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Warum?

von Nerys

Kapitel 1

Warum?


Neugierig drückte das fünfjährige Mädchen mit den nussbraunen Zöpfen seine Nase am Glas des Aquariums platt, das den Eingang des bolianischen Restaurants zierte. Prächtige bunte Fische zogen darin ihre Kreise zwischen Seepflanzen und von Muscheln und Korallen kolonisierten Steinen.

„Mama“, begann Juno völlig fasziniert von dem Anblick. „Warum ertrinken die Fischis nicht?“

Die neben ihr stehende Kira Nerys runzelte die Stirn. „Ähm… weil sie keine Lungen haben, so wie wir, sondern Kiemen. Damit können sie die Luft atmen, die im Wasser drin ist.“

Juno nickte zufrieden und zeigte sich bereit den Weg über das Promenadendeck fortzusetzen. Das bajoranische Restaurant, wo die beiden mit Dax und Bashir zum Abendessen verabredet waren, lag noch ein Stück weit vor ihnen. Bereits nach ein paar Metern hielt das Mädchen vor einer hohen Topfpflanze bei einer Ladentür an. Die breiten dunkelgrünen Blätter besaßen entlang der Achsen und Ränder ein deutlich heller gefärbtes Muster.

„Warum sind Bäume grün?“, fragte Juno neugierig.

„Das ist so, weil...“ Die Bajoranerin hielt inne, um nach den passenden Worten zu suchen. „Na ja, weil sie dadurch das Licht besser aufnehmen können. Das brauchen sie um zu leben, so wie wir essen müssen.“

Sie scheuchte ihre Ziehtochter rasch weiter, ehe diese sich eine neue Frage ausdenken konnte. Zu ihrem Leidwesen ging das schon den ganzen Nachmittag so, seit sie Juno vom Kindergarten abgeholt hatte. Bisher war es ihr noch gelungen, auf alles einigermaßen passable Antworten zu geben, doch sie war sicher, dass die Kleine bald etwas finden würde, zu dem ihr nichts mehr einfiel. Just als sie an Quarks Bar vorbei kamen, marschierte Morn stark schwankend hinaus auf die Promenade. Genau vor ihnen stolperte der massige Lurianer und knallte der Länge nach auf den Boden. Einen Moment lang blieb er alle Viere von sich gestreckt liegen, ehe er sich schwerfällig wieder aufrappelte, Kira betreten ansah und sich dann mit wackeligem Gang entfernte. Eine deutliche Alkoholfahne blieb hinter ihm zurück.

„Mama, warum ist der komische Mann hingefallen?“, wollte Juno sogleich wissen, die ihm verwundert nachblickte.

Ihre Mutter unterdrückte ein Seufzen und schob sie vorwärts. Sie konnte ihrer fünfjährigen Tochter schlecht mitteilen, dass Morn wieder einmal sturzbetrunken war. „Also das liegt an der Gravitation“, begann sie schließlich. „Die sorgt dafür, dass Dinge und manchmal auch Leute auf den Boden fallen.“

Juno sah verwundert zu ihr auf. „Was ist Gravidalon?“

„Gravitation“, korrigierte sie mit einem milden Lächeln. „Das ist die Schwerkraft. Auf Bajor ist sie natürlich, sie kommt vom Planeten selbst und sorgt dafür, dass alles auf der Oberfläche bleibt. Im Weltall gibt es keine, darum schwebt diese Station schwerelos zwischen den Sternen.“

„Warum schweben wir dann nicht?“, fragte das Mädchen mit einem prüfenden Rundblick weiter.

Langsam machte sich bei Kira die Verzweiflung breit, war sie doch weder Technikerin noch Wissenschaftlerin. „Hier machen Maschinen die Schwerkraft.“

„Und wenn die kaputt gehen?“, überlegte das Mädchen.

„Na ja, dann… dann fliegen wir herum, schätze ich, bis der Computer wieder repariert ist.“ Sie war sich jedoch überzeugt, dass dies nicht so leicht geschehen konnte, da sämtliche Stationssysteme regelmäßig gewartet wurden. Die Sternenflotte behandelte im Gegensatz zu den Cardassianern ihre Technik glücklicherweise äußerst pfleglich.

„Ich will auch fliegen! So wie ein Vogel!“, rief Juno begeistert. Sie hob die Arme in flatternden Bewegungen wie Flügel und hüpfte vorwärts.

Die Kommandantin schickte einen stummen Dank an die Propheten, während sie ihrer Tochter hinterher ging. Kurz darauf erreichten sie das bajoranische Restaurant, das um diese Zeit gut besucht war. Im hinteren Teil entdeckte Kira ihre beiden Freunde an einem der Tische und bugsierte Juno in die entsprechende Richtung. Das Mädchen blieb jedoch angetan vor einem großen Bild an der Wand stehen. Es handelte sich dabei um einen Druck jenes berühmten Gemäldes, das die lange versunkene Stadt B'hala zeigte, welche vom Abgesandten wiedergefunden worden war. Auf dem Bild zeigten sich die Häuser in goldenes Sonnenlicht getaucht.

„Mama, warum ist der Himmel blau?“, kam es Juno wissbegierig über die Lippen.

Die Bajoranerin fiel aus allen Wolken und deutete hilflos auf den Tisch vor ihnen. „Weißt du, Ezri kann dir das sicherlich viel besser erklären.“

Das ließ sich ihre Tochter nicht zweimal sagen und lief der Trill begeistert entgegen. „Ezriii!!“

Kira setzte sich auf den freien Platz neben dem jungen Arzt und begann ein Gespräch mit ihm, während sie mit halbem Ohr zuhörte, wie Juno ihre Frage wiederholte. So sehr sie ihr Ziehkind auch liebte, für den Moment war sie überaus erleichtert, dass es ein anderes Opfer gefunden hatte, dem es unentwegt Löcher in den Bauch fragen konnte. Für eine Weile.
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