alles getan, alles was in seiner Macht stand. Hatte sein gesamtes Potential genutzt, seine Überlegenheit, die er gegenüber all den anderen Starfleet-Ärzten besaß, und war dennoch bei dem Versuch gescheitert, sie beide zu retten. Nicht nur den Symbionten, von dem sie gesagt hatte, dass er ihn auf jeden Fall retten müsse, sondern auch die Frau, die er seit Jahren liebte. Unerwidert, aber doch von ganzem Herzen, schon seit sechs Jahren, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Und auch die Heirat mit dem Klingonen, ihre Entscheidung diesem Mann ihr Herz zu schenken anstatt ihm, hatte diese Gefühle in ihm nicht zerstört. Er hatte sie dafür hassen wollen, doch er konnte es nicht. Er liebte sie zu sehr.

Voller Freude hatte er ihr am frühen Mittag die Nachricht mitgeteilt, dass sie entgegen aller Erwartungen ein Kind mit Worf würde haben können. Sie hatte sich so sehr gefreut, ihn in die Arme geschlossen und war ihm in diesem Augenblick so nahe gewesen, wie noch nie zuvor, hatte sich so überschwänglich bedankt.

Und nun ... nun lag sie in der Krankenstation, schwerst verletzt, und er musste ihr sagen, dass er nur den Dax Symbionten zu retten imstande war, jedoch nicht ihr noch so junges Leben. Ihre Schönheit, ihren Charme, ihre Intelligenz, ihren Humor – all das, was *sie* selbst ausmachte, würde er nicht retten können. Nicht Jadzia, die Frau, der er sein Herz für immer hatte schenken wollen.

Nur mit Mühe brachte er es fertig, sich ihr zuzuwenden, um ihr die Nachricht mitzuteilen. Jeder Schritt, jede Bewegung, tat ihm in der Seele weh. Er wollte ihr sagen, dass er lieber den Dax Symbionten sterben lassen und dafür ihr Leben retten wollte, das ihm soviel mehr bedeutete. Der Symbiont hatte so viele Leben gelebt, sie jedoch nicht einmal die Hälfte ihres eigenen. Er durfte sie nicht sterben lassen, nicht jetzt!

Tränen standen in seinen Augen, als er vor ihr stand und ihr makelloses Gesicht sah. Die Flecken schienen heute etwas dunkler als gewöhnlich, was der Blässe ihrer Haut zu zuzuschreiben war. Ein weiterer Beweis dafür, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde.

Sie sah aus wie ein Engel aus Porzellan. Für alle Ewigkeit wunderschön, einerseits stark und gleichzeitig furchtbar zerbrechlich.

Sie hielt die Augen geschlossen, als er ansetzte und verstummte, noch ehe ihr Name über seine Lippen kam. Er brachte es nicht fertig.

„Können Sie... ihn retten, Julian?“, kam es kraftlos von Jadzia. Sie behielt die Augen geschlossen, schluckte schwer und legte ihre beiden Hände auf ihren Körper, als wolle sie den Symbionten schützen. Wie eine Mutter, die ihr ungeborenes Kind zu schützen versucht. War das nicht Ironie des Schicksals?

Nur schwerlich gelang es ihm, gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen und er nickte, auch wenn sie es nicht sah, um seine Worte zu untermauern. „Ja“, schluckte er. „Aber...“ Wieder stockte er und legte ihr eine Hand auf die Schulter, eine stumme Entschuldigung für sein erbärmliches Versagen.

„Sie müssen ... - es nicht sagen.“ Ihre Stimme war selbst jetzt noch fester als seine, obwohl es ihr so schlecht ging.

Die Schmerzen mussten überwältigend sein, doch ihr Wille war noch viel stärker. Sie wollte ihm die Bürde abnehmen, die er sich selbst auferlegte und einmal mehr schluckte er hart. Er hatte sich in ihrer Gegenwart immer klein und unbedeutend gefühlt, doch noch niemals so sehr, wie in diesem Augenblick.

Als sie ihre Augen öffnete und den Blickkontakt zu ihm suchte – er hätte es niemals für möglich gehalten, dieses besagte Gefühl in ihren blauen Augen zu sehen – sah er Furcht. Sie fürchtete sich nicht davor zu sterben, das wusste er, doch sie hatte Angst um den Symbionten, um Worf und um das was mit ihnen geschehen würde, wie ihre Zukunft aussehen würde, die sie nun nicht mehr gemeinsam mit ihnen beschreiten konnte.

„Es tut mir so leid“, kam es über seine zitternden Lippen. „So unsagbar leid, Jadzia.“

Ihre Hand legte sich über seine, die noch immer auf ihrer Schulter ruhte. Sie drückte leicht zu, doch er sah in ihren Augen, dass es sie viel Kraft kostete. „Das muss es nicht, Julian.“ Sie atmete einige Male tief durch, versuchte ihm nicht zu zeigen, wie stark die Schmerzen waren. Sie scheiterte. Denn nach sechs Jahren kannte er sie zu gut. „Sie sollten ... beginnen.“

Er nickte stumm, versucht ihr einen Kuss auf die blasse Stirn zu geben.

„Schwester...“, wandte er sich an die junge Frau, die seit Minuten alles für die Operation vorbereitete. „Wir fangen an“, sagte er und straffte angestrengt die Schultern, ließ sich die Handschuhe überstülpen und sah Jadzia noch einmal in die Augen, bevor sie diese schloss.

*Es tut mir so leid*, dachte er im Stillen. *So gott-verdammt leid, Jadzia. Mögen die Propheten dich nach Sto’Vo’Kor begleiten.* Auch die letzten trübsinnigen Gedanken beiseite schiebend griff er nach dem Laserskalpell und setzte an.

+++ ENDE +++
Rezensionen