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The Link

von Martina Bernsdorf

Kapitel 1

Dax versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, mit einem leichten Zusammenziehen der Schulterblätter, hoffte sie die Verkrampfungen im Nacken zu lösen.
Ihr entging nicht, wie Kira diese Anstrengungen mit einem spöttischen Lächeln quittierte. "Ihr Sternenflottentypen seid einfach nichts gewöhnt."
Kira trat neben die Trill und setzte sich auf die Kante der wissenschaftlichen Konsole. Dax verdrehte missmutig die Augen und überlegte sich, ob sie der rothaarigen Frau die Zunge herausstrecken sollte. Angesichts der Tatsache, dass sie auf der Ops waren und im Dienst, unterließ sie es.
"Wie war das, Nerys? Ich zeige dir die Schönheiten der Dahkur-Provinz, bei einem kleinen Spaziergang?" Dax gab ihren Worten einen höhnischen Tonfall.
Kira legte sinnierend den Zeigefinger an die Lippen, was das Grinsen darunter nicht ganz überdecken konnte. "So ungefähr war der Wortlaut und habe ich dir zu viel versprochen?" Sie breitete die Arme in einer übertrieben fragenden Geste aus.
Dax konnte ein Zucken um ihre Mundwinkel nicht verhindern, fast hätte sie gegrinst. "Ich habe nicht einmal bei dem Überlebenstraining der Sternenflotte, so einen Gewaltmarsch über mich ergehen lassen müssen, wie gestern - an meinem freien Tag"! Kira grinste leicht boshaft, doch sie hatte selbst einen nicht zu verachtenden Muskelkater in den Waden, was sie Dax in hundert Jahren nicht verraten hätte.

Das Zischen des Turboliftes unterbrach das freundschaftliche Geplänkel der beiden Frauen. Der Terraner, in der Uniform eines Lieutenant, trat mit einem aufmerksamen, leicht suchenden Blick auf die Ops.
Weder Kira noch Dax hatten ihn je zuvor gesehen, aber er hatte ein so nichtsagendes Äußeres, dass man ihn vielleicht auch gleich wieder vergessen hätte.
Zudem dockten einige Schiffe der Sternenflotte an der Station, die Situation im Gamma-Quadranten war angespannt. Jeder fürchtete sich vor dem Dominion und die Gefahr eines Krieges war nicht von der Hand zu weisen. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass mit dem Wurmloch eine stabile Verbindung in den Gamma-Quadranten bestand.
Deshalb war es kein Wunder, dass die Konzentration der Starfleetschiffe im bajoranischen Raum sprunghaft zugenommen hatte.
Kira sah es mit einem Anflug von Ironie, unter dessen dünnen Anstrich, die blanke Wut zu erahnen war.
In all den Jahren der cardassanischen Besatzung hatte es kein einziges Starfleetschiff in diesem Sektor gegeben. Keine Hilfe gegen die Cardassianer, sah man von einzelnen politischen Statements und formellen Protesten ab.
Der Lieutenant ging die Metallstufen mit geschmeidigen Schritten hinunter und wandte sich Kira und Dax zu. Ein freundliches Lächeln lag auf seinen Lippen, doch Kira bemerkte, dass es nicht die Augen erreichte, die kalt und starr wie Eis wirkten.
"Was führt Sie auf die Ops, Lieutenant?" Kira gab ihrer Stimme einen bestimmten, formellen Tonfall. Die Zentrale war keinesfalls eine allgemein zugängliche Touristenattraktion.
"Ich habe eine Botschaft von Starfleet-Command für Captain Sisko", erklärte der Mann mit einer perfekt modulierten Stimme. Die Betonung war so übertrieben klar, dass sein Satz lange geübt klang.
Dax lachte leise und Kira hob amüsiert eine Augenbraue. "Sofern Sie nicht der Übermittler einer Beförderung sind, Lieutenant, sollten Sie bei Commander Sisko bleiben."
Ein Hauch von Erschrecken huschte über die Züge des Mannes. Kira meinte, ein Flackern in seinem Gesicht wahrzunehmen, es war seltsam, kurz schien seine Haut zu wabern, wie etwas, dass zu nahe ans Feuer gekommen war.
