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Lasst die Flammen regnen!

von Froody

Bedenken

Doktor McCoy versuchte mürrisch mit seinem Zeigefinger den Kragen seiner Galauniform zu weiten. Die Standardbordzeit betrug kurz vor sieben Uhr morgens, doch die Stimmung des Arztes hatte bereits ihr Tagestief erreicht. Er musste gleich den Transporter benutzen, wobei er auseinander gerissen und nur vielleicht wieder richtig zusammengesetzt werden würde. Das allein wäre nur halb so schlimm gewesen, wenn er auf dieser Mission tatsächlich als Arzt von Nöten gewesen wäre.
Doch auf Gerremin III musste er lediglich lächeln und Hände schütteln. Zeitverschwendung in seinen Augen! Und dazu kam, dass diese verfluchte Schikimicki-Uniform nicht aufhören wollte ihm die Luft abzuschnüren.
Pille schnaubte wütend und legte all seine schlechte Laune in einen Blick, mit dem er Spock, der neben ihm stand, am liebsten vaporisiert hätte. Das Spitzohr sah selbstverständlich aus, wie aus dem Ei gepellt und würdigte Pille keines Blickes. Sie befanden sich mittlerweile schon mehrere Minuten hier im Transporterraum und warteten schweigend auf Captain Kirk.
„Herrgott, warum muss ich überhaupt mitkommen? Ich bin Arzt und kein Diplomat! Sie sind übrigens auch keiner, Spock! Also hören Sie gefälligst auf so selbstgefällig auszusehen!“, zeterte McCoy los. Einfach, um seinem Ärger Luft zu machen.
Der Vulkanier betrachtete ihn kühl.
„Die Enterprise ist doch ein vermaledeites Forschungsschiff! Warum erforschen wir nicht etwas?“, fuhr Pille fort und unterstrich seine Meinung mit ausladenden Gesten. „Wie war das noch mit dahin vordringen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war? Warum lassen wir Botschafter Hamish nicht einfach seine gottverdammte Arbeit machen?“
„Die Enterprise ist zwar durchaus ein Forschungsschiff, aber auch eines der berühmtesten Schiffe der Sternenflotte, wodurch uns auch eine repräsentative Rolle zufällt. Das betrifft, als einen der ranghöchsten Offiziere, auch Sie, Doktor, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Außerdem muss der Verbleib von Professor Hamish aufgeklärt werden“, entgegnete Spock trocken, der offenbar eingesehen hatte, dass ihn Schweigen nicht vor McCoys Hasstirade schützte.
Der Arzt gab ein unverständliches Grunzen von sich. Natürlich wusste er, wie wichtig es war, herauszufinden was mit Hamish passiert war. Ein Abkommen mit Gerremin war für die Föderation sehr wichtig. Schließlich verfügte der Planet über äußerst wertvolle Erzquellen, die von der Bevölkerung quasi nicht genutzt wurden, für den Bau von Föderationstechnik aber essentiell waren. Doch Pille hatte nun einmal beschlossen renitent zu sein, weil das dafür sorgte, dass ihm nicht an Ort und Stelle vor Müdigkeit die Augen zufielen.
Spock verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere. McCoys Aufmerksamkeit wurde geweckt. Für einen normalen Menschen war das keine ungewöhnliche Körpersprache, aber bei Spock bedeutete diese Geste tatsächlich etwas Ungewöhnliches. Er war nervös.
Der Arzt lächelte siegessicher. „Tun Sie nicht so, Spock! Ihnen gefällt das hier auch nicht, das sehe ich Ihnen an.“
Der Vulkanier hob missbilligend eine Augenbraue. „Ob ich unseren Besuch auf Gerremin begrüße oder nicht, ist irrelevant.“
„Aber Sie haben Bedenken“, bohrte McCoy nach.
Spocks Blick wanderte am Gesicht des Arztes vorbei und blieb an der Transporterplattform dahinter hängen. „Die Sensoren haben Werte angezeigt, die ich als irritierend bezeichnen würde.“
McCoy legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Irritierend?“
Spock nickte leicht. „Anscheinend besteht ein Teil von Gerremins Hauptstadt aus Ruinen.“
„Und was ist daran so schlimm?“
„Professor Hamish hat diese Tatsache in seinen Berichten an die Sternenflotte nie erwähnt.“
„Vielleicht hat er es als nicht so wichtig befunden.“
„Doktor, fast ein Drittel der Stadt besteht aus zerstörten Gebäuden.“
Pilles Augen weiteten sich erstaunt. Das war in der Tat bedenklich. Der Arzt hatte die Berichte des Botschafters zwar nicht alle gelesen, doch ihm war bekannt, dass Gerremin III eigentlich für seine pazifistische Einstellung bekannt war. Ein Ruinenfeld mitten in der Hauptstadt passte da überhaupt nicht ins Bild.

