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Eine kleine Revolution

von Gabi

Kapitel 1

Sie fühlte sich immer noch ein wenig schwach auf den Beinen, als sie an diesem Morgen Ops betrat. Was für eine Nacht! Major Kira hätte nicht das Mindeste dagegen einzuwenden gehabt, wenn sich jetzt jemand umdrehte und ihr anböte, den Tag zum Ausschlafen frei zu nehmen. Ein kurzes Grinsen huschte über ihre sonst so ernsten Züge. Zum wiederholten Male fragte sie sich, was die Mönche im Kloster eigentlich bei ihrer Priesterausbildung lernten. Die unaufdringliche Art, in welcher Bareil um ihre Gunst geworben hatte, hatte sie am Beginn ihrer Beziehung in den Glauben gewiegt, einen zurückhaltenden Mann vor sich zu haben. Weit gefehlt. Sie hatten noch nicht sehr oft miteinander geschlafen, aber Bareil hatte nach der ersten Nacht schon herausgefunden, wie er sie berühren musste, um sie aufs Äußerste zu erregen. Und gestern Nacht hatte er es geschafft, sie mit seinen Fingern und seinem Mund dermaßen lange kurz vor dem Höhepunkt zu halten, dass sie ihm am liebsten den Rücken zerkratzt hätte. Doch er hatte sie so in eine Ecke des Bettes manövriert, dass sie sich nicht bewegen konnte und die erregende Tortur über sich hatte ergehen lassen müssen. Auch danach hatte sie nicht viel Schlaf bekommen. Als sie das Gefühl hatte, nicht mehr weiter zu können, bewies er ihr, dass sie sehr wohl noch einmal und noch einmal zu erregen war. Die Nachwirkungen davon spürte sie immer noch im gesamten Bereich ihres Beckens. Sie hoffte, dass ihr Gang heute nicht etwas breiter als gewohnt ausfiel.

Wenn sie ihn darauf ansprach, warum er nicht auch einmal müde wurde, erwiderte er, dass er so lange in Enthaltsamkeit gelebt hatte, dass er jetzt einiges nachholen müsse. Aber insgeheim fragte Kira sich allen Ernstes, was er wohl mit den jungen Bajoranerinnen anstellte, die sich für den Dienst im Orden meldeten.

Ihr Grinsen wurde bei diesen Gedanken noch breiter. Verstohlen sah sie sich um, ob jemand in Ops ihr morgendliches Grinsen bemerkte. Glücklicherweise waren alle damit beschäftigt, die Instrumente für den Tag vorzubereiten. Es war mehr als etwas ungewöhnlich, dass Major Kira mit einem fröhlichen Gesicht ihren Dienst begann. Als sie sich mit einem zufriedenen Seufzen an ihre Konsole begab, dachte sie, dass es eventuell doch nicht so unglücklich war, dass sie den Vedek relativ selten sah. Auf diese Weise behielt er vielleicht seine Energie - und sie bekam die Chance wenigstens einige Nächte durchzuschlafen.

Die Tür von Siskos Büro glitt auf und der Commander trat die Treppe hinunter. „Guten Morgen, Major“, begrüßte er sie gutgelaunt. „Ist alles vorbereitet für die Hedronka-Delegation?“

Kira nickte knapp. „Zwei der oberen Pylonen werden den ganzen Tag freigehalten. Die Föderationsbotschafter haben den Konferenzraum schon abgesegnet, und Odo hat mir gestern Abend versichert, dass die Sicherheit doppelte Posten auf allen Abteilungen stellt.“ 'Bevor Bareil mich bearbeitet hat', fügte sie in Gedanken hinzu. Diesmal schaffte sie es aber, ihr Gesicht dabei völlig neutral zu halten.

„Sehr gut, Major“, Sisko rieb seine Handflächen aneinander. „Ich hoffe, diese Begegnung mit einer Rasse aus dem Gamma-Quadranten läuft nicht halb so chaotisch ab, wie es uns meist beschieden scheint.“

„Ich werde dafür sorgen, dass keinerlei Klagen aufkommen werden, Commander“, versprach die Bajoranerin.

