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Verwandte Seelen

von Gabi

Kira

„Die Seele des Menschen
ist der Pfad der Götter.“
(H. Lohberger)


Kira unterdrückte ein kleines Gähnen. Der Roman, den Dax ihr geliehen hatte, war so spannend, gleichzeitig war sie jedoch zum Umfallen müde. Sie packte das Kissen und stopfte es als Stütze in ihren Rücken. Wenn sie sich ein wenig aufrechter hinsetzte, würde der Schlaf sich vielleicht noch ein Kapitel lang vertreiben lassen.

Jadzia Dax hatte ihr einen ganzen Vorrat an Storychips überlassen, welche Fantasy-Geschichten der verschiedensten Völker enthielten. Anfangs war Kira eher der Sache abgeneigt gewesen, in ihrem Leben war eigentlich kein Platz für Fantasy. Sie bevorzugte reale Geschehnisse. Doch die Trill hatte - wie fast immer - recht behalten. Es tat gut, abends einfach abzuschalten, die fiktiven Charaktere auf sich wirken zu lassen. Und mit der Zeit hatte Kira sich dabei ertappt, dass sie tatsächlich begann, mit den Storyhelden mitzufiebern, selbst wenn ihr nach Genuss der ersten drei Geschichten aufgefallen war, dass immer ein ähnliches Muster vorherrschte: Meist war die Heldenperson einzelgängerisch oder von einer kleinen Gruppe von heroischen Gefährten umgeben, die füreinander ihr Leben lassen würden. Die Bedrohung galt dem Heimatdorf, -land oder gar dem gesamten Planeten. Die Bösen waren immer unverwechselbar böse, und auf nichts weniger als auf die Vernichtung alles bisher Dagewesenen aus. In den allermeisten Fällen ging die Geschichte so aus, dass das Böse besiegt wurde, und überwiegend war die Heldin oder der Held trotz gloriosen Sieges dazu verdammt, weiterhin einsam zu sein, weil immer die Sache über persönlichem Streben stand.

Kira gähnte diesmal herzhafter. Das Kapitelende hatte wohl doch bis morgen zu warten. Während sie das Display beiseitelegte, fragte sie sich, ob es wohl auch bajoranische Fantasy-Geschichten gab. Sie hatte sich bisher nur darum bemüht, mehr über die Vergangenheit ihres Planeten zu erfahren und ein wenig damit begonnen, aus der überwältigenden Vielzahl an religiösen Texten Stichproben zu lesen. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre müden Züge. Sie kannte genügend Leute, welche diese religiösen Aufzeichnungen sehr wohl als Fantasy bezeichnen würden.

Das Display kam auf ihrem Nachttisch zu liegen, neben der Statue einer Kriegerin, welche Dax ihr einst geschenkt hatte, weil sie die Trill an Kira selbst erinnerte. Die Bajoranerin seufzte. Die Statue war eine Erinnerung an hellere Tage, als sie zusammen mit Dax und Bareil hier gesessen hatte....

„Wenn religiöse Texte Fantasy sind, dann bist du einer ihrer strahlendsten Helden“, flüsterte sie der Figur zu, doch es war Bareil, mit dem sie sprach. „Du hast immer die Sache über dein persönliches Streben gestellt. Bis zum bitteren Ende.“

Sie hatte die Statue aufgenommen. Das Zeugnis einer längst vergangenen Zeit betrachtend, rutschte sie unter ihre Decke. Die Orbsplitter, welche die Augen darstellten, glühten sogar in der nun völligen Dunkelheit ihres Quartiers. Fast konnte man sich in ihrem Schein verlieren.

Ein leichter Schwindel erfasste Kira, als es ihr immer schwerer fiel, ihren Blick zu fokussieren. Alles begann sich zu drehen. Was war los? Was war...? Sie schloss die Augen und versuchte, mit der Hand ihren schwankenden Kopf festzuhalten...
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