Die Türen glitten beiseite und Jim Kirk betrat den Transporterraum, dicht gefolgt von zwei Sicherheitsoffizieren, die allerdings unbewaffnet waren.
„Meine Herren, nun passen Sie bloß auf, dass Sie vor Tatendrang nicht überschäumen“, sagte er und stemmte gespielt empört die Fäuste in die Hüften.
McCoy kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Dein Enthusiasmus in allen Ehren, Jim, aber können wir nicht wenigstens die kleinen Handphaser mitnehmen?“
„Gerremin III ist ein überaus friedlicher Planet. Das Tragen von Waffen ist gesetzeswidrig, Pille, und das weißt du auch.“
Der Arzt verzog das Gesicht.
„Spock hat dir von den Ruinen erzählt, oder?“, fragte Jim und warf einen Seitenblick auf seinen Ersten Offizier, der damit beschäftigt war seinen Tricorder anzulegen.
McCoy nickte.
„Pille, das kann viele Gründe haben. Außerdem stehen wir doch die ganze Zeit in Verbindung mit der Enterprise. Was soll da groß passieren? Auf uns wartet bloß irgendein langweiliger Staatsempfang“, meinte Kirk und gab seinem Freund einen ermutigenden Klaps auf die Schulter.
Pille schien das nicht sonderlich zu überzeugen.
„Sind die Koordinaten übermittelt worden?“, fragte Jim an den Transporterchief gewandt.
„Aye, Sir!“, antwortete dieser.
„Dann sollten wir die Gerreminianer nicht warten lassen“, beschloss der Captain und stieg auf die Transporterplattform. Die Anderen folgten ihm, wobei McCoy als letzter und nur widerwillig seinen Platz einnahm.
Jim nickte Mr. Kyle an der Transporterkonsole zu. „Energie!“, befahl er und die fünf Männer dematerialisierten sich mit einem grünlichen Schimmer.