"Ich bin ein wenig nervös, deshalb der Fehler", der Offizier zuckte entschuldigend die Schultern. Sein Einwand klang plausibel, dennoch kniff Kira misstrauisch die Augen zusammen, etwas störte sie an diesem Mann.
Sie wich von Dax' Konsole zurück, wobei der Trill die plötzliche Anspannung ihrer Vorgesetzten auffiel.
"Ich werde Sie zu Commander Sisko bringen." Kiras Stimme war absolut ruhig, Sisko war gar nicht auf der Ops, aber das musste der Mann nicht wissen.
Sie ging dicht an ihrer Konsole vorbei, ließ dabei die Finger wie beiläufig über die Displays streichen und berührte den Sicherheitsalarm.
Der Starfleetoffizier zuckte leicht die Schultern. "Ich schätze Mr. Odo wird etwa zwei Minuten brauchen, um die Zentrale zu erreichen." Er hörte sich vollkommen gelassen an, so als sei es das Unbedeutendste im Universum.
Kira fluchte gedanklich, sie hatte gehofft, dass er diesen stillen Alarm nicht registriert hätte.
"Was wollen Sie?" Kira versuchte die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zu lenken, was ihr sehr leicht gelang, vielleicht zu leicht.
Sie sah über die Schulter des Mannes, Dax versuchte an einen Phaser zu gelangen. Doch der vermeintliche Lieutenant war weder an Dax noch an ihren Aktivitäten interessiert.
"Ich werde alles ändern", erklärte er mit tiefem Ernst und Freude in der Stimme, seine grauen Augen waren allein auf Kira fixiert. Dax hatte den Phaser auf starke Betäubung eingestellt und war ein wenig unschlüssig, was sie tun sollte.
Der seltsame Mann stand unmittelbar vor Kira, doch nichts an seiner Haltung deutete auf die Absicht eines Angriffes hin. Trotzdem hatte Dax das beängstigend intensive Gefühl von Gefahr. Ihre Kopfhaut prickelte unter der Anspannung, sie richtete den Phaser aus und fing Kiras Blick ein.
Die Bajoranerin versuchte zu begreifen was der Fremde mit seinen Worten meinte, sie waren so unbestimmt. Was wollte er ändern? Wie war er zu einer Starfleetuniform gekommen, fallgesetzt er kein Starfleetoffizier war, der unter einer seltsamen Form von Sternenkoller litt?
Er bewegte die Hand in ihre Richtung und Kira erkannte das matte Glitzern eines metallenen Gegenstandes. "Dax", Kira sprang instinktiv zur Seite, doch mit einem leicht summenden Laut löste sich etwas aus dem Gerät, das der Mann fest in der Hand verborgen hielt.
Der Betäubungsstrahl brachte den Mann leicht ins Straucheln, aber er stürzte nicht zu Boden. Im Gegenteil, der starke Betäubungsstrahl hatte anscheinend keinerlei Wirkung auf ihn. Kira fluchte, etwas hatte sie am rechten Arm getroffen, doch es schien so unbedeutend, dass sie es getrost ignorieren konnte.
Sie sprang wieder auf die Beine, aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Odo aus dem Turbolift sprang, gefolgt von Sisko.
Die grauen Augen des Mannes waren voll wilder Freude und Triumph, er richtete seine seltsame Waffe auf Dax. Sein vorherrschendes Ziel hatte er erreicht, doch vielleicht konnte er noch mehr Schaden bei seinen Feinden ausrichten.
Dax hatte den Phaser neu justiert, es behagte ihr zwar nicht, mit Vernichtungspotential zu schießen, aber das Verhalten des Angreifers ließ ihr keine Wahl.
Etwas surrte dicht an ihrer Wange vorbei und traf die Wandverkleidung hinter der wissenschaftlichen Konsole, während sie abdrückte. In dem Sekundenbruchteil, ehe dieser Strahl traf, verwandelte sich der Mann.
Seine Gestalt zerfloss, waberte goldfarben und schrecklich bekannt, sein Gesicht war dem von Odo sehr ähnlich. "Wir haben gewonnen", seine Worte hallten noch auf der Ops, als sein Körper unter der Phaserentladung zerplatzte wie eine reife Melone.