„Gut“, Sisko wandte sich wieder zu der kurzen Treppe um, die sein Büro mit der Ops verband. „Dann werde ich mich noch ein wenig in die Berichte einlesen.“


* * *


Sisko, Kira und Odo empfingen die Delegation zwei Stunden später am Andockring. Die Bewohner von Hedronka waren schlanke feingliedrige Wesen mit einer blassen transparenten Haut, die ein wenig an Quallen erinnerte. Dieser Eindruck wurde auch dadurch verstärkt, dass die drei Paare Gliedmaßen, die aus ihren Gewändern hervorschauten, unproportional lang und dünn erschienen.

Sisko verneigte sich mit der Hand an der Stirne, wie er es in den Forschungsberichten aus dem Gamma-Quadranten gelesen hatte. Kira und Odo ahmten ihn nach. Drei der Hedronka erwiderten die Geste, während die zwei übrigen bewegungslos im Hintergrund stehen blieben.

„Commander Benjamin Sisko. Ich befehlige diese Station“, stellte Sisko sich vor. „Major Kira Nerys, mein erster Offizier. Odo, mein Sicherheitschef.“

„Commander“, der Größte der Delegation streckte eine Gliedmaße aus, um die menschliche Begrüßungsweise nachzuahmen. Sisko ergriff sie erfreut. Sie fühlte sich nicht halb so zerbrechlich an wie sie aussah. „Ich bin Horkk, meine Berater Hrun und Hagto.“ Er wies dabei auf die beiden Personen, die sich vorher ebenfalls verneigt hatten. Die beiden im Hintergrund ließ er unerwähnt.

„Wenn Sie zuerst Ihre Quartiere aufsuchen wollen, wird Major Kira Ihnen den Weg zeigen.“

„Das wäre uns sehr angenehm.“ Horkk sah Kira erwartungsvoll an.

„Bitte folgen Sie mir“, sie wandte sich um. Während sie vor den Delegierten her den Korridor entlang lief, überlegte sie, wie die Raumverteilung gedacht war. Sie hatten die Nachricht erhalten, vier Quartiere vorbereiten zu lassen. Nach allem, was sie bisher gesehen hatte, vermutete sie, dass die beiden Hedronka im Hintergrund vielleicht ein Quartier gemeinsam bewohnten. Sie schienen in der Rangordnung unwichtiger zu sein als die drei anderen. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sie bei den Quartieren angekommen waren. Horkk schickte die beiden Ungenannten gemeinsam in einen Raum.

Kira verabschiedete sich von den Hedronka, nachdem sie sich versichert hatte, dass diese im Augenblick nichts wünschten. Sie war froh, als sie sie verlassen konnte. Das war ein Aspekt ihres Postens, den sie nicht besonders schätzte. Kira gehörte nicht zu den Bajoranern, die jede fremde Präsenz auf und um Bajor ablehnten aber sie fühlte sich nicht besonders wohl, wenn sie es mit neuen Rassen zu tun hatte. Es gab so viele Dinge, die man dabei falsch handhaben konnte, und Diplomatie war ein Wort, das sich auf jeden Fall nicht auf den ersten Blick mit Kira in Zusammenhang bringen ließ.



* * *




„Sie wären erst einmal untergebracht“, verkündete Kira, als sie wieder Ops betrat.

Dax sah von ihrem Posten auf. „Interessante Rasse, nicht wahr?“

Kira nickte. „Sie wirken irgendwie zerbrechlich, so als könne jeder Lufthauch sie umstoßen.“ Die Bajoranerin trat hinter die Trill. Dax hatte den Forschungsbericht über die Hedronka auf ihrem Schirm aufgerufen. Kiras Finger berührte die Zeile über die Zusammensetzung der atmosphärischen Gase. „Bei den Propheten! Wie halten sie es denn in unserer synthetischen Luft aus?“

„Faszinierend, nicht?“ Die Trill wandte sich begeistert um. „Der raumfahrende Teil ihres Volkes trägt Lungenimplantate, die sich praktisch an jede Atmosphäre anpassen... solange diese natürlich nicht die Haut selbst angreift“, fügte sie hinzu.