Als Jims Sicht sich wieder klärte, befand er sich unter strahlend blauem Himmel, auf einem weitläufigen Platz, direkt neben einem beeindruckend großen Springbrunnen. Er vermutete, dass er sich im Stadtzentrum befand, denn der Platz war von hohen mehrstöckigen Häusern umgeben, die mit ihren weißgrauen Betonmauern einerseits schlicht, aber durch ihre großen spiegelnden Fensterfronten auch wieder recht elegant wirkten.
Jim legte den seinen Kopf in den Nacken, um die Spitze des Springbrunnens zu betrachten, aus der seltsam orangefarbenes Wasser sprudelte, dann verschiedene Kaskaden durchfloss und sich schließlich in einem aufwendig verziertem Becken sammelte. Den Captain beschlich der Gedanke, dass die Gerreminianer nicht zufällig diese Koordinaten angegeben hatten. Allem Anschein nach, wollten sie ihre Besucher besonders beeindrucken.
Das helle Sirren von Spocks Tricorder drang an Jims Ohr. Sein Freund hielt sich wie immer an das Protokoll.
„Müsste nicht jemand kommen und uns begrüßen, oder so? Hier ist alles so seltsam leer“, bemerkte Pille nervös.
In diesem Punkt musste Jim dem Arzt rechtgeben. Es war tatsächlich niemand zu sehen. Er konnte lediglich zwei dunkle Gestalten erkennen, die in einiger Entfernung im Schatten der Häuser standen. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und schienen die Menschen, die einfach aus dem Nichts erschienen waren, überhaupt nicht zu beachten.
„Wie wär’s, wenn wir bei denen da hinten mal nachfragen?“, schlug Jim vor und ging auf die zwei Gestalten zu, ohne auf eine Antwort der Anderen zu achten.
Es waren zwei Frauen, erkannte Jim beim Näherkommen. Ihre dunklen Haare flossen über ihre Schultern hinab bis zu den Hüften. Sie hatten die, für Gerreminianer typische, karamellfarbende Haut und von ihrem Haaransatz an verliefen zwei schmale Linien aus kleinen Hörnchen über ihre Stirne und trafen sich zwischen den Augenbrauen. Als sie bemerkten, dass Kirk und die Anderen auf sie zukamen, versteckte sich die eine ängstlich hinter der anderen. Jim hob beschwichtigend die Hände und blieb in einem respektvollen Abstand stehen.
„Wir wollen Ihnen nichts tun“, sagte er und lächelte freundlich. „Mein Name ist James T. Kirk. Ich bin Captain der U.S.S. Enterprise. Wir sind im Auftrag der Föderation der vereinigten Planeten hier.“
Die Mienen der zwei verhärteten sich. „Und was wollen Sie dann von uns?“, fragte die Ältere wütend.
„Hören Sie, wir wollen sie nicht belästigen…“
„Dann verschwinden Sie doch einfach!“, wurde Kirk forsch unterbrochen.
„Genau! Soll Siphon euch doch holen!“, rief die Andere, die sich bei genauerer Betrachtung eher als jugendliches Mädchen entpuppte.
„Sei still, Misa!“, zischte die Ältere, woraufhin sich das Mädchen wieder hinter ihr versteckte.
Jim warf Spock einen fragenden Blick zu, doch dieser schien auch nicht zu verstehen, warum ihnen mit so viel Feindseligkeit begegnet wurde.
„Aber meine Damen! So redet man doch nicht mit ehrenwerten Mitgliedern der Sternenflotte.“
Kirk wandte sich um.
Hinter ihnen stand ein gerreminianischer Mann, dessen schlammbraunes Gewandt mit einem roten Streifen ihn als Regierungsbeamten kennzeichnete. Er musste sich unerkannt von hinten genähert haben.
Die Körperhaltung der beiden Frauen änderte sich schlagartig. Ihre Schultern sackten ab, sie senkten ihre Köpfe und starrten demütig auf ihre Füße. Misa begann leicht zu zittern.
Der Mann machte eine abweisende Handbewegung. „Ihr könnt euch entfernen!“
Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Eilig hasteten sie davon, aber nicht ohne, dass Misas Begleiterin Jim noch einen letzten giftigen Blick zuwarf.
Der Mann breitete einladend die Arme aus. „Willkommen auf Gerremin III! Ich muss mich für meine Verspätung untertänigst entschuldigen und vor allem auch für diesen… Zwischenfall.“ Er lächelte dünn und deutete eine Verbeugung an. „Mein Name ist Velius Thrax und ich bin Ihr persönlicher Begleiter, während Ihres Besuches bei uns. Wenn Sie Fragen oder Wünsche haben, wenden Sie sich gerne an mich. Ich bin dafür da, Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.“
Kirk nickte leicht. „Vielen Dank, Mr. Thrax. Ich bin Captain Kirk, das sind mein Erster Offizier Commander Spock und Doktor McCoy, der Chefarzt der Enterprise. Und das sind Lieutenant Doyle und Lopez.“
Während Jim seine Begleiter vorstellte, lächelte Thrax jeden von ihnen glasig an. Von der ersten Sekunde an hatte dieser Mann mit seinem peniblen Seitenscheitel und seinen nichtssagenden grauen Augen Jims Misstrauen geweckt. Warum hatte er Misa und ihre Begleiterin so derartig verschreckt? Gleichzeitig war dem Captain bewusst, dass es höchstwahrscheinlich unklug wäre, Thrax zu verstimmen. Spocks und McCoys Zurückhaltung dem Regierungsbeamten gegenüber sagte ihm, dass sie ähnliche Gedanken hatten wie er. Vielleicht konnten sie durch vorsichtiges Fragen sogar etwas darüber herausfinden, was hier schief lief. Denn, dass etwas mit Gerremin III nicht stimmte, war mittlerweile offensichtlich.
„Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen zu Beginn eine kleine Führung durch unsere wunderschöne Hauptstadt gebe?“, fragte Velius Thrax fröhlich.
Jim beschloss das Spiel vorerst mitzuspielen. „Es wäre uns ein Vergnügen, Mr. Thrax“, sagte er daher lächelnd.
„Ausgezeichnet!“, rief Thrax und klatschte vergnügt in die Hände. „Aber bitte nennen Sie mich Velius. Es steht mir nicht zu, dass Sie mich mit meinem Nachnamen ansprechen.“ Er machte eine ausladende Handbewegung. „Das hier ist der Platz der freudigen Begegnung. Haben Sie schon den Springbrunnen in der Mitte bemerkt?“
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