Odo starrte fassungslos auf die goldfarbene Masse am Boden, die sich zunehmend schwarz verfärbte und zu einer Art schwarzem Staub zerfiel. Noch nie zuvor hatte er einen Gestaltenwandler sterben gesehen und der Anblick fraß sich in seine Seele.
"Was ist passiert?" Siskos tiefe Stimme klang beruhigend, aber selbst unter seinem beherrschten Tonfall, war eine Spur Entsetzen.
Dax starrte auf ihren Phaser, die Tatsache, dass sie einen Gestaltenwandler getötet hatte, tröpfelte nur langsam in ihren wie betäubten Verstand.
Ihre Hand zitterte leicht, Dax betrachtete sie wie etwas, das nicht zu ihr gehörte. Bei den sieben Wirten vor Jadzia, hatte es einige gegeben, die in ihrem Leben gezwungen gewesen waren zu töten.
Es hatte sogar einen gegeben, der bewusst und zu seinem Zweck getötet hatte, Joran. Doch diese Erinnerungen halfen nicht bei der Bewältigung der Gefühle, die nun in Jadzia tobten. Seit der Symbiose mit Dax, hatte sie nie Gefühle gehabt, die getrennt vom Symbionten existierten - bis jetzt.
"Jadzia?" Kiras Stimme war sanft, sie legte die Hand auf Dax‘ Schulter. Die Trill sah mit großen, schreckgeweiteten blauen Augen zu ihr auf.
Es tat Kira in der Seele weh, dass sie nicht diejenige gewesen war, die den Gestaltenwandler getötet hatte. Sie hatte schon so viele Leben zu verantworten, sie hätte diese Last gerne von Dax genommen.
Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie sie sich bei dem ersten Mal gefühlt hatte, als sie ein Leben genommen hatte. Die Erinnerung daran war klar, an die Nacht voller Frucht, an die angsterfüllten Augen ihrer Freunde, die mit ihr aus denn Gefangenlager geflohen waren. Doch sie konnte sich nicht mehr an das Gefühl erinnern, wie es gewesen war, den ersten Cardassianer zu töten.
War es Triumph gewesen? Freude? Oder hatte sie den Akt als Abscheulichkeit empfunden? Es waren so viele Leben gefolgt, so viele Cardassianer, dass alles vor ihren Augen verschwamm.
Kira blinzelte leicht, der seltsame Schleier über ihren Augen lichtete sich nicht.
Ihr war kalt, sie sah Odo und Sisko nur noch verschwommen, selbst ihre Stimmen vermischten sich zu einem seltsamen dumpfen Geräusch.
Dax spürte wie sich Kiras Hand an ihrer Schulter verkrampfte, das Entsetzen getötet zu haben, wich weit in dem Empfinden der Trill zurück.
"Nerys, bist du verletzt?" Dax erinnerte sich an Kiras Fluch, unter dem ein wenig Schmerz zu erahnen gewesen war. Kira starrte in Dax' Gesicht, die Worte der Trill schienen unnatürlich in die Länge gezogen, ihre Bedeutung nicht mehr erfassbar.
Dax blickte in Kiras leichenblasses Gesicht, Schweißtropfen standen auf ihrer Oberlippe. Ein kleiner Stachel ragte aus dem roten Stoff des Uniformärmels. Nur einige Blutstopfen hatten den Stoff dunkler verfärbt.
Kira gab einen Laut von sich, der ein ungläubiges Lachen hätte sein können. "Es ist so kalt." Kira war sich nicht sicher ob überhaupt jemand verstand, was sie sagte, ihre eigene Stimme war viel zu langsam in ihren Ohren. Zudem war das dumpfe Dröhnen ihres Herzschlages, zu dem einzigen Geräusch geworden, dass sie überhaupt noch wahrnahm.
"Bashir auf die Ops", Dax klopfte auf ihren Kommunikator, während Sisko und Odo erst jetzt darauf aufmerksam wurden, dass etwas nicht stimmte.
Dax griff nach Kiras Hand, die noch immer schmerzhaft in ihre Schulter verkrampft war, sie war eiskalt. Ein Ruck ging durch Kira, die Trill konnte hören, wie ihre Zähne so fest aufeinanderschlugen, dass es im Kiefer knirschte. Sie fing ihre Freundin auf, ehe diese auf das harte Deck stürzen konnte.
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