„Keine schlechte Idee“, Kira nickte anerkennend, während sie die Zeilen weiterhin überflog. Sie hatte sich zwar gestern um Räumlichkeiten und Sicherheit kümmern können, aber bevor sie sich mit Herkunft und Kultur der Gäste beschäftigen konnte, war ihr der Vedek dazwischen gekommen. Sie beschloss, das jetzt in einem Crash-Kurs nachzuholen, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie noch viel mit den Hedronka zu tun bekommen würde. Sie waren untergebracht, die Handelsvereinbarungen waren Sache der Föderationsdiplomaten und der Gesandten der bajoranischen Regierung.

„Was war das?“ Kira bedeutete Dax, den Bildschirm noch einmal ein paar Zeilen zurückrollen zu lassen. „Patriarchalisches System“, las die Major laut vor. „Frauen spielen eine untergeordnete Rolle und sollten nicht direkt angesprochen werden. Am besten bei Verhandlungen nicht beachten...“, Kira schnappte nach Luft. „DAS ist eine Empfehlung der Föderationswissenschaftler?“

Dax nickte. „Es ist ihre Gesellschaft, Nerys. Für sie ist das völlig normal. Wahrscheinlich sind sie ebenso entsetzt darüber, dass auf DS9 Frauen hohe Posten besetzen. Aber sie sind höflich und richten sich nach unseren Spielregeln. Das sollten wir auch tun.“

Die Bajoranerin schüttelte den Kopf. „Bevor ich mit der Föderation in Berührung kam, hatten Begriffe wie 'patriarchalisch' oder 'matriarchalisch' keine Bedeutung für mich. Netter Fortschritt!“ Sie verzog den Mund zu einem unwilligen Grinsen.

„Willst du damit sagen, dass Bajor nie mit derartigen Systemen in Kontakt getreten ist?“ wollte Dax erstaunt wissen.

„Bajor wahrscheinlich schon“, gab Kira zu. „Aber ich nicht...“

Die Trill biss sich auf die Unterlippe. Von Zeit zu Zeit vergaß sie einfach, dass nicht jeder auf 300 Jahre zurückblicken konnte, und dass ihre Vorgesetzte ihr gesamtes Leben lang niemals außerhalb ihres Planeten hatte sein können. Mit einer Bewegung der Schulter bat sie um Entschuldigung, welche die Bajoranerin ihr mit einem schweigenden Kopfnicken gewährte. Ausnahmsweise war es dieses Mal Kira, die das Schweigen mit einer Bemerkung brach: „Wie sieht es bei denen dann wohl mit Sex aus?“

Dax prustete los, so dass sich ein paar der bajoranischen Offiziere verwundert umsahen.

Kira blickte die Trill verärgert an. „Was ist denn daran jetzt so witzig?“ zischte sie leise.

„'Tschuldigung“, grinste Dax, „eigentlich nichts. Ich hatte diesen Kommentar einfach nicht erwartet. Nicht aus deinem Mund“, fügte sie hinzu.

Die Bajoranerin beäugte sie immer noch misstrauisch, aber auch sie musste eingestehen, dass dieses Thema nicht gerade zu ihrem täglichen Gesprächsschatz gehörte. Schließlich gab sie angesichts Dax' Belustigung ihr Grollen auf. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Ich meine, wenn die Frauen nichts zu sagen haben, wie können sie dann Spaß daran haben?“

Dax deutete wieder auf den Forschungsbericht auf ihrem Monitor. „Das hier sind nur die offiziellen Eindrücke. Im privaten Bereich verhalten sich die Hedronka vielleicht völlig anders. Darüber haben die ersten Kontakte natürlich nicht berichtet.“

Kira gab sich mit dieser Antwort zufrieden und ging zu ihrer Station hinüber, wobei sie die Offiziere, die sich immer noch neugierig umgewandt hatten, mit einem eisigen Blick an die Arbeit zurückscheuchte.



* * *




„Major Kira“, Commander Sisko trat neben ihre Station.

Die Bajoranerin hob den Kopf, den sie eben auf die Hände gestützt hatte. Sie zählte die Stunden, bis ihr Dienst zu Ende sein würde. Mit einem schlechten Gewissen wandte sie sich nun zum Commander um, in der Erwartung einer Rüge für ihre Müdigkeit im Dienst. Aber Sisko schien das gar nicht zu bemerken. Er hielt ein PADD in den Händen und plante in Gedanken schon die nächsten Tage durch.

