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Geteilte Träume

von Martina Bernsdorf

Kapitel 1

Ein eisiger Wind pfiff über die Hügel, er trug Eiskristalle und aufgewirbelte Schneeflocken aus den Tannenzweigen mit sich. Kira Nerys legte den Kopf in den Nacken und musterte mit zusammengekniffenen Augen den Himmel. Dicke, graue Wolken türmten sich auf und bargen das Versprechen auf noch mehr Schnee.
Obwohl sich der Tag noch lange nicht dem Ende zuneigte, trug der Himmel bereits die Farben der Dämmerung. Kira schüttelte die Schneeflocken von ihren Schultern und zog den Tricorder aus ihrer Jackentasche.
Es war, als wolle die Anzeige sie verspotten, dieser Wald beherbergte eine Menge Leben, die Werte der Person herauszufiltern, die sie suchte, würde nicht gelingen.
Warum war sie hier? Sie versuchte eine Antwort darauf zu finden, während sie über die dünne, verharschte Schneedecke schritt. Ihre Stiefelsohlen knirschten, und der Widerstandskämpfer in ihr, der für immer ein Teil von ihr sein würde, verfluchte dieses Geräusch.
Sie wollte nicht, dass man sie hörte, auch wenn die Zeiten vorbei waren, wo hinter jeder Ecke eine cardassianische Patrouille lauern konnte.
Doch Kälte und Einsamkeit erinnerten sie an die Zeit der Besatzung. Der Winter war immer ein Feind gewesen, ein Verräter durch die Fußspuren, die man im Schnee hinterließ, ein Mörder mit der Kälte und dem Hunger, der mit ihm ins Land zog.
Es war seltsam, dass diese Erinnerungen so deutlich in ihren Herzen brannten, gerade auf dieser Suche hätte sie nicht gedacht, sich an den Hass auf die Cardassianer so gut zu erinnern.
Einst hätte sie alles gegeben, um den Mann sterben zu sehen, den sie nun retten wollte. Sein Todesröcheln wäre Musik in ihren Ohren gewesen, sein Tod eine Befreiung.
Doch ihr Hass auf ihn war widerwillig Verachtung gewichen und dann mit Abschluss des Friedensvertrag war daraus Verständnis geworden und schließlich sogar Freundschaft.
Jedoch eine Freundschaft, die immer den Schatten des einstigen Hasses in sich barg. Wie eine wilde Blume, die ihre Dornen gut verbarg, bis man versuchte, sie zu pflücken.
Sie hatte sich eingeredet, dass es ihre Pflicht sei, Dukat zu suchen - aber war es das wirklich?
Es war für das bajoranische Militär ein peinliches Versagen, dass man den Gul mitten aus dem Festlichkeiten zum Jahrestag des Friedensvertrages zwischen Bajor und Cardassia entführt hatte. Sein Verschwinden konnte eine neue Krise auslösen, der Friedensvertrag war immer gefährdet.
Kira konnte das sehr gut verstehen, es gab viele Bajoraner, die mit dem Grauen der Besatzungszeit noch nicht gebrochen hatten. Sie selbst war lange Zeit nicht fähig gewesen, den Hass aus ihren Herzen zu bannen.
Aber dieser Friedensvertrag hatte Bajor viel gekostet, hatte sie persönlich viel gekostet! Für den Traum vom Frieden und dem gegenseitigen Verständnis war Bareil gestorben und für ihn wollte sie diesen Traum leben.
Da sie sich sehr gut in die Lage der Entführer versetzen konnte, hatten ihre Instinkte sie in diesen Wald geführt. Sie hätte sich auch den allgemeinen Suchtrupps anschließen können, aber sie bezweifelte das dieser Trupp Erfolg haben würde. Ihre Chancen lagen besser, wenn sie allein vorging.
Ein durchdringendes Heulen ließ sie erstarren, sie kannte diesen melancholisch wirkenden Laut. Die Dämmerung war nahe und die scheuen Bewohner dieses Waldes, erwachten.
Die Nachtwölfe waren schon immer einsame Wanderer gewesen, die meisten Bajoraner glaubten sogar, sie würden gar nicht existieren und verwiesen sie in das Reich der Legenden und Geschichten.
Kira wusste es besser, ihre Wege hatten sich mehr als einmal gekreuzt.
Der klagende Laut war ein Geräusch, das in ihrem Herzen weiter sang, es war wie ein Teil von ihr.
Sie legte ihre Hand auf das kalte Metall ihres Phasers, auch wenn sie vertraut mit den Nachtwölfen war, kannte sie genug Geschichten davon, wie sie achtlose Wanderer mit in die andere Welt nahmen.
Schattengänger zwischen den Welten des Lebens und des Todes oder reißende Bestien, mit denen man kleine Kinder erschreckte, es gab so viele unterschiedliche Legenden und Geschichten.
Kiras suchender Blick huschte über das Unterholz, dort wo die Dunkelheit den trüben Wintertag bereits vertrieben hatte. Fluoreszierende Augen, von der Farbe geschmolzenen Kupfers, starrten ihr entgegen.
So als sei ihr Blickkontakt ein Zeichen gewesen, bewegte sich der Nachtwolf und glitt geschmeidig aus dem Schutz der Bäume. Es war ein kapitaler Wolf, dessen schwarzer Pelz von einigen dunkelgrauen Arealen aufgehellt wurde. Der längere Streifen schneeweißen Pelzes, der den Rückenkamm des Wolfes säumte, ging in einen buschigen Schwanz über.
Kiras Hand war um das kalte Metall des Phasers geschlungen, aber es war ihr bewusst, dass wenn der Wolf sie jetzt angriff, sie unmöglich die Waffe schnell genug ziehen konnte, um ihn noch abzuwehren.
Sie starrte in die Augen des Raubtieres und erinnerte sich mit messerscharfer Klarheit an das Erlebnis vor Jahren, als sie das einmalige Geschenk erhalten hatte, die Empfindungen dieser Wölfe zu teilen.
Die daraus resultierende Einsicht, dass alles Leben auf Bajor eine Verbindung zueinander hatte, war oft der einzige Trost in den langen Jahren des Widerstandes gewesen.
Das Wissen um diese Bindung zu Bajor, zu allem Leben darauf und vielleicht sogar zu den unsichtbaren Welten, war etwas, das ihr kein Cardassianer hätte nehmen können.
Der Nachtwolf knurrte leise und zeigte seine schneeweißen Raubtierzähne.
Ein Krieger kann zum Opfer werden, selbst den Weg der Beute gehen..
Trotz dieser Worte, die ihre Erinnerung streiften und sie daran erinnerten, dass sie weit davon entfernt war, die Nachtwölfe zu verstehen, nahm sie die Hand vom Phaser. In den Tiefen dieser kupferfarbenen Augen glomm eine Intelligenz, die in ihrer Fremdartigkeit erschreckend wirkte.
Der Wolf wandte sich mit einer kraftvollen Bewegung ab und trottete ohne Eile in eine Richtung, ehe er stehenblieb und den mächtigen Schädel drehte, so als wolle er fragen, ob sie noch eine deutlicher Einladung benötigte um ihn zu folgen.
Kiras Beine setzten sich schon in Bewegung, noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte.
Sie folgte dem Nachtwolf, sich sicher, dass er sie an einen Ort führen würde, der ihr auf die eine oder andere Weise vorbestimmt war.
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