„Sir!“

„Ich habe eben mit Horkk gesprochen. Die Vorverhandlungen beginnen in einer halben Stunde und es ist nicht abzuschätzen, wie lange sie dauern werden. Er lässt Sie fragen, ob Sie den beiden Frauen solange die Station zeigen könnten...“

„Ich?!“ Kira blickte den Commander unwillig an. „Warum ich?“

Sisko zuckte belustigt mit den Schultern. „Sie waren die einzige Frau, die er bisher hier gesehen hat... und da Sie ihnen die Quartiere gezeigt haben, nimmt er an, dass das Herumführen Ihre Aufgabe ist.“

„Haha, wie witzig.“ Immer wenn sie unausgeschlafen war, hatte Kira das Gefühl, jeder habe es nur darauf abgesehen, sich über sie lustig zu machen. „Und was darf ich ihnen zeigen?“

Sisko hob fragend die Augenbrauen.

„Naja“, Kira gestikulierte vage in Richtung der Wissenschaftsstation. „Ich denke, die Frauen haben bei den Hedronka nichts zu sagen...“

„Ich glaube, Horkk vertraut Ihnen in dieser Hinsicht“, Sisko schwieg kurz, konnte sich bei dem unglücklichen Ausdruck auf dem Gesicht seines Ersten Offiziers den Zusatz aber nicht verkneifen: „Schließlich sind Sie ja auch eine Frau...“

„Sir!“ fuhr Kira auf.

„Entschuldigung, Major“, lachte Sisko. „Es musste einfach heraus...“, er machte eine ausholende Handbewegung. „Machen Sie einfach den üblichen Rundgang für Neuankömmlinge und bringen Sie die Frauen dann wieder zu ihren Quartieren zurück.“ Der Commander betrachtete sie von der Seite. „Sie können sich danach bis morgen frei nehmen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Sie etwas Schlaf gebrauchen könnten.“ Mit diesen Worten wandte er sich wieder seinem Büro zu.

Kira erhob sich mit einem müden „Jawohl, Sir“ von ihrer Station. Sie winkte einen Vertretungsoffizier heran, bevor sie sich auf den Weg zum Lift machte. Sie musste heute Abend mit Bareil ein System ausarbeiten, bei dem sie genügend Schlaf bekam. Sie lächelte wieder, als sie an den Vedek dachte. Andererseits... wenn er die Station in ein paar Tagen verlassen hatte, war immer noch genügend Zeit, sich auszuschlafen.



* * *




„Okay, wenn Sie nicht mit mir sprechen wollen, können wir uns dann wenigstens auf ein Bewegungssystem einigen, damit ich weiß, was Sie wollen?“ Kira starrte die beiden feingliedrigen Wesen frustriert an. Seit sie die Frauen von deren Quartier abgeholt hatte, waren die beiden ihr schweigend gefolgt. Sie konnte keinen Ton aus ihnen herausbringen. Die Bajoranerin hatte immer mehr das Gefühl, zwei Puppen auf der Station herumzuschleifen; die Resonanz hätte in diesem Fall nicht geringer sein können. Wenn sie sagte „Sehen Sie dort...“, dann blickten die beiden gehorsam ihrem ausgestreckten Arm nach, aber sie ließen es sich mit keiner Miene anmerken, ob es sie überhaupt interessierte, was Kira ihnen erzählte.

Die Major war jetzt vor Quark's stehen geblieben. Die Bar war wahrscheinlich nicht gerade die idealste Umgebung, aber Kira hatte das Gefühl, etwas zu Trinken zu brauchen, um mit ihrem Monolog weiterfahren zu können. Sie zeigte also ein weiteres Mal auf einen der Türbogen auf der Promenade: „Wir gehen jetzt dort hinein und trinken etwas“, und die beiden Frauen folgten ihr ein weiteres Mal schweigend.

Als sie sich setzten, überlegte Kira, was dem Metabolismus der Hedronka wohl zuträglich sein könnte. Aber da sie sich nie besonders für Physiologie interessiert hatte und den beiden Frauen wohl jedes Getränk aus dem Alpha-Quadranten fremd war - und auch wenn dem nicht so wäre, hätte die Bajoranerin wohl schwerlich heraus bekommen, was sie trinken wollten -, entschied sie, dass jeder Effekt, den Synthehol auf ihre Gäste haben konnte, besser war als das, was sie jetzt geboten bekam.

Während sie auf die bestellten Getränke warteten, wagte Kira einen weiteren Versuch. „Also, es wäre für mich wirklich sehr viel leichter, wenn ich wüsste, was Sie wollen.“ Sie begann heftig mit dem Kopf zu nicken. „Das heißt 'Ja', okay? Können Sie das nachmachen?“ Leise flehte sie die Propheten an, dass ihre Gegenüber sich wenigstens auf diese Minimalkommunikation einließen. „'Ja'?“ Sie nickte wieder eifrig. Ein zufällig vorbeikommender Passant musste unwillkürlich den Eindruck erhalten, dass die Major schon längst ein Glas zu viel hatte.

Die beiden Hedronka-Frauen blickten einander an, dann begannen sie langsam, ihre Köpfe auf und ab zu bewegen.

„'Ja'!“ begeistert verstärkte Kira ihr Nicken.

Auch die Hedronka bewegten die Köpfe nun selbstsicherer.

„Hervorragend“, bemerkte Kira begeistert. „Und jetzt 'Nein'“, sie drehte ihren Kopf zu beiden Seiten. „Das ist 'Nein'“.

Wieder ahmten die beiden Frauen die Bewegung nach.

„Wunderbar“, Kira schüttelte noch ein paar Mal zur Bekräftigung den Kopf.

Ein Räuspern neben dem Tisch ließ sie innehalten. Quark stand mit einem Tablett mit drei Gläsern reichlich ratlos vor der Vorstellung. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Major?“ fragte der Ferengi verstört.

Kira packte die Gläser. Sie verspürte keinerlei Lust, ein Gespräch mit dem Barbesitzer anzufangen. Die beiden Frauen vor ihr waren kompliziert genug, sie benötigte nicht auch noch den Ferengi, um die Sache völlig unübersichtlich zu gestalten. „Ja, es ist alles in Ordnung, danke“, antwortete sie daher kurz angebunden.

„Sind Sie sicher?“, vergewisserte Quark sich.

„Jaaaaa“, machte Kira gedehnt, „ich BIN sicher.“

Der Ferengi war schlau genug, um die Drohung als solche zu verstehen. „Dann möchte ich nicht weiter stören.“ Mit einer leichten Verbeugung zu den Hedronka-Frauen verließ er den Tisch wieder.

Kira winkte ab. „Beachten Sie den Kerl am besten nicht. Er ist 'Nein'“. Sie schüttelte den Kopf. Das Spiel machte ihr einen gewissen Spaß - sie musste noch müder sein, als sie gedacht hatte! „Okay“, fuhr sie ernster fort. „Versuchen wir das Ganze jetzt einmal.“ Sie zeigte auf die Gläser, die sie vor den Hedronka abgestellt hatte. „Versuchen Sie Ihre Drinks und zeigen Sie mir, ob es Ihnen schmeckt.“

Die beiden sahen sich wieder an, machten aber keine Anstalten, die Gläser zu berühren.

Kira nickte erneut heftig, um zu zeigen, dass die Gläser 'Ja' waren. Sie musste sich mit Gewalt daran erinnern, dass sie es nicht mit begriffsstutzigen Personen zu tun hatte, sondern dass die beiden einfach nicht sprachen. Wahrscheinlich war sie gerade dabei, einen diplomatischen Zwischenfall heraufzubeschwören, weil sie die Frauen wie Kleinkinder behandelte - und ganz nebenbei würde sie nachher von den Bewegungen Kopfschmerzen bekommen. Also hörte sie mit dem Geschüttel und Genicke auf und ergriff einfach ihr eigenes Glas. „Mir schmeckt es auf jeden Fall“, bestätigte sie, bevor sie trank.

Jetzt griffen auch die Hedronka nach ihren Gläsern und nippten daran.

'Aha', dachte Kira, 'sie brauchten eine Erlaubnis.' Es fiel der Bajoranerin schwer, sich vorzustellen, wie man in solcher Unterwürfigkeit leben konnte. „Und?“ wollte sie wissen, nachdem ihre Gegenüber die Gläser wieder abgestellt hatten. „Schmeckt es?“

Die beiden schienen erst eine Weile in sich hineinzuhorchen. Kam es Kira nur so vor, oder hatte sich ihre Hautfarbe leicht verändert? Schließlich blickten beide wieder auf und nickten langsam.

Erfreut hob Kira ihr Glas und prostete ihnen zu. „Auf ein neues Verständnis!“ Die Hedronka tranken abermals. 'Jetzt muss ich also alle Fragen einfach nur noch in Ja-Nein-Fragen umwandeln und das Problem wäre beseitigt', dachte die Major, 'nichts einfacher als das mit meinem müden Schädel.'

Dies erwies sich aber als relativ unkompliziert. Der Synthehol weckte Kiras müde Glieder wieder auf, und nach der dritten Runde bekam sie auch das Gefühl nicht mehr los, dass ihre Gegenüber nun wesentlich freier agierten. Zwar weigerten sie sich nach wie vor zu sprechen, aber sie gaben ihre genickten Kommentare mehr als bereitwillig ab, begannen sich aktiv in der Bar umzusehen und von sich aus auf Dinge und Personen zu deuten. Ja, es schien ihnen regelrecht Spaß zu machen. Kira ließ sich von ihrem Enthusiasmus mitziehen, beschloss aber dennoch, dass diese Synthehol-Runde die letzte sein sollte. Der Alkoholersatz hatte deutlich seine Wirkung auf die Hedronka, und sie wollte nicht daran schuld sein, wenn die Frauen morgen mit einem Kater aufwachten oder sich gar übergeben mussten.

Schließlich war die Atmosphäre so familiär, dass sich Kira zu der Frage durchrang, die ihr schon seit dem Morgen mit Dax auf der Zunge lag. „Wie ist es bei Ihnen mit Sex?“

Zwei Augenpaare blickten leicht unverständlich. „Ich meine, Sie reden bei der Politik Ihrer Männer nicht mit, aber wie ist es im privaten Bereich? Macht es Ihnen Spaß, mit ihren Männern zu schlafen?“

Die Augenpaare wurden größer. Kira biss sich auf die Zunge, dass sie mit diesem Thema überhaupt angefangen hatte. Ganz offensichtlich war es nichts, was die Hedronka gerne besprachen. Nun ja, ehrlicherweise musste sie zugeben, dass sie sicherlich nicht intelligenter blicken würde, wenn eine ihr unbekannte Rasse das erste Gespräch mit Intimfragen begänne. Stumm verfluchte sie die ausgedehnte Nacht mit Bareil, die sie so aus ihrer Reserve gelockt hatte. Zum Rückzug war es jetzt aber zu spät, also entschloss sie sich zur Flucht nach vorne. Sie versicherte sich, dass auch niemand in Hörweite war, dann zeigte sie auf sich selbst: „Ich bin sehr gerne mit meinem Mann zusammen. Wenn wir miteinander... wenn wir miteinander schlafen, dann ist das sehr schön. Er achtet darauf, was mir gefällt...“ sie stockte, die Hand immer noch auf der Brust, fixierte sie die beiden Hedronka wieder. Das Thema war wirklich nicht sehr geschickt gewählt gewesen. Kira beschloss, es einigermaßen elegant mit einer letzten Frage abzuschließen. „Ähem... ist das bei Ihnen auch so?“ Sie hoffte auf ein Nicken, damit sie rasch zu etwas anderem überleiten konnte.

Die beiden Hedronka blickten sich wieder an. Ihre Gesichtsfarbe hatte mittlerweile eine - in Kiras Augen - richtig gesunde Farbe bekommen. Als sie sich wieder an Kira wandten, nickte die eine, während die andere mit dem Kopf schüttelte. Offensichtlich waren sie über ihre gegensätzliche Reaktion ebenso erstaunt wie Kira das war. Sie blickten sich noch einmal an, dann wiederholte sich das Spiel nur mit verteilten Rollen. Kira musste gewaltsam das Kichern unterdrücken, das sich ihre Kehle hinaufschleichen wollte. Der Anblick, den die beiden verwirrten Frauen boten, wirkte einfach zu komisch.

„Sie wissen nicht, ob Ihnen Sex Spaß macht?“ fragte sie schließlich mit einem verhaltenen Grinsen. Daraufhin nickten beide übereifrig, was die Bajoranerin schließlich doch die Fassung verlieren ließ. Zu ihrer erleichterten Freude stimmten die Hedronka in das Glucksen ein. Es war der erste Laut, den Kira überhaupt von ihnen gehört hatte. Schließlich lachten sich die drei Frauen über ihre Gläser hinweg an. So entsetzlich wie Kira es sich vorgestellt hatte, waren diplomatische Kontakte gar nicht.

„Euch scheint es gut zu gehen.“ Alle drei blickten sich zu dem Besitzer der ruhigen Stimme um. Als sie Vedek Bareil neben dem Tisch stehen sahen, verstummten die beiden Hedronka sofort und nahmen wieder die zurückgezogene Haltung ein, die sie zu Beginn des Abends gezeigt hatten.

Kira hingegen streckte ihm ihr Kinn entgegen, um sich flüchtig küssen zu lassen. „Ist die Verhandlung schon zu Ende?“

Der Vedek nickte. „Nach vier Stunden war niemand von uns noch besonders aufnahmefähig, wir haben uns vertagt...“, er stockte, als er den fast verschüchterten Ausdruck der beiden Hedronka bemerkte. „Ich wollte Ihr Gespräch nicht unterbrechen, bitte verzeihen Sie mir“, er deutete auf einen freien Stuhl. „Stört es Sie, wenn ich mich setze?“ Die beiden Frauen verharrten bewegungslos, ihre Augen huschten verwirrt zwischen Kira und Bareil hin und her.

Die Bajoranerin begriff erst nicht, was passiert war, dann schlug sie sich mit der Hand vor die Stirn. „Natürlich!“ Sie fuchtelte zu Bareil hinüber, dass dieser sich setzen sollte, während sie die Hedronka zu beruhigen versuchte. „Bei uns ist es erlaubt, in Gegenwart der Männer zu sprechen“, sie fasste nach der Hand des Vedek, „dies ist Vedek Bareil, 'mein Mann'. Er vertritt einen Teil unseres Planeten in den Verhandlungen“, sie zauberte ein Lächeln auf ihre Züge, welches hoffentlich vertrauenerweckend wirkte. „Ich würde mich freuen, wenn Sie sich in seiner Gegenwart einfach genau so verhalten wie vorher“, ihre freie Hand beschrieb einen Kreis, der die Bar umfasste. „Das ist völlig normal hier, glauben Sie mir... ja?“ Kira nickte wieder eifrig, was ihr einen verwunderten Blick 'ihres Mannes' einbrachte.

Schüchtern schielten die beiden Frauen zu Bareil hinüber. Dieser lächelte ihnen aufmunternd zu. „Hören Sie auf das, was Nerys Ihnen sagt - ich tue es auch.“

Dieser letzte Zusatz schien das Eis ein wenig zu brechen. Der Gesichtsausdruck der Hedronka verlor etwas an Starre und sie nickten ebenfalls leicht. Kira beschloss, dass es nun doch Zeit für eine vierte Runde Synthehol wäre. Während sie auf die Bestellung warteten, erklärte sie dem Vedek das Kommunikationssystem, das sie sich ausgedacht hatten. Die Unterhaltung der beiden verschieden geschlechtlichen Bajoraner wurde von den Hedronka gespannt verfolgt. Es schien sie ehrlich zu faszinieren, dass Kira mit dem Mann so öffentlich sprach und ihm sogar Anweisungen gab. Das erneute Synthehol und Bareils ruhige Art schafften es, dass die 'Unterhaltung' bald wieder den lockeren Charakter von vorher annahm. Kira beschloss, dieses Mal das verfängliche Thema Sex auszuklammern. Stattdessen fanden sie sich bei der Religion wieder, einem Konzept, das den Hedronka offensichtlich fremd war, und das der Vedek sich nicht nehmen ließ, ausführlich zu erklären.

Schließlich beendeten sie den Abend aber doch. Nachdem Kira und Bareil die Hedronka zu ihrem Quartier zurückgebracht hatten, lehnte sie sich zufrieden an seine Schulter. „Ich denke, so ungeschickt bin ich doch nicht in Diplomatie.“
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